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»Ja.«

»Es heißt im Schatten der Berge, daß die Priesterkönige alles wissen, was auf dem Planeten vorgeht.«

»Unsinn«, sagte Misk. »Vielleicht zeige ich dir eines Tages den Beobachtungsraum. Dort sitzen ständig vierhundert Priesterkönige an Beobachtungsgeräten – entsprechend gut informiert sind wir. Wenn zum Beispiel gegen unser Waffengesetz verstoßen wird, entdecken wir das früher oder später, und nachdem wir die Koordinaten bestimmt haben, wird der Flammentod-Mechanismus aktiviert.«

Ich hatte einmal mitbekommen, wie ein Mann den Flammentod starb – der Höchste Wissende von Ar, auf dem Dach des Justizzylinders seiner Stadt.

»Ja«, sagte ich schaudernd. »Ich würde gern den Beobachtungsraum sehen.«

»Viele Informationen erhalten wir auch von den Eingepflanzten«, sagte Misk. »Wir versehen Menschen mit einem Kontrollnetz, das mit einem Sender verbunden ist. Die Linsen ihrer Augen werden so angepasst, daß alle Wahrnehmungen über Umwandler auf Duftschirmen im Beobachtungsraum erscheinen. Wir können auch durch diese Wesen sprechen und handeln, wenn das Kontrollnetz vom Sardargebirge aus aktiviert ist.«

»Sehen die Augen dann anders aus?« fragte ich.

»Manchmal.«

»Ist Parp ein Eingepflanzter?«

»Ja«, erwiderte Misk, »ebenso wie der Mann aus Ar, der dir in der Nähe Ko-ro-bas auf der Straße begegnete.«

»Aber dieser Mann wehrte sich gegen das Netz.«

»Vielleicht war die Anlage fehlerhaft.«

»Und wenn nicht?«

»Dann war er ein bemerkenswerter Mann.«

»Du hast gesagt, du kennst die Cabots schon vierhundert Jahre.«

»Ja – dein Vater, der ein ehrenwerter Mann ist, hat uns gelegentlich geholfen, obwohl er es ohne sein Wissen nur mit Eingepflanzten zu tun hatte. Er ist vor über sechshundert Jahren nach Gor gekommen.«

»Unmöglich!« rief ich.

»Mit dem Stabilisierungsserum ist das nicht unmöglich.«

Die Information erschütterte mich. Ich begann zu schwitzen, und die Fackel zitterte in meiner Hand.

»Ich arbeite seit Jahrtausenden gegen Sarm und die anderen«, sagte Misk, »und vor über dreihundert Jahren brachte ich endlich das Ei in meinen Besitz, aus dem dieser männliche Priesterkönig hervorging. Mit Hilfe eines Eingepflanzten – der sich an den Vorgang später nicht erinnerte – ließ ich dann deinen Vater den Brief schreiben, den du in deiner Heimatwelt fandest.«

»Aber damals war ich noch gar nicht geboren!« rief ich verwirrt.

»Dein Vater hatte die Anweisung, dich Tarl zu nennen – und damit er dir nichts von der Gegenerde verriet oder dich von unseren Zielen abzubringen versuchte, wurde er nach Gor zurückgeholt, ehe du größer wurdest.«

»Ich dachte, er hätte meine Mutter im Stich gelassen«, sagte ich.

»Sie wusste Bescheid, denn sie war zuvor auf Gor gewesen.«

»Davon hat sie aber nie etwas gesagt.«

»Matthew Cabot war eine Geisel, die ihr den Mund versiegelte.«

»Aber meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war.. .«

»Ja, wegen eines unangenehmen Bazillus, in eurer verseuchten Atmosphäre!«

Mir taten die Augen weh, wahrscheinlich wegen des Rauchs von der Fackel. Ich dachte an die schöne, einsame Frau, die ich kurz in meiner Kindheit gekannt hatte.

»Warum ist sie nicht auf Gor geblieben?« wollte ich wissen.

»Sie fürchtete sich hier, und dein Vater bat darum, daß sie zur Erde zurückkehren dürfte.«

»Aber ich fand den Brief in den Bergen doch nur zufällig – am Ort meines Nachtlagers.«

Als uns deine Lagerstelle klar wurde, legten wir den Brief dort ab«, sagte Misk.

»Und der Umschlag vernichtete sich selbst. ..«

»Du warst gewarnt.«

»Und die Kompassnadel?«

»Es bereitet keine Schwierigkeit, ein Magnetfeld durcheinander zu bringen.«

»Aber ich kehrte an den Ort zurück, von wo ich geflohen war.«

»Ein erschreckter Mensch neigt dazu, im Kreise zu laufen. Aber es wäre auch egal gewesen. Ich hätte dich überall auflesen können. Ich glaube, du selbst hattest das Gefühl, daß es keinen Ausweg geben konnte, und bist vielleicht aus einem gewissen Stolz an den Ort deines Fundes zurückgekehrt.«

»Ich hatte nur Angst. Als ich dann das Schiff betrat, wurde ich ohnmächtig.«

»Du warst narkotisiert«, sagte Misk.

»Wurde das Schiff vom Sardargebirge aus gesteuert?«

»Es wäre technisch möglich gewesen«, sagte Misk, »aber das Risiko konnte ich nicht eingehen.«

»Dann war es also bemannt.«

»Ja.«

Ich sah den Priesterkönig an.

»Ja – ich habe es gesteuert.« Er schaute auf mich herab. »Es ist spät.

Du musst müde sein.«

Ich schüttelte den Kopf. »Es wurde also nichts dem Zufall überlassen.«

»Es gibt keine Zufälle – nur Ignoranz.«

»Das kann man nie wissen.«

»Nein«, sagte Misk und neigte seine Antennen in meine Richtung. »Du musst dich jetzt ausruhen.«

»Und was sollte das Zwischenspiel in Vikas Raum?«

»Sarm ist sehr misstrauisch, und er hat für deine Unterbringung, gesorgt.

Er wollte, daß du Vikas Charme erliegst, daß sie dich erobert, dich zum Sklaven ihrer Schönheit macht – wie schon viele vor dir.«

»Ist das möglich?«

»Hundert Männer, stolze Krieger, ließen sich von ihr betören.«

Wieder spürte ich meinen Hass auf dieses Mädchen, und ich ballte die Fäuste. »Was wurde aus ihnen?« fragte ich.

»Sie kamen als Muls zum Einsatz.«

»Ich bin froh, daß ich ihr widerstanden habe.«

»Als du den Beobachtungsapparat in ihrem Zimmer zerstörtest, musste ich schnell handeln.«

Ich lachte. »Dann dachtest du also, du würdest mich retten?«

»Jedenfalls wollten wir das Risiko nicht länger tragen.«

»Du sprichst in der Mehrzahl?«

»Ja.«

»Und wer ist der andere?«

»Das größte Wesen im Nest.«

»Die Mutter?«

»Natürlich.«

Misk berührte mich sanft mit seinen Fühlern. »Komm jetzt«, sagte er.

»Kehren wir in unsere Unterkunft zurück.«

»Warum wurde ich nach der Belagerung Ars zur Erde zurückgeschickt?«

»Um dich mit Hass auf die Priesterkönige zu erfüllen«, erwiderte Misk.

»Um dir den Wunsch einzupflanzen, in das Sardargebirge vorzudringen.«

»Aber warum sieben Jahre?« Es waren grausame, einsame Jahre gewesen.

»Wir warteten.«

»Aber worauf?«

»Dass es ein weibliches Ei gab.«

»Gibt es das jetzt?«

»Ja«, sagte Misk, »aber ich weiß nicht, wo es ist.«

»Wer weiß es denn?«

»Die Mutter.«

»Aber was habe ich mit all dem zu tun?«

»Du gehörst nicht zum Nest, also kannst du das Erforderliche tun.«

»Und was ist das Erforderliche?«

»Sarm muß sterben.«

»Ich möchte Sarm nicht töten.«

»Na gut.«

Ich wunderte mich über den Verlauf des Gesprächs und schaute zu Misk auf. Ich hob sogar meine Fackel, um den großen Kopf mit den breiten schimmernden Augen besser auszumachen.

»Warum ist ein Ei so wichtig?« wollte ich wissen. »Ihr habt die Stabilisationsseren. Gewiß wird es noch viele Eier geben, von denen viele weiblich sind.«

»Aber es ist das letzte Ei.«

»Warum?«

»Die Mutter schlüpfte aus und vollführte ihren Hochzeitsflug, als die Stabilisationsseren noch gar nicht erfunden waren«, sagte Misk. »Wir haben ihr Altern immer wieder hinauszögern können, aber mit den Jahrtausenden schlugen unsere Bemühungen immer weniger an, und jetzt kann es keine neuen Eier mehr geben – die Mutter stirbt.«

Ich schwieg, und das einzige Geräusch in dem klammen Metalllabor war das Zischen meiner Fackel.

»Ja«, sagte Misk schließlich, »das Ende des Nests scheint gekommen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das geht mich nichts an.«

»Richtig«, sagte Misk.

Wir starrten uns an. »Also«, fragte ich, »willst du mich bedrohen?«

»Nein.«

»Willst du nicht meinen Vater oder meine Freie Gefährtin fangen lassen und sie umbringen, wenn ich dir nicht diene?«

»Nein, nein.«

»Warum nicht? Bist du kein Priesterkönig?«