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»Das habe ich sogar einen Priesterkönig noch nicht machen sehen«, sagte Mul Al-Ka, und in seiner Stimme schwang so etwas wie Ehrfurcht.

Ich war recht zufrieden mit mir, obwohl mir erst jetzt aufging, welches Risiko ich eingegangen war.

»Möchtet ihr die Transportscheibe lenken?« fragte ich.

»Sehr gern«, sagte Mul Al-Ka, »aber willst du uns zuerst nicht zeigen, menschlich zu sein?«

»Aber du bist ein Narr!« schalt ihn sein Bruder. »Er zeigt es uns doch schon! Hast du schon einmal einen Priesterkönig so töricht mit seiner Transportscheibe umgehen sehen?«

Ich errötete.

»Lehre uns mehr!«

»Bei Gelegenheit gern«, sagte ich.

»Das ist fair«, sagte Mul Al-Ka.

»Ja«, bemerkte Mul Ba-Ta.

»Inzwischen«, sagte Mul Al-Ka und starrte fasziniert auf die Beschleunigungsstreifen der Scheibe, »konzentrieren wir uns auf die Transportscheibe.«

Andererseits hatte ich keine Einwände, daß sich Sarm oft um mich kümmerte – denn so lernte ich viel über das Nest der Priesterkönige und wurde in Gegenden geführt, die Menschen normalerweise verschlossen sind. Hierzu gehörte auch die Energiequelle der Priesterkönige, die gewaltige Anlage, die die Grundenergie für ihre zahlreichen Werke und Maschinen hervorbringt.

»Manchmal wird das hier der Heimstein von ganz Gor genannt«, sagte Sarm, als wir den langen eisernen Wandelgang erklommen, der sich an einer riesigen durchsichtigen blauen Kuppel entlangzog. In dieser Kuppel befand sich eine gewaltige, kristallin wirkende Halbkugel, die grell flackerte und glühte und einen bläulichen Schein ausstrahlte.

»Der Vergleich stimmt natürlich nicht, denn wir kennen den Heimstein nicht, diesen Auswuchs barbarischer Kultansätze.«

Mich ärgerte diese Einschätzung der goreanischen Heimsteine, die in der äußeren Welt sehr ernst genommen wurden.

»Dir ist die Liebe eines Mannes für seinen Heimstein natürlich unverständlich«, sagte ich, da ihr nichts Vergleichbares kennt. Aber dafür habt ihr die Mutter«, fügte ich unschuldig hinzu.

Sarm verhielt auf dem schmalen Gang. Mit einer Bewegung seiner Vorderbeine hätte er mich in die Tiefe stürzen können. Seine Fühler zuckten, kurz erschienen seine gekrümmten Klingen, dann richtete er sich wieder auf.

»Das ist etwas anderes«, sagte er.

»Ja«, sagte ich leise.

Endlich erreichten wir den Scheitelpunkt der riesigen blauen Kuppel.

Über uns befand sich ein größerer konzentrischer Dom aus zahlreichen Galeriegängen voller Instrumente und Kontrollstationen. Ich hielt die ganze Anlage für eine Art Reaktor.

»Dies ist also die Quelle der Macht der Priesterkönige«, sagte ich.

»Nein«, antwortete Sarm, der sich mit seinen Vorderbeinen an je vier Stellen am Hals und hinter der Brust berührte. »Hier«, sagte" er, »liegt der wahre Quell unserer Macht.«

Ich machte mir klar, daß er mir die Stellen gezeigt hatte, an denen bei dem jungen Priesterkönig in Misks Laboratorium die Zuleitungen endeten – Sarm hatte auf seine acht Gehirne gedeutet.

»Ja«, sagte ich, »du hast recht.«

»Das ist gut«, sagte Sarm, »ich möchte, daß du von den Priesterkönigen lernst.«

»In den letzten Tagen habt ihr mir schon viel beigebracht.«

»Und doch gibt es Wesen, die all dies vernichten möchten«, sagte Sarm und machte eine Fühlerbewegung, die die großartige Anlage ringsum erfasste.

Ich überlegte, ob ich den Priesterkönig mit einem Satz von der schmalen Plattform stoßen konnte.

»Ich weiß, warum du in das Nest geholt wurdest«, sagte Sarm.

»Dann weißt du mehr als ich.«

»Du sollst mich umbringen«, bemerkte Sarm leise und starrte nach unten.

Ich fuhr zusammen.

»Es gibt Wesen«, fuhr er fort, »die das Nest nicht lieben, die seine Vernichtung herbeisehnen.«

Ich schwieg.

»Das Nest ist ewig«, fuhr Sarm fort. »Es kann nicht sterben. Ich werde das nicht zulassen.«

»Ich verstehe dich nicht.«

»Du verstehst mich schon, Tarl Cabot«, sagte Sarm. »Lüge mich nicht an.«

Er wandte sich um, und seine Fühler streckten sich in meine Richtung, und die winzigen goldenen Haare darauf oszillierten sichtlich. »Du möchtest doch nicht, daß all die Schönheit und Macht aus unserer gemeinsamen Welt verschwinden?« fragte er.

Ich studierte den unglaublichen Komplex, der mich umgab. »Ich weiß nicht«, sagte ich, »wenn ich Priesterkönig wäre, würde ich sicher so denken wie du.«

»Genau«, sagte Sarm, »und doch gibt es unter uns einen, der unglaublicherweise auch ein Priesterkönig ist und der seine eigene Rasse verraten könnte, der absichtlich danach strebt, unsere großartige Welt zu vernichten.«

»Weißt du auch seinen Namen?« fragte ich.

»Natürlich«, sagte Sarm. »Wir beide kennen ihn. Es ist Misk.«

»Von all dem weiß ich nichts.«

»Ich verstehe.« Sarm schwieg einen Augenblick. »Misk glaubt, daß er dich zur Durchführung seiner Pläne in das Nest geholt hat, und ich habe ihn in diesem Glauben belassen. Ich habe ihm auch den Eindruck vermittelt, daß ich einen bestimmten Verdacht hätte – ohne allerdings Beweise zu besitzen –, denn ich ließ ihn in die Kammer Vikas bringen, und dort verriet er seine ganze Schuld, indem er dir zu Hilfe eilte, um dich zu beschützen.«

»Und wenn er nicht gekommen wäre?«

»Vika aus Treve hat noch nie versagt.«

Meine Fäuste ballten sich um das schmale Geländer. Ein bitterer Geschmack erfüllte meinen Mund, und der alte Hass auf das Mädchen aus Treve loderte wieder auf.

»Was hätte ich dir als Sklave nützen können?« fragte ich.

»Vielleicht hätte ich dich dazu bringen können, mir einen Wunsch zu erfüllen«, sagte Sarm.

»Und der wäre?«

»Misk umzubringen.«

»Warum tust du es nicht selbst?«

»Das wäre Mord«, sagte Sarm. »Trotz all seines Verrats, trotz seiner finsteren Pläne ist er immer noch ein Priesterkönig.«

»Es besteht Nestvertrauen zwischen mir und Misk«, sagte ich.

»Zwischen einem Priesterkönig und einem Menschen kann es das nicht geben.«

»Ich verstehe«, erwiderte ich. »Und wenn ich nun auf deine Pläne eingegangen wäre – was hätte ich dafür bekommen?«

»Vika aus Treve«, sagte Sarm.

Ich dachte an den Hass, den ich für dieses Mädchen empfand.

»Möchtest du immer noch, daß ich Misk umbringe?«

»Ja«, sagte Sarm. »Deswegen habe ich dich überhaupt in das Nest gelassen.«

»Dann gib mir mein Schwert«, sagte ich, »und bring mich zu ihm.«

»Gut«, sagte Sarm. Und wir begannen unseren Abstieg rings um die gewaltige bläuliche Kuppel, die die Energiequelle der Priesterkönige umgab.

19

Nun sollte ich also mein Schwert wiederbekommen und hatte endlich eine Möglichkeit, Misk zu finden, um dessen Sicherheit ich fürchtete.

Allerdings ließ sich Sarm Zeit mit der Durchführung unseres Plans.

Am nächsten Morgen kam er endlich ins Misks Unterkunft, wo ich schon auf ihn wartete. Zu meiner Überraschung war sein Kopf mit einem aromatischen Kranz aus grünen Blättern geschmückt – dem ersten Grün, das ich hier unten im Nest bemerkte. Neben dem bekannten Übersetzungsgerät hing an seinem Hals eine Vielzahl kleiner Metallstücke, die verschieden geformt waren. Zudem war Sarm von Kopf bis Fuß von ungewöhnlich durchdringenden Düften umgeben.

»Das Fest von Tola ist angebrochen«, sagte er, »das Fest des Hochzeitsfluges! Der rechte Zeitpunkt für deine Arbeit.«

Er trat an einen der hohen Schränke in Misks Unterkunft, berührte einen bestimmten Punkt an der Oberfläche, woraufhin eine lange schmale Tür aufsprang. Aus der Öffnung nahm Sarm meinen Schwertgürtel, die Scheide und die kurze, scharfe Klinge aus goreanischen Stahl, die ich auf Misks Bitte zuvor abgeliefert hatte.

Es war ein gutes Gefühl, die Waffe wieder in der Hand zu halten.

Zu meiner Überraschung begann sich Sarm an der Schranktür zu schaffen zu machen, begann sie herabzuzerren und zu verbiegen.

»Was soll das?«