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Einige Meter vom Portal entfernt hatte ich einen Ventilationsschacht bemerkt, der in der Tunneldecke endete, etwa drei Meter über dem Boden. Ein Metallgitter verschloß die Öffnung, das mir jedoch nicht sehr widerstandsfähig zu sein schien.

Das Problem war Vika.

Ich spürte nur einen frischen Lufthauch, und langsam schritt ich in der Dunkelheit aus, bis der Luftstrom stärker wurde und direkt von oben zu kommen schien.

Dann lehnte ich Vika gegen die Felswand und machte Anstalten, in die Höhe zu springen.

Ein greller Blitz explodierte mir ins Gesicht und jagte schmerzend durch meinen Körper, als meine Finger das Gitter berührten. In dem kurzen Lichtschein hatte ich deutlich den Schacht und die Streben an den Schachtwänden gesehen, die von den Muls benutzt wurden, wenn sie von Zeit zu Zeit die Ventilationsanlage mit Desinfektionsmitteln reinigten.

Zitternd lag ich am Boden und versuchte wieder zu mir zu kommen. Ich rieb mir den Arm, ging ein wenig auf und ab und machte dann einen zweiten Versuch. Mit einigem Glück vermochte ich mich am Gitter festzuklammern.

Wieder sprang ich und hielt mich diesmal fest. Schmerzerfüllt schrie ich auf, als das Blitzen erneut begann und ein Feuersturm durch meinen Körper raste. Dann konnte ich nicht mehr loslassen, selbst wenn ich es gewollt hätte, und als sich schließlich die Halterungen lösten, fiel ich mit dem Gitter zu Boden.

Ich löste meine Finger von dem Metall, kroch in der Dunkelheit an eine Felswand und lehnte mich erschöpft dagegen. Ich weiß nicht, ob ich das Bewußtsein verlor, doch das muß wohl geschehen sein, denn als ich wieder denken konnte, war der Schmerz verschwunden. Unsicher stand ich auf, trat unter den Schacht und atmete in vollen Zügen die frische Luft ein, die auf mich herabströmte. Ich schüttelte mich und bewegte versuchsweise Arme und Beine.

Dann sammelte ich meine Kräfte, sprang zum dritten Mal, erreichte mühelos eine der Sprossen im Entlüftungsschacht, hielt einen Augenblick fest und ließ mich wieder fallen. Dann trat ich zu Vika.

Ich hörte deutlich ihren Herzschlag, und ihr Puls war schon recht kräftig.

Die frische Luft half ihr sichtlich.

Ich schüttelte sie. »Wach auf!«

Doch sie rührte sich nicht. Trotzdem hatte ich das Gefühl, daß sie ahnte, was rings um sie vorging.

Es schien nur eine Möglichkeit zu geben.

Ich nahm meinen Schwertgürtel ab, schloß die Schnalle und machte eine Schlinge daraus, die ich über die untere Leitersprosse im Schacht wand.

Dann entfernte ich die Riemen aus meinen Sandalen. Mit einem band ich mir die Sandalen um den Hals. Mit dem anderen fesselte ich Vikas Handgelenke, legte mir ihre Arme um Hals und linke Schulter. Ich hob sie hoch und kletterte an meinem Schwertgürtel hinauf und erreichte bald die erste Sprosse. Als ich in den Schacht vorgedrungen war, legte ich den Gürtel wieder um und setzte meinen Aufstieg fort.

Nachdem ich vielleicht sechzig Meter zurückgelegt hatte, erreichte ich eine Abzweigung, von der zwei horizontale Tunnels abgingen. Ich schob Vikas Arme über meinen Kopf und trug sie in den Tunnel, der nach meiner Schätzung in die Richtung des Hauptteils der Höhlenwelt führte.

Ein Stöhnen kam über die Lippen des Mädchens. Sie kam wieder zu sich.

Vielleicht eine Ahn lang trug ich sie durch das Netzwerk der Ventilationsschächte, zuweilen horizontal, zuweilen auch durch senkrechte Schächte. Manchmal passierten wir gittergeschützte Öffnungen, durch die ich Teile des Nests erkennen konnte. Das Licht, das durch diese Öffnungen hereindrang, war mir sehr willkommen.

Endlich entdeckte ich hinter einer solchen Öffnung eine Szene, wie ich sie erwartet hatte, einen ziemlich kleinen Raum, wo mehrere Muls, doch keine Priesterkönige zu sehen waren. An der entgegengesetzte Wand der hellerleuchteten Höhle befanden sich zahlreiche Reihen von Plastikkabinen, wie ich sie in Misks Unterkunft bewohnt hatte. In einigen dieser Kabinen wohnten weibliche oder männliche Muls. Im Gegensatz zu meiner Unterkunft waren die Kästen jedoch offensichtlich verschlossen. Fungus, Wasser und Nahrungstabletten wurden anscheinend von anderen Muls zugereicht.

Der Raum erinnerte mich an einen Zoo mit seinen Käfigen. Tatsächlich stellte ich bei genauem Hinsehen fest, daß nicht nur Menschen in den Abteilen wohnten, sondern auch andere Lebewesen, die mir zum Teil unbekannt waren. In einem Abteil tummelte sich ein Paar Sleens, daneben zwei Larls in Kabinen, die durch eine Schiebetür voneinander getrennt waren. In einem dritten Kasten sah ich ein humanoides Wesen, klein und mit fliehender Stirn, das wild herumsprang und mich an einen Affen erinnerte. In einem größeren Abteil, in dem offenbar echtes Gras wuchs, weideten zwei pelzige Langhorn-Bosks. Und in einer Ecke entdeckte ich eine kleine Herde Tabuks, die einhörnige goreanische Antilope.

Es gab andere Wesen, die ich jedoch nicht einzuordnen wusste. Nur einen Tarn entdeckte ich nicht, ein Exemplar der gewaltigen Raubvögel dieses Planeten, die von den Goreanern als Flugtiere gezüchtet werden.

Allerdings war es schwer vorstellbar, daß ein Tarn, der sich nur im Fluge wirklich frei fühlt, in Gefangenschaft lange überleben würde.

Als ich diese seltsame Sammlung von Lebewesen überschaute, wurde mir klar, daß dies eines der Vivarien sein musste, von denen Sarm gesprochen hatte. Eine solche Anlage konnte mir nur recht sein.

Ich hörte Vika stöhnen und drehte mich um. Sie lehnte seitlich an der Schachtwand, etwa drei Meter vom Gitter entfernt. Das Licht, das durch die Streben fiel, zeichnete ein hübsches rechteckiges Schattenmuster auf ihren Körper.

Ich trat zur Seite und ein wenig zurück, um von draußen nicht gesehen zu werden, und beobachtete sie.

Vikas Handgelenke waren noch gefesselt. Sie war sehr schön, und die kurze zerrissene Kleidung verhüllte keine Linie ihres schönen Körpers.

Sie kämpfte sich auf Hände und Knie, den Kopf gesenkt, so daß ihr das Haar über das Gesicht fiel und den Boden des Schachtes berührte.

Langsam hob sie den Kopf und schüttelte ihn, eine kleine anmutige Bewegung, die ihr Gesicht freimachte. Ihr Blick fiel auf mich, und sie riß ungläubig die Augen auf.

Ihre Lippen zitterten, doch sie sagte nichts.

»Ist es Sitte bei den stolzen Frauen von Treve, so knapp gekleidet vor ihren Männern zu erscheinen?« fragte ich.

Sie sah an sich herab, und als sie mich wieder anblickte, flüsterte sie: »Du hast mich aus den Tunnels des Goldenen Käfers geholt!«

»Ja.«

Wie sich Vika nun erholte, wurden mir plötzlich die Probleme bewußt, die damit auf mich zukamen. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte diese Frau versucht, mich zu überlisten – im Auftrag meines Erzfeindes Sarm. Ich wusste, daß sie bösartig und treulos sein konnte – wegen ihrer Schönheit gefährlicher als ein vollbewaffneter Gegner.

Als sie mich nun ansah, leuchtete in ihren Augen ein Licht, das ich nicht deuten konnte. Mit zitternden Lippen sagte sie: »Es freut mich, daß du am Leben bist.« Sie hob die gefesselten Arme. »Aber du hast auch viel riskiert. Deine Rache muß dir sehr wichtig sein.«

Ich schwieg.

»Ich sehe, daß ich dir nicht mehr bedeute als eine niedrige Tavernensklavin Ars.«

»Bist du denn mehr?«

Ihre Antwort verblüffte mich. »Nein«, sagte sie und senkte den Kopf.

»Bringst du mich jetzt um?«

Ich lachte.

»Ich verstehe«, sagte sie.

»Ich habe dein Leben gerettet.«

»Ich werde gehorsam sein.«

Ich hob die Hände, und ihr Blick richtete sich auf mich, und sie legte ihre gefesselten Handgelenke auf meine Finger, kniete vor mir nieder, neigte den Kopf zwischen die Arme und sagte leise: »Ich, Vika aus Treve, ergebe mich dem Manne Tarl Cabot aus Ko-ro-ba.«

Sie blickte auf. »Jetzt bin ich dein Sklavenmädchen und muß dir gehorchen.«

Ich lächelte. »Aber ich habe keinen Kragen.«

»Trotzdem bin ich schon immer deine Sklavin gewesen«, sagte sie zögernd.

»Das verstehe ich nicht.«