Выбрать главу

Mit einer Geschwindigkeit, die mir unvorstellbar erschien, stürzte sich Sarm auf Misk, und nach kurzem Ringen sah ich die beiden ineinander verkeilten Wesen hochaufgerichtet auf ihren Hinterbeinen langsam hin und her schwanken in dem Versuch, die goldenen Hornklingen zum Schlag zu bringen.

Ich kannte die ungewöhnliche Stärke der Priesterkönige und vermochte mir die Gewalten vorzustellen, die dort unten entfesselt waren.

In diesem Augenblick wich Sarm zurück und begann seinen Gegner erneut zu umkreisen. Misk folgte wachsam seiner Bewegung.

Ich hörte nun auch das laute Ein- und Ausatmen durch die Luftwege beider Wesen.

Plötzlich ging Sarm erneut zum Angriff über, schlug mit einer seiner Hornklingen zu und war schon wieder zurückgesprungen, als sich eine grünliche Wunde links neben einem der großen leuchtenden Facettenaugen Misks öffnete. Wieder sprang Sarm, und wie durch Zauberhand klaffte eine zweite Wunde an Misks riesigem goldenem Kopf, und schon wich Sarm mit unglaublicher Geschwindigkeit zurück, ehe Misk ihn berühren konnte, und begann seinen Gegner erneut zu umkreisen.

Zum drittenmal stieß Sarm vor, und diesmal erschien eine grünliche Wunde an Misks Brustkasten, dicht bei einem seiner Gehirne.

Ich fragte mich, wie lange es dauern mochte, bis ein Priesterkönig starb.

Misk wirkte seltsam schwerfällig, seine Reaktionen kamen langsam, er ließ den Kopf hängen, und seine Fühler zuckten ungeschützt hin und her.

Ich bemerkte, daß sich die grüne Ausscheidung seiner Wunden bereits verhärtete, um ein weiteres Ausfließen zu verhindern. Anscheinend hatte Misk trotz seiner Hilflosigkeit sehr wenig Körperflüssigkeit verloren. Ich überlegte, ob vielleicht der Schlag in der Nähe des Gehirns eine schlimme Wirkung auf ihn gehabt hätte.

Aufmerksam beobachtete Sarm Misks zuckende Fühler.

Dann schien plötzlich ein Bein Misks nachzugeben, und er stand seltsam schräg vor der Plattform.

In dem Durcheinander des Kampfes war mir wohl der Schlag entgangen, der das Bein getroffen hatte.

Ich fragte mich, ob Sarm jetzt einlenken würde.

Wieder sprang Sarm vor, eine Hornklinge zum Schlag erhoben, doch diesmal richtete sich Misk plötzlich auf seinem scheinbar verletzten Bein auf, ließ seine Fühler in Sekundenschnelle zurückpeitschen, und als Sarm zuschlug, fand er sein Vorderbein von den hakengleichen Vorsprüngen an Misks Vorderbeinen umschlungen.

Sarm schien zu erzittern und schlug mit dem anderen Vorderbein zu, doch auch hier griff Misk mit seiner anderen ›Hand‹ zu, und wieder schwankten die beiden Wesen in tödlichem Nahkampf hin und her. Misk, der seinen Gegner inzwischen etwas besser kannte und gegen seine Schnelligkeit nicht ankam, hatte sich entschlossen, aus der Nähe zu arbeiten.

Die beiden Priesterkönige verbissen sich ineinander, die gewaltigen Köpfe drehten sich hin und her.

Mit einer Kraft, die ich mir nicht vorzustellen wagte, schlössen sich plötzlich Misks Kiefer, und er drehte sich um. Plötzlich wurde Sarm vor ihm zu Boden gerissen, und noch im Herumwirbeln griffen Misks Kiefer erneut zu und umschlossen die dicke Röhre, an der das Band mit Tolas Silberwerkzeugen hing – die Röhre, die den Kopf vom Brustkasten trennte, am ehesten dem Hals vergleichbar. Unbarmherzig begann Misk zuzubeißen.

In diesem Augenblick verschwanden die Hornklingen in Sarms Vorderbeinen, und er faltete sie vor seinem Körper zusammen und gab jede Gegenwehr auf. Er hob sogar den Kopf, um den Hals seinem Gegner besser darzubieten.

Misk war erstarrt. Anscheinend wusste er nicht mehr, was er tun sollte.

Sarm war ihm ausgeliefert.

Obwohl der Übersetzer, der noch um Sarms Hals hing, nicht eingeschaltet war, brauchte ich keine Übersetzung für das verzweifelte Geruchssignal, das der Erstgeborene nun ausstieß. Es handelte sich um das erste Duftsymbol, das je an mich gerichtet worden war – nur daß es damals in Vikas Zimmer aus Misks Übersetzer geklungen hatte: »Ich bin Priesterkönig.«

Misk löste seinen tödlichen Griff und trat zurück.

Er konnte einen Priesterkönig nicht umbringen.

Misk wandte sich langsam ab und trat vor die Mutter. Wenn er etwas zu ihr sagte, merkte ich es jedenfalls nicht. Vielleicht sahen sie sich nur an.

Ich achtete auch mehr auf Sarm, der sich langsam wieder aufrichtete. Zu meinem Entsetzen nahm er das Übersetzergerät ab, schwang es an seiner Kette wie einen Morgenstern, stürzte sich von hinten auf Misk und traf sein Ziel.

Misks Beine gaben langsam unter ihm nach. Ob er tot oder nur betäubt war, wusste ich nicht.

Sarm hatte sich zu voller Größe aufgerichtet und sah die Mutter an. Er hängte sich den Übersetzer wieder um den Hals.

Ich spürte ein Signal von der Mutter. »Nein.«

Aber Sarm sah sich um und musterte die Reihen regloser Priesterkönige. Er ließ seine Hornklingen vorschnappen und näherte sich langsam seinem Opfer.

In diesem Augenblick trat ich das Gitter des Entlüftungsschachtes los, stieß den Kriegsschrei Ko-ro-bas aus und sprang auf die Plattform der Mutter. Eine Sekunde später hatte ich mich mit gezogenem Schwert zwischen Sarm und Misk gestellt.

»Halt ein, Priesterkönig!« brüllte ich.

Noch nie hatte ein Mensch diese Höhle betreten, und ich wusste nicht, ob ich nun einen heiligen Ort beschmutzt hatte. Aber das war mir gleichgültig. Mein Freund war in Gefahr!

Entsetzen breitete sich in der anwesenden Menge aus, und die Priesterkönige schwenkten wild ihre Antennen. Ihre goldenen Körper erbebten vor Wut, und Hunderte schalteten gleichzeitig ihre Übersetzungsgeräte ein, denn aus allen Richtungen drangen tonlos übersetzte Worte des Protestes auf mich ein.

»Er muß sterben«, »Tötet ihn«, »Tod dem Mul.« Gegen meinen Willen musste ich lachen, denn die gleichgültig klingenden Äußerungen der Übersetzungsgeräte standen so sehr im Gegensatz zur sichtlichen Erregung der Priesterkönige und dem bedrohlichen Inhalt ihrer Rufe.

Aber dann spürte ich plötzlich hinter mir ein Signal der Mutter, ein Ausdruck der Verneinung, wie ich ihn schon einmal wahrgenommen hatte, und durch die Übersetzungsgeräte schallte mir das Wort ›Nein‹ entgegen, das die Mutter ausgestoßen hatte.

In die Reihen der Priesterkönige kam neue Bewegung, ein verwirrtes Durcheinander, doch nach Sekunden waren sie reglos wie zuvor, Statuen aus goldenem Stein.

Nur aus Sarms Übersetzer klangen die Worte: »Er wird sterben.«

»Nein«, sagte die Mutter, deren Botschaft durch Sarms Übersetzer aufgefangen und verstärkt wurde.

»Ich bin der Erstgeborene«, sagte Sarm.

»Und ich die Mutter.«

»Ich tue, was ich will.« Und Sarm sah sich um.

Dann wandte er sich in meine Richtung. »Wer bist du?«

»Ich bin Tarl Cabot aus Ko-ro-ba«, sagte ich.

Sarms Hornklingen schnappten vor.

Ich hatte Sarm kämpfen sehen und wusste, daß er unglaublich schnell zustoßen konnte. Ich hoffte, daß ich seinen Angriff parieren konnte. Ich sagte mir, daß er es wahrscheinlich auf Hals und Kopf absehen würde, schon weil sie für ihn leichter zu erreichen waren und er mich bestimmt schnell beseitigen wollte. Wichtiger musste ihm das Schicksal Misks sein, der tot oder bewußtlos hinter mir lag.

»Wie kommt es«, fragte Sarm, »daß du hier zu erscheinen wagst?«

»Ich tue, was ich will«, sagte ich.

Sarm richtete sich auf. Seine Hornklingen funkelten. Die Fühler schlugen rückwärts über seinen Kopf.

»Mir scheint, daß einer von uns sterben muß«, sagte Sarm.

»Vielleicht«, sagte ich.

»Was ist mit dem goldenen Käfer?«

»Ich habe ihn umgebracht.«

Sarm trat einen Schritt zurück. »Das ist nicht gestattet«, sagte er. »Es ist ein Verbrechen, ein Wesen dieser Rasse zu töten!«

»Es ist tot. Komm, kämpfen wir.«

Sarm wandte sich an die anderen Priesterkönige. »Bringt mir ein Silberrohr.«

»Was, ein Silberrohr, um einen Mul zu töten?« fragte einer.

Ich sah, daß sich die Antennen mehrerer Wesen krümmten.

»Ich mache nur Spaß«, sagte Sarm, der sich nun wieder an mich wandte. Er schaltete seinen Übersetzer ein.