Ich sah die Beobachtungsgeräte im Bug der Schiffe.
Doch ich war nirgends auszumachen.
Aus dieser Entfernung entdeckte ich Luken auf der Oberseite der Schiffe. Der Sauerstoff wäre auch ausreichend gewesen für einen Ausguck, doch keiner der Priesterkönige ließ sich in den Luken sehen.
Sie verließen sich vielmehr auf ihre Instrumente. Daß ich nirgends zu orten war, schien sie sehr zu verwirren.
Eine ganze goreanische Ahn lang hingen wir reglos in der Höhle, keines der Schiffe rührte sich. Ich lächelte vor mich hin. Ich war sicher, daß meine Geduld diesmal größer sein würde als die der Priesterkönige.
Plötzlich erzitterte ein Schiff unter mir, verschwamm und war verschwunden.
Mein Herz machte einen Sprung! Beschuss von unten!
Ich konnte mir vorstellen, wie Misk zu seinen Geräten in der Werkstatt eilte oder vielleicht einen Priesterkönig in ein geheimes Arsenal schickte, wo eine verbotene Waffe lagerte – eine Waffe, die Misk niemals eingesetzt hätte, wenn Sarm nicht auf unerhörte Weise vorgeprescht wäre!
Fast sofort bildeten die restlichen fünf Schiffe eine Kette und rasten auf einen Tunnel zu, der von der großen Höhle fortführte.
Das erste Schiff, das den Ausgang erreichte, zerplatzte in einer Staubwolke, doch die nächsten vier Gleiter – und ich, der das Schlußlicht der Formation bildete – durchstießen den Nebel und fanden uns in dem Tunnel wieder, der in Sarms Gebiete führte.
Vier Schiffe waren nun vor mir. Befriedigt stellte ich fest, daß der Tunnel ein Wendemanöver unmöglich machte.
In grimmiger Entschlossenheit drückte ich den Feuerhebel der Silberröhre. Die Waffe flammte auf, und Wrackteile prallten gegen den Plastikpanzer meiner Transportscheibe. Dabei wurden Dellen und Risse in das harte Material geschlagen, und das Gefährt geriet etwas aus dem Gleichgewicht. Doch schnell hatte ich es gefangen und setzte meine Verfolgung fort.
Die drei verbliebenen Schiffe waren mir jetzt weit voraus, und ich beschleunigte weiter.
Als die drei Gleiter in einen anderen Höhlenkomplex rasten, eröffnete ich das Feuer – doch die Durchschlagkraft meiner Waffe schien nachgelassen zu haben. Obwohl ich meine Silberröhre auf volle Leistung geschaltet hatte, schien die Energiequelle der Waffe erschöpft. Das dritte Schiff bewegte sich unsicher hin und her, eine Flanke war angeschwärzt und verformt von meinem Angriff. Dann schien es sich wieder zu fangen und stellte sich wie eine in die Ecke getriebene Ratte zum Kampf. In wenigen Sekunden musste ich im Schussbereich seiner Sprengkanone sein. Ich steuerte mein Schiff über den feindlichen Gleiter und löste einen weiteren Schuss aus, der noch schwächer ausfiel. Ich versuchte mich über dem Gegner zu halten – doch nun bemerkte ich aus den Augenwinkeln, daß auch die beiden anderen Schiffe in Schussposition zu kommen versuchten.
In diesem Augenblick flog die Luke des angeschlagenen Schiffes auf, und der Kopf eines Priesterkönigs erschien. Offenbar war die Beobachtungsanlage ausgefallen. Seine Fühler richteten sich in dem Augenblick auf mich, als ich schoß, und der goldene Körper sank zusammen. Ich flog sofort näher und feuerte in die Luke. Das Schiff platzte auseinander.
Ich zog mein Schiff nach unten, aber nicht schnell genug. Die Plastikkuppel über mir löste sich in einem Schauer aus Partikeln auf.
Nun saß ich im bizarren Ring des zerstörten Daches, dem Fahrtwind hilflos ausgesetzt, und versuchte meinen Gleiter wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Silberröhre lag unversehrt in ihrer Halterung, aber ihre Energie war fast aufgebraucht. Wenige Meter über dem Boden fing ich mein Schiff ab und steuerte es zwischen einige schützende Gebäude. Ein Gegner huschte über mich dahin, und ich steuerte hoch und hängte mich unter ihn.
Der Wind pfiff an meinen Ohren vorbei, als ich nun versuchte, den verzweifelten Manövern des anderen Schiffes zu folgen. Ich hielt mich dicht unter ihm.
Dann sah ich etwas Unerwartetes. Das zweite gegnerische Schiff wandte sich gegen seinen Begleiter.
Ich wollte meinen Augen nicht trauen – aber an der Stellung der Schwerkraftkanone war nichts zu Missdeuten.
Das Schiff über mir erzitterte plötzlich und schien die Flucht ergreifen zu wollen. Ich setzte mich noch rechtzeitig nach unten ab.
Sarms Schiff explodierte lautlos zu einer Wolke aus metallisch schimmerndem Staub, der langsam zu Boden rieselte.
In der Deckung der Staubwolke huschte ich durch die Straßen der Siedlung und stieg hinter dem letzten Schiff wieder auf. Diesmal schien auch mein Gleiter angeschlagen; er gehorchte nicht mehr richtig auf die Kontrollsignale. Zu meinem Entsetzen sah ich, wie sich das letzte Schiff langsam in meine Richtung wandte, wie sich die Schwerkraftkanone hob und auf mich richtete. Hilflos hing ich in der Luft und wartete auf meine Vernichtung. Ich wusste, daß ich dem Streustrahl der Schwerkraftkanone nicht entgehen konnte. Verzweifelt hantierte ich an den Kontrollen, doch es passierte nichts mehr. Ich schwebte über das feindliche Schiff, das sich jedoch nach oben neigte und mich im Visier behielt. Dann löste sich das Heck meines Schiffes plötzlich auf, und das Deck gab nach. Doch ehe es völlig abtrudeln konnte, hatte ich die Silberröhre ergriffen und war auf das feindliche Schiff gesprungen, das unter mir verharrte.
Ich kroch zur Luke und zog am Öffnungsring. Verschlossen!
Das Schiff begann hin und her zu rucken. Offenbar hatten die Piloten den Aufprall von Wrackteilen gehört und versuchten den unwillkommenen Ballast loszuwerden. Vielleicht hatten sie auch mein gewagtes Manöver verfolgen können.
Ich hielt die Silberröhre gegen das Scharnier der Luke und drückte auf den Feuerknopf. Obwohl die Energie der Waffe fast erschöpft war, reichte sie auf diese kurze Entfernung noch aus, um das Metall zerschmelzen zu lassen.
Ich riß die Luke auf. Im gleichen Augenblick legte sich das Schiff auf die Seite, so daß ich mich am Rand der Öffnung festhalten musste. Ehe das Schiff sich völlig auf den Rücken legen konnte, warf ich die Silberröhre in den Gang und zwängte mich ebenfalls hinein. Dann vollführte der Gleiter einen Looping, und ich stand innen an der Decke des Lukenganges und suchte nach der Silberröhre. Sekunden später erreichten wir wieder normale Fluglage.
Weiter vorn öffnete sich eine Tür, und ein Priesterkönig kam in Sicht.
Ehe er sich orientieren konnte, hatte ich meine Silberröhre abgefeuert, die den goldenen Körper durchtrennte und zu Boden schickte. Ein zweiter Priesterkönig tauchte auf, und ich drückte den Feuerknopf, doch es passierte nichts.
Im Halbdämmer sah ich, wie das Wesen seine Fühler krümmte. Ich warf die nutzlose Silberröhre in seine Richtung, und sie prallte ab.
Die massigen Kiefer öffneten sich und schlössen sich. Die Hornklingen an den Vorderbeinen sprangen vor.
Ich griff nach meinem Schwert, das ich die ganze Zeit getragen hatte, stieß den Kriegsschrei Ko-ro-bas aus und stürzte vor. Im letzten Augenblick warf ich mich zu Boden, unterlief die hochgereckten Vorderbeine und hieb nach den Beinen des Priesterkönigs.
Ein plötzlicher Schmerzduft erfüllte den Gang, als das Wesen sein Gleichgewicht zu halten versuchte. Doch ehe es reagieren konnte, sprang ich zwischen seinen Hornklingen hindurch und versenkte mein Schwert mit mächtigem Hieb in seinem Kopf.
Das Wesen begann zu zittern. Ich trat zurück.
So wusste ich nun also, wie ein Priesterkönig umzubringen war. Das goldene Wesen schwankte und sank zu Boden.
Wie ich nun feststellte, bestand die Besatzung nur aus zwei Priesterkönigen – vermutlich einer für die Kontrollen, der zweite für die Waffe. Inzwischen verharrte das Schiff reglos an einer Stelle, so wie der Pilot die Kontrollen zuletzt eingestellt hatte, ehe er in den Korridor trat.
Es war dunkel im Schiff – nur in der Nähe der geöffneten Luke gab es etwas Licht.
Ich tastete mich vorsichtig zu den Kontrollen.
Dort fand ich zu meiner Freude zwei vollgeladene Silberröhren. Ich orientierte mich weiter. Mit einer der Röhren schoß ich ein Loch durch die Kabinendecke – an einer Stelle, wo es keine Instrumente gab. So hatte ich Licht, die Instrumente zu sehen.