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Es gab zahlreiche Geruchsnadeln und Schalter und Knöpfe, die mir wenig sagten. Ich erkannte jedoch die Steuerkugel und die Kontrollen für Geschwindigkeit und Höhe. Einmal lenkte ich das Schiff ahnungslos gegen eine Felswand, ohne jedoch großen Schaden anzurichten.

Schließlich vermochte ich zu landen. Es gab für mich keine Möglichkeit, das Schiff zu steuern – ich konnte ja nicht sehen, wohin ich flog –, auch wagte ich es nicht, weitere Löcher in die Außenhülle zu schießen. Also beschloß ich, den Gleiter aufzugeben. Es mochte außerdem gefährlich sein, damit in die eigenen Nestbezirke zurückzukehren, da es Misk wahrscheinlich ohne Anruf beschießen würde. Es schien mir also das beste zu sein, das Schiff zu verlassen, mir einen Entlüftungsschacht zu suchen und darin zu Misks Leuten zurückzukehren.

Ich kletterte durch die Luke nach draußen und ließ mich an der Flanke des Schiffes zu Boden gleiten.

Dann sah ich mich um. Die Gebäude und Straßen schienen verlassen. Eine seltsame Stille herrschte. Als ich mich in Bewegung setzte, hatte ich das seltsame Gefühl, verfolgt zu werden.

Plötzlich hörte ich die mechanische Stimme eines Übersetzungsgeräts: »Du bist mein Gefangener, Tarl Cabot.«

Ich wirbelte herum, die Silberröhre schussbereit erhoben. Doch ein seltsamer Geruch drang in meine Nase, raubte mir die Kraft, den Feuerknopf zu drücken. Vor mir erblickte ich Sarm und dahinter das Wesen Parp mit den leuchtenden Augen.

»Er ist narkotisiert«, sagte Parp.

Ich stürzte zu Boden.

30

»Dir ist ein Netz eingepflanzt worden.«

Von irgendwoher drangen die Worte an meine Ohren, unbestimmt, leise; und vergeblich versuchte ich mich zu bewegen.

Ich öffnete die Augen und starrte in die flammenden Augen Parps. Hinter ihm leuchtete eine Batterie von Energielampen, die mich blendete.

Seitlich stand ein dünner Priesterkönig, der schon ziemlich alt zu sein schien. Seine Antennen waren wachsam auf mich gerichtet.

Mit Stahlbändern war ich auf eine schmale rollbare Plattform gefesselt; man hatte sogar Hals und Hüften abgesichert.

»Ich möchte dir den Priesterkönig Kusk vorstellen«, sagte Parp und deutete auf die große Gestalt.

Das wäre also der Priesterkönig, dachte ich, der Al-Ka " und Ba-Ta geschaffen hat – der führende Biologe im Nest.

Ich sah mich um und entdeckte Geräte, wie sie in jedem Operationssaal zu finden waren.

»Du hast jetzt die Ehre, ein Wesen der Priesterkönige zu sein«, sagte Parp lächelnd, und mich überkam Übelkeit.

Obwohl ich keinen Schmerz verspürte, war mir klar, daß nun ein Netz in mein Gehirn eingebettet war, das vom Beobachtungsraum aus kontrolliert werden konnte. Ich fragte mich, welche Gefühle mich erfüllen würden, wenn mir mein Wille entzogen wurde. Doch noch größer war meine Angst bei dem Gedanken, daß ich als Spion zu Misk geschickt werden und den Befehl erhalten könnte, meinem Freund zu schaden.

»Wer hat das getan?« fragte ich.

»Ich«, sagte Parp. »Die Operation ist nicht sehr schwierig; ich habe sie schon oft durchgeführt.«

»Er ist Mitglied der Kaste der Ärzte«, sagte Kusk, »und sehr geschickt.«

»Aus welcher Stadt?« fragte ich.

Parp musterte mich eindringlich. »Treve«, sagte er schließlich.

Ich überlegte, ob ich mich umbringen sollte, solange ich noch Herr meiner Entschlüsse war – doch der Gedanke an Selbstmord schreckte mich.

Parp rollte die Plattform aus dem Raum.

»Du bist ein Mensch«, sagte ich, »bring mich um.«

Aber er lachte nur. Als im Tunnel die Tür hinter uns zufiel, löste er einen Beutel von seinem Gürtel, nahm eine kleine scharfe Klinge heraus und kratzte mir damit über den Arm.

Die Decke über mir begann zu kreisen. »Sleen!« fluchte ich und verlor das Bewußtsein.

Mein Gefängnis war eine Gummischeibe – etwa dreißig Zentimeter dick und drei Meter im Durchmesser. In der Mitte befand sich ein Eisenring, von dem aus eine schwere Kette zu einem Band um meinen Hals führte.

Auch meine Hände und Füße waren gefesselt.

Die Scheibe befand sich in Sarms Hauptquartier, der es sichtlich genoß, mich bei sich zu haben. Gelegentlich stolzierte er um mich herum und erzählte mir von seinen erfolgreichen Kampfplänen und Strategien.

Ich stellte fest, daß die Hornklinge, die ich in der Kammer der Mutter abgeschlagen hatte, inzwischen nachgewachsen war.

Sarm zeigte mir das neue Glied, das goldener und frischer wirkte als der übrige Körper. »Eine weitere Überlegenheit der Priesterkönige!« sagte er und krümmte seine Fühler.

Ich gab ihm im stillen recht.

Ob Sarms Informationen zutrafen, konnte ich nicht beurteilen, doch nebenbei erfuhr ich so allerlei – aus den Berichten von Priesterkönigen und den wenigen Eingepflanzten, die ihm dienten.

Tagelang verbrachte ich hilflos auf der Gummimatte, ohne daß Sarm mein Kontrollnetz aktivierte und mich in den Einsatz schickte.

Parp lungerte oft in der Nähe herum und beschäftigte sich mit seiner Pfeife, die er ständig neu entzünden musste – mit dem silbernen Anzünder, den ich einmal für eine Waffe gehalten hatte.

Der Einsatz der Schwerkraftkanonen hatte aufgehört. Es stellte sich heraus, daß Misk über eine ähnliche Waffe verfügte, die nun stillschweigend nicht mehr zum Einsatz kam. Allerdings waren auf beiden Seiten neue Schiffe ins Feld geführt worden, speziell ausgerüstete Transportscheiben. Doch die Luftflotten schienen sich in der Kampfkraft etwa zu entsprechen, so daß sich hier bald ebenso ein Gleichgewicht ergab wie bei den Bodenkämpfen.

Kurz nach dem Fehlschlag mit den Schwerkraftkanonen ließ Sarm Krankheitserreger in Misks Höhlengebiet verbreiten – Erreger, die es zum Teil seit Jahrhunderten nicht mehr im Nest gegeben hatte. Doch trotz der Bösartigkeit dieser Bakterien war die extreme Reinlichkeit der Priesterkönige und Muls, zusammen mit bestimmten Bakterienstrahlen, eine gute Gegenwaffe.

Am heimtückischsten und unnatürlichsten –jedenfalls für einen Priesterkönig – war der Einsatz der Goldenen Käfer, die aus ihren Höhlen in das Nestsystem gelassen wurden. Etwa zweihundert Käfer wurden mit Transportscheiben, die ferngesteuert wurden, durch die Tunnel in die von Misk beherrschten Systeme getrieben.

Die Ausscheidung der Kopfhaare des Goldenen Käfers hat offenbar eine sehr starke und für den Menschen unverständliche Wirkung auf die hochempfindlichen Sinnesorgane der Priesterkönige. Der Duft macht sie hilflos, hypnotisiert sie fast, schickt sie in die Kiefer des Goldenen Käfers, der sich mühelos auf sie stürzen kann.

Misks Priesterkönige begannen ihre Verstecke zu verlassen, kamen mit vorgeneigten Körpern auf die Straßen, die Fühler zu den Käfern hingestreckt. Die goldenen Wesen schwiegen, gaben ihren verwirrten menschlichen Helfern keine Erklärung – sie legten einfach die Waffen nieder und näherten sich den Käfern.

Offenbar begriff ein ungenanntes Mul-Mädchen als erste die Situation.

Einem verwirrten Hirten entriß sie den Stab und stürzte sich damit auf einen Käfer, scheuchte ihn erfolgreich zurück. Sofort kamen ihr andere Menschen zu Hilfe, und die Käfer machten kehrt.

Einen Tag später begannen auch Sarms Kämpfer ihre Waffen fortzulegen und ergaben sich, wie es bei den Priesterkönigen heißt, den Wonnen des Goldenen Käfers.

Schon wanderten die Käfer durch das ganze Nest – und bildeten eine größere Bedrohung für Sarms Streitkräfte als für Misk, denn inzwischen wagte sich keiner von Misks Priesterkönigen ohne menschliche Eskorte in die Tunnel.

Immer mehr Käfer ließen sich in Sarms Hinterland sehen, und die Gefahr wurde schließlich so groß, daß alle Eingepflanzten – und sogar Parp – losgeschickt wurden, um Priesterkönige zu beschützen.

Seltsamerweise gestattete es weder Misk noch Sarm, daß Käfer getötet wurden, denn für die Priesterkönige haben diese Wesen eine besondere Bedeutung.

Die Goldenen Käfer zwangen Sarm, sich an die Menschen um Hilfe zu wenden, die besonders in den gut gelüfteten Teilen des Nests unempfindlich waren gegen den narkotischen Duft der Insekten.