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Die Stärke und das Leistungsvermögen dieser Horde wilder grüner Unholde entsprach dem von zehnmal so viel roten Menschen. Noch nie in der Geschichte von Barsoom war ein solch riesiges Heer grüner Menschen gemeinsam zum Kampf aufgebrochen, teilte mir Tars Tarkas mit. Es erforderte Bärenkräfte, unter ihnen auch nur etwas annäherndes wie Eintracht zu schaffen, und es grenzte für mich an ein Wunder, wie er sie ohne weitreichendere Streitereien untereinander zu der Stadt gebracht hatte.

Doch als wir uns Zodanga näherten, gingen die persönlichen Differenzen im größeren Haß auf die roten Menschen unter, besonders die Zodanganer, die seit Jahren einen gnadenlosen Feldzug gegen die grünen Menschen führten, um sie auszulöschen, wobei sie sich besonders auf die Ausplünderung der Inkubatoren konzentrierten.

Da wir uns nun direkt vor der Stadt befanden, fiel es mir zu, uns Eintritt in die Stadt zu verschaffen. Ich wies Tars Tarkas an, seine Truppen in zwei Abteilungen außer Hörweite der Stadt zu halten, wobei eine jede gegenüber einem großen Tor Aufstellung beziehen sollte. Dann wählte ich zwanzig Krieger aus, und wir näherten uns zu Fuß einem der kleinen Zugänge, durch die man in regelmäßigen Abständen die Stadtmauer passieren konnte. An diesen Toren standen keine festen Wachen, doch wurden sie von den Streifen kontrolliert, die innerhalb der Stadtmauern ihre Runde machten, so wie unsere Polizei ihre in den Metropolen zugewiesenen Bezirke überwacht.

Die Stadtmauer von Zodanga ist fünfundsiebzig Fuß hoch und fünfzig Fuß dick. Sie bestand aus riesigen Siliziumkarbidblöcken, und das Eindringen in die Stadt schien zumindest meinen grünen Begleitern ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Diese mir zugeordneten Leute stammten aus einem der kleineren Völker und kannten mich demzufolge nicht.

Ich ließ drei von ihnen sich mit dem Gesicht zur Wand und mit verschränkten Armen aufstellen, befahl zwei anderen, ihnen auf die Schultern zu klettern und einem sechsten, die Schultern der oberen beiden zu erklimmen. Der Kopf des obersten Kriegers befand sich in vierzig Fuß Höhe.

So errichtete ich mit Hilfe von zehn Kriegern eine Art Treppe mit drei Stufen von dem untersten bis zum obersten Mann. Dann nahm ich aus kurzer Entfernung Anlauf, sprang von einer Stufe zur nächsten und zog mich mit einem letzten Satz an der Mauerkante hinauf. In der Hand hielt ich ein langes Lederseil, das wir aus den Lederriemen von sechs meiner Krieger geknüpft hatten. Ich reichte dem obersten Mann das eine Ende und ließ das Seil vorsichtig über die andere Mauerseite zum Streifen weg hinuntergleiten. Weit und breit war niemand zu sehen, so daß ich mich bis zum Ende des Taues abseilte. Die übrigen dreißig Fuß sprang ich.

Kantos Kan hatte mir verraten, wie man die Tore öffnete, und nach wenigen Sekunden standen zwanzig große Krieger in der zum Untergang verurteilten Stadt Zodanga.

Zu meiner Freude stellte ich fest, daß wir uns am unteren Ende des riesigen Palastgeländes befanden. Das Gebäude selbst bot ein wunderbares Lichterspiel, und ich beschloß augenblicklich, die Abteilung direkt in den Palast zu führen, während der übrige Teil der großen Horde die Kasernen der Soldaten angreifen sollte.

Ich schickte einen meiner Männer zu Tars Tarkas und bat um eine Abteilung von fünfzig Mann. Zehn Kriegern befahl ich, eines der großen Tore einzunehmen und zu öffnen, während ich mit den neun übrigen das andere angriff. Wir mußten schnell handeln, kein Schuß durfte fallen, und der Vormarsch wurde so lange verzögert, bis ich mit meinen fünfzig Thark am Palast angekommen war. Zwei Wachposten, die uns begegneten, wurden zu ihren Vorvätern an Ufer des versunkenen Meeres von Korus geschickt, die Wachen beider Tore folgten ihnen in aller Stille.

25. Die Ausplünderung von Zodanga

Als das große Tor neben mir aufschwang, ritten meine fünfzig Thark, allen voran Tars Tarkas selbst, auf ihren mächtigen Thoats hinein. Ich führte sie zu den Palastmauern, die ich ohne Hilfe mühelos bezwang. Das innere Portal bereitete mir allerdings beträchtliche Schwierigkeiten, doch schließlich wurden meine Anstrengungen belohnt, als ich es an den riesigen Angeln aufschwingen sah, und alsbald sprengten meine wilden Begleiter über die Anpflanzungen des Jeddaks von Zodanga.

Als wir uns dem Palast näherten, konnte ich sehen, daß der Besuchersaal von Than Kosis hell erleuchtet war. In der riesigen Halle hatten sich die meisten Edelmänner mit ihren Frauen versammelt, als ob eine wichtige Feierlichkeit im Gange wäre. Vor dem Palast befand sich kein einziger Wachposten, ich nehme an, weil man die Stadtmauern und die Befestigung des Palastes für unbezwingbar hielt. So konnte ich dicht an die großen Fenster herantreten und einen Blick ins Innere werfen.

Auf der einen Seite saßen auf massiven, goldenen Thronen voller Diamanten Than Kosis und seine Gemahlin, umgeben von Offizieren und Würdenträgern des Staates. Vor ihnen öffnete sich ein breiter Gang, zu dessen beiden Seiten Soldaten standen, und als ich genauer hinsah, kam von der anderen Seite eine Prozession den Gang entlang auf den Thron zu.

An der Spitze schritten vier Offiziere von der Garde des Jeddaks. Sie trugen ein riesiges Tablett, auf dem auf einem scharlachroten Seidenkissen eine schwere, goldene Kette mit einem Halsring und einem massiven Verschluß lag. Gleich hinter diesen Offizieren folgten vier weitere mit einem ähnlichen Tablett, auf dem der herrliche Schmuck des Prinzen und der Prinzessin des Königshauses von Zodanga ruhte.

Am Fuße der Erhebung trennten sich beide Gruppen und blieben an den Seiten des Ganges stehen, die Gesichter einander zugewandt. Dann erschienen weitere Würdenträger, Palastbeamte und Offiziere der Armee. Den Schluß bildeten zwei Gestalten, die vollständig in rote Seide gehüllt waren, so daß man keinen von ihnen erkennen konnte. Diese beiden blieben am Fuße des Thrones vor Than Kosis stehen. Als der Rest der Prozession eingetroffen war, und alle ihren Platz eingenommen hatten, sprach Than Kosis das vor ihm stehende Paar an. Ich konnte seine Worte nicht verstehen, doch bald darauf schritten zwei Offiziere auf die beiden zu und nahmen einer der Gestalten die scharlachrote Robe ab. Da sah ich, daß Kantos Kans Auftrag fehlgeschlagen war, denn ich hatte Sab Than, den Prinzen von Zodanga, vor Augen.

Than Kosis nahm nun eine Reihe von Ornamenten von einem der Tabletts, legte seinem Sohn einen der goldenen Ringe um den Hals und drückte das Schloß zu. Nach einigen Worten zu Sab Than wandte er sich der anderen Gestalt zu, der die Offiziere nun die seidene Verhüllung abnahmen, und als ich Dejah Thoris erblickte, die Prinzessin von Helium, verstand ich.

Der Grund der Feierlichkeit war mir nun klar, einen Moment später, und Dejah Thoris war für immer mit dem Prinzen von Zodanga verbunden. Es war eine eindrucksvolle und schöne Zeremonie, vermute ich, doch der Anblick war mir so unerträglich, wie ich es noch nie erlebt hatte. Als ihr der Schmuck angelegt wurde, und Than Kosis eigenhändig den goldenen Halsring öffnete, hob ich mein langes Schwert hoch über meinen Kopf, zerschmetterte mit dem schweren Knauf das riesige Fenster und sprang in die erstaunte Menge. Mit einem Satz stand ich auf den Stufen des Podestes neben Than Kosis, der vor Überraschung wie versteinert schien, und stieß mit dem langen Schwert nach der goldenen Kette, die Dejah Thoris für immer mit einem anderen verbunden hätte.

Im Nu herrschte ein riesiges Durcheinander, eintausend blanke Schwerter bedrohten mich aus jeder Richtung, und Sab Than sprang mit einem juwelenbestückten Dolch, den er aus seinem Hochzeitsgewand gezogen hatte, auf mich zu. Ich hätte ihn ebenso leicht töten können wie eine Fliege, doch der jahrhundertealte Brauch von Barsoom hielt meine Hand zurück. So packte ich sein Handgelenk, als er mir die Waffe ins Herz stoßen wollte, hielt ihn mit eisernem Griff, zeigte mit dem langen Schwert auf das andere Ende des Saales und schrie: »Zodanga ist gefallen. Seht!«