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Yei nahm Andy von ihrem Hals herunter, wo er gerade versuchte, an ihrem Ohrring zu knabbern, und reichte ihn wieder an Ciaire. Dann bewegte sie sich zur Tür hinaus und murmelte dabei etwas wie »den Schaden eindämmen…«

Claire hielt ihr Baby ganz eng. Ihre Unsicherheit und Unruhe ballte sich unter ihrem Herzen wie ein Klumpen Metall zusammen. Sie hatte sich so sehr bemüht, gut zu sein…

Durch den scharfen Kontrast von grellem Licht und tiefem Schatten im Vakuum mußte Leo blinzeln, als er anerkennend beobachtete, wie zwei seiner mit Raumanzügen bekleideten Schüler den Verschlußring genau an seinen Platz am Ende seines Anschlußrohres schoben. Zu zweit erledigten sie mit ihren acht behandschuhten Händen diese Aufgabe im Nu.

»Pramod, Bobbi, jetzt holt das Elektronenstrahl-Schweißgerät und den Recorder herauf und bringt sie in ihre Startposition. Julian, du steuerst das optische Laserjustierungsprogramm und schließt sie an.«

Ein Dutzend der vierarmigen Gestalten, deren Namen und Nummern auf den Vorderseiten ihrer Helme und den Rückseiten ihrer silbrigen Arbeitsanzüge deutlich zu lesen waren, tanzten um den Ort des Geschehens herum. Mit den Düsen ihrer Anzüge bugsierten sie sich in günstige Sichtpositionen.

»Also, bei diesem Hochenergiedichte-Schweißen mit teilweisem Eindringen«, dozierte Leo in das Mikrophon seines Raumanzugs, »darf der Elektronenstrahl keinen durchdringenden Dauerzustand erreichen. Dieser Strahl kann einen halben Meter Stahl durchlöchern. Es genügt ein einziger Überspannungsimpuls, und euer Nukleardruckbehälter oder eure Antriebskammer kann die strukturelle Integrität verlieren. Nun, der Impulsgenerator, den Pramod gerade überprüft…« Leos Stimme nahm einen bedeutungsvollen Ton an; Pramod zuckte zusammen und begann hastig an seinem System die Ausgabe abzurufen, »benutzt die natürliche Oszillation des Auftreffens des Strahlpunktes innerhalb der Schweißaushöhlung, um einen Impulsrhythmus einzurichten, der seine Frequenz aufrechterhält und das Überspannungsproblem ausschaltet. Überprüft immer seine Funktion, bevor ihr beginnt.«

Der Verschlußring wurde fest an sein Anschlußrohr geschweißt und ordnungsgemäß auf Fehler untersucht, und zwar mit dem Auge, mit einer holographischen Abtastung, einem Wirbelstrom, mit der Überprüfung und dem Vergleich der gleichzeitigen Röntgenemissionsaufzeichnung und dem klassischen Stoß- und Rucktest. Leo bereitete sich darauf vor, seine Schüler zur nächsten Aufgabe weiterzuleiten.

»Tony, bring den Elektronenstrahlschweißer herüber — SCHALTE IHN ZUERST AUS!« Das schrille Pfeifen von Rückkopplungen drang aus allen Kopfhörern, und Leo dämpfte seine Stimme nach seinem ersten hastig-panischen Gebrüll. Der Strahl war zwar ausgeschaltet gewesen, aber die Steuerung war an; ein versehentlicher Stoß, während Tony die Maschine herumschwang und… Leos Auge folgte dem hypothetischen Schnitt durch den nahegelegenen Flügel des Habitats, und ihm schauderte.

»Wo hast du denn deinen Kopf, Tony! Ich habe schon einmal gesehen, wie ein Mann von einem seiner Freunde in der Mitte durchgeschnitten wurde, bloß durch diese Unvorsichtigkeit.«

»Entschuldigung… dachte, es würde Zeit sparen… tut mir leid…«, murmelte Tony.

»Du weißt es doch besser.« Leo beruhigte sich, und sein Herz hörte auf zu hämmern. »In diesem Vakuum hört der Strahl nicht auf, bis er auf den dritten Mond stößt, oder worauf sonst er dazwischen trifft.« Er war nahe daran, weiterzureden, doch dann hielt er sich zurück; nein, nicht über den öffentlichen Kommunikationskanal. Später.

Später, als seine Schüler im Geräteraum ihre Anzüge auszogen und sie unter Lachen und Scherzen reinigten und aufräumten, schwebte Leo zu Tony hinüber, der bleich im Gesicht war und schwieg. Bestimmt habe ich ihn doch nicht so schlimm angebrüllt, dachte Leo bei sich. Ich hätte ihn für unverwüstlicher gehalten… »Wenn du hier fertig bist, dann komm mal zu mir«, sagte Leo ruhig.

Tony zuckte schuldbewußt zusammen. »Jawohl, Sir.«

Nachdem alle seine Kameraden den Raum verlassen hatten, begierig auf ihre Mahlzeit nach Schichtende, blieb Tony mitten im Raum schwebend zurück, beide Armpaare schützend vor seinem Körper gekreuzt. Leo schwebte zu ihm und fragte in einem ernsten Ton: »Wo warst du da draußen heute mit deinen Gedanken?«

»Tut mir leid, Sir. Das wird nicht wieder passieren.«

»Das passiert schon die ganze Woche. Dich beschäftigt doch irgend etwas, mein Sohn, oder?«

Tony schüttelte den Kopf. »Nichts — nichts, das mit Ihnen zu tun hätte, Sir.«

Das hieß: nichts, das mit der Arbeit zu tun hätte, interpretierte Leo. In Ordnung. »Wenn es dich von der Arbeit ablenkt, dann hat es etwas mit mir zu tun. Willst du darüber reden? Hast du Probleme mit deinem Mädchen? Geht es dem kleinen Andy gut? Hast du dich mit jemandem gestritten?«

Tonys blaue Augen suchten in plötzlicher Unsicherheit Leos Gesicht, dann wurde er wieder verschlossen und nach innen gerichtet. »Nein, Sir.«

»Machst du dir Sorgen, daß du mit diesem Auftrag nach draußen mußt? Vermutlich seid ihr Kinder da zum erstenmal fort von zu Hause.«

»Das ist es nicht«, verneinte Tony. Er hielt inne und beobachtete Leo wieder. »Sir — gibt es dort draußen noch viele andere Firmen außer der unseren?« »Nicht so viele, für Arbeit im tiefen interstellaren Raum«, erwiderte Leo, den diese neue Wendung des Gespräches etwas verwunderte. »Wir sind natürlich die größte, obwohl es vielleicht ein halbes Dutzend gibt, die uns wirklich ein bißchen Konkurrenz machen können. In den dicht besiedelten Systemen wie Tau Ceti oder Escobar oder Orient oder natürlich auf der Erde, da gibt es immer eine Menge kleiner Gesellschaften, die in einem geringeren Umfang operieren. Superspezialisten oder unternehmerische Einzelgänger, dies und das. In letzter Zeit werden die äußeren Welten stark.«

»Also — also wenn Sie einmal Galac-Tech verlassen, dann könnten Sie einen anderen Job im All bekommen.«

»Oh, sicher. Ich habe sogar schon Angebote bekommen — aber unsere Gesellschaft erledigt den größten Teil der Art von Arbeit, die ich tun möchte, und so gibt es keinen Grund, woanders hinzugehen. Und jetzt habe ich ja schon ein ganz schönes Dienstalter beisammen, und das spielt ja dabei auch eine Rolle. Ich werde wahrscheinlich bis zu meiner Pensionierung bei Galac-Tech bleiben, wenn ich nicht in den Sielen sterbe.« Wahrscheinlich durch einen Herzanfall, den ich erlebe, wenn ich beobachte, wie einer meiner Schüler versucht, versehentlich sich selbst umzubringen. Leo sprach diesen Gedanken nicht laut aus; Tony schien schon genug gestraft zu sein. Aber er war immer noch mit den Gedanken woanders.

»Sir… erzählen Sie mir etwas über Geld.«

»Geld?« Leo hob die Augenbrauen. »Was gibt es da zu erzählen. Das ist der Stoff des Lebens.«

»Ich habe nie welches gesehen — ich habe gehört, es sei eine Art codiertes Wertzeichen, um… um Handel zu erleichtern und um zu zählen.«

»Das stimmt.«

»Wie bekommt man es?« »Nun — die meisten Leute arbeiten dafür. Sie tauschen ihre Arbeitskraft dafür ein. Oder wenn sie etwas besitzen oder herstellen oder anbauen, dann können sie es verkaufen. Ich arbeite.«

»Und Galac-Tech gibt Ihnen Geld?«

»Hm, ja.«

»Wenn ich darum bäte, würde die Firma mir dann Geld geben?«

»Ach so…« Leo wurde sich bewußt, daß er sich jetzt auf sehr dünnem Eis bewegte. Seine private Meinung über das Cay-Projekt sollte vielleicht lieber privat bleiben, solange er das Brot der Firma aß. Sein Job war, sichere Qualitätsschweißmethoden zu unterrichten, nicht — Gewerkschaftsforderungen zu schüren, oder worauf immer dieses Gespräch hinauslief. »Wofür würdest du es hier oben ausgeben? Galac-Tech gibt euch alles, was ihr braucht. Wenn ich auf dem Planeten bin oder nicht auf einer Einrichtung der Firma, dann muß ich mir mein Essen, meine Kleidung, meine Transportmittel und was sonst noch kaufen. Außerdem« — Leo suchte nach einem weniger bedenklichen Scheinargument — »bis jetzt hast du eigentlich noch keine Arbeit für Galac-Tech getan, obwohl die Firma eine Menge für dich getan hat. Warte, bis du wirklich auf einem Auftrag gewesen bist und einiges an echter Produktion geleistet hast. Dann ist es vielleicht der rechte Zeitpunkt, um über Geld zu reden.« Leo lächelte, dabei kam er sich heuchlerisch vor, aber wenigstens loyal gegenüber der Firma.