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»Wir sind auf ein Problem gestoßen, Leo.«

»Aber natürlich. Wer kommt denn mal zu mir mit einer guten Nachricht? Ach, lassen wir’s. Um was geht es?«

»Klampen.«

»Klampen?« »An der Außenseite sind viele Verbindungen mit Klampen realisiert. Wir sind das Flußdiagramm für die Zerlegung des Habitats für morgen durchgegangen, wissen Sie …«

»Ich weiß schon.«

»Wir dachten, daß ein wenig Übung die Dinge beschleunigen könnte.«

»Ja, gut …«

»Kaum eine der Klampen läßt sich lösen. Nicht einmal mit elektrischen Werkzeugen.«

»Hm …« Leo schwieg verdutzt, dann erkannte er, worin das Problem lag. »Metallklampen?«

»Meistens.«

»Schlimmer auf der Sonnenseite?« »Viel schlimmer. Von denen haben wir keine einzige aufgebracht. Ein paar sind sichtbar verschmolzen. Irgendein Idiot muß sie geschweißt haben.«

»Geschweißt, ja. Aber nicht von irgendeinem Idioten. Sondern von der Sonne.«

»Leo, es wird doch nicht so heiß …« »Nicht direkt. Was ihr dort seht, ist spontanes Vakuumdiffusionsschweißen. Metallmoleküle verdampfen von den Oberflächen der Teile im Vakuum. Sicherlich langsam, aber es ist ein meßbares Phänomen. In den verklampten Bereichen wandern sie auf die benachbarten Oberflächen hinüber und bewirken am Ende eine hübsche Verbindung. Ein bißchen schneller bei den heißen Teilen auf der Sonnenseite, etwas langsamer bei den kalten Teilen im Schatten — aber ich wette, manche dieser Klampen sind schon seit zwanzig Jahren an ihrem Platz.«

»Oh. Aber was machen wir jetzt mit ihnen?«

»Sie müssen durchtrennt werden.« Pramod schürzte besorgt die Lippen. »Das wird die Sache verlangsamen.«

»Jaa. Und wir werden auch eine Methode finden müssen, um alle Verbindungen in der neuen Konfiguration wieder zu verklampen … Geh und hol alle zusammen, die jetzt schichtfrei haben. Wir werden eine kleine Notfallübung im Klauen abhalten müssen.« Leo hörte auf sich zu fragen, ob er die Große Übernahme überleben würde, und begann sich stattdessen zu fragen, ob er bis zur Großen Übernahme überleben würde. Er betete inständig darum, daß Silver es leichter haben würde als er selbst.

Silver hoffte inständig, daß Leo es leichter haben würde als sie selbst.

Sie drehte sich in dem Beschleunigungssitz herum, der nach ihren ersten acht Stunden Flug zunehmend unbequem wurde, legte das Kinn auf die Polsterung und betrachtete ihre Mannschaft, die sich in der Kabine des Schubschiffes drängte. Die anderen Quaddies hingen ebenso schlaff da wie sie, nur Ti schien sich wohlzufühlen, hatte die Füße aufgestützt und lehnte sich unter der beständigen Schwerkraft in seinem Sitz zurück.

»Ich habe dieses großartige Holovid gesehen«, Siggy winkte begeistert mit einigen Händen, »in dem ein Enterkampf vorkam. Die Marines benutzten Magnetminen, um in die Seite des Mutterschiffes Löcher wie in einem Blasenkäse zu sprengen.« Er gab einen unheimlichen, heulenden Schrei von sich, der die Geräuscheffekte des Vids darstellen sollte. »Die Außerirdischen rannten in alle Richtungen, überall flog Zeug herum, während die Luft entwich …«

»Das habe ich gesehen«, sagte Ti, »Nest des Verderbens, nicht wahr?«

»Du hast es für uns besorgt«, erinnerte ihn Silver.

»Hast du gewußt, daß es eine Fortsetzung gibt?«, sagte Ti zu Siggy. »Die Rache des Nestes.«

»Nein, wirklich? Meinst du …« »Erstens«, sagte Silver, »hat niemand bis jetzt intelligente Außerirdische gefunden, egal ob feindlich oder nicht, zweitens haben wir keine Magnetminen«, Gott sei Dank, »und drittens glaube ich nicht, daß Ti gerne eine Menge unschöner Löcher in der Hülle seines Schiffes hätte.«

»Nein«, gestand Ti.

»Wir werden durch die Luftschleuse hineingelangen«, sagte Silver mit Nachdruck, »denn die wurde genau für diesen Zweck konstruiert. Ich denke, die Mannschaft des Sprungschiffs wird überrascht genug sein, wenn wir sie in ihr Rettungspod setzen und es starten, ohne sie durch vorzeitiges Geheul so zu erschrecken, daß sie Gott-weiß-was tun. Selbst wenn Colonel Wayne in Nest des Verderbens seine Truppen mit seinem Rebellengeschrei über ihre Kommunikatoren in den Kampf geführt hat, so glaube ich nicht, daß wirkliche Marines das tun würden. Das würde ja ihre Kommunikation stören.« Unter ihrem finsteren Blick schwieg Siggy.

»Wir werden es einfach auf Leos Art machen«, fuhr Silver fort, »und die Laserlötpistolen auf sie richten. Sie kennen uns nicht, sie wissen nicht, ob wir feuern würden oder nicht.« Wie konnten schließlich Fremde etwas wissen, das sie selbst nicht wußte? »Da wir davon sprechen, wie wissen wir, welchen Superjumper …« — sie suchte nach einem passenden Ausdruck — »von der Herde absondern? Es dürfte eigentlich einfacher sein, die Erlaubnis an Bord zu gehen zu erhalten, wenn jemand bei der Mannschaft ist, der Ti gut kennt. Andrerseits mag es schwieriger sein …« Sie brach ab, da der Gedanke ihr nicht gefiel. »Besonders, wenn sie versuchen, sich zu wehren.«

»Jon könnte mit ihnen ringen, bis sie aufgeben«, schlug Ti vor. »Dafür ist er schließlich mitgekommen.«

Der stämmige Jon blickte ihn besorgt an. »Ich habe gedacht, daß ich als der Ersatzpilot für das Schubschiff dabei bin. Ring du mit ihnen, wenn du willst; es sind ja deine Freunde. Ich werde eine Lötpistole halten.«

Ti räusperte sich. »Ich würde jedenfalls gern D771 bekommen, wenn es da ist. Wir werden jedoch keine große Wahl haben. Wahrscheinlich sind sowieso immer nur ein paar Supersprungschiffe auf dieser Seite des Wurmloches im Einsatz. Grundsätzlich gehen wir auf das Schiff los, das gerade von Orient IV herübergesprungen ist, seine leeren Frachtbehälter abgestoßen hat und noch nicht damit begonnen hat, neue zu laden. Auf diese Weise kommen wir am schnellsten weg. Da muß nicht viel geplant werden; wir tun es einfach.«

»Die echten Schwierigkeiten werden beginnen«, sagte Silver, »wenn sie dahintergekommen sind, was wir wirklich vorhaben, und wenn sie versuchen, das Schiff zurückzubekommen.« Niedergeschlagene Gesichter. Schweigen trat ein. Im Augenblick hatte nicht einmal Siggy einen Vorschlag. Leo fand Van Atta im Turnraum der Planetarier, wo er entschlossen auf dem Tretwerk stampfte. Das Tretwerk war ein medizinisches Folterwerkzeug wie eine umgekehrte Streckbank. Mit Zugfedern ausgestattete Gurte zogen den Gehenden in Richtung auf die Tretfläche, gegen die er mit seinen Füßen stieß. Eine Übung, die auf ärztliche Anweisung eine Stunde oder mehr pro Tag dauerte und die Dekonditionierung des Unterleibs und die Entmineralisierung der langen Knochen der Bewohner der Schwerelosigkeit verlangsamen, wenn nicht aufhalten sollte. Nach dem Ausdruck auf Van Attas Gesicht zu schließen, trampelte er die vorgesehenen Tritte heute mit beträchtlicher persönlicher Animosität ab. Eine kultivierte Gereiztheit war in der Tat eine Methode, um die Energie aufzubringen, um diese langweilige, aber notwendige Aufgabe zu bewältigen. Nachdem er einen Augenblick nachdenklich zugeschaut hatte, entschloß sich Leo zu einem beiläufigen und indirekten Vorgehen. Er schlüpfte aus seinem Overall und klettete ihn an dem dafür vorgesehenen Streifen an der Wand fest, schwebte in seinem roten T-Shirt und seinen roten Shorts hinüber und legte sich den Gürtel und die Gurte der unbesetzten Maschine neben Van Atta an.

»Hat man diese Dinger mit Kleister geölt?«, keuchte er, während er die Handgriffe packte und sich anstrengte, um das Tretwerk in Bewegung zu setzen.

Van Atta wandte seinen Kopf und grinste sarkastisch. »Was ist los, Leo? Hat Minchenko, der ärztliche Minidiktator, Ihnen eine kleine körperliche Rache verordnet?«

»Ja, so etwas in der Art …« Endlich bekam er das Ding in Gang und beugte seine Beine in einem gleichmäßigen Rhythmus. Er hatte wirklich in letzter Zeit zu viele Übungsstunden ausfallen lassen. »Haben Sie mit ihm gesprochen, seit er wieder oben ist?«