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»Ja.« Van Attas Beine traten gegen seine Maschine, die ein wütendes Surren von sich gab.

»Haben Sie ihm schon erzählt, was mit dem Projekt geschehen wird?«

»Unglücklicherweise mußte ich das tun. Ich hatte gehofft, ihn ganz zum Schluß dranzunehmen, mit den Übrigen. Minchenko ist wahrscheinlich der arroganteste von Cays alter Garde — er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß er dachte, er hätte Cay als Projektleiter nachfolgen sollen, anstatt daß man einen Außenseiter herholte, nämlich mich. Wenn er nicht in einem Jahr pensioniert werden würde, dann hätte ich, verdammt noch mal, Schritte unternommen, um ihn schon vorher loszuwerden.«

»Hat er Einwände vorgebracht?«

»Sie meinen, ob er gebrüllt hat wie ein Schwein am Spieß? Ganz gewiß. Hat sich aufgeführt, als wäre ich persönlich verantwortlich für die Erfindung dieser verdammten künstlichen Schwerkraft. Ich kann diesen Quatsch nicht gebrauchen.« Van Attas Tretwerk untermalte seine Worte mit einem Stöhnen.

»Wenn er bei dem Projekt von Anfang an dabei war, dann sind die Quaddies wohl praktisch sein Lebenswerk«, gab Leo zu bedenken.

»Mm.« Van Atta marschierte weiter. »Das gibt ihm jedoch nicht das Recht, eingeschnappt in Streik zu treten. Selbst Sie waren am Ende vernünftiger. Wenn er nicht Zeichen einer kooperativeren Haltung an den Tag legt, sobald er die Gelegenheit hatte, sich zu beruhigen und einzusehen, wie nutzlos es ist, dann wird es vielleicht leichter sein, Currys Dienstzeit zu verlängern und Minchenko einfach wieder nach unten zu schicken.« »Aha.« Leo räusperte sich. Das roch nicht nach der guten Eröffnung, auf die er gehofft hatte. Aber es war nur noch so wenig Zeit. »Hat er mit Ihnen über Tony gesprochen?«

»Tony!« Van Attas Tretwerk brummte einen Moment lang wie eine Hornisse. »Ich hoffe, daß ich das kleine Biest nie wieder in meinem Leben sehe. Er hat nichts als Schwierigkeiten bereitet, Schwierigkeiten und Kosten.«

»Ich selbst hatte eigentlich gehofft, noch etwas mehr Nutzen aus ihm herausholen zu können«, sagte Leo vorsichtig. »Selbst wenn er medizinisch noch nicht in der Lage ist, wieder bei regulären Außenarbeitsschichten mitzumachen, so habe ich doch eine Menge Arbeit an der Computerkonsole und Überwachungsaufgaben, die ich ihm übertragen könnte, wenn er hier wäre. Wenn wir ihn hochholen könnten.«

»Unsinn«, versetzte Van Atta. »Sie könnten viel einfacher einen Ihrer anderen Quaddie-Vorarbeiter — Pramod zum Beispiel — nehmen oder einen beliebigen anderen Quaddie auf diesen Posten setzen. Mir ist egal, wen, dafür habe ich Ihnen ja Ihre Befugnisse gegeben. In zwei Wochen fangen wir sowieso an, die kleinen Monster nach unten zu bringen. Es macht keinen Sinn, einen heraufzuholen, den Minchenko bis dahin nicht aus der Krankenstation entlassen würde. Das habe ich ihm gesagt.« Er blickte Leo finster an. »Ich möchte kein einziges Wort mehr über Tony hören.«

»Aha«, sagte Leo. Verdammt. Es war klar, daß er Minchenko hätte beiseite nehmen sollen, bevor er bei Van Atta das Wasser trübte. Jetzt war es zu spät. Van Attas Gesicht war nicht nur von der Bewegung gerötet. Leo überlegte, was Minchenko wohl alles gesagt hatte — bestimmt ziemlich starken Tobak; es wäre ein Vergnügen gewesen, dabei zuzuhören. Ein Vergnügen, das für die Quaddies jedoch zu teuer war. Leo bemühte sich um einen Gesichtsausdruck, von dem er hoffte, daß bei allem Schnaufen und Pusten Mitgefühl für Van Atta darin zu lesen war.

»Wie kommt die Planung für die Wiederverwertung voran?«, fragte Van Atta nach einer Weile.

»Sie ist fast abgeschlossen.«

»So, wirklich?« Van Attas Gesicht hellte sich auf. »Na, das ist mal wenigstens eine gute Nachricht.« »Sie werden überrascht sein, wie vollständig das Habitat recycelt werden kann«, versprach Leo völlig wahrheitsgemäß. »Und auch die hohen Tiere von Galac-Tech werden überrascht sein.«

»Und wie schnell kann’s losgehen?«

»Sobald wir grünes Licht bekommen. Ich habe es wie ein Kriegsspiel angelegt.« Er schluckte weitere Doppeldeutigkeiten hinunter. »Planen Sie immer noch die Große Bekanntgabe vor dem übrigen Personal morgen um 13.00 Uhr?«, sondierte Leo beiläufig. »Im Hauptvortragsmodul? Ich möchte wirklich dabeisein; ich habe etwas Anschauungsmaterial zu präsentieren, sobald Sie Ihren Part hinter sich haben.«

»Nö«, sagte Van Atta.

»Was?« Leo schluckte. Er trat daneben, und die Federn knallten ihn mit einem Knie schmerzhaft auf das Tretwerk, das genau wegen solcher Ungeschicklichkeiten gepolstert war. Er rappelte sich wieder auf die Füße.

»Haben Sie sich verletzt?«, fragte Van Atta. »Sie machen ein komisches Gesicht …«

»In einer Minute geht es schon wieder.« Leo blieb stehen und spannte die Beinmuskeln gegen den elastischen Zug. Er bemühte sich, trotz Schmerz und Panik seinen Atem und sein Gleichgewicht wiederzufinden. »Ich dachte — Sie würden so die Katze aus dem Sack lassen. Alle zusammenholen und die Tatsachen bloß einmal abhandeln.«

»Nach der Geschichte mit Minchenko bin ich es müde, mich deswegen zu streiten«, sagte Van Atta. »Ich habe Yei gesagt, daß sie es machen soll. Sie kann die Leute in kleinen Gruppen in ihr Büro rufen und gleichzeitig die Pläne für die Evakuierung der einzelnen und der Abteilungen austeilen. Das ist viel effizienter.«

Leos und Silvers schöner Plan, die Planetarier friedlich vom Habitat abzukoppeln, den sie in vier geheimen Planungssitzungen ausgearbeitet hatten, war so im Nu vom Tisch. Umsonst war jetzt all die Schmeichelei und die indirekten Anregungen, mit denen Van Atta die Überzeugung eingeflößt worden war, es wäre seine Idee gewesen, das gesamte planetarische Personal des Habitats gegen alle Gewohnheit auf einmal zu versammeln und seine Ankündigung in einer Rede zu mächen, mit der er allen einreden würde, daß sie ausgezeichnet und nicht verdammt würden … Die speziell angepaßten Sprengladungen, die auf einen Knopfdruck hin das Vortragsmodul vom Habitat abtrennen sollten, waren schon alle plaziert. Die Atemmasken für die Sauerstoffversorgung der fast dreihundert Menschen während der paar Stunden, die notwendig waren, um das Modul um den Planeten zur Transferstation zu schieben, waren sorgfältig in dem Modul versteckt worden. Die beiden Schubschiffcrews waren gedrillt, ihre Schubschiffe mit Treibstoff versehen und startbereit. Ein Narr war er gewesen, Pläne zu schmieden, die davon abhingen, daß Van Atta etwas durchziehen würde … Leo wurde plötzlich übel. Dann mußten sie eben den zweitbesten Plan nehmen, den Notfallplan, den sie durchdiskutiert und dann als zu riskant hatten fallen lassen, da sich seine Ergebnisse möglicherweise zu wenig steuern ließen.

Benommen nahm Leo seine Federn und Gurte ab und hängte sie wieder am Rahmen des Tretwerks auf.

»Das war keine Stunde«, sagte Van Atta.

»Ich glaube, ich hab mir was am Knie gemacht«, log Leo.

»Da wundere ich mich nicht. Glauben Sie, ich wüßte nicht, daß Sie Übungsstunden geschwänzt haben? Versuchen Sie bloß nicht, Galac-Tech zu verklagen, denn wir können Ihnen persönliche Versäumnisse nachweisen.« Van Atta grinste und marschierte tugendsam weiter.

Leo zögerte. »Übrigens, wußten Sie, daß das Nachschublager auf Rodeo uns gerade irrtümlicherweise hundert Tonnen Benzin geschickt hat? Und daß unser Konto damit belastet wird?«

»Was?« Als Leo sich abwandte, hörte er mit einer gewissen rachsüchtigen Befriedigung, wie Van Attas Tretwerk anhielt und dann ein zu schnell gelöster Gurt zurückschnellte und seinem Träger einen Schlag versetzte. »Au!«, schrie Van Atta.

Leo blickte nicht zurück.

Dr. Curry nahm Ciaire in Empfang, als sie zu ihrem Termin in der Krankenstation eintraf. »Oh, gut, du kommst gerade rechtzeitig.«

Ciaire blickte den Korridor hinauf und hinab, und ihre Augen wanderten in dem Behandlungsraum umher, in den Dr. Curry sie bugsierte. »Wo ist Dr. Minchenko? Ich dachte, er wäre hier.«