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»Was sollen wir jetzt bloß tun?«, sagte Emma mit dünner Stimme.

»Einfach warten. Es sei denn, du hast etwas zu tun mitgebracht«, sagte Ciaire. Emma schüttelte den Kopf. »Kara hat mich vor etwa zehn Minuten einfach aus meiner Arbeitsschicht in der Abteilung Kleinreparaturen rausgeholt. Ich habe nicht daran gedacht, irgend etwas mitzubringen.«

»Mich hat sie aus meinem Schlafsack geholt«, sagte Patty. Trotz der Spannung entfuhr ihr ein Gähnen. »Ich bin so müde, in letzter Zeit …« Geistesabwesend strich sich Emma mit ihren unteren Handflächen über den Unterleib, in einer kreisförmigen Bewegung, die Ciaire vertraut war; also hatten die Mädchen schon mit den geburtsvorbereitenden Übungen begonnen.

»Ich frage mich, wie das alles gehen wird«, seufzte Emma. »Wie es ausgehen wird. Wo wir alle in sieben Monaten sein werden …«

Diese Zahl hatte sie kaum zufällig gewählt, erkannte Ciaire. »Auf jeden Fall fort von Rodeo. Oder tot.«

»Wenn wir tot sind, werden wir keine Probleme haben«, sagte Patty. »Wenn nicht … Ciaire, wie sind die Wehen? Wie sind sie wirklich?« Ihr eindringlicher Blick bat Ciaire um Beruhigung. Von ihnen dreien war Ciaire die einzige mit Erfahrung, eingeweiht in die mütterlichen Mysterien des Leibes. Verständnisvoll antwortete Ciaire: »Sie waren nicht gerade angenehm, aber man kann damit fertigwerden. Dr. Minchenko sagt, wir haben es viel besser als die Planetarierfrauen. Wir haben ein elastischeres Becken mit einem breiteren Beckenausgang, da wir nicht mit der Schwerkraft zu kämpfen haben. Er sagt, das sei seine eigene Gestaltungsidee gewesen, wie die Abschaffung des Hymens — was immer das gewesen sein mag. Etwas Schmerzliches, nehme ich an.«

»Uff, die armen Dinger«, sagte Emma. »Ich frage mich, ob ihre Babies ihnen nicht von der Schwerkraft aus dem Leib gesaugt werden?«

»Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Ciaire unsicher. »Er sagte, daß sie gegen Ende der Schwangerschaft Schwierigkeiten hätten, weil das Gewicht des Babys ihren Kreislauf abschneidet und auf ihre Nerven und Organe und so weiter drückt.«

»Ich bin froh, daß ich nicht als Planetarier geboren wurde«, sagte Emma. »Zumindest nicht als Planetarierfrau. Denk bloß an die armen Planetariermütter, die sich Sorgen machen müssen, ob ihre Helferinnen nicht ihre Neugeborenen fallen lassen.« Sie schauderte. »Dort unten ist es schrecklich«, bestätigte Ciaire leidenschaftlich, in Erinnerung an ihren Aufenthalt auf Rodeo. »Es ist jedes Risiko wert, nicht nach dort unten gehen zu müssen. Wirklich.«

»Aber in sieben Monaten werden wir auf uns allein gestellt sein«, sagte Patty. »Du hattest Hilfe. Du hattest Dr. Minchenko. Emma und ich — wir werden ganz allein sein.« »Nein, werdet ihr nicht«, sagte Ciaire. »Was für ein schrecklicher Gedanke. Kara wird da sein — ich werde kommen — wir alle werden helfen.«

»Leo wird mit uns mitkommen«, warf Emma ein und versuchte dabei, optimistisch zu klingen. »Er ist ein Planetarier.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob er auf diesem Gebiet Erfahrungen hat«, sagte Ciaire aufrichtig und versuchte sich Leo als Medizintechniker vorzustellen. Er kümmerte sich nicht um hydraulische Systeme, hatte er gesagt. Sie fuhr entschlossener fort: »Auf jeden Fall ging das ganze komplizierte Zeug bei Andys Geburt vor allem um die Sammlung von Daten, denn ich war eine der ersten, und man arbeitete damals die Prozeduren aus, sagte Dr. Minchenko. Das Baby zur Welt zu bringen war nicht so schlimm. Dr. Minchenko hat es nicht getan — in Wirklichkeit habe auch ich es nicht getan, mein Körper hat es getan. So gut wie alles, was Dr. Minchenko tat, war, den Handsauger zu halten. Es ist unsauber, aber unkompliziert.« Wenn biologisch nichts schiefgeht, dachte sie, und war im letzten Moment klug genug, diesen Gedanken nicht laut auszusprechen.

Patty sah immer noch unglücklich drein. »Ja, aber die Geburt ist bloß der Anfang. Die Arbeit für Galac-Tech hat uns in Trab gehalten, aber seit diese Geschichte mit der Flucht aufkam, haben wir dreimal so hart gearbeitet. Und man muß schon eine trübe Birne sein, um nicht zu sehen, daß es später noch schlimmer wird. Da ist kein Ende in Sicht. Wie werden wir mit allem fertig, und dann obendrein noch mit den Babies? Ich bin mir nicht sicher, ob ich von dieser Geschichte mit der Freiheit viel halte. Leo rühmt die Freiheit, aber für wen ist sie? Nicht für mich. Ich hatte mehr freie Zeit, als ich für die Firma arbeitete.«

»Willst du dich bei Dr. Curry melden?«, fragte Emma.

Patty zuckte verlegen die Achseln. »Nein …«

»Ich glaube nicht, daß er mit Freiheit freie Zeit meint«, sagte Ciaire nachdenklich. »Mehr so etwas wie Überleben. Wie … wie zum Beispiel nicht für Leute arbeiten müssen, die ein Recht haben, auf uns zu schießen, wenn sie wollen.« Mit einem stechenden Schmerz durchzuckte sie eine herbe Erinnerung und ließ ihre Stimme schärfer klingen. Verlegen bemühte sie sich um einen weicheren Ton. »Wir werden immer noch arbeiten müssen, aber dann für uns selbst. Und unsere Kinder.«

»Vor allem für unsere Kinder«, sagte Patty düster.

»Das ist nicht so schlimm«, bemerkte Emma.

Ciaire glaubte, den Grund für Pattys Pessimismus erahnt zu haben. »Und nächstesmal — wenn du ein nächstesmal haben möchtest — kannst du wählen, wer der Vater deines Babys sein soll. Dann wird niemand mehr da sein, der dir da dreinredet.«

Pattys Gesicht hellte sich sichtbar auf. »Das ist wahr …«

Claires Versicherungen schienen zu wirken; das Gespräch wandte sich für eine Weile weniger bedrohlichen Themen zu.

Viel später öffneten sich die Türen, und Pramod steckte den Kopf herein.

»Wir haben Silvers Signal bekommen«, sagte er einfach.

Ciaire stieß einen Freudenschrei aus; Patty und Emma umarmten sich und wirbelten in der Luft umher.

Pramod hob warnend die Hand. »Es geht noch nicht los. Ihr müßt noch etwas länger hier drinnen bleiben.«

»Nein, warum denn?«, rief Emma.

»Wir warten auf ein besonderes Nachschubshuttle von unten. Wenn es andockt, das ist dann das neue Signal, daß es losgeht.«

Claires Herz pochte. »Tony — haben sie Tony an Bord?«

Pramod schüttelte den Kopf. Seine dunklen Augen teilten ihren Schmerz. »Nein, Brennstäbe. Leo hat sich Sorgen deswegen gemacht. Er befürchtet, daß wir ohne sie vielleicht nicht genügend Energie haben, um das Habitat für den ganzen Weg bis zum Wurmloch zu beschleunigen.«

»Oh — ja, natürlich.« Ciaire sank zusammen.

»Bleibt hier drinnen, haltet aus, und ignoriert alle Notfallsirenen, die ihr vielleicht hört«, sagte Pramod. In einer Geste der Ermutigung ballte er seine unteren Hände zu Fäusten und zog sich zurück.

Ciaire richtete sich wieder aufs Warten ein. Sie stand so unter Spannung, daß sie hätte weinen können, aber sie wollte Patty und Emma kein schlechtes Beispiel geben.

Bruce Van Atta drückte einen Finger auf einen seiner Nasenflügel, so daß das eine Nasenloch verschlossen wurde, und schnaufte mächtig durch das andere, dann wechselte er die Seiten und wiederholte die Prozedur. Zum Teufel mit der Schwerelosigkeit und ihrem Mangel an richtigem Abfluß aus den Nasennebenhöhlen, der zu ihren anderen Unbequemlichkeiten noch dazukam. Er konnte es kaum erwarten, wieder auf die Erde zurückzukehren. Selbst das trostlose Rodeo würde eine Verbesserung darstellen. Er überlegte müßig, ob er sich eine Ausrede ausdenken konnte — vielleicht die, daß er inspizieren wollte, ob die Kaserne für die Quaddies schon hergerichtet wurde. Das konnte auf bis zu fünf Tage ausgedehnt werden, wenn er es richtig anstellte.