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Er hatte ihn vielleicht einmal getroffen, am Anfang seines Aufenthaltes hier. Die kleine Sprungpunktstation wurde von Orient IV aus bemannt und unterstand dem Unternehmensbereich auf Orient IV, nicht Rodeo. Ihre Angestellten waren reguläre Planetarier von der Raumfahrergewerkschaft und hatten normal keinen Kontakt mit Rodeo oder mit den Quaddies, die einmal dafür bestimmt gewesen waren, sie zu ersetzen. Der Stationsmanager machte einen gequälten Eindruck. Er rasselte die einführenden Identifikationskennungen herunter und kam dann abrupt zum Kern der Sache: »Was, zum Teufel, ist denn überhaupt mit euch los? Eine Mannschaft von Mutantenmonstern ist eben von Nirgendwo aufgetaucht, hat einen Sprungpiloten gekidnappt, einen anderen niedergeschossen und einen Frachtsuperjumper von Galac-Tech entführt. Aber anstatt damit hinauszuspringen, sind sie damit nach Rodeo unterwegs. Als wir den Sicherheitsdienst von Rodeo unterrichteten, hat man uns mitgeteilt, daß die Mutanten wahrscheinlich Ihnen unterstehen. Gibt es dort noch mehr davon? Sind die verrückt geworden oder was? Ich möchte eine Antwort haben, verdammt noch mal. Ich habe hier einen Piloten auf der Krankenstation, einen eingeschüchterten Ingenieur und eine Crew am Rande der Panik.« Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen befand sich der Manager selbst am Rande der Panik. »Sprungpunktstation Ende!« »Wie alt ist diese Nachricht?«, fragte Van Atta ziemlich verdutzt.

»Etwa zwölf Stunden, Sir«, sagte der Techniker nach einem Blick auf seinen Monitor.

»Glaubt er, daß die Entführer Quaddies sind? Warum wurde ich nicht informiert …« Van Attas Blick fiel auf Bannerji, der ausdruckslos neben Chalopin stand, »warum wurde ich von der Sicherheitsabteilung hierüber nicht sofort informiert?«

»Zu dem Zeitpunkt, als der Vorfall gemeldet wurde, waren Sie nicht erreichbar«, sagte der Sicherheitsoffizier ohne jede Gemütsregung. »Wir haben seitdem die Bahn der D-620 verfolgt, und sie hat ihre Beschleunigung geradewegs auf Rodeo zu fortgesetzt. Sie antwortet auf unsere Signale nicht.«

»Und was tun Sie deswegen?« »Wir beobachten die Lage. Ich habe noch keine Befehle bekommen, irgend etwas deswegen zu unternehmen.« »Warum nicht? Wo ist Norris?« Norris war der leitende Manager für alle Operationen im gesamten Lokalraum von Rodeo, er sollte eigentlich eingeschaltet sein. Allerdings unterstand das Cay-Projekt nicht seiner Befehlskette, da Van Atta direkt dem Geschäftsbereich Operativer Betrieb der Gesellschaft verantwortlich war. »Dr. Norris«, sagte Chalopin, »ist bei einer Konferenz für Materialentwicklung auf der Erde. In seiner Abwesenheit vertrete ich ihn. Captain Bannerji und ich haben die Möglichkeit erörtert, daß er seine Leute und das Sicherheits- und Rettungsshuttle von Shuttlehafen Drei nimmt und versucht, das entführte Schiff zu entern. Wir sind uns immer noch nicht sicher, wer diese Leute sind oder was sie wollen, aber sie scheinen eine Geisel genommen zu haben, was uns zur Vorsicht zwingt. Also haben wir sie ihre Entfernung verringern lassen, während wir versuchen, mehr Informationen über sie zu bekommen. Damit«, sie musterte ihn mit ihren kleinen, runden, glänzenden Augen, »kommen wir zu Ihnen, Mr. Van Atta. Hat dieser Vorfall irgendeine Verbindung mit Ihrer Krise auf dem Habitat?«

»Ich sehe nicht, wie …«, begann Van Atta und brach ab, denn plötzlich verstand er. »Dieser Mistkerl …«, flüsterte er.

»Lord Krishna«, sagte Dr. Yei und wandte sich wieder dem Live-Vid des Habitats zu, das halbzerlegt hoch über ihnen im Orbit hing. »Das kann nicht sein …« »Graf ist verrückt. Er ist verrückt, der Mann ist ein Größenwahnsinniger. Er kann das nicht machen …« Die technischen Parameter zogen unerbittlich vor Van Attas geistigem Auge vorüber. Masse — Energie — Entfernung — ja, eine abgemagerte Version des Habitats, um einen Teil seiner weniger wesentlichen Komponenten reduziert, konnte vielleicht gerade noch von einem Supersprungschiff in den Wurmlochraum gezogen werden, falls es an dem fernen Sprungpunkt in die richtige Position gebracht werden konnte. Aber das ganze verdammte Ding … »Sie entführen das ganze verdammte Ding!«, schrie Van Atta auf.

Yei rang ihre Hände vor dem Vid. »Das schaffen sie nie. Sie sind doch kaum mehr als Kinder! Er wird sie in den Tod führen! Das ist kriminell!«

Captain Bannerji und die Administratorin des Shuttlehafens blickten einander an. Bannerji schürzte die Lippen und hielt ihr die offenen Hände hin, als wollte er sagen: Ladies first. »Glauben Sie also, daß die beiden Vorfälle miteinander in Zusammenhang stehen?«, bedrängte Chalopin Van Atta. Van Atta ging hin und her, als könnte er so die flache Darstellung des Habitats aus einem anderen Winkel sehen, »… das ganze verdammte Ding!«

Yei antwortete an seiner Stelle: »Ja, das glauben wir.«

Van Atta lief weiter auf und ab. »Verdammt, und sie haben es schon zerlegt! Wir haben keine Zeit mehr, um sie auszuhungern. Wir müssen sie auf irgendeine andere Weise aufhalten.«

»Die Mitarbeiter des Cay-Projekts waren sehr beunruhigt über den abrupten Abbruch des Projekts«, erklärte Yei. »Sie haben es vorzeitig herausgefunden. Sie befürchteten, daß sie hier unten zurückgelassen würden, wo sie doch nicht an die Schwerkraft gewöhnt sind. Ich hatte keine Chance, ihnen diese Idee schrittweise beizubringen. Ich glaube, sie versuchen vielleicht tatsächlich irgendwie — davonzulaufen.«

Captain Bannerjis Augen weiteten sich. Er stützte sich mit einer Hand auf die Konsole und starrte auf das Vid. »Denken Sie an die bescheidene Schnecke«, murmelte er, »die ihr Haus auf dem Rücken trägt. Wenn sie an kalten regnerischen Tagen spazierengeht, muß sie nie umkehren …«

Van Atta brachte einen zusätzlichen halben Meter Abstand zwischen sich und den plötzlich poetisch gewordenen Sicherheitsoffizier. »Waffen«, sagte Van Atta. »Welche Waffen hat die Sicherheitsabteilung auf Lager?« »Betäuber«, antwortete Bannerji, richtete sich auf und untersuchte seinen rechten Daumennagel. War da ein spöttisches Funkeln in seinen Augen? Nein, das würde er nicht wagen.

»Ich meine, auf Ihrem Shuttle«, sagte Van Atta gereizt. »Waffen, die auf dem Schiff montiert sind. Zähne. Ohne Zähne kann man nicht drohen.«

»Es gibt zwei mittelstarke Lasereinheiten auf dem Schiff. Das letztemal haben wir sie benutzt — warten Sie mal —, um einen Baumstumpf durchzubrennen, der Flurwasser aufgestaut hatte und ein Forschungslager bedrohte.«

»Ja, gut, das ist jedenfalls mehr als sie haben«, sagte Van Atta aufgeregt. »Wir können das Habitat angreifen — oder den Superjumper — eins von beiden. Die Hauptsache ist, sie davon abzuhalten, daß sie sich miteinander verbinden. Ja, nehmen wir uns zuerst das Sprungschiff vor. Ohne es ist das Habitat ein unbewegliches Ziel, das wir bequem wegputzen können. Ist Ihr Sicherheitsshuttle mit Treibstoff ausgestattet und startbereit, Bannerji?« Dr. Yei erbleichte. »Halten Sie ein! Wer redet davon, irgendetwas anzugreifen? Wir haben noch nicht einmal Sprechkontakt hergestellt. Wenn die Entführer tatsächlich Quaddies sind, dann bin ich sicher, ich könnte sie überreden, vernünftig zu sein …«

»Es ist zu spät für Vernunft. Diese Situation verlangt Taten.«

Die Demütigung brannte heiß in Van Attas Eingeweiden, und sie wurde von der Angst genährt. Wenn die hohen Tiere in der Firma herausbekamen, wie komplett er die Kontrolle verloren hatte — na ja, dann sollte er lieber wieder die Kontrolle fest in Händen haben.

»Ja, aber …« Yei leckte ihre Lippen. »Es ist ganz schön und gut zu drohen, aber der tatsächliche Einsatz von Gewalt ist gefährlich — vielleicht zerstörerisch. Sollten Sie nicht lieber zuerst eine Genehmigung dafür einholen? Wenn irgend etwas schrecklich danebengeht, dann würden Sie gewiß nicht gerne die Sache ausbaden mögen.«

Van Atta zögerte. »Das würde zu lange dauern«, widersprach er schließlich. »Es dauert vielleicht einen Tag, um die Distriktszentrale auf Orient IV zu erreichen und eine Antwort zu bekommen. Und wenn man dort entscheidet, die Sache sei zu heiß und sie den ganzen Weg zu Apmad auf der Erde weiterreicht, dann könnte es einige Tage dauern, bis wir eine Antwort bekommen.«