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»Ihr Spiegel hat den Spezifikationen entsprochen, Leo«, sagte Ti schwach.

»Ja. Ich hatte gefürchtet, daß er während der Belastung durch den Sprung explodieren würde.«

Ti guckte ihn ungehalten an. »Das haben Sie aber nicht gesagt. Ich dachte, Sie wären ein As als Testingenieur.«

»Hören Sie, ich hatte sowas nie zuvor gemacht«, protestierte Leo. »Man weiß nie. Man stellt nur die bestmöglichen Vermutungen an.« Er setzte sich auf und versuchte seine zerstreuten Sinne zu sammeln. »Wir sind da. Wir haben es geschafft. Aber was geht draußen vor? Hat das Habitat Schäden abbekommen? — Silver, schau mal, was du über den Kommunikator hereinbekommst.«

Sie war ebenfalls bleich. »Du lieber Himmel!« Sie blinzelte. »Das war also ein Wurmlochsprung. Wie sechs Stunden von Dr. Yeis Wahrheitsserum in eine Sekunde zusammengequetscht. Uff! Werden wir das oft machen?«

»Ich hoffe schon«, sagte Leo. Er löste seine Gurte und schwebte zu ihr hinüber, um ihr zu helfen. Der Raum um das Wurmloch war leer und ruhig — Leos geheimer paranoider Alptraum, daß sie mitten in einen Hinterhalt militärischen Feuers sprangen, würde nicht Realität werden, stellte er erfreut fest. Aber warte mal, da näherte sich ihnen ein Schiff — kein Handelsfahrzeug, sondern etwas, das gefährlich und offiziell aussah …

»Es ist eine Art Polizeischiff von Orient IV«, vermutete Silver. »Bekommen wir Schwierigkeiten?« »Zweifellos«, sagte Dr. Minchenko, der in den Steuerraum geschwebt kam. »Galac-Tech wird das bestimmt nicht hinnehmen. Sie tun uns allen einen Gefallen, Graf, wenn Sie jetzt das Reden einfach mir überlassen.« Er schob Silver und Leo mit den Ellbogen beiseite und übernahm den Kommunikator. »Der Gesundheitsminister von Orient IV ist zufällig ein Berufskollege von mir. Zwar hat er in seiner Stellung keinen großen politischen Einfluß, aber er stellt einen Kommunikationskanal zu den höchsten Regierungsebenen dar. Wenn ich ihn erreichen kann, dann werden wir in einer viel besseren Position sein, als wenn wir mit irgendeinem subalternen Polizeisergeanten verhandeln, oder, noch schlimmer, mit einem Offizier vom Militär.« Minchenkos Augen funkelten. »Im Augenblick haben Galac-Tech und Orient IV nicht viel füreinander übrig. Allen Beschuldigungen von Galac-Tech können wir etwas entgegensetzen — Steuerbetrug — oh, die Möglichkeiten …«

»Was machen wir, während Sie reden?«, fragte Ti.

»Weiter beschleunigen«, riet Minchenko.

»Es ist noch nicht vorbei, nicht wahr?«, sagte Silver leise zu Leo, während sie Minchenko Platz machten. »Irgendwie hatte ich gedacht, unsere Schwierigkeiten würden vorbei sein, wenn wir nur vor Mr. Van Atta davonkämen.«

Leo schüttelte den Kopf. Ein fröhliches Grinsen zog seine Mundwinkel nach oben. Er nahm eine ihrer oberen Hände. »Unsere Schwierigkeiten wären vorbei gewesen, wenn Brucie-Baby einen Treffer gelandet hätte. Oder wenn der Vortex-Spiegel mitten im Sprung explodiert wäre, oder wenn … — hab keine Angst vor Schwierigkeiten, Silver. Sie sind ein Zeichen des Lebens. Wir werden uns ihnen zusammen stellen — morgen.«

Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, die Spannung schwand aus ihrem Gesicht, ihrem Leib, ihren Armen. Schließlich leuchteten ihre Augen auf, funkelten wie Sterne. Sie wandte ihm erwartungsvoll das Gesicht zu.

Er ertappte sich dabei, wie er ganz tölpelhaft grinste — und das bei einem Mann, der auf die Vierzig zuging. Er versuchte, mehr Würde in seinem Gesicht zu zeigen. Schweigend blickten sie sich an.

»Leo«, sagte Silver, »sind Sie etwa schüchtern?«

»Wer, ich?«, fragte Leo. Einen Moment lang glitzerten die blauen Sterne ganz beutegierig. Sie küßte ihn. Leo, ungehalten über ihre Beschuldigung, erwiderte den Kuß nachdrücklich. Jetzt war es an ihr, tölpelhaft zu grinsen. Ein Leben lang bei den Quaddies, überlegte Leo, Teufel auch, das könnte ganz interessant werden …

Sie wandten ihre Gesichter der neuen Sonne zu.

Die Quaddies von Cay Habitat

Roman

Aus dem Amerikanischen übersetzt von MICHAEL MORGENTAL

Deutsche Erstausgabe

Wilhelm Heyne Verlag

München

HEYNE SCIENCE FICTION FANTASY

Band 0.605.243

Titel der amerikanischen Originalausgabe: FALLING FREE

Deutsche Übersetzung von Michael Morgental

Das Umschlagbild malte Michael Hasted

Redaktion: Wolfgang Jeschke

Copyright © 1988 by Lois McMaster Bujold

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin und Paul Peter Fritz, Literarische Agentur, Zürich

(# 17.371)

Erstausgabe by Bean Publishing Enterprises, New York

Copyright © 1995 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH Co. KG, München

Printed in Germany 1995

Scan 12/2004

k-Lesen by zxmaus

Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München

Technische Betreuung: M. Spinola

Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels

Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin

ISBN 3-453-07.965-5