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Cenarius sah sogar noch verstörter aus als er selbst, was großes Unbehagen in Malfurion weckte. »Dies lässt nichts Gutes ahnen … nein«, schüttelte der Waldgott den Kopf. »Du bist dir sicher, das es der Palast war? Dass es Azshara und ihre Hochgeborenen gewesen sein müssen?«

»Ich weiß nicht, ob sie oder ihre Diener – oder sie mit ihren Dienern … aber ich kann mir nicht helfen: Ich habe das Gefühl, dass die Königin daran beteiligt ist. Azshara hat einen zu starken Willen. Sogar Xavius kann sie nicht kontrollieren … glaube ich.« Der Berater der Königin war eine rätselhafte Gestalt, der das Volk ebenso sehr misstraute, wie es Azshara liebte.

»Du musst genau über das nachdenken, was du sagst, junger Malfurion. Du deutest an, dass die Herrscherin der Nachtelfen – sie, deren Name jeden Tag in Liedern gepriesen wird – an einem Zauber beteiligt ist, der nicht nur für ihr Volk zu einer Bedrohung werden könnte, sondern für die ganze Welt. Begreifst du, was das bedeutet?«

Das Bild von Zin-Azshari vermischte sich mit der Szene der Verwüstung … und Malfurion fand, dass beide miteinander vereinbar war. Sie mochten nicht direkt verbunden sein, aber sie teilten etwas miteinander.

Doch was dies war, wusste er noch nicht.

»Mir ist nur eines klar«, murmelte er und erinnerte sich an das perfekte, wunderschöne Gesicht seiner Königin und an den Applaus, der selbst den Kürzesten ihrer Auftritte begleitete. »Ich muss die Wahrheit herausfinden, wohin auch immer mich diese Wahrheit führen mag … und selbst wenn sie mich am Ende mein Leben kostet.«

Die schattenhafte Gestalt berührte mit ihrer Kralle die kleine, goldene Kugel, die sie in ihrer anderen, von Schuppen bedeckten Hand hielt und erweckte sie zum Leben. Im Rund erschien ein zweiter, fast identischer Schatten. Das Licht der Sphäre vermochte die Finsternis, die die Gestalt umgab, nicht aufzulösen und ebenso versagte auch die andere Kugel, die von der zweiten Gestalt benutzt wurde. Die Magie, deren Aufgabe es war, die Identität der Beiden zu verbergen, war uralt und immens stark.

»Der Quell wird noch immer von schrecklichen Qualen heimgesucht«, erklärte derjenige, der den Kontakt aufgenommen hatte.

»So geht es schon seit einiger Zeit«, entgegnete der andere, und sein Schwanz zuckte hinter ihm. »Die Nachtelfen spielen mit Mächten, von denen sie keine Ahnung haben.«

»Hat man sich bei Euch bereits eine Meinung gebildet?«

Die verdunkelte Gestalt im Innern der Kugel schüttelte einmal den Kopf. »Nichts von Bedeutung bisher … aber was können sie schon tun, außer vielleicht sich selbst zu vernichten? Es wäre nicht das erste Mal, dass eines der kurzlebigen Völker sich aus eigener Dummheit in sein Verderben stürzt, und es wird gewiss nicht das letzte Mal sein.«

Der Erste nickte. »So scheint für uns … und die anderen.«

»Alle anderen?«, zischte die zweite Gestalt, und zum ersten Mal klang echte Neugierde in ihrer Stimme. »Sogar jene im Schwarm des Erdwächters?«

»Nein … sie behalten ihre Meinung für sich … wie üblich in letzter Zeit. Sie sind wenig mehr als Neltharions Spiegelbilder.«

»Also unwichtig. Wie ihr werden auch wir fortfahren, die Narrheiten der Nachtelfen zu beobachten, aber es ist zweifelhaft, ob sie zu viel mehr führen als der Ausrottung ihrer eigenen Art. Sollte die Angelegenheit sich als dringlicher erweisen, dann werden wir handeln, so uns unser Herr, Malygos, zu handeln befiehlt.«

»Der Pakt bleibt ungebrochen«, erwiderte der Erste. »Auch wir werden nur handeln, wenn wir den Befehl Ihrer Majestät, der glorreichen Alexstrasza, erhalten.«

»Dann ist dieses Gespräch beendet.« Mit diesen Worten wurde die Sphäre schwarz, die Verbindung war unterbrochen worden.

Die andere Gestalt erhob sich und legte die Kugel zur Seite. Mit einem Zischen schüttelte sie den Kopf über die Unwissenheit der niederen Völker. Sie spielten ständig mit Dingen, von denen sie keine Ahnung hatten, und oft bezahlten sie einen tödlichen Preis für ihren Unverstand. Aber sie hatten ein Recht auf eigene Fehler, und sie durften ruhig unter ihnen leiden, so lange die Welt als Ganzes keinen Schaden nahm. Sobald dies aber geschah, würden die Drachen handeln müssen.

»Dumme, törichte Nachtelfen. Ihr spielt mit eurem Schicksssal …«

Aber an einem Ort zwischen Welten, inmitten des wieder erstandenen Chaos, wandten sich, als das Wirken von Azsharas Hochgeborenen auch hierher drang, feurige Augen in plötzlichem Interesse um. Irgendwo, erkannte der Betrachter, irgendwo hatte irgendjemand die Macht angerufen. Irgendwelche Wesen hatten die Magie beschworen und glaubten in ihrer Dummheit, dass sie – und nur sie allein – sie beherrschten, dass nur sie wüssten, wie man sie benutzte …

… aber wo?

Er suchte, hatte die Quelle fast schon entdeckt, da verlor er sie wieder. Doch sie war nahe, sehr nahe.

Er würde warten. Wie die anderen war auch er wieder hungrig geworden. Wenn er noch ein wenig länger ausharrte, würde er sicher erkennen, wo unter den Welten die törichten Zauberer ihren Narrheiten frönten. Er roch ihren Eifer, ihren Ehrgeiz. Sie würden nicht in der Lage sein, damit aufzuhören, die Magie zu beschwören. Bald … bald würde er den Weg zu ihrer kleinen Welt finden …

Und dann würden er und die anderen fressen.

5

Brox hatte ein schlechtes Gefühl, was ihre Mission anging, ein sehr schlechtes Gefühl.

»Wo sind sie?«, murmelte er. »Wo sind sie?«

Wie versteckt man einen Drachen?, fragte sich der Orc. Die Spuren des Riesenreptils waren bis zu einem gewissen Punkt klar zu erkennen, aber dann konnten er und Gaskal nur noch die Fußspuren eines Menschen finden, möglicherweise auch die von zwei Menschen. Da die Orcs so nahe waren, dass sie es bemerkt hätten, wenn sich ein Drache in die Luft erhob – und etwas solch Erstaunliches hatten sie nicht bemerkt –, musste sich der Leviathan noch in der unmittelbaren Umgebung befinden.

»Vielleicht ist er hier entlang«, schlug Gaskal vor und legte seine breite Stirn in tiefe Falten. »Durch diesen Pass.«

»Zu eng«, knurrte Brox. Er schnüffelte. Drachengeruch füllte seine Nase. Und ganz schwach, durch die Echsenausdünstungen fast überlagert, der Geruch von Mensch. Ein Drachen und ein Zauberer.

Vertrag hin, Vertrag her, dies war ein guter Tag zum Sterben – was ihre Gegner betraf. Und falls Brox sie stellen konnte.

Als er sich auf die Knie niederließ, um die Fährten besser lesen zu können, musste der Veteran sich eingestehen, dass Gaskais Vorschlag den meisten Sinn machte. Die beiden Spuren führten in den schmalen Pass, wo die des Drachen einfach aufhörte. Trotzdem war sich Brox sicher, dass die Bestie, sobald sich die Orcs den anderen Eindringlingen widmeten, augenblicklich erscheinen würde.

Ohne seinem Gefährten durch irgendein Zeichen seine wahren Absichten zu erkennen zu geben, erhob sich der ältere Krieger. »Geh’n wir.«

Die Waffen kampfbereit umklammert, trotteten sie vorsichtig in den Pass. Brox grunzte, als er den Felskorridor studierte. Eindeutig zu schmal für einen Drachen, selbst für einen, der noch nicht ausgewachsen war. Wo war die Kreatur?

Sie hatten erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als sie weiter vorne in der Schlucht ein monströses Brüllen hörten. Die beiden Orcs blickten einander an, aber sie wurden nicht langsamer. Kein wahrer Krieger floh beim ersten Laut einer Gefahr.

Sie drangen tiefer in die Schlucht vor. Schatten spielten über die Felsen und erweckten den Eindruck, als tanzten groteske Geschöpfe um sie herum. Brox’ Atem ging schneller. Er versuchte, mit Gaskai Schritt zu halten. Die Axt wog schwer in seiner Hand.

Ein Schrei – ein menschlicher Schrei – hallte durch den Pass. Er kam von irgendwo voraus.