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Da erklang wieder das Scheppern von Metall. Nur ganz leise, doch für die trainierten Ohren der beiden Zauberer so laut wie Donner.

Rhonin zeigte nach oben. Krasus nickte. Die beiden Männer standen vorsichtig auf und versuchten, über den Rand des Hügels zu spähen. Offensichtlich waren mehrere Stunden vergangen, seit sie eingeschlafen waren. Der Wald lag still, bis auf das Zirpen einiger Insekten. Wenn nicht die unnatürlichen Geräusche gewesen wären, die sie gehört hatten, Krasus hätte geglaubt, alles sei in Ordnung.

Dann materialisierten zwei große, fast monströse Gestalten jenseits des Hügels. Zuerst waren sie nicht klar zu erkennen, aber schließlich konnte Krasus’ nicht nur zwei Kreaturen ausmachen, sondern derer gleich vier.

Zwei Reiter auf riesigen, muskulösen Panthern.

Die Männer waren groß und, obwohl sehr schlank, doch eindeutig Krieger. Sie trugen Rüstungen von der Farbe der Nacht und hohe Helme mit Nasenschützern. Krasus konnte ihre Gesichter noch nicht erkennen, aber sie bewegten sich mit einer geschmeidigen Eleganz, wie man sie nur selten bei Menschen antraf. Die Soldaten und ihre schlanken, schwarzen Reittiere gaben sich, als würde ihnen die Finsternis wenig ausmachen, was den Drachenmagier dazu bewegte, seinen Gefährten zur Vorsicht zu ermahnen.

»Sie werden dich sehen, bevor du sie klar erkennen kannst«, flüsterte Krasus. »Ich weiß nicht, was sie sind, aber sie sind nicht von deiner Art.«

»Da sind noch mehr!«, gab Rhonin zurück. Trotz seines schlechteren Sehvermögens bei Nacht hatte er in genau die richtige Richtung geblickt, um ein weiteres Reiterpaar auszumachen, das sich ihrem Hügel näherte.

Die vier Soldaten bewegten sich in fast vollkommener Stille. Nur leise Geräusche verrieten die Krieger, die sich auf einer Jagd zu befinden schienen …

Krasus kam zu dem besorgniserregenden Schluss, dass sie Rhonin und ihn suchten.

Einer der vorderen Reiter zog an den Zügeln seines monströsen, mit Säbelzähnen bewehrten Reittiers und brachte es zum Stehen. Dann hob er eine Hand an sein Gesicht. Ein kurzer Blitz blauen Lichts beleuchtete die Gegend um ihn herum. In seiner rechten Hand hielt der Reiter einen kleinen Kristall, den er auf die dunkle Landschaft richtete. Einen Moment später bedeckte er das Artefakt mit der anderen Hand und löschte das Licht.

Der Einsatz des magischen Kristalls bereitete Krasus noch die geringsten Sorgen. Das Wenige, das er von dem mürrischen, brutalen Gesicht des Jägers erkannt hatte, machte ihn weit nervöser.

»Nachtelfen …«, flüsterte er.

Der Reiter, der den Kristall benutzt hatte, blickte sofort in Krasus’ Richtung.

»Sie haben uns gesehen!«, flüsterte Rhonin.

Krasus fluchte über seine eigene Dummheit und zog den jungen Zauberer mit sich fort. »In den Wald! Wir müssen uns ins Gebüsch schlagen! Es ist unsere einzige Chance!«

Ein vereinzelter Schrei hallte durch die Nacht … und plötzlich wimmelte der Wald vor Reitern. Die Furcht einflößenden, aber agilen Reittiere sprangen flink vor, und die weichen Sohlen ihrer Pfoten verursachten keinerlei Geräusch auf dem Waldboden. Wie ihre Herren hatten auch sie leuchtende, silberne Augen, die es ihnen trotz der Finsternis ermöglichten, ihre Beute ausfindig zu machen. Die Panther brüllten laut und freuten sich auf ihre Beute.

Rhonin und Krasus schlitterten einen Abhang hinab und in ein Dickicht. Ein Reiter raste an ihnen vorbei, aber ein anderer wirbelte herum und setzte die Verfolgung fort. Hinter ihnen verteilten sich mehr als ein Dutzend weiterer Reiter über das Gebiet, um den beiden Männern den Weg abzuschneiden.

Die Zauberer erreichten den dichter bewachsenen Bereich, aber der vorderste Reiter war fast bei ihnen. Rhonin wirbelte herum und schrie ein einzelnes Wort.

Ein blendend heller Ball reiner Energie traf den Nachtelf mitten in die Brust und schleuderte ihn von seinem Panther. Mit gewaltigem Lärm krachte er in einen Baum.

Rhonins Gegenangriff schien die anderen Nachtelfen nur noch in ihrer Absicht zu bestärken, sie zu fangen. Obwohl sie auf dem waldigen Gelände nur mühsam vorankamen, trieben die Reiter ihre Tiere weiter.

Krasus blickte nach Osten und sah, dass einige der Soldaten bereits vor ihnen angekommen waren und daran gingen, ihnen den Weg abzuschneiden. Instinktiv wob er einen eigenen Zauber. Gesprochen in der Zunge der reinen Magie hätte er eine Flammenwand schaffen sollen, um die Verfolger auf Abstand zu halten. Stattdessen erwachten winzige Feuer wahllos über das Gebiet verteilt zum Leben, von denen nur die wenigsten zur Verteidigung zu gebrauchen waren. Sie lenkten bestenfalls eine Handvoll Reiter für ein paar Sekunden ab. Die meisten der Nachtelfen beachteten sie nicht einmal.

Und was noch schlimmer war: Krasus brach erneut unter Schmerz und Schwäche zusammen.

Auch dieses Mal eilte ihm Rhonin zu Hilfe. Er wiederholte eine schwächere Variante des Zaubers, den der Drachenmagier gerade versucht hatte. Doch wo Krasus glanzlose Resultate und körperliche Schmerzen für seine Bemühungen geerntet hatte, vollbrachte der menschliche Magier ganz Erstaunliches. Im Wald vor ihren Verfolgern explodierten hungrige, mächtige Flammen, die die Soldaten in vollkommener Verwirrung zurücktrieben.

Rhonin blickte ebenso überrascht auf das Ergebnis seines Zaubers wie die Nachtelfen, aber er erholte sich rascher als sie von seinem Schrecken. Er rannte an Krasus’ Seite und half dem schwer angeschlagenen Magier wieder auf die Beine. Gemeinsam zogen sie sich vom Schauplatz des Kampfes zurück.

»Sie werden …« Krasus rang um Atem. »Sie werden bald einen Weg um das Feuer herum finden! Es scheint, als würden sie diesen Ort sehr gut kennen!«

»Wie hast du sie genannt?«

»Das sind Nachtelfen, Rhonin. Erinnerst du dich an sie?«

Der Drachenmagier und der Mensch hatten den Krieg gegen die Brennende Legion nur aus der Umgebung von Dalaran erlebt, aber auch dort hatten sie Berichte über das Erscheinen der Nachtelfen erreicht, jenes legendären Volkes, von dem Vereesas Leute abstammten. Die Nachtelfen waren erschienen, als es so ausgesehen hatte, als sei die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten, und es war nicht untertrieben zu behaupten, dass der Krieg wahrscheinlich einen ganz anderen Ausgang genommen hätte, wenn sie sich nicht den Verteidigern angeschlossen hätten.

»Aber wenn das Nachtelfen sind, sind wir doch Verbündete?«

»Du vergisst, dass wir uns nicht unbedingt im gleichen Zeitalter befinden. Um genau zu sein, bis zu ihrem Wiedererscheinen glaubten selbst die Drachen, dieses Volk sei seit langem ausgestorben, seit dem Ende des …« Krasus stockte und war sich nicht sicher, ob er die Gedanken, die ihn plötzlich überfielen, bis zu ihrem logischen Schluss weiterverfolgen wollte.

Schreie brachen in ihrer Nähe aus. Drei Reiter preschten mit erhobenen Krummschwertern auf sie zu, und an ihrer Spitze ritt der Mann, der den blauen Kristall benutzt hatte. Rhonins Flammen erhellten sein Gesicht, dessen elfentypische Schönheit unwiederbringlich durch eine große Narbe ruiniert war, die auf der linken Wange vom Auge bis zur Lippe verlief.

Krasus versuchte, einen weiteren Zauber zu weben, aber wieder überkamen ihn nur Schmerz und Schwäche. Rhonin half ihm sanft zu Boden, dann stellte er sich den Angreifern.

»Jiytonus Zerak!«, schrie er.

Das Geäst der Bäume, an denen die Nachtelfen vorbei ritten, flocht sich plötzlich zusammen und bildete eine netzähnliche Barriere. Ein Reiter verfing sich darin und glitt von seiner Raubkatze. Ein zweiter brachte seinen protestierenden Panther hinter dem Gestürzten zum Stehen.

Doch der Anführer schnitt durch die Zweige, als zerteile er Luft, und hinterließ einen roten Blitz in seinem tödlichen Kielwasser.

»Rhonin!«, gelang es Krasus herauszubringen. »Flieh! Verschwinde von hier!«

Sein früherer Schüler hatte ebenso wenig die Absicht, einem solchen Befehl zu gehorchen, wie sie der Drachenmagier an seiner Stelle gehabt hätte. Rhonin griff in seine Gürteltasche und zog etwas daraus hervor, das zunächst wie ein Band aus leuchtendem Quecksilber aussah. Die Substanz verband sich schnell zu einer leuchtenden Klinge, einem Geschenk, das ein Elfenkommandant Rhonin gegen Ende des Krieges gemacht hatte.