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Die Schwärze der Nacht begann dem Morgengrauen zu weichen, doch es war ein trübes, dumpfes Grau – Frühnebel. Der Orc hieß den unerwarteten Dunst willkommen, mochte er auch bald wieder verschwunden sein. Aber er hoffte, dass sein Reittier Malfurion darin nicht verlieren würde.

Vage Formen erschienen um ihn herum und verschwanden wieder. Dann und wann glaubte Brox, Bewegung auszumachen. Seine Hand sehnte sich nach seiner treuen, alten Streitaxt, die sich noch immer in der Obhut der Nachtelfen befand. Malfurion hatte ihm keine Waffe ausgehändigt, wohl eine Vorsichtsmaßnahme aus Misstrauen gegenüber dem kriegerischen Fremdling.

Wieder erklangen die Hörner, dieses Mal näher. Der alte Orc knurrte.

Malfurion verschwand im Nebel. Brox richtete sich auf seinem Panther auf und versuchte, seinen Gefährten ausfindig zu machen. Er fürchtete, sein eigenes Tier könnte nun in eine vollkommen andere Richtung davonstürmen.

Unvermittelt wich der Panther mit einem abrupten Manöver einem großen Felsen aus, und der überraschte Orc verlor das Gleichgewicht.

Mit einem entsetzten Grunzen stürzte Brox vom Rücken der flinken Katze, krachte kopfüber auf den harten, unebenen Boden und rollte in ein Gebüsch.

Seine geübten Reflexe übernahmen das Kommando, und Brox kam in gebückter Stellung wieder hoch. Er war bereit, erneut auf seinen Panther zu klettern, doch das Tier, das das Missgeschick des Orcs offenbar gar nicht bemerkt hatte, rannte einfach weiter und verschwand im Nebel.

Und die Geräusche der Verfolger wurden immer lauter.

Sofort suchte Brox nach etwas – irgendetwas –, das er als Waffe benutzen konnte. Er hob einen abgebrochenen Ast auf, der jedoch augenblicklich zwischen seinen Händen zerbröckelte. Die einzigen Felsen hier waren entweder zu klein, um von Nutzen zu sein, oder so groß, dass sie sich kaum bewegen ließen.

Im Gebüsch zu seiner Linken raschelte etwas.

Der Orc bereitete sich auf einen Angriff vor. Falls es ein Soldat war, hatte er eine gute Chance. War es ein Mitglied der Mondgarde, standen Brox’ Karten äußerst schlecht, aber auch dann würde er sich nicht kampflos ergeben.

Eine riesige, hechelnde, vierbeinige Gestalt brach aus dem nebelverhangenen Wald.

Der Schreck fuhr Brox bis ins Mark, denn was dort auf ihn zusprang, war kein Panther. Sein Heulen erinnerte an einen Wolf, doch damit erschöpfte sich auch schon die Ähnlichkeit. An den Schultern war es etwa genauso groß wie er selbst, und aus seinem Rücken ragten zwei abscheuliche, ledrige Tentakel hervor. Die Schnauze der Bestie füllten Reihe um Reihe wilde, scharfer Fänge, von denen dicker, grünlicher Speichel herab tropfte.

Schlimme Erinnerungen stürmten auf den Geist des Orcs ein. Er hatte solchen Schrecken schon gesehen, auch wenn er noch nie selbst dagegen gekämpft hatte. Sie waren vor den anderen Dämonen her gerannt, riesige Rudel geifernder, bösartiger Monster.

Feibestien … die Vorhut der Brennenden Legion. Doch bevor die Feibestie ihn erreicht hatte, erwachte Brox aus seinen Schreckenserinnerungen. Er warf sich nach vorne, unter den Körper der riesigen Kreatur, die auf ihm entgegensprang. Die Feibestie versuchte, ihn mit ihren Krallen zu erwischen, aber ihr eigener Schwung trug sie über ihn hinweg. Das Monster kam mit einem Straucheln zum Halten und blickte zurück auf die dreiste Beute, die sich offenbar entschieden hatte, ihr Widerstand entgegenzusetzen.

Der Orc hieb dem Tier mit der Faust auf die Nase.

Bei den meisten Geschöpfen hätte ein solcher Schlag wahrscheinlich nur zu wenig mehr als dem Bruch der Handknochen geführt, aber Brox war nicht nur ein Orc, er war auch ein schneller und starker Orc. Er griff an, bevor die Feibestie reagieren konnte, und er tat es mit all der Wut und all der Kraft der stärksten Krieger seines Volkes.

Der Schlag zerschmetterte die Nase des dämonischen Hundes. Die Bestie stolperte markerschütternd heulend zurück, und eine dicke, dunkelgrüne Flüssigkeit troff aus ihrer Wunde.

Brox’ Hand pochte vor Schmerz, aber er hielt seinen Blick fest auf die Augen des Gegners gerichtet. Man durfte keinem Tier gegenüber Angst zeigen, vor allem keinem, das so höllisch war wie dieses hier. Nur indem er sich seinem Feind stellte, hatte der Orc eine Chance zu überleben, so klein diese auch sein mochte.

Dann brach plötzlich Brox’ Reittier aus dem Nebel hervor, in dem es zuvor verschwunden war. Das Fauchen der Katze brachte die Feibestie dazu, sich umzudrehen. Plötzlich hatte sie jedes Interesse an dem Orc verloren. Die beiden Ungetüme kollidierten in einem Wirbel aus von Krallen und Zähnen.

Brox, der wusste, dass er nichts für den Panther tun konnte, begann zurückzuweichen. Doch ihm waren erst wenige Schritte gelungen, als hinter ihm ein leises Hecheln erklang. Mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen spähte der Orc über seine Schulter.

Nur wenige Yards von ihm entfernt machte sich eine zweite Feibestie sprungbereit.

Da er keine andere Möglichkeit sah, entschied sich der frustrierte Krieger schließlich für die Flucht.

Der zweite Dämon nahm heulend die Verfolgung auf. Die beiden ineinander verkrallten Tiere ignorierten ihn, waren sie doch ganz in ihrem eigenen Kampf gefangen. Der Panther hatte bereits zwei tiefe Wunden empfangen und würde nicht mehr lange durchhalten, aber Brox dankte der Kreatur still für diese, wenn auch nur vorübergehende Rettung. Dann wandten sich seine Gedanken wieder seiner eigenen Lage zu. Er musste versuchen, seinen Verfolger in dem nebligen Wald abzuschütteln.

Wo auch immer der Pfad am engsten wurde, versuchte der Orc sich durchzupressen. Die viel breitere Feibestie musste die natürlichen Hindernisse umgehen oder versuchen, sie unter Aufbietung all ihrer Kräfte niederzuwalzen – und das ermöglichte es Brox, knapp außerhalb ihrer Reichweite zu bleiben. Er hasste es, immer weiter rennen zu müssen, doch ohne eine Waffe hatte er keine Chance, das Monster zu besiegen.

In seinem Rücken erklang der traurige Ruf eines sterbenden Tieres, und Brox wusste, dass der Panther seinen Kampf verloren hatte. Bald würden zwei Feibestien hinter dem Blut des Orcs her sein.

Vom Todesschrei der Katze abgelenkt, achtete Brox nicht genug auf seinen Weg. Plötzlich schien eine Baumwurzel hochzuspringen, als wolle sie nach seinen Fuß schnappen. Es gelang ihm gerade noch, einen Sturz zu verhindern, aber er war aus dem Gleichgewicht geraten und taumelte wild zur Seite. Er suchte an einem schlanken, blattlosen Baum Halt, der nur um einen Kopf höher war als er selbst. Doch der dünne Stamm brach unter seinem Griff ab, und Brox kollidierte mit einem viel größeren, viel härteren Baum.

Der Kopf des Orcs schmerzte, und er konnte sich kaum auf das anstürmende Ungeheuer konzentrieren. Den kleinen Baum noch immer in Händen, schwang er ihn herum und stach mit ihm zu, als wäre es eine Lanze.

Der Dämonenhund schlug nach der armseligen Waffe, riss das ganze obere Drittel ab und hinterließ ein Ende voller ausgefranster Splitter. Der Blick des Orcs war noch immer verschwommen, als er sich weiter an dem festhielt, was noch von dem Baum übrig war, und damit auf das Monster losstürmte.

Der Schaden, den die Feibestie angerichtet hatte, verlieh der behelfsmäßigen Lanze eine Tödlichkeit, die sie zuvor nicht besessen hatte. Brox stieß sie mit aller Kraft vor und bohrte das scharfe, zersplitterte Ende tief in den aufgesperrten Rachen des Tieres.

Mit einem würgenden Heulen versuchte der Dämon zurückzuweichen, doch Brox ließ nicht von ihm ab und legte alle Kraft seines Körpers in das Bemühen, die Lanze tiefer in das Maul der Bestie zu rammen.

Einer der Tentakel griff nach ihm. Der Orc ließ mit einer Hand die Lanze los, packte den peitschenähnlichen Strang und zog daran so fest er konnte.

Mit einem feuchten Geräusch riss der Fangarm ab.

Ihre eigenen abscheulichen Körpersäfte flossen nun über den Leib der Bestie, und ihre Vorderbeine gaben nach. Auch jetzt ließ Brox den Baum noch nicht los, passte sich lediglich jeder der zunehmend verzweifelter werdenden Bewegungen seines Gegners an.