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Der schwer verletzte Nachtelf nickte.

»Was ist mit den Mondgardisten passiert? Warum haben sie die Dinger nicht aufgehalten? Sicher konnten sie selbst bei Tage …«

Und wieder lachte der verwundete Soldat. »Milord! Die Zauberer waren die leichteste B-Beute …«

Mit einiger Mühe brachte er seine Geschichte schließlich heraus. Die Soldaten und die Mondgarde hatten die entflohene Kreatur und eine weitere, nicht identifizierte Gestalt durch den Wald gejagt. Sie waren ihren Spuren gefolgt, sogar durch den Nebel und die aufgehende Sonne hindurch. Sie hatten das Paar niemals wirklich zu Gesicht bekommen, glaubten aber, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie sie eingeholt hätten.

Dann waren sie vollkommen unerwartet auf die erste tote Bestie gestoßen.

Keiner der Männer hatte je zuvor solch eine Kreatur gesehen. Selbst im Tod hatte sie den Nachtelfen noch Angst eingeflößt. Hargo’then, der Anführer der Zauberer, hatte etwas Magisches an ihr wahrgenommen und den anderen Männern befohlen, ein paar Schritte hinter ihm zu warten, während er an den Kadaver heran ritt, um ihn zu untersuchen. Niemand hatte etwas dagegen eingewandt.

»Das ist ein Geschöpf wider die Natur«, hatte Hargo’then erklärt, als er von seinem Nachtsäbel stieg. »Tyr’kyn …«, hatte er sich sodann an ein anderes Mitglied der Mondgarde gewandt, »ich will, dass du …«

In diesem Moment war das zweite Monster über ihn hergefallen.

»Es kam zwischen den Bäumen hervor, M-Milord … und es stürzte sich direkt auf … auf Hargo’then! T-Tötete seinen Nachtsäbel mit einem einzigen Prankenhieb und dann … d-dann …«

Der Zauberer hatte keine Chance gehabt. Bevor seine entsetzten Kameraden reagieren konnten, hatten sich zwei schreckliche Tentakel wie Blutegel an Hargo’thens Brust und Stirn geheftet. Der Anführer der Mondgarde hatte geschrien, wie noch keiner der Männer je einen anderen Nachtelfen hatte schreien hören, und vor ihren Augen war sein Körper zu einer welken Hülle vertrocknet, deren Schreie rasch erstarben. Die sabbernde, vierbeinige Monstrosität hatte seinen Leichnam fortgeschleudert wie einen abgenagten Knochen.

Schließlich hatten die anderen Nachtelfen sich von ihrem Schreck erholt und waren auf die Bestie eingestürmt, um wenigstens Hargo’thens Tod zu rächen. Zu spät hatten sie erkannt, dass sie von hinten von einer dritten Bestie angegriffen wurden. So waren sie zwischen zwei dämonischen Kreaturen geraten.

Das Ergebnis des darauf folgenden Gemetzel hatten die Ankömmlinge bereits gesehen. Die Zauberer der Mondgarde waren zuerst gefallen, ihre geschwächte Magie machte sie zu einer äußerst leichten Beute – und einer offenbar delikaten dazu. Den Soldaten war es wenig besser ergangen, doch zumindest hatten ihre Klingen eine gewisse Wirkung bei den Dämonen gezeigt.

Während sich der Überlebende dem Ende seines Berichts näherte, wurden seine Worte immer unzusammenhängender. Als er schließlich davon erzählte, wie er und drei andere Männer sich an diesem Ort zusammengetan hatten, um gemeinsam gegen die Bestie vorzugehen, konnten Lord Ravencrest und Illidan seine Sätze kaum noch verstehen. Dann brach seine Stimme vollständig ab, und sein Kopf sank ihm auf die Brust.

Rol’tharak untersuchte den Soldaten. »Er ist wieder ohnmächtig geworden, Milord. Ich fürchte, er wird nicht wieder erwachen.«

»Sieh zu, was du tun kannst, um seinen Schmerz zu lindern. Und untersuch’ auch den anderen da.« Der Edelmann fürchte die Stirn. »Ich möchte noch mal einen Blick auf diesen ersten Kadaver werfen. Zauberer, begleite mich.«

Illidan folgte Ravencrest den Pfad zurück. Zwei Soldaten lösten sich von der Truppe, um sich ihnen anzuschließen. Die anderen Männer fuhren fort, den Ort des Gemetzels zu untersuchen und hielten erfolglos nach weiteren Überlebenden Ausschau.

»Was hältst du von dieser Geschichte?«, wandte sich der Kommandant an Illidan. »Hast du jemals von solchen Monstern gehört?«

»Noch nie, Milord … doch ich gehöre auch nicht der Mondgarde an, und so bin ich nicht in deren gesamtes arkanes Wissen eingeweiht.«

»Ein Wissen, dass ihnen wenig genützt hat! Hargo’then war immer zu sehr von sich selbst überzeugt. Wie die meisten Angehörigen der Mondgarde.«

Illidan kommentierte dies nicht.

»Hier ist es …«

Das grässliche Geschöpf sah aus, als versuche es noch immer, sich den Keil aus dem Rachen zu reißen. Trotz der offenen Wunden an seinem Körper hatte sich noch keiner der üblichen Aasfresser auf den Kadaver gestürzt, selbst die Fliegen waren ausgeblieben. Es schien, als fühlten sich sogar die Tiere des Waldes von dem toten Eindringling abgestoßen.

Ravencrest wandte sich an die beiden Soldaten und befahl ihnen: »Überprüft den Weg, den wir genommen haben. Seht nach, ob der Pfad noch weiter führt. Ich will immer noch diese Grünhaut … jetzt mehr denn je!«

Während die beiden Männer davonritten, stiegen Illidan und der Edelmann von ihren Panthern. Der Kommandant zog sein Schwert. Den Nachtsäbeln schien es bei der Leiche überhaupt nicht zu gefallen, und so führten ihre Reiter sie zu einem dicken Baum in einiger Entfernung und banden sie fest.

Sobald sie wieder bei der Leiche waren, kniete sich Lord Ravencrest nieder. »Einfach scheußlich! In all meinen Jahren als Soldat bin ich noch nie auf eine Kreatur gestoßen, die so gut für das reine Töten geschaffen ist wie diese …« Er hob einen der ledrigen Tentakel. »Seltsames Ding … Damit hat das andere Monster also Hargo’then ausgesaugt. Was hältst du davon?«

Illidan versuchte, nicht vor dem abscheulichen Fangarm zurückzuweichen, den der Edelmann ihm vor das Gesicht hielt, und es gelang ihm herauszubringen: »Von vampirischer Art, Milord. Manche Tiere trinken Blut, doch dieses hier nährt sich offenbar von magischer Energie.« Er blickte sich um. »Der andere Tentakel wurde abgerissen.«

»Ja, so scheint es. Wahrscheinlich von einem Tier …«

Während der Edelmann seine schaurige Untersuchung fortsetzte, dachte Illidan über den Tod der Monstrosität nach. Der Soldat hatte berichtet, dieses erste Tier sei bereits tot gewesen, als sie es fanden, und der scharfe Verstand des jungen Nachtelfen schloss, dass nur Malfurion oder Brox es getötet haben konnten … Und angesichts der heftigen Kampfes, der hier offensichtlich stattgefunden hatte, tippte Illidan eher auf den Orc.

Die an den Baum gebundenen Katzen wurden zunehmend unruhiger und protestierten heftig dagegen, der Kreatur so nahe zu sein. Illidan versuchte, ihr Fauchen zu ignorieren, denn er machte sich immer noch Sorgen um seinen Bruder. Sie hatten keine anderen Leichen gefunden als die der ersten Gruppe und den Kadaver der zweiten der drei Bestien, von denen der Soldat gesprochen hatte, aber …

Plötzlich schnellte Illidans Kopf hoch, als fahre er aus einem tiefen Schlaf auf. »Milord Ravencrest! Wir haben keine Spuren von der dritten –«

Das Fauchen der Nachtsäbel erreichte einen neuen Höhepunkt.

Illidan spürte etwas hinter sich.

Er warf sich zur Seite und stieß unbeabsichtigt mit dem ahnungslosen Edelmann zusammen. Beide Männer stürzten zu Boden, und der jüngere Nachtelf kam über dem Kommandanten zum Liegen. Durch den Aufprall entglitt Ravencrest sein Schwert, flog wild durch die Luft und landete weit außerhalb seiner Reichweite.

Die riesige, krallenbewehrte Gestalt, die gerade auf Illidan losgesprungen war, flog über die Überreste ihres Artgenossen hinweg.

»Was im Namen der …?«, stieß Ravencrest hervor – und brach jäh ab.

Die Nachtsäbel wollten das Ungetüm angreifen, doch ihre um den Baum geschlungenen Zügel hielten und verhinderten, dass die Katzen ihnen zu Hilfe eilen konnten.

Illidan erholte sich als Erster von dem Schreck, und als er aufblickte, sah er, wie sich die höllische Kreatur umwandte, um einen zweiten Angriff zu unternehmen. Die toten Tiere waren schon furchtbar genug gewesen, doch eines dieser Monster lebend zu sehen, das sich noch dazu auf ihn stürzen wollte, brachte Illidan beinahe dazu, in blinder Panik zu fliehen.