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Sie machte sich jedoch Sorgen, weil sie den Eindruck hatte, dass Illidan bereits eine Entscheidung bezüglich einer gemeinsamen Zukunft getroffen hatte, während Tyrande noch längst nicht so weit war. Schließlich gab es da auch noch Malfurion und ihre unklaren Gefühle ihm gegenüber.

All dies hing jedoch letztlich von der Frage ab, ob es Malfurion gelingen würde, dem wachsamen Auge der Mondgarde und dem von Lord Ravencrest zu entgehen. Wenn sie die Wahrheit erfuhren, bedeutete dies für Malfurion wahrscheinlich Black Rook Hold.

Und noch nicht einmal Illidan würde es schaffen, seinen Bruder von dort zurückzuholen.

Weder die Bäume, noch das Unterholz hatten den Sturz der Feibestie verhindern können. Der dämonische Hund war vom Halbgott in die Lüfte geschleudert worden und außerstande, sich aus eigener Kraft zu retten.

Doch dem stets so unberechenbaren Zufall gelang, was niemand sonst vermocht hätte. Cenarius hatte seinen bösartigen Gegner so weit wie möglich fortgeschleudert und war davon ausgegangen, dass dessen Aufprall den Rest besorgen würde. Wäre die Feibestie auf einem Felsen oder dem Boden gelandet, oder wäre sie gegen den Stamm einer mächtigen Eiche geprallt, hätte sie augenblicklich ihr Leben eingebüßt.

Wie sich jedoch herausstellte, hatte der Waldgott sie in eine Richtung geworfen, in der ein so tiefer See lag, dass selbst die Geschwindigkeit der Feibestie nicht ausreichte, um sie den Grund erreichen zu lassen.

Der Aufstieg zur Oberfläche vollbrachte beinahe, was dem Fall nicht gelungen war. Dem Dämon gelang es nur knapp, ans Ufer zu kriechen. Ein Vorderlauf hing nutzlos herab, als die Feibestie zu einer schattigen Mulde hinkte und sich dort mehrere Minuten lang ausruhte.

Als der Dämon sich, so gut dies bei seinen Wunden möglich war, erholt hatte, hob er seine Nase und suchte nach einer bestimmten Witterung. Als er fand, wonach er gesucht hatte, richtete er sich auf. Langsam, aber stetig hinkte er dem Ursprung des Geruchs entgegen. Selbst aus dieser Entfernung konnte die Feibestie die Kraft spüren, die von der Quelle der Ewigkeit ausging. Dort würde sie die Magie finden, die sie zur Heilung benötigte. Sogar ihren verletzten Lauf würde sie dort retten können.

Die Feibestien waren nicht wirklich die schlichten Ungeheuer, für die Brox und Rhonin, die sie immerhin noch aus ihrem eigenen Krieg kannten, sie hielten. Kein Wesen, das dem Herrn der Brennenden Legion diente, war ganz ohne Verstand, sah man einmal von den Infernalen, diesen zerstörerischen Riesen ab. Die Dämonenhunde waren ein Teil ihres Herrn, und was sie wussten, wusste auch Hakkar.

Und von diesem einsamen Überlebenden erfuhr der Herr der Hunde nun viel über die, die dem Eintreffen der Legion im Wege standen.

16

»Es ist so weit.«

Alexstraszas Rückkehr überraschte Krasus ebenso wie ihre Ankündigung. Der Drachenmagier war so tief in seinen Gedanken versunken, dass die verstreichenden Minuten und Stunden für ihn jede Bedeutung verloren hatten. Er wusste noch nicht einmal, ob er lange auf ihre Rückkehr gewartet hatte.

»Ich bin bereit.«

Sie beugte sich vor und ließ ihn in ihren Nacken steigen. Alexstrasza bewegte sich graziös durch die uralten Gänge, die von Generationen des roten Drachenschwarms in den Fels gegraben worden waren. Schon bald erreichten sie und Krasus eine Öffnung, durch die der Wind pfiff und von der aus man über ein weites, wolkenverhangenes Land blickte. Dies war das Reich der roten Drachen, ein atemberaubendes Land voller mächtiger Berge mit schneebedeckten Gipfeln, die in ewigen Nebel gehüllt waren.

Krasus konnte sich vorstellen, wie hoch der Berg seines Clans sein musste, wenn die meisten Wolken darunter hingen. In seinem lückenhaften Gedächtnis fand er Erinnerungsfetzen eines majestätischen Landes, dessen lang gezogene Täler durch Eis und Zeit entstanden waren und in dem jeder Gipfel ein eigenes zerfurchtes Gesicht hatte.

Er schwankte plötzlich. Die dünne Luft reichte seinem verletzten Körper nicht. Nur Alexstrasza und ihre Flügel bewahrten ihn vor einem Sturz.

»Vielleicht ist dies nicht der beste Ort für dich«, sagte sie in besorgtem Tonfall.

Doch so abrupt Krasus’ Zusammenbruch gekommen war, so schnell spürte er jetzt eine neue Stärke seinen Körper durchströmen.

»Ich hoffe … ich habe mich nicht verspätet.«

Korialstrasz ging müde auf seine Gefährtin zu und sah dabei aus, wie Krasus sich noch kurz zuvor gefühlt hatte. Doch auch dem Drachen schien es mit einem Mal besser zu gehen. Die Erschöpfung wich aus seinem Gesicht, als er sich näherte.

»Das hast du nicht. Fühlst du dich stark genug für die Reise?«

»Bis gerade eben dachte ich, ich könne nicht mitkommen … doch es scheint mir wieder besser zu gehen.« Sein Blick glitt von Alexstrasza zu Krasus und wieder zurück zu ihr. Er schien den Grund für die überraschende Besserung seiner Befindlichkeit zu ahnen, wollte ihn aber wohl nicht akzeptieren.

Die Drachenkönigin reichte Krasus an ihren Gefährten weiter. Als Krasus sein jüngeres Ich berührte, fühlte er, wie sein Körper sich noch schneller erholte. Der direkte Kontakt mit Korialstrasz machte ihn beinahe glauben, er wäre wieder ganz er selbst.

Beinahe.

»Bist du bereit?«, fragte ihn der Drache.

»Das bin ich.«

Alexstrasza trat vor, breitete ihre Schwingen aus und ließ sich aus der Öffnung fallen. Sie stürzte nach unten und verschwand in den Wolken. Korialstrasz trat an den Rand des Abgrunds, was seinem winzigen Passagier eine noch atemberaubendere Aussicht gewährte. Dann schwang auch er sich in die Lüfte.

Zunächst fielen sie in die Wolken hinein, dann aber stieg Korialstrasz in einer Windböe nach oben. Durch den Nebel sah Krasus, dass Alexstrasza weit voraus flog. Allerdings war sie so langsam, dass ihr Gefährte rasch aufholte.

»Ist alles in Ordnung?«, rief sie, eine Frage, die sich an beide Gefährten richtete.

Krasus nickte und auch Korialstrasz bejahte. Die Drachenkönigin konzentrierte sich wieder auf ihren Flug und schwieg.

Das Gefühl zu fliegen, und sei es auch nur auf dem Rücken eines anderen, begeisterte den Magier. Er war dafür geboren, dies zu tun. Das machte es ihm noch schwerer, die momentane Situation zu ertragen. Schließlich war er ein Drache. Ein Herr der Lüfte! Er sollte nicht zu einer solch armseligen Existenz verdammt sein.

Sie ließen einen Berg nach dem anderen hinter sich, flogen durch dichte Wolken und zerfurchte Gipfel. Krasus’ menschlicher Körper zitterte in der Kälte, aber er bemerkte es kaum, so sehr faszinierte ihn die Aussicht.

Elegant umrundeten die beiden Drachen einen schroffen Gipfel und tauchten ab in ein breites Tal inmitten der Bergkette. Krasus sah sich sorgfältig um. Er konnte nichts außer der Landschaft erkennen, ahnte aber, dass sie ihrem Ziel nahe gekommen waren.

»Halt dich gut fest!«, rief Korialstrasz.

Krasus wollte nach dem Grund fragen, doch da spürte er bereits die Erschütterungen. Die Luft selbst bäumte sich auf und rollte nach außen – wie Wellen auf einem See, nachdem man einen Stein hineingeworfen hat. Im ersten Moment fürchtete Krasus, die Anomalie, die ihn in diese Zeit geschleudert hatte, könnte zurückgekehrt sein. Doch dann bemerkte er, mit welchem Eifer sein Drache auf das verstörende Phänomen zuhielt.

Vor ihnen tauchte Alexstrasza in die gewaltige Erschütterung der Luft – und verschwand.

Uralte Bilder stiegen widerstrebend aus dem dunklen Abgrund in Krasus’ Geist auf. Es waren Erinnerungen an eine andere Zeit, in der er sich als Drache willentlich in genau das gleiche Phänomen gestürzt hatte. Krasus spannte sich an, um auf das vorbereitet zu sein, was auf ihn einstürmen würde, sobald Korialstrasz seiner Königin folgte.

Sie flogen hinein.

Elektrizität schien jeden Zentimeter des Körpers des Magiers zu durchfließen. Seine Nerven summten. Krasus fühlte sich, als sei er zu einem Bestandteil des Himmels geworden, zu einem Kind von Licht und Donner. Der Drang, selbst zu fliegen, übermannte ihn beinahe. Er musste seine ganze Disziplin aufbieten, um seinen Drachen nicht loszulassen und sich Wolken und Wind anzuschließen.