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Obwohl die Armee immer größer wurde, geriet sie in ihrem Vormarsch nicht ins Stocken. Aus einer Nacht wurden zwei, dann drei.

Rhonin wob einen einfachen Zauber, der es ihm erlaubte, bei Dunkelheit klarer zu sehen, und passte sich den nächtlichen Erfordernissen rasch an. Dabei vergaß er jedoch nicht, dass es die Dämonen nicht scherte, ob die Sonne oder der Mond schien und vermittelte dies auch dem Adligen. Die monströsen Krieger der Brennenden Legion würden kämpfen, bis sie umfielen. Die Verteidiger mussten bereit sein, ihnen auch bei Tageslicht entgegen zu treten.

Als sich die Nachtelfen Zin-Azshari näherten, bemerkten sie einen seltsamen grünen Schein, der das Land vor ihnen erhellte. Das Licht schien nicht vom wolkenverhangenen Himmel, sondern von der Stadt selbst auszugehen.

»Elune, steh uns bei!«, murmelte ein Soldat.

»Bleibt ruhig«, befahl Lord Ravencrest. Er erhob sich im Sattel und blickte nach vorn. »Etwas kommt auf uns zu … sehr schnell.«

Rhonin brauchte nicht zu fragen, worum es sich dabei handelte. »Das sind sie. Sie haben gewusst, dass wir kommen und wollen uns so schnell wie möglich angreifen. Sie verschwenden niemals Zeit. Die Legion lebt einzig für den Kampf.«

Der Kommandant nickte. »Ich hätte es vorgezogen, zuerst die Umgebung zu erkunden und mir meine eigene Meinung über den Gegner zu bilden. Aber wenn sie keine Zeit verlieren wollen, werden wir sie nicht enttäuschen. Gebt das Signal!«

Hörner wurden geblasen und die Linien der Nachtelfen nahmen Kampfformation ein. Die Armee bestand jetzt aus mehreren tausend gepanzerten Reitern und Infanteristen und bot einen grandiosen Anblick. Rhonin erinnerte sich an die mächtige Armee der Allianz und wie beeindruckt er gewesen war, als er Zeuge wurde, wie sie sich auf den Kampf gegen die Dämonen-Verbündeten vorbereiteten.

Er erinnerte sich auch daran, wie die Formationen zerschlagen wurden, als die Angreifer mit monströser Wut attackierten.

Das darf … das wird nicht noch einmal geschehen! Er blickte zu Illidan, der jetzt, da der Kampf unmittelbar bevorstand, weit weniger Selbstsicherheit verströmte als zuvor.

»Verlier dich nicht in der Furcht«, sagte der Zauberer, der sehr genau wusste, wohin dies führen konnte. »Du hast ein Talent, Illidan. Ich habe dir gezeigt, wie du besser auf die Macht zugreifen kannst. Die Quelle mag unzugänglich geworden sein, aber ihre Essenz findest du überall im Land, im Himmel, in allem. Wenn du weißt, wie man sie sich erschließt, vermagst du alles zu tun, was du auch vor der Abschottung der Quelle zu tun imstande warst.«

»Ich folge deiner Weisheit, Shan’do«, erklärte der junge Nachtelf ernst.

Rhonin hatte das Wort schon einmal gehört, als Malfurion von seinem Lehrer, dem Halbgott Cenarius, sprach. Er fragte sich, wo der Herr des Waldes in diesem Augenblick war. Ein Elementarwesen wie ihn hätte man in einer Zeit wie dieser gut gebrauchen können.

Dann marschierte ihnen die erste der schrecklichen Gestalten entgegen, und Rhonins Gedanken kreisten nur mehr ums nackte Überleben.

Ums Überleben und um … Vereesa.

Bis hierhin hatte die Brennende Legion alles zerstört und sehnte sich nach noch mehr Zerstörung, noch mehr Gewalt. Die Feibestien heulten, und die Dämonentruppen hinter ihnen brüllten vor freudiger Erwartung auf, als sie die Silhouetten vor sich entdeckten. Es galt, neue Opfer abzuschlachten und neues Blut zu vergießen.

Mit einem schrecklichen Kampfschrei stürmten sie los.

Lord Ravencrest nickte.

»Bogenschützen bereit!«, rief ein Offizier.

Mehr als tausend Bögen richteten sich gen Himmel.

Der Adlige hielt seine Hand nach oben und wartete. Die Dämonenhorde rückte näher … und näher …

Ruckartig ließ er die Hand sinken.

Einem Hornissenschwarm gleich stob der Pfeilregen dem Feind entgegen. Obwohl die Brennende Legion wusste, dass sie dem Tod entgegen lief, wurde sie nicht langsamer. Ihre Gier trieb sie an.

Die Pfeile senkten sich.

Es handelte sich zwar um Dämonen, aber um Dämonen, die körperlich waren. Die erste Reihe wurde komplett aufgerieben. In einigen Kriegern steckten so viele Pfeile, dass sie nicht flach am Boden zu liegen vermochten. Überall brachen Feibestien zusammen. Einige Wächter der Verdammnis stürzten vom Himmel.

Doch die Brennende Legion trampelte einfach über ihre Gefallenen hinweg, als existierten sie gar nicht. Feibestien ignorierten ihre toten Artgenossen, heulten und bellten und näherten sich dabei unbeeindruckt weiter den gegnerischen Linien.

»Verdammt!«, fluchte Ravencrest. »Noch eine Salve. Schnell!«

Die Bogenschützen folgten dem Befehl routiniert und mit der ihnen eigenen Präzision. Der bärtige Adlige musste sie kein weiteres Mal zum Schießen auffordern.

Wieder regnete der Tod auf die Horde herab, doch dieses Mal mit weitaus geringerer Wirkung. Die Legion hatte ihre Schilde gehoben und eine effektivere Formation eingenommen.

»Das sind keine simplen Bestien«, murmelte ein Offizier neben Rhonin. »Sie lernen zu schnell.«

Lord Ravencrest ignorierte den Einwurf. »Alle Bogenschützen nach hinten. Nehmt eure Stellungen ein und haltet euch bereit, auf die Innenbereiche zu feuern. Lanzenträger! Bereit zum Angriff!«

»Milord!«, rief Rhonin. »Mit Eurer Erlaubnis?«

»Du hast meine Erlaubnis, Zauberer, ganz gleich, was du vorhast. Tu es einfach!«

Rhonin starrte auf einen Punkt unmittelbar vor der Angriffsfront der heranstürmenden Dämonen. Er konzentrierte sich, sammelte Kraft. Es war anstrengender als sonst, verhinderte aber nicht den Erfolg.

Seine Augen verengten sich.

Der Boden vor der Brennenden Legion explodierte. Dreck und Steine flogen den monströsen Kriegern wie Geschosse aus schweren Katapulten entgegen. Viele Feibestien wurden in die Luft geschleudert, andere unter tonnenschwerer Erde begraben. Ein Felsen landete auf einer Feibestie und brach ihr das Rückgrat wie einen morschen Zweig. Der Sturm der Legion geriet ins Stocken. Etliche Dämonen rannte sich gegenseitig über den Haufen.

Die Bogenschützen nutzten die Gelegenheit und schickten der eng beisammen stehenden Horde eine weitere Pfeilsalve entgegen. Zahlreiche Krieger fielen. Das Chaos nahm zu.

Während Ravencrests Soldaten jubelten, blickte die Mondgarde eher neidisch zu Rhonin hin. Latosius brüllte seine Zauberer an und trieb sie zu effektiverem Handeln an.

Das Ergebnis des anschließenden Nachtelfen-Zaubers war jedoch weit weniger spektakulärer als der von Rhonin. Die Ringe aus magischer Energie, die sich um die Brennende Legion legten, verpufften meist ohne große Wirkung. Eine Handvoll Dämonen ging zwar zu Boden, erholte sich aber auch rasch wieder.

»Sie sind nutzlos!«, schnappte Illidan.

»Sie geben ihr Bestes«, widersprach der Zauberer.

Der junge Nachtelf antwortete nicht, sondern zeigte murmelnd auf die Horde.

Tentakel aus schwarzer Energie legten sich um die Kehlen einiger Dutzend Dämonen. Sie ließen Waffen und Schilde fallen, versuchten sich von davon zu befreien – doch noch bevor ihnen das gelingen konnte, brannten sich die Tentakel durch Haut und Fleisch …

… und eliminierten ein jedes von Illidans Zielen.

Rhonin konnte seinen Ekel kaum verbergen. Illidan hatte auf eine Art und Weise angegriffen, die ihm nicht gefiel. Als Illidan ihn fragend ansah, nickte der Zauberer dennoch lobend. Er konnte den einzigen anderen Magier mit nennenswerten Fähigkeiten nicht vor den Kopf stoßen. Wenn sie überlebten, würde Rhonin Illidan humanere Methoden beibringen.

Und wenn sie nicht überlebten …

Die Brennende Legion stürmte erneut vor. Ihre Füße zermalmten die Leichen ihrer Gefallenen. Sie brüllten unablässig, schwenkten Streitkolben und andere furchterregende Waffen.

»Wir müssen zum Nahkampf übergehen«, entschied Ravencrest. »Ihr beide haltet euch hinten und tut weiter, was ihr könnt! Ihr seid die durchschlagkräftigste Waffe, die wir haben.«

Illidan neigte den Kopf vor dem Adligen. »Ich danke Euch, Milord.«