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Mir sind die Risiken bekannt. Malfurion protestierte nicht weiter, und Krasus fuhr fort: Wir mussten ihn … näher zu einem aus unserer Gruppe bringen. Jetzt hör mir zu, denn es ist nötig, schnell zu handeln.

Der Nachtelf wartete angespannt. Er würde alles tun, was sie sagten, wenn es ihn nur befreite.

Ich muss den Kristall sehen, jeden Aspekt seines Wesens. Du bist ein Druide. Du kannst es mir zeigen.

Malfurion bestätigte, dass er verstanden hatte und studierte das Innere seiner magischen Zelle. Er nahm jede Ecke, jede Facette in Augenschein und zeigte so die Stärken des Kristalls – und seine möglichen Schwächen – auf. Nichts von dem, was er sah, erschien ihm selbst vielversprechend, aber er hoffte, dass Krasus besser wusste, wonach Ausschau zu halten war.

Da! Die körperlose Stimme ließ ihn vor einer Ecke innehalten. Malfurion hatte sie bereits früher genauer untersucht, weil ihm ein winziger Riss aufgefallen war – aber letztlich hatte er nichts damit ausrichten können.

Dies ist der Schlüssel zu deiner Flucht. Berühre ihn mit deinem Geist. Siehst du, was dieser Riss bedeutet?

Er gehorchte. Der Riss war nur ganz fein, aber dennoch hervorstechend.

Krasus befahl Malfurion, die Fähigkeiten einzusetzen, in denen ihn der Waldgott unterrichtet hatte. Damit sollte er die Länge und Breite des Risses ertasten, bis er ihn ebenso gut kannte wie sich selbst.

Jetzt solltest du die Schwachstelle erkennen, den Schlüssel, wenn du willst.

Nein … Doch! Da … ja! Er sah es! Malfurion konnte die Stelle spüren. Er drückte in seinem Drang nach Freiheit fest dagegen, doch der Kristall gab nicht nach.

Du bist stark, aber noch nicht voll ausgebildet. Öffne deine Gedanken. Lass uns hinein, egal, wie viele wir auch sein mögen. Wir werden dich mit unserer Stärke und unserem Wissen unterstützen.

Malfurion öffnete seinen Geist so gut es ging für Tyrande und den mysteriösen Krasus. Er fühlte sofort den Unterschied zwischen beiden. Tyrandes Gedanken waren besorgt, aber entschlossen, während die von Krasus weise, aber auch frustriert anmuteten. Diese Frustration hatte jedoch offenbar nichts mit Malfurions Lage zu tun.

Und jetzt versuche es noch einmal.

Der gefangene Nachtelf stellte sich vor, sein Geistkörper sei real. Er drückte gegen die Schwachstelle, als wäre sie lediglich ein schwaches Hindernis. Wenn er nur kräftig genug drückte …

Plötzlich spürte er, wie ihn die beiden unterstützten. Es war fast so, als stünden sie neben ihm.

Der Riss wurde breiter, länger …

Als der Riss sich erweiterte, entstand eine winzige Lücke.

Das ist deine Tür!, drängte Krasus. Geh hindurch!

Und Malfurions Geistkörper strömte durch die Öffnung hinaus.

Der Nachtelf wuchs, kaum dass er die Falle des Beraters hinter sich gelassen hatte, wuchs, bis er seine normale Größe erreicht hatte. Die Veränderung bezog sich nur auf seine eigene Perspektive, aber sie gefiel ihm wesentlich besser als die insektenartige Sichtweise, mit der er sich als Gefangener hatte begnügen müssen.

Nun … bevor sie dich entdecken … kehre zu uns zurück!

Doch dieses Mal widersprach Malfurion. Er war schon so weit gekommen, um sein Volk zu retten und seine Welt. Der Schildzauber musste gestoppt werden.

Malfurion!, rief Tyrande entsetzt. Nein!

Er ignorierte beide, glitt um eine Ecke … und hielt jäh inne. Lord Xavius stand auf der anderen Seite des Raumes und blickte auf ein dunkles Portal, durch das ununterbrochen Dämonen kamen. Der Berater schien mit etwas zu sprechen, das sich tief im Inneren befand, und Malfurion erschauderte, als er an das Böse erinnert wurde, das er in diesem Tor gespürt hatte.

Die augenblickliche Lage bot ihm jedoch einen Vorteil. Wenn Xavius nur noch ein paar Sekunden länger in diesen Abgrund schaute, konnte Malfurion sein Werk vollenden und sogar noch verschwinden.

Er schwebte zu dem Diagramm, wusste bereits, wie es zu zerstören war. Ein paar leichte Veränderungen würden ausreichen, um den Zauber zu unterbrechen.

Tyrande und Krasus sprachen nicht mehr zu ihm. Entweder hatten sie entschieden, ihn gewähren zu lassen, oder die Verbindung war unterbrochen. Es machte keinen Unterschied, es gab kein Zurück mehr für ihn.

Nach einem letzten Blick zum Lord-Berater griff Malfurion mit seinen magischen Kräften in das Diagramm ein. Zuerst manipulierte er einen wichtigen Bestandteil des Zaubers und sorgte so dafür, dass seine Stabilität in jedem Fall verloren ging, ganz gleich, was noch geschehen würde.

Dann beschwor Malfurion die Kraft der Welt, die Macht der Natur. Er benutzte sie, um dem Diagramm eine neue Form aufzuzwingen, eine, die seinem ursprünglichen Zweck widersprach und für seine letztendliche Auflösung sorgen würde.

Der Schutzzauber begann zu flackern …

Lord Xavius spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Etwas Schreckliches geschah mit seinem Schutzzauber.

Im Portal spürte auch Sargeras, dass sich etwas verändert hatte.

Suche!, befahl er seinem Werkzeug.

Der Berater fuhr herum. Seine dunklen, magischen Augen starrten auf das kostbare Diagramm – und auf den geisterhaften Eindringling, den er zuvor gefangen hatte.

Der Ungläubige mischte sich in den Zauber ein!

»Haltet ihn auf!«, brüllte Lord Xavius.

Der Schrei riss Malfurion beinahe aus seiner Konzentration. Mühsam gelang es ihm, die Kontrolle zurück zu gewinnen. Dann sah er zu Xavius, der wütend auf ihn zeigte und die Hochgeborenen und Dämonen anbrüllte. Sie wirkten verwirrt, denn sie konnten Malfurions Geistkörper weder sehen, noch berühren.

Lord Xavius jedoch vermochte beides.

Als dem königlichen Berater klar wurde, dass die anderen ihm nicht helfen konnten, warf er sich selbst auf Malfurion. Seine magischen Augen sonderten dunkle Energie ab, und Malfurion spürte den bevorstehenden Angriff. Instinktiv hob er die Hand, bat Wind und Luft um Unterstützung.

Rote Lichtblitze schossen auf den jungen Nachtelf zu. Sie hätten ihn vernichtet, hätten sie ihn getroffen. Doch nur eine Handspanne von ihm entfernt schlugen sie gegen eine unsichtbare Wand und wurden von einem starken Wind umgelenkt.

Mit tödlicher Präzision trafen die Blitze die riesigen Krieger neben dem Portal.

Die Dämonen wurden umher gewirbelt wie Blätter im Sturm. Einige krachten gegen die Wände, während zwei von ihnen mit den Zauberern, die das Portal offen hielten, zusammenstießen. Ihre Konzentration wurde unterbrochen, Chaos entstand. Das Portal ächzte, als könne es atmen, öffnete und schloss sich in wildem Wechsel.

Die hochgeborenen Zauberer kämpften um die Kontrolle des Portals. Einige Dämonen, die hindurch treten wollten, verschwanden wieder in der dahinter liegenden Dunkelheit.

Eine der großen, geflügelten Gestalten, die neben der Öffnung stand, lief auf Malfurion zu. Der gewaltige Dämon konnte den Nachtelf offensichtlich nicht sehen, schwang jedoch seine Waffe in der Hoffnung, einen zufälligen Treffer landen zu können, wild hin und her. Malfurion wich der Waffe so gut es ging aus, unsicher, ob sein Zustand als Geist ihn auch davor schützte.

Lord Xavius hatte sich unter dem umgelenkten Zauber hinweg geduckt, doch nun griff der Berater wieder in den Kampf ein. Aus einer Tasche an seiner Hüfte zog er einen weiteren Kristall.

»Aus dem wirst du nicht entkommen …«

Die magischen Augen glommen auf.

Malfurion bewegte sich schnell und brachte den Dämon zwischen sich und den Berater. Nicht das beabsichtigte Opfer, sondern der überraschte Dämon wurde auf den Kristall zugezogen. Die grässliche Gestalt brüllte vor Zorn und versuchte nach Malfurion zu greifen, wurde aber unaufhaltsam in den Kristall gerissen. Keine Gegenwehr fruchtete.

Xavius fluchte und schleuderte den Kristall von sich. Das Schicksal seines unbeabsichtigten Gefangenen interessierte ihn nicht. Seine Aufmerksamkeit richtete sich allein auf den Geistkörper, den niemand außer ihm zu sehen vermochte.