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Ja, Mannoroth würde reich belohnt werden, würde mehr Macht und größeren Einfluss innerhalb der Legion erhalten.

Auf die Nachtelfen jedoch, die den Dämonen bis jetzt bei der Eroberung der Welt unterstützt hatten, wartete der einzige Lohn, den Sargeras für solche Diener bereit hielt.

Ihre völlige Ausrottung.

23

Malfurion hatte geglaubt, Lord Xavius austricksen zu können – stattdessen aber war der Nachtelf ein weiteres Mal ausgetrickst worden. Wieso hatte er geglaubt, der Berater würde ihn weiter die Treppen hinab jagen, wo es doch offenkundig war, dass Malfurion zurück in den Turm wollte, um seine Mission zu vollenden?

Es würde sein letzter Fehler gewesen sein. Lord Xavius war ein äußerst fähiger Zauberer, der sich die Macht der Quelle zunutze machen konnte. Malfurion hatte einiges von seinem Shan’do gelernt, aber, wie es schien, nicht genug, um gegen einen solch tödlichen Feind bestehen zu können.

Lord Xavius wusste das sehr genau.

Doch plötzlich hörte Malfurion eine Stimme in seinem Kopf – nicht die aus dem Portal, sondern die des mysteriösen Krasus. Malfurion war die ganze Zeit davon ausgegangen, der andere habe ihn längst wieder verlassen.

Malfurion … unsere Stärke ist deine Stärke … Wie bereits im Kristall musst du dich auf die Liebe und Freundschaft derer besinnen, die dich kennen … und Kraft aus der Entschlossenheit von solchen wie mir ziehen, die gemeinsam mit ihnen für dich streiten.

Nicht alles, was er hörte, ergab für den Nachtelfen einen Sinn, aber die Grundaussage war klar: Er spürte jetzt nicht nur Tyrande und Krasus, sondern auch Brox. Alle drei öffneten ihren Geist und ihre Seelen für Malfurion, liehen ihm die Stärke, die er so nötig hatte.

Du bist ein Druide, Malfurion, vielleicht der Erste deiner Art. Du ziehst deine Kraft aus der Welt, der Natur … und sind wir nicht ein Teil von beidem? Zieh also deine Kraft auch aus uns …

Malfurion gehorchte – und das gerade noch rechtzeitig.

Lord Xavius schleuderte seinen Zauber. Es sollten nur noch ein paar Fetzen von Malfurions Geistkörper übrigbleiben.

Der jüngere Nachtelf hob seine Hand, um den brutalen Angriff abzuwehren, glaubte aber nicht wirklich, dass seine verstärkten Kräfte dafür ausreichten. Der letzte Angriff des Beraters hatte ihn zu sehr geschwächt.

Doch der Zauber erreichte nie sein Ziel. Der Angriff wurde so mühelos abgewehrt, als hätte Malfurion nach einer Fliege geschlagen.

Erhebe dich!, drängte Krasus. Erhebe dich und tue, was getan werden muss!

Damit meinte er nicht, dass Malfurion sich auf einen Kampf mit dem Berater einlassen sollte. Das wäre nur gefährliche Zeitverschwendung gewesen. Nein, der Nachtelf sollte zu Ende bringen, was er bereits begonnen hatte.

Malfurion griff den Schildzauber an.

Das Diagramm verschob sich. Zwei Hochgeborene eilten herbei, um es wiederherzustellen, doch der Boden unter ihren Füßen verschwand plötzlich. Malfurion hatte die Steine stumm darum gebeten, ihre Stärke und ihren natürlichen Drang, Dinge zusammenzuhalten, für einen Moment zu vergessen. Schreiend fielen die beiden Nachtelfen ins Bodenlose.

Lord Xavius griff Malfurion wütend an, hüllte ihn in einen Nebel, der sich um seinen Geistkörper legte und versuchte, ihn zu zersetzen. Malfurion bemühte sich, dagegen anzukämpfen und zog seine Kraft erneut aus der gebündelten Stärke von Tyrande, Krasus und Brox. Rasch rief er einen Wind herbei, der den Nebel auseinander trieb.

Während sich Malfurion noch mit dem Nebel beschäftigte, nutzte Xavius die Gelegenheit, um ein wenig Ordnung in den Schildzauber zurückzubringen. Dann wandte er sich wieder seinem Gegner zu. Er hatte nur noch ein Ziel im Blick.

Malfurion war enttäuscht. Das konnte nicht ewig so weitergehen. Irgendwann würde er entweder verlieren oder fliehen. Etwas musste sich ändern, und zwar schnell!

Er drehte sich um, aber nicht zum Diagramm oder zu Lord Xavius hin, sondern zum Portal.

Erneut rief er den Wind. Dieses Mal bat er ihn jedoch, seine wahre Stärke zu beweisen und nicht nur einfachen Nebel zu vertreiben. Malfurion warf einen Blick auf die Hochgeborenen und forderte den Wind heraus, seine wahre Macht zu demonstrieren.

Und die Zauberer standen plötzlich in einem Sturm. Drei von ihnen wurden durch den Raum geschleudert und prallten hart gegen die Wand. Noch während sie fielen, taumelte ein anderer zurück und stolperte über einen der reglosen Körper.

Die anderen krümmten sich, versuchten der brutalen Kraft des Winds zu entgehen. Es fiel keiner mehr dem wütenden Sturm zum Opfer, aber die erlittenen Verluste waren ein schwerer Schlag für die Überlebenden. Das Portal begann zu flackern und zu erzittern. Das Gefühl des Bösen, das Malfurion die ganze Zeit über gespürt hatte, schwächte ab.

Brennende Hände griffen plötzlich von hinten nach seinem Hals und begannen ihn zu würgen. Sie brannten sich in Malfurions Geistkörper, als wäre es wahrhaftiges – sein eigenes! – Fleisch. Er stieß einen furchtbaren Schrei aus, den nur der Angreifer hören konnte.

»Die Macht des Erhabenen ist mit mir!«, brüllte der Berater der Königin triumphierend. »Gegen uns beide kannst du nicht bestehen!«

Malfurion spürte, wie neuerlich das Böse aus dem instabilen Portal kroch. Es war zwar noch immer nicht so mächtig wie vorhin, als es versucht hatte, ihn auf die Seite der Hochgeborenen zu ziehen. Aber es unterstützte den ohnedies schon mächtigen Berater. Dagegen kam selbst die Kraft, die Malfurion von den dreien in seinem Geist erhielt, nicht an.

Tyrande … Er wollte die Priesterin nicht rufen, fürchtete aber, dass er sie nie wieder sehen, ihr nie wieder nah sein würde.

Wiederum erfüllte Krasus’ Stimme seinen Geist. Sei mutig, Druide … ein anderer hat genau auf diesen Moment gewartet.

Eine vierte Präsenz tauchte auf und schloss sich sofort mit den anderen zusammen. Malfurion spürte die Schwäche des Neuankömmlings, aber verglichen mit den Kräften seines eigenen Volks war sie vernachlässigbar. Seltsamerweise fühlte sich die neue Präsenz so vertraut an, als sei sie Krasus’ Zwilling. Es fiel Malfurion in den ersten Momenten schwer, sie voneinander zu unterscheiden.

Sogar die Stimme in seinem Kopf erinnerte ihn an Krasus. Ich bin Korialstrasz … und ich gebe gerne, was ich besitze.

Sie alle gaben das, womit das Leben, die Natur sie ausgestattet hatte. Korialstrasz’ Erscheinen verstärkte Malfurions Kraft hundertfach und schenkte ihm eine Hoffnung, wie er sie noch nicht gespürt hatte.

Du bist ein Druide … Krasus erinnerte ihn erneut daran. Die Welt gibt dir Kraft.

Malfurion fühlte sich euphorisch. Jetzt spürte er nicht nur seine weit entfernten Begleiter, sondern auch die Steine, den Wind, die Wolken, die Bäume … einfach alles. Malfurion wurde beinahe überwältigt vom Zorn, den die Welt nun ausstrahlte. Das Böse, das die Hochgeborenen und die Dämonen gesät hatten, beleidigte die Elemente wie nichts anderes je zuvor.

Ich habe euch versprochen, ich würde tun, was ich kann, sagte er zu ihnen. Wenn ihr mir eure Stärke ebenfalls leiht, wird dies auch geschehen!

Für Malfurion schien eine Ewigkeit zu vergehen, aber als sein Blick wieder zu Lord Xavius zurückkehrte, erkannte er, dass nur ein Lidschlag vergangen war. Der Berater stand da wie eingefroren. Aber sein Gesichtsausdruck änderte sich langsam, als er sich gemeinsam mit seinem Herrn darauf vorbereitete, seinen Gegner, den Geist, endgültig zu vernichten.

Malfurion lächelte über die Dummheit des anderen Nachtelfen. Er hob seine Hände zum verborgenen Himmel und beschwor seine Macht.

Draußen donnerte es. Die Hochgeborenen rings um Portal und Diagramm wankten erneut, erkannten, dass das, was sich entfaltete, nicht Teil ihres Zaubers war. Sogar Lord Xavius zuckte zusammen.

Dann, plötzlich, erbebte der Palastturm und … wurde auseinander gerissen.