Выбрать главу

»Sie?« fragte Skar. »Wer?«

»Die Alten«, antwortete Drask, ohne sich zu ihm herumzudrehen. »Die Sternengeborenen. Die Wesen, gegen die unsere Vorfahren einst kämpften.«

»Aber sie wurden vernichtet!« widersprach Skar.

»Ihre Körper, vielleicht«, antwortete Drask. »Nicht ihr Geist. Sie waren Götter, Skar, und Götter sterben nicht. Unsere Vorfahren schlugen sie, auch wenn es um den Preis ihrer Welt war. Sie zerstörten ihre Körper, und was sie nicht vernichten konnten, das banden sie mit unsichtbaren Fesseln der Magie. Und Combat war der Schlüssel.«

Skar schloß mit einem lautlosen Stöhnen die Augen. Drasks Geschichte klang phantastisch, im negativsten Sinne, den dieses Wort nur haben konnte, und trotzdem wußte er, daß sie wahr war. Drask stellte vielleicht nur Vermutungen an, zog Schlüsse aus Dingen, die Skar noch verschlossen waren, aber er wußte, daß es so war. Vela selbst hatte ihm die Geschichte der Alten erzählt, der Herrscher dieser Welt, die mächtig genug gewesen waren, zu den Sternen zu fliegen, und ihrer Feinde, der Sternengeborenen, Götter aus den Tiefen des Alls, die gekommen waren, um diese Welt zu erobern. Drasks Worte waren nur der letzte Stein, der noch gefehlt hatte, das Puzzle zu einem Bild zu vollenden.

Combat, dachte er bitter. Die brennende Stadt, die letzte Festung der Alten... Sie war der Schlüssel gewesen. Der Eingang zum magischen Kerker der Sternengötter, versiegelt von Mächten, die er sich nicht einmal vorzustellen wagte, vor Millionen von Jahren. Und er hatte ihn erbrochen. Er hatte das Tor auf gestoßen, durch das der Tod zum zweiten Male Einzug auf Enwor gehalten hatte...

»Es war nicht deine Schuld«, sagte Drask noch einmal. Vielleicht hatte er wieder Skars Gedanken gelesen, vielleicht hatte er sie auch nur erraten, was in diesem Augenblick sicherlich nicht schwer war. »Nicht einmal die Velas. Ihr wart nur ahnungslose Werkzeuge einer Macht, die älter ist als diese Welt. Es wäre nicht geschehen, hätten wir damals schon gewußt, was wir heute wissen.« Er seufzte, drehte sich nun doch zu Skar herum und sah ihn Beinahe traurig an. »Es war alles geplant, Skar«, fuhr er fort. »Velas vergeblicher Versuch, die Macht über Elay an sich zu reißen, eure Begegnung mit dem Dronte, die Erweckung des Daij-Djan... Nichts von alledem war Zufall. Nicht einmal deine Reise zu den Gesichtlosen Predigern. Dies alles galt nur einem einzigen Zweck.«

»Und... welchem?« fragte Skar. Er wußte die Antwort. Aber er hatte Angst, sie aus Drasks Mund zu hören. Entsetzliche Angst.

»Das Kind«, sagte Drask ruhig. »Dein Sohn, Skar. Es ging von Anfang an nur um ihn. Nicht um dich oder Elay oder Vela.« Skar starrte an dem Alten vorbei gegen die Wand, aber er sah nicht den nachtschwarzen Stein oder die Schatten, die darüber krochen. »Das Kind...«

»Sie sind geduldig«, sagte Drask leise. »Sie sind es gewohnt, in Jahrtausenden zu denken, wie wir in Wochen. Sie haben gewartet, Skar, vielleicht seit zehntausend Jahren. Auf einen Mann wie dich, der das Erbe der Alten in sich trägt. Aber du warst zu alt, als Vela dich fand. Zu stark. Nicht einmal ihnen wäre es gelungen, dich auf ihre Seite zu zwingen, ohne daß dein Geist daran zerbrochen wäre. Sie brauchten einen Geist, der noch ungeformt war. Ein Instrument der Macht, das sie nach Belieben formen konnten. Der Schlüssel zu ihrer Freiheit war das Kind. Sie haben es bekommen. Nichts war Zufall, Skar, auch nicht der Tod des Daij-Djan.«

Er sprach nicht weiter, aber das war auch nicht notwendig. So vieles, was bisher keinen Sinn gemacht hatte, war plötzlich klar, so viel Unerklärliches auf entsetzliche Weise logisch und einfach ... Skar mußte sich mit aller Macht beherrschen, um nicht aufzuschreien. Was für ein Narr war er doch gewesen! Er hatte geglaubt, den Daij-Djan besiegt zu haben, damals auf der Insel am Ende der Welt, aber es war genau umgekehrt. Es war sein Tod gewesen, der das Werkzeug vollendet hatte. Der Haß, der entsetzliche, unbeschreibliche Haß, den die Sternenbestie verströmt hatte, das Echo seines Todes, das Rasen des Dronte, ihre eigene Angst... Das Kind mußte all dies aufgesogen haben wie ein Schwamm. Es war gerade geboren, neu, ein Buch, dessen Seiten noch unbeschrieben waren, und sie hatten sie mit Blut und Furcht und Haß gefüllt.

»Und... die Prediger...«

Drask las wieder seine Gedanken, denn er beantwortete die Frage, ehe Skar sie ganz stellen konnte: »Haben zu Ende geführt, was Kiina und du begonnen haben, ohne es zu wissen. Es war eine Falle, Skar, lange und klug genug vorbereitet, selbst die Errish zu täuschen. Seit tausend Jahren lebten sie in ihren Bergen und tun Gutes. Aber in Wahrheit haben sie gewartet. Auf dich.« Skar legte die Hände gegen das Gesicht, schloß die Augen und preßte die Kiefer so fest zusammen, daß es weh tat. Drask stieß einen halblauten, unterdrückten Schmerzlaut aus, und als Skar die Augen öffnete, sah er, daß er die Hand ans Kinn gehoben hatte. Er begriff, daß der Alte nicht nur seine Gedanken las, sondern auch seinen Schmerz fühlte.

»Verzeih«, murmelte er.

Drask lächelte gezwungen. »Das macht nichts. Ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich hatte versprochen, es nicht mehr zu tun.« Er lächelte verlegen.

»Sprich weiter«, sagte Skar.

Drask seufzte. »Es gibt nicht mehr viel«, sagte er. »Die Gesichtslosen Prediger nahmen das Kind, das du ihnen gebracht hast, und vollendeten das Werk. Niemand wußte es.«

»Wie lange... ?« Etwas in Skar sträubte sich. Er mußte all seine Kraft aufwenden, um weiter zu sprechen. »Wie lange ist das her?«

Drask blickte ihn durchdringend an, kam näher und blieb erst auf Armeslänge vor ihm stehen. »Willst du das wirklich wissen?« fragte er.

Skar nickte. Allein Drasks Reaktion verriet ihm, daß die Antwort ihn erschrecken würde. Aber er mußte es wissen, wenn er nicht den Verstand verlieren sollte. »Ja.«

»Achtzehn Jahre, Skar«, sagte Drask leise. »Wenn dein Sohn noch lebt, so ist er jetzt achtzehn Jahre alt.«

Das Entsetzen, auf das Skar wartete, kam nicht. Vielleicht war die Vorstellung einfach zu gewaltig, als daß er sie jetzt schon verarbeiten konnte. Vielleicht wehrte sich auch nur etwas in ihm, es zu begreifen. Er fühlte sich... leer. »Wenn er noch lebt?«

Drask zuckte die Achseln. »Wir wissen es nicht. Wir wissen so wenig, Skar. Wir wissen, daß sie ihn nahmen und ein Jahr in ihrem Tempel behielten. Danach wurde er fortgebracht; wohin, weiß niemand. Vielleicht lebt er noch irgendwo. Vielleicht hat er seinen Zweck erfüllt und ist gestorben oder wurde getötet. Obwohl ich persönlich nicht daran glaube.«

»Wieso?«

»Deinetwegen«, antwortete Drask. »Dein Erwachen muß einen Sinn haben, Skar. Es hatte einen Grund, daß sie dich nicht töteten, sondern nur in Schlaf versetzten, und es muß einen Grund haben, daß sie dich erwachen ließen.«

»Vielleicht haben sie einfach das Interesse an mir verloren«, murmelte Skar. »Ich habe getan, was sie wollten.«

»Nein.« Drask klang sehr sicher. »Wäre es so, hätten sie dich getötet. Und da ist noch der Daij-Djan, vergiß das nicht.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf, ging zu seinem Stuhl zurück und ließ sich schwer hineinfallen. »Ich habe lange darüber nachgedacht, warum er dich beschützt haben könnte, und es scheint mir nur einen einzigen vernünftigen Grund dafür zu geben. Sie brauchen dich. Da ist etwas, was noch getan werden muß, und was nur du tun kannst.«

»Beschützt?« wiederholte Skar verwirrt. »Aber die Quorrl und Trash -«

»Trash war ein Narr«, unterbrach ihn Drask. »Er war der Anführer der Quorrl, die Denwar besetzten, aber nichtsdestoweniger ein Narr. Er hätte dich getötet und damit vielleicht alles zunichte gemacht.«

Skar spürte einen eisigen Schauer von Furcht, als ihm die ganze Konsequenz von Drasks Worten zu Bewußtsein kam. »Dann... dann glaubst du, er könnte auch hier...«