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Dann waren sie über ihm. Etwas traf mit entsetzlicher Wucht seine Waffenhand und entriß ihm das Schwert. Ein Fausthieb explodierte an seiner Schläfe, und plötzlich war Blut in seinem Mund. Sein Blick färbte sich rot, und in das Keuchen und die gemurmelten Flüche der Männer, die ihn niederrangen, mischte sich ein immer stärker und stärker werdendes Rauschen. Der Tod. Sie würden ihn töten. Jetzt. Jetzt.

Aber sie töteten ihn nicht. Schläge trafen seine Brust, sein Gesicht und seine Seiten, bis er aufhörte, sich zu wehren. Harte Stiefel nagelten seine Hand- und Fußgelenke an den Boden, und eine Schwertspitze berührte seine Kehle und ritzte sie. Aber der letzte, erlösende Schmerz kam nicht. Warum brachten sie ihn nicht endlich um?

Dann lockerte sich der erbarmungslose Griff des halben Dutzends Männer, die ihn hielten. Ein riesiger, von seiner eigenen Schwäche und Übelkeit verzerrter Schatten erschien über ihm, scheuchte die Männer mit einer knappen Bewegung beiseite und musterte ihn aus kalten, glitzernden Augen.

»Du forderst mich also.« Die Stimme klang spöttisch. »Was bist du? Besonders mutig, oder besonders dumm?« Der verzerrte Schatten kam ein wenig näher. Es war zu dunkel, als daß Skar sein Gesicht deutlicher denn als hellen Fleck erkennen konnte, aber er hörte ein überraschtes Einatmen, als er die Kleider erkannte, die Skar trug, und die Waffe, die ihm die Krieger aus den Händen gerungen hatten.

»Ein... Satai?« Diesmal glaubte er Zorn in den Worten des anderen zu hören. Er seufzte. »So hat Drask also endlich einen Verräter gefunden, der...« Er brach ab, schüttelte den Kopf und blickte einen Moment auf die Krieger herab, die Skar erschlagen hatte. »Aber natürlich«, sagte er, in beinahe resignierendem Tonfall. »Niemand anderes wäre dazu fähig gewesen. Hast du auch die Wachen erschlagen?«

Skar schwieg, aber der andere hatte auch nicht ernsthaft mit einer Antwort gerechnet, wie seine nächsten Worte bewiesen. »Das war unnötig. Sie hätten sich dir nicht in den Weg gestellt, wenn du ihnen gesagt hättest, wozu du hier bist.« Er machte eine unwillige Handbewegung. »Laßt ihn los.«

Zwei der Männer, die ihn hielten, wichen auch tatsächlich zurück, aber die anderen blieben, und auch das Schwert, das seine Kehle ritzte und ihm das Atmen fast unmöglich machte, verschwand nicht.

»Laßt ihn los«, sagte der Hohe Satai noch einmal. »Dieser Mann hat mich gefordert. Er hat das Recht, auch von meiner Hand zu sterben.«

Das Schwert verschwand, und auch der entsetzliche Druck auf Skars Handgelenke war mit einem Mal nicht mehr da. Trotzdem blieb er noch sekundenlang reglos liegen, ehe er sich auf die Ellenbogen hochstemmte und nach seinem Hals griff. Er konnte kaum atmen. An seinen Fingern war Blut, als er die Hand zurückzog.

»Kannst du kämpfen?« fragte der Mann in den Kleidern des Hohen Satai kalt. »Oder brauchst du Zeit, dich zu erholen?« Zur Antwort griff Skar nach seinem Schwert, schob es in den Gürtel und stand umständlich auf. In seinem Körper pochten zahllose Schmerzen, aber keiner davon war so schlimm, ihn wirklich zu behindern.

Die Krieger wichen respektvoll zurück und bildeten einen Kreis, und auch der Kriegsherr der Satai zog seine Waffe. Skar sah ihn nun zum ersten Mal deutlicher: Er war ein Riese, mindestens sieben Fuß groß und mit Schultern, die den schwarzen Zeremonienmantel zu sprengen schienen, den er trug. Das Tschekal wirkte in seinen Händen wie ein Spielzeug. Trotzdem bewegte er sich mit der Geschmeidigkeit und Kraft einer großen Katze. Skar glaubte nicht, daß er ihn besiegen konnte. Eigentlich wollte er es auch gar nicht.

Skar lächelte, obwohl er wußte, daß der andere sein Gesicht in der Dunkelheit so wenig erkennen konnte wie er das seine, deutete eine Verbeugung an und zog seine Waffe. Er war sehr ruhig. Aber der Kampf begann noch nicht. Aus Croyds Zelt erscholl plötzlich ein gellender Schrei. Die Plane wurde zurückgeschlagen, und ein Satai taumelte heraus, so hastig, daß er das Gleichgewicht verlor und zwischen ihm und dem Hohen Satai auf die Knie fiel. »Croyd!« keuchte er. »Er hat Croyd umgebracht, Herr!«

»Croyd? Er hat -« Skar hatte selten zuvor ein solches Entsetzen in der Stimme eines Menschen gehört wie jetzt. Er sah, wie sich die hünenhafte Gestalt versteifte. Dann fuhr er plötzlich herum, rammte das Schwert in den Boden und lief mit wehendem Mantel auf das Zelt zu. »Haltet ihn!« rief er zurück. »Aber rührt ihn nicht an!«

Der Kreis der Satai zog sich zusammen. Ein halbes Dutzend Schwerter richtete sich drohend auf ihn, und Skar spürte den Haß, den die Männer ihm plötzlich entgegenbrachten.

Aber da war auch noch mehr. Ein Entsetzen, für das es keinen Grund zu geben schien, das aber mit jedem Atemzug deutlicher wurde, fast, als begriffen sie nur ganz allmählich, was wirklich geschehen war.

Es dauerte nur Sekunden, bis der Kriegsherr der Satai zurückkam. Seine Bewegungen waren starr, fast wie die einer Puppe, die an den Fäden eines nicht besonders talentierten Spielers hing, und wie bei seinen Männern konnte Skar auch bei ihm eine Mischung aus mörderischer Wut und Haß und maßlosem Entsetzen spüren. Mit starren, fast ungelenken Schritten ging er dorthin zurück, wo er sein Schwert in den Boden gestoßen hatte, nahm die Waffe wieder an sich und machte eine zornige Bewegung mit der freien Hand. Der Kreis aus Schwertspitzen, der Skar umgab, weitete sich wieder.

»Du Narr«, sagte er. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Du verdammter, wahnsinniger Narr! Was hast du getan? Warum hast du das getan, wenn du mich wolltest?!« Den letzten Satz schrie er. Und mit dem letzten Wort griff er an.

Schon sein erster, ungestümer Angriff sagte Skar, daß er verlieren würde. Es war nichts als der bodenlose Zorn des Satai, der seine Bewegungen eine Spur zu hastig und unsicher werden ließ und Skar rettete, aber selbst so entkam er den wütenden Schwerthieben des Riesen nur mit äußerster Not. Die Klinge des Satai pfiff immer und immer wieder auf ihn herab, so schnell, daß Skar sie kaum sah, und mit solcher Kraft geführt, daß er jeden einzelnen Hieb, den er auffing, wie eine Explosion von Schmerz in den Schultern fühlte.

Er taumelte zurück, parierte einen weiteren Hieb des tobenden Giganten und trat nach dessen Beinen. Er traf, aber der Riese wankte nicht einmal, sondern versetzte Skar im gleichen Moment einen Fauststoß in die Seite, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte und zu Boden schleuderte. Instinktiv rollte er sich zur Seite, bemerkte im letzten Moment seinen Fehler und sprang mitten aus der Bewegung heraus auf. Die Klinge des Satai hämmerte dort in den Boden, wo er gewesen wäre, hätte er die Bewegung zu Ende geführt. Skar trat nach seiner Waffenhand, verfehlte sie und sprang aus der gleichen Bewegung heraus vor. Sein Knie bohrte sich in den Leib des anderen und ließ ihn zurücktaumeln, aber den Hieb, den er nachsetzen wollte, konnte er nicht ausführen, denn der Satai stach nach ihm, so daß er keine andere Wahl hatte, als sich mit einem fast grotesken Hüpfer in Sicherheit zu bringen.

Sie trennten sich. Der Satai blieb einen Moment stehen, reglos, leicht nach vorne gebeugt und mit gespreizten Beinen, trotzdem aber noch größer als Skar. Skars Atem ging schnell und in unregelmäßigen, fast schmerzhaften Stößen. Die Luft brannte in seinen Lungen, und seine Schultermuskeln schmerzten unerträglich von dem halben Dutzend Hieben, das er pariert hatte. Und trotzdem war dieser erste Zusammenprall nichts als ein Kräftemessen gewesen. Der wirkliche Kampf begann erst. Und Skar wußte, daß er keine Chance hatte, ihn zu gewinnen. Der Satai war ihm an Technik und Schnelligkeit zumindest ebenbürtig. Und er war dreimal so stark wie er. Wenn seine Wut verrauchte und dem kalten berechnenden Denken eines Satai Platz machte, würde er ihn töten.

Diesmal war es Skar, der angriff. Seine Klinge pfiff in einem geraden, vorgetäuschten Stich nach dem Gesicht des Satai durch die Luft, bewegte sich plötzlich nach unten und rechts und ruckte wieder hoch, als der andere versuchte, den Hieb abzulenken. Der Satai drehte blitzschnell Kopf und Oberkörper zur Seite. Skars Hieb verfehlte sein Gesicht um Haaresbreite; gleichzeitig züngelte seine eigene Klinge nach Skars Beinen und zwang ihn zu einem zweiten, verzweifelten Hüpfer, der ihn wertvolle Sekundenbruchteile kostete.