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In Tear sah so vieles eigenartig aus, daß er es als Erleichterung empfand, die Schmiede zu betreten. Das Erdgeschoß bestand lediglich aus einem großen Raum und hatte hinten zwei lange Schiebetüren, die gerade offenstanden. Dahinter befand sich ein Hof, in dem Pferde und Ochsen beschlagen wurden. Selbst die Ochsenschlinge fehlte nicht. Hämmer standen in Ständern, und an den freien Stellen der Wände hingen Zangen aller Arten und Größen. Stützklemmen und Hufmesser und andere Werkzeuge eines Hufschmieds lagen sauber geordnet auf Holzbänken neben Meißeln und Zinken und Stanzen und allem Zubehör, das ein Grobschmied benötigte. In Behältern lagen Eisen- und Stahlstangen verschiedener Durchmesser. Fünf Schleifscheiben mit unterschiedlichen Schleifflächen standen auf dem festgetretenen Erdboden, dazu sechs Ambosse und drei ummauerte Essen mit ihren Blasebälgen. Nur in einer davon glühte gerade die Kohle. Ablöschfässer standen gleich daneben.

Der Schmied hämmerte gerade ein gelbglühendes Eisen zurecht, das er mit einer schweren Zange festhielt. Er trug Pumphosen und hatte blaßblaue Augen, aber die lange Lederweste an seinem nackten Oberkörper und die Schürze unterschieden sich kaum von denen, die Perrin und Meister Luhhan zu Hause in Emondsfeld getragen hatten. Seine kräftigen Arme und Schultern erzählten von langen Jahren der Metallbearbeitung. In seinem dunklen Haar bemerkte er beinahe dieselbe Zahl grauer Haare, an die sich Perrin bei Meister Luhhan erinnerte. Weitere Westen und Schürzen hingen an der Wand, als habe der Mann noch Gehilfen, die jetzt aber nicht sichtbar waren. Das Feuer in der Esse roch wie zu Hause. Das heiße Eisen roch nach der Heimat.

Der Schmied drehte sich um und steckte das Stück, an dem er gearbeitet hatte, in die Kohlen zurück. Perrin trat zu ihm hin, um den Blasebalg zu bedienen. Der Mann blickte ihn an, sagte aber nichts. Perrin zog die Griffe des Blasebalgs mit langsamen, stetigen, gleichmäßigen Bewegungen hoch und runter, damit die Kohle immer genau die richtige Hitze entwickelte. Der Schmied bearbeitet das Eisen aufs neue, diesmal auf dem gerundeten Horn des Ambosses. Perrin meinte, er müsse wohl ein Faßschaber sein, den er da anfertigte. Scharfe, schnelle Hammerschläge erklangen.

Der Mann sprach ihn an, ohne von der Arbeit aufzublicken. »Gehilfe?« war alles, was er sagte.

»Ja«, sagte Perrin genauso knapp.

Der Schmied arbeitete eine Weile weiter. Es war tatsächlich ein Faßschaber, mit dem man das Innere von Holzfässern auskratzte und säuberte. Von Zeit zu Zeit sah er Perrin nachdenklich an. Er legte den Hammer einen Augenblick lang weg, nahm ein kurzes, dickes, quadratisches Metallstück aus einem Behälter und drückte es Perrin in die Hand. Dann kehrte er zu seiner Arbeit zurück. »Seht zu, was Ihr damit anfangen könnt«, sagte er.

Ohne nachdenken zu müssen, schritt Perrin zu einem Amboß auf der anderen Seite der Schmiede hinüber und klopfte mit dem Rohling dagegen. Er ergab einen schönen Klang. Der Stahl war nicht lange genug im Feuer geblieben, um viel Kohlenstoff aufzunehmen. Er schob die gesamte Länge in die glühenden Kohlen, probierte von den beiden Wasserfässern, um festzustellen, welches gesalzen worden war — das dritte Faß enthielt Olivenöl —, legte Jacke und Hemd ab und suchte sich eine Lederweste heraus, die ungefähr auf seinen Oberkörper paßte. Die meisten dieser Burschen aus Tear waren nicht so groß wie er, doch er fand eine passende. Eine entsprechende Schürze zu finden war leichter.

Als er sich umdrehte, sah er, wie der Schmied, der immer noch den Kopf über seine Arbeit gebeugt hatte, nickte und in sich hineinlächelte. Aber nur, weil er sich in einer Schmiede auskannte, mußte er noch kein guter Schmied sein. Das war noch zu beweisen.

Als er mit zwei Hämmern, einer Flachzange mit langen Griffen und einer Meißelklemme zum Amboß zurückkehrte, hatte sich der Stahlrohling zur dunklen Rotglut erhitzt, bis auf ein kleines Stück, das er aus den Kohlen hatte herausragen lassen. Er bediente den Blasebalg und beobachtete, wie die Farbe des Metalls heller wurde, bis sie ein helles Gelb erreichte, beinahe schon weiß. Dann zog er es mit der Zange heraus, legte es auf den Amboß und packte den schwereren der beiden Hämmer. Ungefähr zehn Pfund, schätzte er, und der Schaft war länger, als es die meisten Leute, die nichts vom Schmiedehandwerk verstanden, für nötig hielten. Er hielt ihn nahe beim Ende des Schafts. Aus dem heißen Metall sprühten gelegentlich Funken, und er hatte die Hände eines Schmieds aus der Nähe von Rundhügel mit ihren vielen Narben deutlich in Erinnerung. Der Bursche war leichtsinnig gewesen.

Er wollte nichts besonders Kunstvolles oder Ausgefallenes machen. Im Moment erschien ihm etwas Einfaches am besten. Er begann damit, die Kanten des Rohlings rund zu klopfen, hämmerte dann die Mitte zu einer breiten Klinge zurecht, fast so dick wie der Rohling selbst, aber gut eineinhalb Handspannen lang. Von Zeit zu Zeit legte er den Metallblock ins Feuer zurück, um ihn blaßgelb zu halten, und nach einer Weile wechselte er zu dem leichteren Hammer über, der nur etwa die Hälfte des ersten wog. Das Stück hinter der Klinge hämmerte er dünn, und dann bog er es neben der Klinge um das Amboßhorn herum. Man konnte später einen Holzgriff daran anbringen. Nun steckte er die scharfe Meißelklemme in den Meißelspalt des Ambosses und legte das glühende Metallstück darauf. Ein scharfer Hammerschlag trennte das Werkstück ab, das er geformt hatte. Es war beinahe fertig. Es würde ein Fasenmesser, mit dem man die Oberseiten von Faßdauben glättete und schräg abschnitt, wenn sie zusammengebunden wurden. Es konnte auch zu anderen Arbeiten dienen. Wenn es fertig war. Der Faßschaber des anderen Mannes hatte ihn auf die Idee gebracht.

Sobald er es abgetrennt hatte, warf er das glühende Metallwerkzeug in das Faß mit dem gesalzenen Wasser. Ungesalzenes Wasser verwendete man zur Veredelung für besonders hartes Metall, während Öl es am elastischsten machte, wie es bei guten Messern nötig war. Und bei Schwertern, wie er gehört hatte, aber er hatte noch nie so etwas geschmiedet.

Als sich das Metall genügend — zu einem stumpfen Grau — abgekühlt hatte, holte er es aus dem Wasser und brachte es zu den Schleifscheiben. Ein wenig bedächtige Arbeit mit dem Pedal brachte das Metall zum Glänzen. Vorsichtig erhitzte er die Klinge nun wieder. Diesmal färbte sie sich dunkler — wie Stroh und schließlich wie Bronze. Als der bronzene Farbton wellenförmig die Klinge zu überziehen begann, legte er sie zum Abkuhlen zur Seite. Danach konnte man die endgültige Schneide schleifen. Sie noch einmal ins Wasser zu tauchen würde die Härtung zunichte machen, der er das Ganze gerade unterzogen hatte.

»Eine sehr saubere Arbeit«, sagte der Schmied. »Keine überflüssige Bewegung. Sucht Ihr Arbeit? Meine Gehilfen sind mir gerade davongelaufen, alle drei, diese wertlosen Narren, und ich hätte viel Arbeit für Euch.«

Perrin schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie lange ich in Tear bleibe. Ich würde aber gern noch ein bißchen länger arbeiten, wenn es Euch nichts ausmacht. Es ist schon so lange her, und ich vermisse diese Arbeit. Vielleicht könnte ich ein paar von den Sachen erledigen, die Eure Gehilfen eigentlich hätten tun sollen.«

Der Schmied schnaubte laut. »Ihr seid ein ganzes Stück besser als jeder dieser Halunken, die nur herumhängen und in die Luft starren und etwas von ihren Alpträumen murmeln. Als hätte nicht jeder manchmal Alpträume. Ja, Ihr könnt hier arbeiten, solange Ihr wollt. Licht, ich habe Bestellungen über ein Dutzend Abziehmesser, drei Breitbeile für Küfer, und ein Zimmermann, dort, die Straße hinunter, braucht einen Fugenhammer, und... Zuviel, um alles aufzuzählen. Beginnt mit den Abziehmessern, und dann werden wir sehen, wieviel wir bis zum Abend schaffen.«

Perrin ging in seiner Arbeit auf. Eine Weile lang vergaß er alles, bis auf die Hitze des Metalls, das Klingen seines Hammers und den Geruch der Esse, doch dann kam ein Augenblick, als er aufblickte und feststellte, daß der Schmied — er hatte sich als Dermid Ajala vorgestellt — die Lederweste auszog. Der Beschlaghof war bereits dunkel. Alles Licht rührte von der Esse und einem Paar Lampen her. Und Zarine saß auf einem Amboß neben einer der kalten Essen und beobachtete ihn.