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»Also bist du wirklich ein Schmied, Schmied«, sagte sie.

»Das ist er, gute Frau«, sagte Ajala. »Er sagt, er sei nur Gehilfe, aber soweit es mich betrifft, könnte die Arbeit, die er heute geleistet hat, zu seinem Meisterstück erklärt werden. Er arbeitet außerordentlich fein mit dem Hammer, und seine Hand ist mehr als ruhig.« Perrin trat bei diesen Komplimenten verlegen von einem Fuß auf den anderen, und der Schmied grinste ihn an. Zarine sah verständnislos von einem zum anderen.

Perrin ging hinüber und hängte Weste und Schürze auf ihre Haken zurück. Sobald er sie ausgezogen hatte, war er sich Zarines Blicke nur zu bewußt. Es war wie eine Berührung. Einen Augenblick lang schien ihm der von ihr ausgehende Kräuterduft überwältigend. Er zog sich schnell das Hemd über den Kopf, stopfte es hastig in die Hose und schlüpfte in seine Jacke. Als er sich umdrehte, lächelte Zarine ein wenig und auf eine Art, die ihn schon immer nervös gemacht hatte.

»War es das, was du hier tun wolltest?« fragte sie. »Bist du den weiten Weg hierhergekommen, um wieder als Schmied zu arbeiten?« Ajala hielt mit dem Schließen des Hoftores inne und lauschte.

Perrin nahm den schweren Hammer, den er benützt hatte, noch einmal in die Hand. Zehn Pfund schwer, und der Schaft war so lang wie sein Unterarm. Er fühlte sich gut an. Er fühlte sich in der Tat richtig an. Der Schmied hatte einmal kurz seine Augen betrachtet und noch nicht einmal gezwinkert. Die Arbeit war das eigentlich Wichtige, das Geschick in der Bearbeitung des Metalls, und nicht die Augenfarbe eines Mannes. »Nein«, sagte er traurig. »Eines Tages, hoffe ich. Aber noch nicht.« Er wollte den Hammer wieder an die Wand hängen.

»Behaltet ihn.« Ajala räusperte sich. »Ich schenke normalerweise keine guten Hämmer her, aber... Die Arbeit, die Ihr heute geleistet habt, ist viel mehr wert als dieser Hammer, und vielleicht verhilft er Euch ja zu diesem ›eines Tages‹. Mann, wenn ich jemals einen Mann gesehen habe, der für einen Schmiedehammer geschaffen war, dann Euch. Also nehmt ihn mit und behaltet ihn.«

Perrin schloß die Hand um den Schaft. Er fühlte sich absolut richtig an. »Ich danke Euch«, sagte er. »Ich kann gar nicht sagen, was das für mich bedeutet.«

»Vergeßt nur dieses ›eines Tages‹ nicht, Mann. Denkt immer daran.«

Als sie gingen, blickte Zarine zu ihm auf und sagte: »Hast du eine Ahnung davon, wie seltsam Männer sind, Schmied? Nein. Ich habe es auch nicht angenommen.« Sie lief voraus und ließ ihn mit dem Hammer in der Hand stehen. Mit der anderen Hand kratzte er sich am Kopf.

Niemand im Schankraum beachtete ihn, einen Mann mit goldenen Augen, der einen Schmiedehammer trug. Er ging hinauf in sein Zimmer und dachte ausnahmsweise einmal daran, eine Talgkerze anzuzünden. Sein Köcher und die Axt hingen am gleichen Haken. Er wog die Axt in einer Hand und den Hammer in der anderen. Vom reinen Metallgewicht her war die Axt mit ihrer halbmondförmigen Schneide und dem dicken Dorn gute fünf oder sechs Pfund leichter als der Hammer, aber sie fühlte sich zehnmal so schwer an. Er steckte die Axt in ihre Gürtelschlinge zurück und stellte den Hammer mit dem Schaft an die Wand gelehnt daneben auf den Fußboden. Die Schäfte von Axt und Hammer berührten sich fast. Beide Holzstücke waren gleich dick. Zwei Metallstücke, die ebenfalls beinahe das gleiche Gewicht hatten. Lange Zeit saß er auf dem Hocker und betrachtete sie. Er war immer noch damit beschäftigt, als Lan den Kopf ins Zimmer streckte.

»Kommt, Schmied. Wir haben Sachen zu besprechen.«

»Ich bin wirklich ein Schmied«, sagte Perrin, und der Behüter runzelte die Stirn.

»Macht mir jetzt nur nicht schlapp, Schmied. Wenn Euch eure Füße nicht mehr tragen, reißt Ihr uns vielleicht alle mit ins Verderben.«

»Meine Füße werden mich tragen«, grollte Perrin. »Ich werde tun, was notwendig ist. Was wollt Ihr?«

»Euch, Schmied. Habt Ihr nicht zugehört? Kommt mit, Bauernjunge.«

Diese Bezeichnung, bei der ihn Zarine so oft nannte, ließ ihn nun ärgerlich auf die Füße springen, aber Lan drehte sich bereits wieder um. Perrin eilte in den Flur und folgte ihm zum vorderen Teil der Schenke. Er wollte dem Behüter sagen, daß er von Bezeichnungen wie ›Schmied‹ und ›Bauernjunge‹ genug habe und daß sein Name Perrin Aybara laute. Der Behüter zog den Kopf ein und trat in den einzigen privaten Speisesaal der Schenke, dessen Fenster zur Straße hinaus zeigten.

Perrin ging ihm nach. »Jetzt hört mal zu, Behüter, ich... «

»Ihr werdet zuhören, Perrin«, sagte Moiraine. »Seid ruhig und lauscht.« Ihr Gesicht war ausdruckslos, doch ihre Augen blickten genauso grimmig drein, wie ihre Stimme klang.

Perrin hatte nicht bemerkt, daß sich außer dem Behüter und ihm noch jemand im Raum befand. Lan hatte seinen Arm auf den Sims des unbefeuerten Kamins gestützt. Moiraine saß am Tisch im Zentrum des Raums. Er war einfach gearbeitet und bestand aus schwarzem Eichenholz. Keiner der anderen Stühle mit ihren hohen, geschnitzten Lehnen war besetzt. Zarine lehnte an der Wand auf der Lan gegenüberliegenden Seite des Raums und machte eine finstere Miene. Loial hatte sich entschlossen, lieber auf dem Fußboden zu sitzen als auf Stühlen, die viel zu klein für ihn waren.

»Ich bin froh, daß du dich entschlossen hast, auch zu kommen, Bauernjunge«, sagte Zarine sarkastisch. »Moiraine wollte nichts sagen, bis du da warst. Sie sieht uns nur an, als wolle sie entscheiden, wer von uns sterben wird. Ich... «

»Schweigt«, sagte Moiraine in scharfem Ton zu ihr. »Einer der Verlorenen befindet sich in Tear. Der Hochlord Samon ist in Wirklichkeit Be'lal.« Perrin schauderte.

Loial preßte die Augen zu und stöhnte. »Ich hätte im Stedding bleiben können. Ich wäre vielleicht sehr glücklich gewesen und hätte geheiratet, wen meine Mutter für mich aussuchte. Meine Mutter ist eine feine Frau, und sie würde mir keine schlechte Frau verschaffen.« Seine Ohren hatten sich anscheinend ganz in seinen zerzausten Haaren versteckt.

»Ihr könnt zum Stedding Schangtai zurückkehren«, sagte Moiraine. »Geht jetzt gleich, wenn Ihr das wünscht. Ich werde Euch nicht aufhalten.«

Loial öffnete ein Auge. »Ich kann gehen?«

»Wenn Ihr wünscht«, sagte sie.

»Oh.« Er öffnete das andere Auge und kratzte sich mit wurstgroßen, dicken Fingern die Wange. »Ich denke... ich denke... wenn ich die Wahl habe... daß ich lieber bei Euch allen bleibe. Ich habe sehr viele Aufzeichnungen gemacht, aber noch lange nicht genug, um mein Buch fertigzuschreiben, und ich möchte Perrin und Rand nicht verlassen und... «

Moiraine schnitt ihm mit kalter Stimme das Wort ab: »Gut, Loial. Ich bin froh, daß Ihr bleibt. Ich werde gern all Eure Kenntnisse gebrauchen. Aber bis alles erledigt ist, habe ich keine Zeit mehr, mir Eure Klagen anzuhören!«

»Ich schätze«, sagte Zarine mit unsicherer Stimme, »daß es für mich keine Chance gibt, zu gehen?« Sie sah Moiraine an und schauderte. »Ich dachte es mir. Schmied, wenn ich das überlebe, wirst du dafür bezahlen.«

Perrin starrte sie an. Ich? Diese närrische Frau glaubt, daß es meine Schuld ist? Habe ich sie vielleicht gebeten, mitzukommen? Er öffnete den Mund, sah Moiraines Blick und schloß ihn schnell wieder. Einen Augenblick später sagte er: »Ist er hinter Rand her? Um ihn aufzuhalten oder zu töten?«

»Ich glaube nicht«, sagte sie ruhig. Ihre Stimme klang wie kalter Stahl. »Ich fürchte, er will, daß Rand das Herz des Steins betritt und Callandor nimmt. Dann will er es ihm abnehmen. Ich fürchte, er will den Wiedergeborenen Drachen mit der gleichen Waffe töten, die dafür bestimmt ist, ihn zu kennzeichnen.«