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»Auch wenn die Seele meiner Urgroßmuhme in Vraccas' Ewiger Schmiede toben wird, ich kann nicht anders«, sagte sie leise, doch bestimmt. »Ich möchte von ganzem Herzen mehr als deine Schülerin sein, Boindil Zweiklinge aus dem Clan der Axtschwinger vom Stamm der Zweiten.« Ihr Blick war bei diesem Geständnis feierlich und aufrichtig. »Wenn ich dich durch meine bittere Art der vergangenen Umläufe nicht zu sehr verprellt habe, wäre ich glücklich, lange an deiner Seite sein zu dürfen. Es ist mir dabei gleich, ob wir in einen Kampf ziehen oder ein Zuhause teilen.«

»Ich auch«, krächzte er heiser. »Ich wäre auch sehr glücklich«, wiederholte er deutlicher, während ein Gefühl der Hochstimmung durch seinen Körper jagte, das ihn alle Schmerzen vergessen machte. Er sah Godas hübsches Gesicht vor sich und wie ihr dünner blonder Flaum im Licht der Kerzen matt aufleuchtete, während aus ihren braunen Augen unverhohlene Liebe sprach. Er wagte es kaum, an das zu glauben, was geschehen war. Noch bestand die Gefahr, dass er einem Fiebertraum erlegen war. Wenn es so war, hoffte er, dass er dieses Fieber lange in seinem Körper behielt.

Goda hob seine Hand an ihren Mund und küsste sie zärtlich. »So sei es, Boindil. Aber versprich mir eines: Lass uns den Zweikampf austragen, wie ich es am Ende meiner Lehrzeit von dir verlangt habe.« Er sah sie erstaunt an. »Wieso...«

»Ich bitte dich darum«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe es Sanda geschworen. Wenigstens diesen Eid möchte ich nicht brechen, wenn ich schon mein eigenes Wort aufgebe und dir meine Gefühle gestehe.« Ingrimmsch nickte, und sie atmete erleichtert auf. »Dann lasse ich dich nun schlafen.« Sie machte Anstalten, sich von seinem Lager zu erheben.

Er hielt sie hastig fest. »Bleib«, bat er. »Bleib, bitte.« Ingrimmsch streichelte ihre Wange.

Goda setzte sich, hielt seine Hand, bis der Zwerg eingeschlafen war.

Sie lächelte, während ihr eine Träne der Verzweiflung aus dem Auge rann. Sie hatte soeben ihre Urgroßmuhme verraten und fühlte sich dennoch unendlich glücklich. So unendlich glücklich wie noch nie. Sirka wartete vor dem Zelt auf Tungdil. »Hast du noch Kraft für ein weiteres Treffen?«

Er nickte, und sie führte ihn in Prinz Mallens Zelt, wo der blonde Ido vor der Karte des Geborgenen Landes stand. Am Tisch saßen die Königinnen und Könige der Menschenreiche; weder Zwerge noch Elben befanden sich unter ihnen.

Mallen kam auf die beiden zu und verneigte sich vor Tungdil. »Mehr kann ich nicht tun, um dir meine Anerkennung und meinen großen Respekt zu zeigen«, sagte er. Alle anderen Männer und Frauen erhoben sich von ihren Sitzen und taten das Gleiche. Bei Isika, Ortger und Wey war es zugleich eine Entschuldigung für ihre früheren Reden. Das schlechte Gewissen nagte noch immer an ihnen.

Tungdil vernahm die Kunde über die weiteren Züge der Zwerge unter der Führung von Ginsgar Ungewalt. Es war ihm erstaunlich gleichgültig. »Ich habe keine Zeit, mich mit Älandur zu beschäftigen. Das Wichtigste ist der Diamant, der nicht in den Händen des Albs bleiben darf.« Er berichtete von seinem angeblichen Gespräch mit dem Unauslöschlichen. »Ich bin mir sicher, dass er mich nicht getäuscht hat. Er hat mit den Dritten einen Pakt geschlossen, und vermutlich weiß er sehr genau, was auf der anderen Seite des Tunnels wartet. Als ich gegen den Dritten kämpfte, deutete Bandilor an, dass sie schon lange Kontakt zu den Scheusalen auf der anderen Seite aufgenommen hätten. Im schlimmsten Fall steht dort bereits ein Heer und wartet nur darauf, dass sich der Tunnel ins Geborgene Land öffnet.« Tungdil deutete auf die Karte und auf Älandur. »Ich heiße das Tun von Ginsgar Ungewalt nicht gut. Aber verdenken kann ich es ihm nicht. Er handelt wie ein Zwerg, der eben keinen Unterschied zwischen Elben und Atär macht.«

Mallen schaute den Zwerg an. »Ich sende Ginsgar einen Boten, der Eure Missbilligung ausdrückt, Tungdil Goldhand. Hoffentlich greift Xamtys bald ein, um ihren aufrührerischen Krieger zurückzurufen, denn ich kann nichts unternehmen.«

Bruron machte ein bedauerndes Gesicht. »Mir ergeht es nicht anders. Meine besten Soldaten befinden sich in Toboribor. Ich vermag Ginsgar nicht aufzuhalten.«

»Es ist schade um die wenigen Elben, die nicht von der Verblendung durch die Atär betroffen sind und durch die Äxte Ginsgars fallen, aber es ist nicht zu ändern.« Tungdil biss sich auf die Lippen. »Haltet mich nicht für einen kalten Stein, aber Ihr wisst, was auf dem Spiel steht.«

Flagur betrat in voller Rüstung das Zelt. »Ich habe erfahren, was geschehen ist.« Er sah alles andere als zufrieden aus, seine hellroten Augen drückten seine Aufgebrachtheit aus. »Von nun an erlaubt uns, Euch zu unterstützen. Wir bringen Euch nach Westen. Unsere Reittiere sind allen Pferden des Geborgenen Landes überlegen. Das lässt uns die Insel vor dem Alb erreichen. Sofern er nicht zu fliegen vermag.«

»Nein, das kann er nicht«, sagte Lot-Ionan.

»Noch nicht«, fügte Rodario hinzu. »Solange er nicht an die Magie des Diamanten gelangt oder zufällig die magische Quelle findet.«

»Gewährt mir noch eine Nacht in einem Bett«, bat Tungdil. »Morgen früh brechen wir auf.« »Wie viele Männer benötigen wir?«, erkundigte sich Flagur.

»Was denkt Ihr, wie viele Ihr braucht, um ein Wesen zu vernichten, das dreißig Elben und schätzungsweise dreihundert Orks allein besiegt hat?« Tungdil hätte zu gern gewusst, was sich in der Höhle abgespielt hatte. Und was der Diamant bei der schlafenden Unauslöschlichen sollte.

Flagur blickte zur Zeltdecke. »Es gibt diese Wesen auch bei uns, allerdings lange nicht so gefährlich wie dieses Exemplar. Es ist besser, wenn wir unseren Runenmeister mitnehmen und ein Dutzend unserer besten Krieger«, entschied er.

»Ein Dutzend?«, machte Rodario. »Ihr überschätzt Euch doch hoffentlich nicht? Es fehlen uns noch drei der Scheusale auf der Liste, und die werden ihn sicherlich begleiten.«

Flagur lächelte nur, und allein dieses Lächeln sagte mehr als jede wortreiche Beteuerung.

Isika verfolgte Tungdils Gedanken und sprach sie laut aus. »Ihr habt vorhin geschildert, dass der Stein auf der Brust der Albin lag und sie den Eindruck machte, wie tot zu sein.« Sie richtete ihren Blick auf den Magus. »Wisst Ihr, was das zu bedeuten hat, ehrenwerter Lot-Ionan?«

»Ich kann es auch nur vermuten.« Er überlegte. »Den Unauslöschlichen gelang es, sich mit Magie kurz vor dem Aufgehen des Sterns der Prüfung aus Porista nach Toboribor zu bringen. Ich nehme an, dass dieser Spruch entweder nicht so verlief, wie es sich die beiden erhofft hatten, oder aber er verlangte einen hohen körperlichen Tribut, der zumindest die Albin überforderte. Ich habe von Magi gelesen, die nach einer misslungenen Formel in eine Art Starre verfielen und erst durch gewaltige Anstrengungen wieder ins Leben zurückkehrten. In diesem Fall durch die Macht des Diamanten.«

»Das erklärt ihren Zustand. Aber wäre sie in der Lage, in dieser Stasis Leben zu gebähren?« Isika schaute in die Runde. »Ich meine, irgendwoher müssen diese Bestien gekommen sein, auch wenn sie erst durch das Bad in der magischen Quelle zu gewaltigen Monstren wurden.«