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»Nordwesten!«, schrie es auf der Stelle. »Nordwesten, ich schwöre es! Es ist genau in der Felswand, unter der Nase des Riesen! Da liegt eine kleine Sandbank mit Bäumen davor, die den Stollen verdeckt.« Es fiel vor dem Kessel auf die Knie, scheppernd prallten die gerüsteten Beine auf den Steinboden. »Liebe Maschine, sei nicht böse! Hebe uns zurück ans Licht.«

Fast tat Tungdil das Scheusal Leid. »Wie will dein Vater dorthin gelangen?«

»Muss sie das auch wissen?«, staunte es.

»Ja. Die Maschine möchte vor ihm dort sein, damit wir alle in den Stollen gehen können.«

»Der Schöpfer hat eines der Kriegsschiffe genommen, die um die Insel schwammen.«

»Und wie hat er die übrigen vernichtet? Mit einem Diamanten?«

»Nein.« Es wandte den Kopf Tungdil zu. »Ich habe sie vernichtet. Alle fünf.« Es hob beweisend seine Unterarme aus funkelndem Metall und grün leuchtendem Glas. »Mit meiner Macht. Ich kann sie loslassen, wann immer ich es will.«

»Fünf«, murmelte Rodario Lot-Ionan bestürzt zu. »Hättet Ihr das für möglich gehalten?«

Der Magus wagte nicht, sich zu bewegen. »Es muss diese Legierung sein, die seinen Leib durchzieht. Ich schätze, dass dieses Monstrum das gefährlichste und mächtigste von allen ist.« Er blickte zu Flagur. »Hütet Euch, es herauszufordern. Die Waffen, die es auf dem Rücken trägt, sind unsere geringste Sorge.« Es fiel dem Ubari sehr schwer, nichts zu tun; zumal sich der Feind in einer unvorteilhaften Kampfposition befand: Er kniete und rechnete nicht mit einer Attacke, machte sich kleiner und unbeweglicher. Ein Zittern lief durch die Insel. Sie hatte den Grund und die Quelle erreicht.

»Mach, dass sie auftaucht«, bettelte das Scheusal voller Furcht und zog seine beiden Äxte. Sobald sich die Fäuste um die Griffe legten, leuchteten die Runen auf der Panzerung und auf den Waffen auf. »Ja, ich mache es«, sagte Tungdil ruhig. »Siehst du?« Er schob und drückte an den Hebeln herum. Als es sich eben aus seiner Lage erheben wollte, ergriff Flagur die Initiative. Er durfte den Vorteil nicht verstreichen lassen; seine Krieger stürzten mit ihm vorwärts.

Das Monstrum reagierte schnell. Es warf seine Axt nach den Angreifern und spaltete damit einen der Ubariu der Länge nach, sein Blut und seine Innereien ergossen sich auf den Steinboden; dann reckte es ihnen die freie Hand entgegen, und das gläserne Behältnis leuchtete grün auf.

Ein Strahl zuckte aus der Hand und fegte Flagur von den Beinen, schleuderte ihn zurück bis an den Eingang und rammte ihn gegen die Wand.

Brüllend sprang er auf die Füße. Auf seiner Brustpanzerung zeichnete sich ein schwarzer Brandfleck ab. »Nein!«, rief das Scheusal und warf seine zweite Axt, aber der Ubari wich dem Geschoss aus. »Nicht jetzt!« Tungdil zog seine Axt und trieb sie tief in das Schienbein des abgelenkten Feindes. Er wusste, was die Reaktion bedeutete. Die Magie war aufgebraucht. Durch die Vernichtung der fünf Schiffe hatte sich der letzte gespeicherte Rest in Nichts aufgelöst. Damit war das Monstrum wesentlich ungefährlicher, als sie die ganze Zeit über angenommen hatten.

Als das schwarze Blut spritzte, brüllte und schrie es gleichzeitig, riss ein Stück des Geländers von der Plattform über sich ab und schlug damit nach dem Zwerg.

Tungdil musste den Griff seiner Axt loslassen und zur Seite springen. Die massive Eisenstange verfehlte ihn und bohrte sich in den Wald aus Hebeln und Drehrädern; Dutzende zersprangen und verbogen sich. Das Vernichtungswerk, das die Dritten beim ersten Kampf begonnen hatten, vollendete nun das Monstrum. »Nein!«, rief es gequält. »Wegen dir habe ich die Maschine kaputt gemacht!« Es drückte sich vom Boden ab, sprang weit hinauf zur nächsten Plattform und hopste von dort weiter. »Dafür töte ich euch alle!« »Ehrenwerter Magus!«, rief Tungdil. »Verhindert, dass es sich mit neuer Kraft versorgt.«

Lot-Ionan hob die Hände und sandte dem Wesen einen hellblauen Strahl hinterher, der es knapp verfehlte, weil es im letzten Augenblick die Laufrichtung änderte. Die Energiebahn schlug in die Mitte eines Dampfkessels ein, fauchend strömten heiße Schwaden aus dem mühlsteingroßen Loch.

Die Ubariu und Flagur rannten unter der Führung von Tungdil los; Sirka, Rodario und Lot-Ionan folgten mit etwas Abstand.

Immer wieder hielt der Magus inne und versuchte, das Scheusal mit knisternden Blitzen zu treffen und es von der Plattform, auf der es sich mit der Macht der magischen Quelle versorgen konnte, zu vertreiben. Es gelang nicht. Eine unsichtbare Macht zerfaserte die vernichtenden Bahnen, lenkte sie ab.

Derweil betraten Tungdil und ein Teil der Truppe den Aufzug, der Rest bediente die Winde, um den Korb hinauf zu dem Mons trum zu schaffen, was ein riskantes Unterfangen war. Tungdil wünschte, er hätte die Feuerklinge wieder. »Beten wir, dass es zu spät bemerkt, was wir beabsichtigen«, sagte er zu Flagur.

Geschickt erklomm das Monstrum den nächsten Dampfkessel und sprang von dort auf die Plattform. Sobald die Füße auftrafen, leuchten grünliche Flämmchen auf und leckten am gepanzerten Leib entlang. Sprühende Funken schlugen in die Gestänge um die gläsernen Unterarme. Die Magie bündelte sich darin, im Innern des Glases leuchtete es, als seien zwei kleine Sonnen darin gefangen.

Der Korb kam neben der Plattform pendelnd zum Halten, Tungdil stieß die Tür auf.

»Ihr werdet sterben!«, schrie die Bestie voller Wut. »Wegen euch bin ich im See gefangen!« Es richtete beide Arme auf den erschöpften Lot-Ionan.

»Palandiell, gib mir deine Kraft!«, bat er und schaffte es, einen Abwehrzauber vor sich zu erschaffen. Da schnellten Energiebahnen aus den Fingern seines Feindes.

Zischend trafen sie auf den magischen Widerstand. Ein Spiegelspruch war von Lot-Ionan beschworen worden, ein Zauber der einfachsten Kategorie. Und zu allem Überfluss drohte der Spruch unter der unfassbaren Macht nachzugeben. Es schien, als leite das Monstrum die Kraft der Quelle direkt gegen ihn. Der magische Spiegel bekam Risse und splitterte mit verheerenden Folgen.

Damit wurden die Bahnen keineswegs abgefälscht und auf ein anderes, zufälliges Ziel gelenkt, nein, sie wurden in nahezu hundert kleine Strahlen aufgefächert. Aufs Geratewohl verteilten sie sich wie das Licht der Sonne und zerstörten alles, was sie in der Höhle trafen.

»Hinlegen!«, schrie Tungdil seinen Begleitern zu und warf sich auf die Plattform, hoffend, dass die Legierung die herumschwirrende Energie aufsog.

Aber es gab nichts, was sich den Strahlen widersetzte.

Die Druckkessel barsten, faustgroße Löcher wurden in die Felswand gestanzt, durch die das Wasser hereinspritzte. Zwei der Ubariu verglühten in den Strahlen.

Auch das Monstrum wurde an mehreren Stellen durchbohrt. Einer der Lichtfinger fuhr ihm durch die Zähne in den Mund, schwarzer Rauch kräuselte auf. Brüllend schwankte es rückwärts und stürzte von der Plattform. Auf dem Flug in Richtung Boden schnitten weitere Strahlen in seinen Körper, bevor es dumpf aufprallte.

Tungdil erhob sich, seine Augen richteten sich auf das Chaos zu seinen Füßen, dann wanderten sie über die Höhlenwände, in denen sich dicke Risse abzeichneten. Das geschundene Gestein hielt dem Druck nicht mehr länger stand. »Rasch, auf den Boden!«, befahl er und sprang in den Aufzug. »Es gibt nur einen Weg, dem Tod zu entrinnen.«

Sie hatten den Grund noch nicht erreicht, da brach die Decke über ihnen ein. Wassermassen ergossen sich wie eine gewaltige Kaskade auf sie und drohten, Zwerge, Ubariu und Menschen zu ertränken.

XVII

Das Geborgene Land, Königinnenreich Weyurn, 30 Meilen nordöstlich von Mifurdania, 6241. Sonnenzyklus, Spätsommer.

Die Wogenschwinge schoss über das Wasser und hielt auf die Nordausläufer des Roten Gebirges zu, wo sich der Eingang zu dem Stollen verbarg, von dem das Monstrum berichtet hatte.