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Dannyl betrachtete den Eimer und unterdrückte ein Stöhnen. Falls Fergun irgendwelche Spuren hinterlassen hatte, hatten die Diener sie regelmäßig beseitigt. Die Frau schob sich an ihm vorbei und eilte den Gang hinunter. Als er ihr nachsah, kam ihm der Gedanke, dass sie wahrscheinlich mehr über die inneren Korridore der Universität wusste als jeder Magier.

»Warte!«, rief Dannyl.

Sie blieb stehen. »Ja, Mylord?«

Dannyl ging auf sie zu. »Machst du immer in diesem Teil der Universität sauber?«

Sie nickte.

»Hast du hier in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches bemerkt? Schmutzige Fußspuren zum Beispiel?«

Die Lippen der Dienerin wurden schmal. »Irgendjemand hat Essen auf den Fußboden geworfen. Die Novizen dürfen nichts zu essen hier hereinbringen.«

»Essen. Aha. Wo hast du es gefunden?«

Die Dienerin warf ihm einen eigenartigen Blick zu, dann führte sie ihn zu einem Gemälde weiter unten im Korridor.

»Das Gemälde war auch schmutzig«, sagte sie. »Als hätte sich jemand daran zu schaffen gemacht.«

»Ich verstehe.« Dannyl beäugte das Gemälde. Es zeigte einen Strand, und in den Rahmen waren winzige, spiralförmige Muscheln eingeritzt. »Vielen Dank«, sagte er. »Du darfst jetzt gehen.«

Die Frau zuckte die Achseln, verbeugte sich hastig und eilte davon. Dannyl unterzog das Gemälde einer genauen Untersuchung, dann nahm er es von der Wand. Dahinter kam die Holzvertäfelung zum Vorschein, die man in den inneren Korridoren überall finden konnte. Er strich mit der Hand darüber, streckte seine Sinne nach dem Gemäuer aus und sog scharf die Luft ein, als er metallene Gebilde dahinter wahrnahm. Bei einer genaueren Untersuchung gab ein Teil der Vertäfelung unter seinen tastenden Fingern nach.

Ein leisen Kratzen folgte, und ein Teil der Mauer glitt zur Seite. Dunkelheit und kalte Luft schlugen ihm entgegen: Triumphierend schob er das Gemälde an seinen Platz zurück, schuf eine Lichtkugel und trat durch die Öffnung.

Zu seiner Linken führte eine steile Treppe in die Tiefe. Nachdem er einen Hebel an der Innenseite der Tür gefunden hatte, drückte Dannyl dagegen, und die Tür schloss sich. Lächelnd ging er die Treppe hinunter.

Der Korridor war schmal, und Dannyl musste sich bücken, um sich nicht den Kopf an der Decke zu stoßen. In den Ecken hingen Faren-Netze. Als er die erste Abzweigung erreichte, griff er in eine Tasche und zog ein Fläschchen mit einer farbigen Paste heraus. Er entkorkte die kleine Flasche und rieb ein wenig von dem Inhalt auf die Mauer neben sich.

Die Paste würde sich während der nächsten Stunden in eine klare, harte Substanz verwandeln, ein Wegweiser, der schon bald beinahe unsichtbar sein würde. Selbst wenn er tatsächlich mehrere Stunden hier unten zubringen musste, würde er auf diese Weise wieder hinausfinden.

Er senkte den Blick und lachte laut auf.

Eine dicke Staubschicht überzog den Boden – durchbrochen von deutlichen Fußspuren. Dannyl hockte sich hin und erkannte die vertrauten Abdrücke von Stiefeln, wie Magier sie zu tragen pflegten. Die Zahl der Spuren ließ keinen Zweifel daran, dass irgendjemand viele Male hier entlanggegangen sein musste.

Er erhob sich und folgte den Fußspuren einige hundert Schritte weit. Als er zu einer weiteren Abzweigung kam, stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass die Spuren sowohl den Hauptkorridor hinunterführten als auch durch einen der neueren Gänge. Wieder ging er in die Hocke und sah sich die Abdrücke genau an: Es waren nur vier zu erkennen, zwei von Magierstiefeln und zwei von kleineren Schuhen. Die Abdrücke im Hauptkorridor waren frischer und zahlreicher.

Plötzlich drang ein schwaches Geräusch an seine Ohren – ein sehr menschlich klingender Seufzer. Dannyl erstarrte, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Die Dunkelheit jenseits seiner Lichtkugel schien jetzt voller unangenehmer Möglichkeiten zu sein, und mit einem Mal war er davon überzeugt, dass irgendetwas ihn beobachtete.

Lächerlich, sagte er sich. Hier unten ist nichts, absolut nichts.

Dannyl holte tief Luft, richtete sich auf und zwang sich, sich ausschließlich auf die Spuren zu konzentrieren. Er folgte ihnen noch einmal etwa hundert Schritte weit und entdeckte weitere Nebenkorridore mit älteren Abdrücken.

Wieder beschlich ihn die beklemmende Gewissheit, dass er verfolgt wurde. Hinter seinen Schritten war das Echo weiterer, leiserer Schritte zu hören. Ein schwacher, kaum merklicher Lufthauch wehte ihm den Geruch von Fäulnis entgegen und von etwas, das lebendig war, aber sehr schmutzig…

Er bog um eine Ecke. Etwa zwanzig Schritte vor ihm endeten die Fußspuren – vor einer Tür. Er machte einen Schritt nach vorn, dann wurde er plötzlich stocksteif vor Entsetzen. Eine Gestalt trat aus einem Seitengang.

»Lord Dannyl. Dürfte ich nach den Gründen für Eure Anwesenheit hier unten fragen?«

Dannyl starrte den Mann an, und sein Geist schien sich in zwei Teile aufzuspalten. Während der eine Teil wirre Entschuldigungen plapperte, musste der andere hilflos zusehen, wie der erste sich zum Narren machte.

Und am Rande seines Geistes tauchte eine vertraute Aura auf, die gleichzeitig Mitgefühl und selbstgefällige Befriedigung verströmte.

— Ich habe dir doch gesagt, dass du da nicht hingehen sollst, sagte Rothen.

In der lichtlosen Stille wirkte das Knurren seines Magens überlaut. Cery rieb sich den Bauch und setzte sein Auf und Ab durch den Raum fort.

Er war inzwischen davon überzeugt, dass seit seiner letzten Mahlzeit mehr als ein Tag verstrichen sein musste, was bedeutete, dass Soneas Besuch jetzt eine Woche zurücklag. Er lehnte sich an die Tür und wünschte Fergun jedes schmutzige Gebrechen an den Hals, das ihm einfiel. Zwischen zwei Flüchen hörte er Schritte von draußen und erstarrte.

Sein Magen knurrte wild und hungrig. Die Schritte verlangsamten sich, als wollten sie ihn verhöhnen. Sie kamen näher, dann blieben sie stehen. Das leise Geräusch von Stimmen drang zu ihm. Zwei Stimmen. Beide männlich.

Er holte hastig Luft und presste das Ohr gegen die Tür. »…Tunnel sind sehr ausgedehnt. Man kann leicht die Orientierung verlieren. Es ist schon vorgekommen, dass Magier tagelang hier unten umherirrten und vollkommen ausgehungert wieder auftauchten. Ich schlage Euch vor, Ihr kehrt auf demselben Weg zurück, auf dem Ihr gekommen seid.« Die Stimme war streng und fremd.

Eine andere Stimme antwortete. Cery schnappte nur wenige Worte auf, begriff aber, dass der andere Magier sich entschuldigte. Auch diese Stimme kam ihm fremd vor, aber er konnte sich ohne weiteres vorstellen, dass Ferguns Stimme schwach und schrill klingen würde, wenn er derart ins Stottern geriet.

Der strenge Magier schien Ferguns Anwesenheit in den Korridoren offensichtlich zu missbilligen. Daher war es unwahrscheinlich, dass es ihm gefallen würde, zu erfahren, dass Fergun hier unten Gefangene hielt. Cery brauchte also nur laut zu rufen oder gegen die Tür zu hämmern, und Ferguns Falle würde sich öffnen.

Er hob die Faust, hielt dann jedoch inne, als die Stimmen verstummten. Hastige Schritte entfernten sich, andere kamen näher. Cery biss sich auf die Unterlippe und trat von der Tür zurück. Welcher der beiden Magier war es? Fergun oder der strenge Fremde?

Das Schloss klickte. Cery zog sich hastig an die gegenüberliegende Wand zurück. Als die Tür geöffnet wurde, fiel helles Licht in den Raum, und Cery schloss die Augen.

»Wer bist du?«, erklang eine dröhnende, unvertraute Stimme. »Was machst du hier unten?«

Als Cery die Augen öffnete, verdrängte Erstaunen seine anfängliche Erleichterung, als er den Mann erkannte, der in der Tür stand.

29

Leben unter Magiern

»Soneas Meinung nach tut er das, damit niemals mehr jemand auf die Idee kommt, Hüttenleute könnten Magier sein«, beendete Cery seine Erklärungen.

Der Magier kniff die Augen zusammen. »Das klingt allerdings ganz nach Fergun.« Er schwieg einen Moment, bevor er mit nachdenklicher Miene zu sprechen fortfuhr. »Gerade eben findet in der Gildehalle die Anhörung statt. Ich kann Ferguns Verbrechen offenbaren, aber nur wenn ich einen Beweis dafür habe, dass er der Mann ist, von dem du sprichst.«