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Mit Ausnahme des Geklappers von Owen und Hazel, die die nackten Stahltreppen hinunterhasteten, war alles still. Zweifellos lösten die Eindringlinge ständig neue Alarme aus, aber die würden nur auf den abgeschirmten Kanälen der Sicherheitsmannschaften zu hören sein, und Owen hatte nicht die Zeit, alle Frequenzen abzutasten, um den entsprechenden Kanal dieses bestimmten Tages zu suchen. Sicher wurde er täglich gewechselt. Owen hätte es zumindest so gemacht.

Sie erreichten das Stockwerk der Steuerbehörde unbehelligt, und Hazel untersuchte das Schloß an der Tür. Ein einfaches Kombinationsschloß. Sie schniefte verächtlich.

»Das hier würde keinen Zehnjährigen auf Nebelwelt aufhalten. Es dauert nicht mehr als ein paar Minuten, bis ich es aufhabe.«

»Nein«, sagte Owen. »Laßt mich.« Er beugte sich über das Schloß, untersuchte es sorgfältig und gab eine kurze Reihe von Ziffern ein. Es machte Klick, und das Schloß sprang auf. Owen grinste Hazel an. »Ihr habt meinen Zorn, und ich habe Euer Talent zum Einbrechen. Ein wenig verbessert durch das Labyrinth des Wahnsinns, versteht sich. Ich frage mich, was wir sonst noch alles können, von dem wir bis jetzt keine Ahnung haben?«

»Allmählich wird mir die Sache unheimlich«, erwiderte Hazel. »Wenn das so weitergeht, besitzen wir am Ende mehr Aufrüstungen als ein ausgewachsener Hadenmann.«

»Das ist wirklich ein beunruhigender Gedanke. Aber wir können uns später darum kümmern. Hinter dieser Tür ist jeder ein Ziel, Hazel. Wir haben keine Zeit, uns mit Gefangenen abzugeben.«

»Das kommt mir entgegen«, sagte Hazel. »Ich mochte Steuereintreiber noch nie.«

Owen drückte mit der Schulter gegen die schwere eiserne Tür, und sie schwang mit überraschender Geschwindigkeit nach innen. Fünf Techniker schreckten hoch. Hazels Projektil-Waffe riß sie von den Beinen, bevor sie schreien konnten.

Owen warf die Tür hinter sich ins Schloß, und dann war alles still. Er war erleichtert, daß er seinen Disruptor nicht hatte einsetzen müssen, um Hazel zu Hilfe zu kommen. Es war keine gute Idee, eine Energiewaffe in einem beengten Raum voller empfindlicher Apparaturen einzusetzen. Owen schob die Waffe in das Halfter zurück und beugte sich über den nächsten Körper, um sich davon zu überzeugen, daß er tot war. Gegen seinen Willen mußte er grinsen. Projektilwaffen waren ziemlich wirkungsvoll, aber sie verursachten auch eine Menge Sauerei.

Überall klebte Blut, und die Leichen wiesen Einschußlöcher auf, die groß genug waren, um eine Faust hineinzustecken.

Disruptoren arbeiteten viel sauberer, und sie kauterisierten die von ihnen verursachten Wunden, so daß kaum Blut floß.

»Wunderbare Waffen«, sagte Hazel zufrieden, während sie die Wunden betrachtete, die die Projektile gerissen hatten.

»Findest du nicht auch, Todtsteltzer?«

»Seht nach, ob wirklich alle tot sind«, entgegnete Owen tonlos. »Ich will keine unangenehmen Überraschungen erleben, während wir arbeiten.«

»Oh, selbstverständlich«, stimmte Hazel zu. »Du kümmerst dich um die Maschinen, und ich halte dir den Rücken frei.

Mein Wissen über Lektronen kannst du auf meinen linken Daumennagel schreiben.«

»Es wird bestimmt nicht allzu schwierig«, erwiderte Owen zuversichtlich und untersuchte die Terminals vor sich. »Jakob Ohnesorg und die Hadenmänner haben das Programm ausgearbeitet. Ich muß nur die Disks laden und das Programm starten.

Wenn Ihr an dieser Stelle Eure Finger kreuzen wollt, so fühlt Euch ganz ungezwungen.«

Owen zog einen Stuhl heran und setzte sich vor die massiven Lektronenbänke, die die gesamte Breite der Wand einnahmen.

Diese Maschinen waren zusammen mit den anderen Rechnern, die im Raum verteilt herumstanden, verantwortlich für die Festsetzung und das Eintreiben der Steuereinnahmen des gesamten Imperiums. Billionen von Kredits wurden auf Befehl dieser Apparate hin Tag für Tag bewegt. Entscheidungen, die hier getroffen wurden, konnten von niemand Geringerem als der Imperatorin Löwenstein persönlich in Frage gestellt werden. Die Tatsache, daß die Kirche von Christus dem Krieger – mit einiger Wahrscheinlichkeit die paranoideste Religion jener Tage – diesen Rechnern auch das Einsammeln ihres Zehnten anvertraute, sprach Bände über die Effizienz und Sicherheit der Apparate. Die Maschinen verwalteten alles Geld des Imperiums, und jeder, von den Untersten bis zu den Obersten, trug seinen Teil dazu bei. Selbst die Familien zahlten Steuern, durch ihre Geschäfte. Eine Menge Geld war vonnöten, um das Imperium zu regieren und Löwenstein den Wohlstand zu garantieren, an den sie gewöhnt war. Jedermann vertraute der Unbestechlichkeit der Lektronen. Natürlich waren sie noch nie zuvor mit Technologie aus den Labors der Hadenmänner konfrontiert worden. Nur wenige waren das. Owen grinste breit. Die gesamte finanzielle Basis des Imperiums ruhte in diesem Raum, und er, ein geächteter Gesetzloser, stand im Begriff, das Kartenhaus zum Einsturz zu bringen.

Owen gab die notwendigen Kodes ein, zog das Paket mit Disketten aus seiner Innentasche und schob sie in die verschiedenen Laufwerke. Dann hielt er inne, um den Augenblick zu genießen, bevor er den letzten Befehl eingab. Nichts geschah, jedenfalls nichts Offensichtliches. Die Maschinen arbeiteten genauso weiter wie zuvor. Doch tief im Innern der Datenbänke gab es Veränderungen. Als erstes wurden gewaltig große Summen aus den Truhen des Imperiums auf vorbereitete Konten der Rebellen transferiert. Milliarden von Kredits, die von einem Konto zum anderen gehetzt wurden, bis sich ihre Spur hoffnungslos verloren hatte. Es schien Owen nur gerecht, daß das Imperium seinen eigenen Untergang finanzieren würde.

Wenn das Programm diese kleine Aufgabe erledigt hatte, würde es damit beginnen, jedes Bit an Daten in den Rechnern zu löschen oder zumindest bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Es würden keinerlei Aufzeichnungen übrigbleiben, wer was bezahlt hätte und wann. Kurz gesagt: Das totale Chaos würde ausbrechen. Aus Sicherheitsgründen gab es nirgendwo Kopien der Daten. Löwenstein war überzeugte Anhängerin der Idee einer zentralen Verwaltung. Die Dinge waren leichter zu kontrollieren, wenn alles an einem Platz konzentriert war. Und wer hätte je gedacht, daß die ausgedehnten Sicherheitssysteme des Chojiro-Clans von zwei unbedeutenden Individuen auf Gravschlitten, ausgerüstet mit Technologie von Haden, so spielerisch überwunden werden könnten?

Wenn die Nachricht sich erst herumgesprochen hätte – und das würde sie früher oder später, ganz gleich, was das Imperium dagegen unternahm –, würden eine Menge kleiner Leute herausfinden, daß es ihnen dank der Rebellion schlagartig ein ganzes Stück besserging als zu vor. Das Imperium auf der anderen Seite würde nicht nur plötzlich mit knappen Mitteln dastehen, es würde darüber hinaus auch noch jede Menge Geld und Arbeit investieren müssen, nur um ein Bild davon zu bekommen, wie schlimm es wirklich stand. Es würde Jahre dauern, bis Löwenstein wieder Steuern erheben konnte. Und während das Imperium mit seinen Sorgen beschäftigt war, könnte sich die Rebellion ernsthafteren Projekten zuwenden.

»Wie lange dauert das noch?« fragte Hazel.

Owen drehte sich um und zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe zwar nachgefragt, aber weil noch nie jemand so etwas getan hat, kann auch niemand mit Bestimmtheit sagen, wie lange es dauert. Im Grunde genommen müssen wir nur warten, bis die Lektronen unsere Disks wieder auswerfen, und fertig. Laßt uns hoffen, daß es nicht allzulange dauert, Hazel.

Die Sicherheitskräfte des Chojiro-Clans befolgen ganz ohne Zweifel die übliche Standardprozedur und arbeiten sich Stockwerk um Stockwerk nach oben, während wir hier reden. Sie werden jede Etage sichern, bevor sie weitermachen, aber selbst dann wird es nicht mehr lange dauern, bis sie an unsere Tür hämmern. Ich hoffe sehr, daß das Programm bis dahin fertig und der Abgesandte des Untergrunds, Stevie Blue, mit uns in Kontakt getreten ist. Je früher, desto besser. Ansonsten sitzen wir ganz schön in der Tinte.«