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Auf der Konsole des Schlittens leuchteten Dutzende roter Lichter gleichzeitig auf, doch Owen kümmerte sich nicht darum. Er hatte ein Leben vor der Bosheit des Imperiums gerettet, und das war alles, was zählte.

Hazel zog neben ihn. Die beiden unverletzten Stevies feuerten mit Hazels Projektilwaffen auf die Imperialen Truppen und trieben sie in Deckung zurück. Hazel gestikulierte über ihre Schulter nach hinten. Owen sah sich flüchtig um. Imperiale Gravschlitten hatten die Verfolgung aufgenommen und schlossen rasch auf. Erneut wurden die Rebellen unter Feuer genommen, von oben und von hinten – Warnschüsse, um zu zeigen, daß sie in Reichweite waren. Owen fing Hazels Blick ein und deutete nach oben. Sie nickte zustimmend. Die beiden Schlitten schossen beinahe senkrecht hinauf und ließen die deckunggebenden Türme hinter sich zurück. Owen aktivierte sein Komm-Implantat.

»Rebell Eins an Goldenen Jungen. Rebell Eins an Goldenen Jungen. Ich kann nicht zu Euch kommen, also müßt Ihr mich holen. Fangt mein Signal ein, und schafft Euren Arsch hierher, so schnell es geht.«

Niemand antwortete, aber das hatte Owen auch nicht erwartet. Die beiden Stevies feuerten noch immer auf die Verfolgerschlitten unter ihnen, und Tränen für ihre gefallene Schwester strömten über ihre kalten, entschlossenen Gesichter. Dann ging den Pistolen die Munition aus. Die Esper warfen die Waffen auf Deck und griffen sich zwei weitere aus Hazels Gürtel. Sie begannen erneut zu schießen, und einer der Verfolger explodierte plötzlich in einem Feuerball. Der getroffene Schlitten taumelte in die Tiefe zwischen den Türmen wie ein brennendes Blatt. Owen und Hazel flogen einen Zickzackkurs über die Türme hinweg, wobei allein die Schnelligkeit ihrer übernatürlichen Reflexe aus dem Labyrinth des Wahnsinns ihnen erlaubte, Ausweichmanöver zu fliegen, bei denen ihre Verfolger auch nicht im geringsten mithalten konnten – trotzdem kamen die Imperialen immer näher und schlossen aufgrund ihrer höheren Geschwindigkeit unaufhaltsam die Lücke zwischen sich und ihrer vermeintlichen Beute.

Und dann erschien das goldene Schiff der Hadenmänner mitten aus dem Nichts direkt vor Owen und Hazel, als es seine Tarnschilde abschaltete. Es bedeckte den ganzen Himmel und leuchtete heller als die Sonne. Die Verfolger erblickten das Schiff und zündeten in panischer Reaktion die Bremsdüsen.

Einige feuerten ein paar nutzlose Schüsse ab, doch die meisten kamen mitten in der Luft zu einem unsicheren Halt. Owen schielte über die Schulter nach hinten und sah Sturm, der mit offenem Mund auf das goldene Schiff starrte. Selbst die Stevies hatten vergessen, weiter auf ihre Verfolger zu schießen. Owen grinste und flog voraus durch die klaffende Luke in den offenstehenden Hangar im Bauch des Schiffes. Hazel folgte ihm auf dem Fuß.

»Raus hier! Wir müssen verschwinden!« brüllte Owen.

»Schnell, schnell, schnell!«

Die Hangarluken schlossen sich krachend, und Owen und Hazel landeten ihre Schlitten. Owen sackte erschöpft über den Kontrollen zusammen, doch als Stevie Eins und Stevie Drei herbeirannten, wandte er sich zu ihnen um. Sturm hatte sich über den reglosen Körper von Stevie Zwo gebeugt. Er sah hoch, als die beiden Esper-Klone ihn erreicht hatten, und schüttelte traurig den Kopf.

»Es tut mir leid«, sagte er. »Sie muß auf der Stelle tot gewesen sein, als der Strahl sie getroffen hat.«

Owen wollte etwas sagen, doch er konnte nicht. Stevie Eins nickte ihm steif zu. »Ihr habt Euer Leben riskiert, um sie zu retten, obwohl sie nur ein Klon war. Es ist nicht Eure Schuld, daß sie es nicht geschafft hat. Wir werden nie vergessen, was Ihr getan habt, Owen Todtsteltzer. Wohin Ihr auch immer geht, wir werden Euch folgen.«

»Aber jetzt sind wir nur noch zu zweit«, sagte Stevie Drei leise.

Stevie Eins legte die Arme um ihre Schultern und drückte sie an sich. Nach einer Weile ließ sie los, und die beiden Stevies gingen davon, um für eine Weile allein zu sein. Hazel gesellte sich zu Owen und Sturm.

»Gute Arbeit, Todtsteltzer«, sagte sie. »Vielleicht bist du ja wirklich die Hoffnung der Menschheit.«

»Das werdet Ihr mir wohl nie vergeben, wie?« erwiderte Owen.

»Hör zu, Aristo«, entgegnete Hazel. »Du brauchst mich, damit du auf dem Boden bleibst. Wenn du die Hoffnung der Menschheit bist, dann stecken wir ziemlich tief in der Scheiße.

He, Hadenmänner! Können wir irgendwie sehen, was draußen vorgeht?« Ein Bildschirm erschien. B schwebte mitten in der Luft. Der Planet fiel hinter dem Schiff zurück, doch ein ganzes Dutzend Imperialer Sternenkreuzer hatte die Verfolgung aufgenommen.

Die Schiffe waren ungewöhnlich groß und entstammten scheinbar einer Baureihe, die Owen noch nicht kannte. Er blickte fragend zu Sturm, der sich auf die Unterlippe biß und ein besorgtes Gesicht machte.

»Das neue Spielzeug der Eisernen Hexe«, sagte er leise. »Die E-Klasse. Alle mit dem neuen Hyperraumantrieb ausgerüstet.

Angeblich sogar schneller als die legendären Schiffe von Haden. Ich schätze, wir werden ziemlich bald herausfinden, was an den Gerüchten dran ist.«

Die Imperialen Schiffe eröffneten das Feuer. Disruptorkanonen schossen im Salventakt, eine nach der anderen, so daß die Sternenkreuzer in der Lage waren, einen konstanten Beschuß aufrecht zu erhalten. Das goldene Schiff erwiderte das Feuer.

Die Imperialen Sternenkreuzer holten rasch auf. Owen nahm an, daß die Schilde des goldenen Schiffs dem Beschuß standhielten, ansonsten hätten sie längst Vakuum geatmet. Dann brüllten die Maschinen auf, und der Schirm verschwand, als das goldene Schiff in den Hyperraum glitt. Owen atmete erleichtert aus, und Hazel schlug ihm auf den Rücken.

»Ich hab’ doch gesagt, daß wir es schaffen würden, Aristo.

Ich persönlich habe mir nicht eine Minute lang deswegen den Kopf zerbrochen.«

»Das hättet Ihr aber besser getan«, erwiderte Owen. »Wenn diese neuen E-Klasse-Schiffe alle so gut sind, dann stecken wir in Schwierigkeiten. Überlegt nur: Eine Flotte von Schiffen, die alle so schnell sind wie meine alte Sonnenschreiter. Wir haben uns darauf verlassen, daß uns die Schiffe der Hadenmänner einen Vorteil verschaffen, aber wie es scheint, sind sie nicht länger die Nummer Eins. Und das bedeutet, wir benötigen Schiffe mit dem neuen Hyperraumantrieb, wenn wir gegen das Imperium in die Schlacht ziehen wollen.«

»Ach, zur Hölle!« fluchte Hazel. »Darüber können wir uns später noch den Kopf zerbrechen. Die Mission war ein voller Erfolg. Die Imperiale Steuerbehörde ist am Ende, und wir haben unsere Kontaktleute lebend herausgeholt.«

»Bis auf eine«, korrigierte Owen.

»Das war nicht Eure Schuld«, sagte Sturm. »Ihr habt alles versucht. So etwas geschieht nun mal. Ich werde mit den beiden anderen Stevies reden, sie trösten und eine freundliche Schulter anbieten, an der sie sich ausweinen können.«

Sturm verbeugte sich formell und ging davon. Hazel blickte ihm verächtlich hinterher. »Pah! So etwas geschieht nun mal!

Das ist mir vielleicht ein schöner Trost!«

»Ich denke, wir könnten einen Drink und ein wenig Ruhe vertragen«, sagte Owen. »Habt Ihr nicht Lust, mir Gesellschaft zu leisten, Hazel? Oder wir könnten zusammen essen. Was meint Ihr?«

»Nein, wirklich nicht«, antwortete Hazel. »Sei nicht eingeschnappt, Todtsteltzer, aber ich bin dafür, daß unsere Beziehung rein geschäftlich bleibt.« Sie lächelte kurz und schlenderte hinüber zu Sturm und den beiden Esper-Klonen. Hazel gab ihnen einen Wink, ihr zu folgen. Owen sah ihnen hinterher. Er war sicher, in der Vergangenheit schon einmal eine kältere Abfuhr bekommen zu haben, aber er wollte verdammt sein, wenn er sich daran erinnern konnte. Dinge wie diese sollten einfach nicht geschehen. Schließlich war er ein Lord. Und die Hoffnung der Menschheit.