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»Sie werden zu Heilerinnen gehen müssen«, meinte Juffin achselzuckend. »Besser spät als nie. Die Pastete hat die Gäste also bewusstlos gemacht, und dann bekamen sie im Käfig etwas vorgesetzt, das sie in eben diese Pastete verwandelte? Ein hübscher Teufelskreis! Und das alles wurde ohne verbotene Magie geplant und durchgeführt? Dieser Itulo hatte wirklich Talent. Wie schade, dass er es verplempert hat.«

»Der arme Karwen«, sagte ich. »Die Lust, kulinarische Geheimnisse zu entdecken, hat sich für ihn als tödliches Hobby erwiesen. Bestimmt ist er in die geheime Küche im Keller eingedrungen und hat dort einen Bissen verschlungen, der nach der Pastete König von Bandscha gerochen hat. Den Rest hat er mit nach Hause genommen, dort untersucht und dann natürlich gegessen - und zwar aus Begeisterung gleich ganz. Das war keine gute Idee.«

»Karwen? Ach so, der unglückliche Wirt der Trunkenen Flasche«, sagte Sir Juffin seufzend. »Leute, das Jahr fängt nicht gut an. In Echo gibt es zwei ausgezeichnete Köche weniger. Man muss etwas unternehmen.«

»Aber irgendwas stimmt da nicht«, meinte ich. »Wenn der Koch seine Opfer tatsächlich so sorgfältig ausgewählt hat, wie hat dann General Bubuta in diese Geschichte geraten können? Er ist doch nicht alleinstehend. Außerdem ist er der Chef der Polizei! War der bucklige Koch denn nicht mehr bei Sinnen?«

»Gesund war er auf keinen Fall, aber darum geht es nicht. Es ist nur ein lustiges Missverständnis passiert. Eines Tages ist Bubuta mit seiner Gattin bei Itulo gelandet. Es war ein nettes Familienfest, und alles lief prima, bis unser General in einer abgelegenen Ecke Sir Balegar Lebed entdeckte, einen ehemaligen Kollegen und alleinstehenden General der Königlichen Garde. Das war der, dessen Anblick mich heute so fertiggemacht hat.«

»Weil er bereits bis zur Gürtellinie aufgegessen war?«

»Genau. An jenem Abend bekam er seine unglückliche Liebe zum letzten Mal serviert. Die Tür stand auf, Bubuta sah seinen alten Kollegen und ging ihn begrüßen. Dann nahm er - als Zeichen alter Freundschaft -ein Häppchen von Lebeds Teller. Und am nächsten Tag war unser General wieder beim Koch und verlangte nach der herrlichen Pastete, von der er zufällig gekostet hatte. Der Bucklige hat erst versucht, ihn zu einer Heilerin zu schicken, weil er die Gefahr sofort erkannt hat, doch Bubuta hat getobt.«

»Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Juffin lächelnd.

»Der Koch musste befürchten, er werde ihm die Polizei auf den Hals hetzen, und entschied sich für das kleinere Übel. Ach übrigens - ich hab die Rechnungen gesehen: Für Bubuta war der Genuss fast gratis, jedenfalls im Vergleich zu dem, was andere gezahlt haben. Das ist schon die ganze Geschichte, Max.«

»Nicht ganz«, mischte Juffin sich ein. »Das Interessanteste kommt noch, denn jetzt müssen wir die Reputation unseres tapferen Generals retten, und ihr werdet ihm eure Lorbeeren überlassen müssen.«

»Wieso das denn?«, fragte ich ungehalten. »Wir hatten uns schon ausgemalt, er würde aufs Altenteil gesetzt. Und dafür hätte es einen großartigen Grund gegeben.«

»Max, lass besser die Finger von der Politik. Sieh dir lieber mein Tagesantlitz an ... Oder nein, schau es doch nicht an, denn ich sehe auf seinem Gesicht nur ein dummes Staunen. Na, Melifaro, du wenigstens solltest begreifen, warum wir General Bubuta schonen müssen.«

»Sie wollen also sagen ...«, begann Melifaro. Ihm dämmerte langsam, worauf Juffin hinauswollte.

»Natürlich. Bubuta zu entlassen hieße, die Stadtpolizei zur Lachnummer von ganz Echo zu machen. Wie sollen seine Leute dann arbeiten? Wer soll ihre Aufgaben erledigen? Wir vielleicht? Schönen Dank! Außerdem gilt auch für Bubuta: keine Rose ohne Dornen. Dem König schreiben wir einen hübschen Bericht, wie unser tapferer General in die Hölle abgestiegen ist, um den Verbrecher zu überführen, und die richtige Version behalten wir für uns. So machen wir uns Bubuta gefügig. Max hat dem General ja schon früher einen nervösen Tick zugefügt. Also, meine Herren - das Leben ist schön.«

»Und ich dachte, Sie würden uns den Kopf abreißen, weil wir den General so rasch gefunden haben«, seufzte ich enttäuscht. »Sie sind recht intrigant, Sir.«

»Intrigen, Max, sind das Spannendste. Magie allein reicht nicht, um sich zu vergnügen. Ach, da ist ja Sir Schürf. Ich wüsste gern, wo mein Büro ist - im Haus an der Brücke oder hier im Fressfass-

»Da zweifeln Sie noch?«, fragte Melifaro und klimperte unschuldig mit den Wimpern.

»Guten Abend, meine Herren«, sagte Schürf Lonely-Lokley, verbeugte sich würdevoll und setzte sich neben Juffin. »Störe ich?«

»Hatten Sie Sehnsucht nach uns, Lonkey-Lonkey?«, fragte Melifaro listig. »Hat Ihnen dieses unmenschliche Nachtantlitz nichts zu tun gegeben?«

»Mein Name ist Lonely-Lokley«, sagte der Schnitter des Lebensfadens gelassen. »Und unser Kollege heißt Max. Sie haben ein furchtbares Namensgedächtnis, Melifaro. Vielleicht sollten Sie ein paar Übungen machen, um es zu verbessern.«

Sir Schürf schob das Sahnehäubchen von seiner Pirogge und steckte sie in den Mund. Ich war erschüttert. Begann Lonely-Lokley etwa, Humor zu entwickeln? Oder bildete ich mir das nur ein? Schließlich ist Humorlosigkeit schlicht untherapierbar.

»Haben Sie tatsächlich Ihre giftige Gabe benutzt, Sir Max?«, fragte Lonely-Lokley interessiert. »Ich hätte erwartet, dass es Ihnen beim gegenwärtigen Stand unserer Gelassenheitsübungen schwerfiele, das seelische Gleichgewicht zu verlieren. Aber da hab ich wohl Ihr Temperament unterschätzt.«

»Ach, mit meinem Temperament ist alles in Ordnung. Aber es ist etwas Schreckliches passiert. Sir Juffin, das wollte ich Ihnen längst erzählen, hab es aber immer wieder vergessen. Ich war weder erschrocken noch sauer, obwohl ich wusste, dass es angesichts der Umstände viel besser gewesen wäre, sich aufzuregen. Aber der Koch erschien mir so ulkig mit seiner Axt und seinem dummen Lächeln. Und dann dachte ich mir, nach all den Gerüchten über meine giftige Spucke würde ihn auch meine normale Spucke erschrecken. Gut, dass ich nicht früher auf diese Idee gekommen bin.«

»Ist das dein Ernst, Max?«, fragte Juffin, sah mich mit seinen eisblauen Augen tief erschrocken an und seufzte schließlich. »Offenbar machst nicht nur du Fehler, sondern auch ich. Andererseits ist es nicht so schlimm, dass Leben und Tod nicht von deinen Emotionen abhängen -du bist einfach immer gefährlich. Gut, dass du das jetzt weißt. Wir müssen die Dinge nehmen, wie sie sind. Habt ihr beide es euch hinsichtlich der Pastete vielleicht anders überlegt?«

Melifaro und ich schüttelten den Kopf.

»Ihr seid mir ja zwei Kokette! Möchtet ihr, dass ich euren Geisteszustand überprüfe? Wollt ihr vielleicht Sonderurlaub?«

»Daran denke ich absolut nicht«, erklärte ich tapfer. »Erst recht nicht, wenn Sie mir erlauben, mich aus einer gewissen Schublade Ihres Schreibtischs zu bedienen.«

»Schön wär's! Die Portion, die du dir schon heimlich genehmigt hast, reicht garantiert bis übermorgen«, sagte Juffin, weil er wie ein strenger Chef wirken wollte. -Gut, machen wir Schluss. Dein Glück, Melifaro, denn du kannst jetzt nach Hause gehen. Und Sie, Sir Schürf, hält auch niemand davon ab, sich zu erholen. Dieses schreckliche Jahresende ist uns allen in die Knochen gefahren. Allen außer Sir Max. Wer schiebt daher jetzt im Haus an der Brücke Dienst? Ahnst du es schon, mein Held?«, fragte Juffin und schaute mich so bedeutungsschwanger an, dass ich begriff: Auf mich wartete noch etwas Spannendes.

»Dann geh ich also jetzt.«

Als ich vom Tisch aufstand, fiel mir noch etwas ein, und ich lächelte listig.

»Melifaro, du musst mich schon wieder einladen. Soweit ich weiß, hast du bei Itulo nämlich nicht bezahlt.«