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Er begann, das auf dem Tisch abgelegte Paket auszupacken. Erschrocken sah ich eine rote Fransenperücke auftauchen. Anscheinend war das meine zukünftige Frisur. Juffin bemerkte meinen Gesichtsausdruck, winkte ab und kicherte erneut.

»Wir haben uns entschieden, die Sache früher in Angriff zu nehmen, damit Sie Zeit genug haben, sich an Ihr neues Aussehen und Ihre neue Rolle zu gewöhnen, Sir Max«, erklärte Kofa Joch sanftmütig. »Ich habe mich schon oft als Frau verkleidet. Sie erinnern sich doch noch an unser erstes Treffen im Fressfass? Sehen Sie, Frauen haben einen anderen Gang und andere Manieren und reagieren anders als Männer. Vier Tage sind zwar wenig, aber Sie lernen ja sehr schnell. Und wenn Sie es bis dahin nicht schaffen, werden Sie eben eine etwas seltsame Dame sein. So was gibt es schließlich auch. Und keine Panik: Alle äußeren Veränderungen sind von kurzer Dauer. Sir Juffin - wie lange braucht er für die Reise nach Kettari? Das muss ich wissen.«

»Lassen Sie mich überlegen ... Der Hinweg dauert drei Tage. Die Karawane bleibt normalerweise sechs bis acht Tage in der Stadt. Das könnte für Max und Sir Schürf aber zu knapp sein. In diesem Fall müssten sie bleiben und vierundzwanzig Tage auf die nächste Karawane warten. Dazu kommt der Rückweg. Ja, Kofa, ich glaube, Ihr Zauberspruch sollte achtundvierzig Tage Vorhalten - auch wenn Max dadurch recht lange in Frauenkleider schlüpfen muss.«

»Achtundvierzig Tage?«, fragte ich deprimiert. »Und wenn wir früher zurückkehren? Was tu ich dann?«

»Weiterarbeiten. Was macht es schon für einen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann den Todesmantel trägt«, meinte Juffin und zuckte die Achseln. »Du wirst schon sehen: Es wird dir noch gefallen!«

»Ich kann mir die Begeisterung von Melifaro gut vorstellen. Er wird mich sicher auslachen.«

»Warum glaubst du eigentlich, dass dich irgendwer aus-

lachen wird?«, fragte Juffin. »Wie kommst du darauf? Ist das ein alter Aberglaube aus deiner früheren Heimat?«

Ich nickte verlegen. »Hält man solche Sachen in Echo denn nicht für lächerlich?«

»Sir Kofa hat dir doch gerade erzählt, dass er regelmäßig als Frau auftritt. Hast du je Witze darüber gehört? Von Melifaro vielleicht?«

»Nein ...«

Ich musste zugeben, derlei nie mitbekommen zu haben. Über den Appetit von Sir Kofa machte fast jeder Witze, doch es wäre ein Affront gewesen, seine Auftritte als Frau zu verspotten - immerhin gehörten solche Verkleidungen zu seinen Dienstpflichten. Ich bekam Lust, im Frauengewand ein Kloster zu besuchen und mit den Nonnen ausgiebig zu plaudern.

»Na los, ziehen Sie sich aus«, befahl mir Sir Kofa. »Mit Ihrer Figur werden wir ein paar Probleme haben. Also fangen wir damit an. Für Ihr Gesicht brauche ich höchstens eine Minute.«

»Soll ich mich etwa ganz ausziehen?«, fragte ich verwirrt.

»Natürlich«, brummte Juffin geringschätzig. »Warum fragst du? Bist du noch nie bei einem Heiler gewesen?«

»Zum Glück so gut wie nie. Ich habe Angst vor ihnen.«

»Wovor kann man sich bei Heilem denn ängstigen?«, fragte Sir Kofa erstaunt. »Sie helfen uns dabei, uns mit unserem Körper zu befreunden, und haben deshalb ein sanftes Wesen. Der Umgang mit ihnen ist doch ein echter Genuss!«

»Dann kennen Sie die Heiler in meiner Heimat schlecht. Die schnippeln ihre Patienten am liebsten auf und kommen dann zu dem Schluss, es sei besser, sie zu begraben, als sie wieder zusammenzuflicken.«

»Aus was für einer Gegend stammst du nur!«, rief Juffin einmal mehr erstaunt. »Na schön. Jetzt tu, wie dir geheißen. Und Sie, Sir Kofa, machen die Tür zu, damit kein böser Wind uns ungebetene Gäste ins Büro weht.«

»Dann würde die Welt wenigstens erfahren, wie der raue Alltag des Kleinen Geheimen Suchtrupps aussieht -und erzittern!«, rief ich belustigt und zog mich aus.

Stehend musste ich fast eine Stunde aushalten, während Sir Kofa die Luft um meinen Körper herum kräftig in Schwingungen versetzte. Zwar berührte er mich nicht, doch was ich empfand, war sehr angenehm - wie eine sanfte Massage.

»Das war's, Sir Max. Jetzt denken Sie sich bitte einen netten Frauennamen aus.«

Vorsichtig blickte ich an mir herab. Alles sah aus wie immer: Meine Hüften waren nicht breiter als zuvor, und Brüste hatte ich auch nicht.

»Das ist kein echter Frauenkörper«, sagte Sir Kofa lächelnd. »Das ist nur eine Illusion, und zwar eine ganz ausgezeichnete. Ziehen Sie sich an, dann verstehen Sie, was ich meine ... Aber das doch nicht!«

Verlegen warf ich meine Skaba über die Stuhllehne.

»Ich hab Ihnen ein paar hübsche Sachen mitgebracht. Die eleganten Frauen der Hauptstadt werden vor Neid erblassen. Na los, ziehen Sie das an - Sie werden staunen.«

Ich stöberte kurz in den farbenfreudigen Kleidern, entschied mich für eine dunkelgrüne Skaba und streifte sie rasch über.

»Ach!« Mehr brachte ich nicht heraus. Der dünne Stoff verhüllte die Kurven eines mir unbekannten weiblichen Körpers. Juffin sah Sir Kofa begeistert an.

»Fantastisch - viel besser, als ich erwartet hatte. Aber jetzt setzen Sie Ihre magische Prozedur bitte fort - eine nette Lady mit so furchtbaren Bartstoppeln ist ja unerträglich. Max - du solltest dich wirklich ab und an rasieren.«

»Das hab ich doch erst gestern getan«, sagte ich und strich mir übers Kinn. »Das sind doch keine Bartstoppeln. Sie machen wohl Witze?«

»Keine Panik, Max. Ab jetzt haben Sie solche Probleme nicht mehr«, stellte Sir Kofa fest und schmierte mir eine schwarze Paste ins Gesicht. »Dieses Mittel hält länger vor als nötig.«

»Das ist ja die schönste Neuigkeit seit Änderung der Gesetze zur kulinarischen Magie. Darf ich mich schon waschen, oder soll ich noch warten?«

»Worauf wollen Sie denn warten? Und warum wollen Sie sich überhaupt waschen?«, fragte Sir Kofa erstaunt.

Er setzte mir eine hellrote Perücke auf, deren Mähne mich im Nacken kitzelte.

»Ach, Sie sprechen von meiner Salbe? Die ist mit Ihren Bartstoppeln verschwunden. Ich bin schließlich Zauberer und kein Barbier. Und versuchen Sie bitte nicht, die Perücke abzunehmen - das wird Ihnen nur wehtun. Ab jetzt sind das Ihre echten Haare - jedenfalls für einige Zeit. Nun setzen Sie sich bitte hin. Sie sehen schon beinahe perfekt aus. Ich nehme nur noch eine letzte Veränderung vor.«

Ich musste eine fünfzehnminütige Gesichtsmassage über mich ergehen lassen. Besonders hart traf es meine Nase. Ich war überzeugt, sie wäre nun puterrot und geschwollen, und hatte sogar Tränen in den Augen, ertrug aber alles tapfer.

»Das wär's«, sagte Sir Kofa und seufzte erschöpft. »Juffin, gibt's bei Ihnen was Anständiges zu trinken? Ich hab lange nicht mehr so schwitzen müssen.«

»Kofa, das ist genial«, rief Sir Juffin begeistert, während er mich inspizierte. »Wer hätte das gedacht? Auch wenn diese nette Lady auf den Siegesplatz von König Gurig VII. ginge und laut erklärte, sie hieße eigentlich Sir Max, würden alle sie auslachen. Gleich bekommen wir etwas zu trinken - und nicht nur das: So ein Werk muss man richtig feiern. Max, zieh deinen Lochimantel an und betrachte das Meisterwerk im Spiegel. Es wird dir gefallen - das verspreche ich dir.«

Ich schlüpfte in einen sandfarbenen Mantel. Mir war mulmig. Wer würde mir aus dem Spiegel im Flur entgegenblicken?

»Das machen Sie falsch, Lady«, bremste mich Sir Kofa. »Frauen schließen den Lochimantel nie mit einer Stecknadel, sondern werfen ein Ende über die Schulter, denn das sieht eleganter aus. Aber jetzt gehen Sie mal auf und ab, Sir Max.«

Gehorsam trottete ich durchs Zimmer.

»Na ja, an seinem Gang müssen wir noch arbeiten, damit er nicht alles verrät. Und jetzt gewöhnen Sie sich an Ihr neues Äußeres. Danach werden wir ein wenig üben.«

»Und der Turban?«

»Den brauchen Sie nicht. Frauen mit so herrlichem Haar lassen den Kopf lieber unbedeckt - vor allem, wenn sie aus der Provinz sind. Und von dort stammen Sie, Lady,