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Was das für Probleme sein würden, wollte ich nur zu gern wissen.

Neugierig musterte ich Lonely-Lokleys Hände. Erstmals sah ich sie ohne Fäustlinge und ohne die todbringenden zerrissenen Handschuhe, die ich bisher für seine eigentlichen Hände gehalten hatte. Theoretisch wusste ich zwar, dass sie nicht echt sein konnten, aber mein Herz war stärker gewesen als mein Verstand.

»Sündige Magister, was ist denn mit Ihren Händen los, Schürf... Glama?«

»Nichts Besonderes. Wenn du meine Handschuhe meinst - die sind im Reisegepäck. Du nimmst doch wohl nicht an, meine liebe Marilyn, dass jeder solche Handschuhe besitzt?«

»Natürlich nicht. Ich hab Sie ... dich bloß nie ohne gesehen.«

»Hallo, meine Schöne«, rief Melifaro von der Tür. »Na, willst du ein Mädchen bleiben? Und hast du über meinen Heiratsantrag nachgedacht? Meine Mutter wäre begeistert«, sagte er, kam ins Zimmer und lehnte sich an meinen Stuhl. »Oh, unser Loki-Lonki sieht auch viel besser aus. Nur bei mir gibt's nichts Neues.«

»Sir Melifaro, machen Sie sich bitte nicht an meine Frau heran«, sagte der im Gesicht völlig veränderte Schürf. »Und seien Sie so nett und lernen Sie meinen richtigen Namen, bis wir zurück sind. Wir kennen uns ja nicht erst seit gestern.«

Den größten Spaß an unserem Gespräch hatte Sir Juffin. Und das war sein gutes Recht - schließlich war er unser Chef.

»Ich hoffe, Juffin, Sie haben nichts dagegen«, sagte Sir Kofa beim Eintreten. Unser Meister des Verhörs, der zugleich mein persönlicher Kosmetiker und Visagist war, hatte auch diesmal ein großes Paket dabei. »Sie haben noch genug Zeit, den armen Jungs die Details ihrer Mission zu erklären. Ihr alle habt noch die ganze Nacht vor euch, und ich habe ungeheure Leckereien dabei.«

»Aber Sir Kofa! Hab ich mich je gegen nette Abende gewandt?«, meldete sich Juffin zu Wort. »Doch warum haben Sie das alles mitgeschleppt? Sie hätten doch einen Boten schicken können.«

»Von wegen! Bei dieser Delikatesse traue ich niemandem. Schuta Wach - ein Meister der alten Küche - ist gerade in Rente gegangen und kocht nur noch für sich. Doch als ich sieben Tschakata-Piroggen bei ihm bestellte, konnte er einfach nicht Nein sagen. Wir haben großes Glück - außer ihm kann das keiner in Echo.«

»Meinen Sie das ernst, Kofa?«, fragte Juffin sichtlich erregt.

»Und ob! Mit solchen Sachen soll man nicht scherzen.

Na, mein Mädchen, komm zu uns, ehe ich es mir anders überlege.«

Lady Melamori ließ sich nicht lange bitten.

»Guten Abend, Lady Marilyn«, sagte sie lächelnd und legte die Hand auf meine Schulter. »Nur schade, dass du morgen abreist.«

»Würden wir nicht abreisen, gäbe es keine Tschakata-Piroggen«, bemerkte ich philosophisch. »Alles hat seinen Preis.«

»Sie haben vergessen, den armen Sir Lukfi einzuladen«, sagte Lady Melamori vorwurfsvoll zu meinem Chef.

»Sie kränken mich, Lady«, widersprach Juffin. »Ich habe mich längst per Stummer Rede bei ihm gemeldet, aber er muss sich erst von seinen hundert Buriwuchen verabschieden.«

Das Umfallen eines Stuhls kündigte die Ankunft unseres Obersten Wissenshüters an.

»Guten Abend, meine Damen und Herren. Es ist sehr nett, dass Sie an mich gedacht haben. Dass Sie für alle diese Leckereien mitgebracht haben, Sir Kofa, zeigt, was für ein guter Mensch Sie sind. Guten Abend, Sir Max -Sie habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Oh, Sie haben ja eine neue Frisur. Ist die jetzt Mode?«

Melifaro hätte beinahe den Halt an meinem Stuhl verloren, Lady Melamori und ich tauschten einen erstaunten Blick, und Sir Kofa schrie vor Ärger sogar kurz auf. Sündige Magister!, dachte ich, wirkt die Tarnung etwa nicht mehr? Kann man mich jetzt doch sofort erkennen?

»Bleib ruhig, Max«, sagte Juffin beschwichtigend. »Und Sie, Sir Kofa, dürften erst recht nicht überrascht sein. Schließlich wissen Sie doch, dass Sir Lukfi alles sieht, wie es ist - nicht, wie es scheint. Wie sonst sollte er all seine Buriwuche auseinanderhalten können?«

»Sir Juffin ist wirklich ein scharfsinniger Mensch. Das habe ich schon immer gesagt«, mischte sich auch Kurusch ein. Juffin nickte zustimmend.

»Trotzdem ist es schade, denn ich halte dieses Mädchen für den Gipfel meiner Kunst und hatte geglaubt, selbst Sir Lukfi damit täuschen zu können«, sagte Kofa.

»Juffin, sind Sie sicher, dass es unter den Leuten aus Kettari keine so scharfsichtigen Menschen wie Sir Lukfi gibt?«, fragte ich erschrocken.

»Soweit ich weiß, gibt es in jenem Teil der Welt nur einen, der Kofas Maskerade durchschauen kann - den Sheriff der Insel Murimach. Und der beschäftigt sich damit, die Haare der Königlichen Iltisse zu zählen. Du kannst also beruhigt sein«, sagte Juffin und wandte sich an Lukfi Penz. »Hast du noch nicht bemerkt, dass unser Max ein Mädchen ist?«

»Ach, jetzt sehe ich, dass er viel längere Haare hat«, sagte Lukfi leichthin. »Gut, dass das keine neue Mode ist. So eine Frisur steht mir nämlich nicht besonders.«

Das spontane Fest gelang ausgezeichnet. Angesichts der Herzlichkeit, mit der Lonely-Lokley und ich verabschiedet wurden, hätte ich jeden Tag irgendwohin reisen mögen.

Sir Juffin opferte den Großteil der Nacht, um Lonely-Lokley und mir zu erzählen, welche Lebensgeschichte er sich für uns ausgedacht hatte. Es konnte ja sein, dass wir auf unserer Reise Neugierige trafen, die sich beim Abendessen über unsere Vergangenheit unterhalten wollten. Ehrlich gesagt hörte ich nur mit halbem Ohr hin, denn Lonely-Lokley war so zuverlässig, dass er nicht ein Wort von der Geschichte des Ehepaars Glama Eralga und Marilyn Monroe vergessen würde.

»Das klingt alles sehr hübsch, Juffin«, sagte ich und sah gedankenverloren in den rosigen Himmel. »Aber offen gestanden verstehe ich noch immer nicht, warum wir nach Kettari fahren.«

»Ehrlich gesagt: Als ich dich nach Cholomi geschickt habe, Max, habe ich dir einige wichtige Informationen vorenthalten. Aber diesmal ist es anders. Du weißt wirklich alles, was ich weiß. Ihr fahrt nach Kettari, damit ich Antwort auf zahlreiche Fragen bekomme. Aber wenn ich euch einen Rat geben darf: Wartet dort besser erst ein paar Tage ab, ehe ihr etwas unternehmt. Ihr solltet durch die Stadt spazieren und euch ein paar Teppiche kaufen. Vielleicht findet das Geheimnis ja zu euch. Ich weiß doch, dass du ein Glückspilz bist, Max. Und wenn nichts dergleichen passiert, müsst ihr eben versuchen, Kettari für einige Tage zu verlassen und dann zurückzukehren. Nur nichts überhasten! Haben wir uns verstanden? Ich hab das Gefühl, es wäre falsch, übereilt zu handeln. Aber jetzt ist es Zeit. Die Karawane bricht in einer Stunde auf. Ihr könnt noch ein Schlückchen nehmen.«

Mit diesen Worten reichte Juffin mir seine berühmte Flasche, und ich nahm genüsslich einen Schluck Balsam, der mich schon manches Mal geheilt hatte und mich auch von Morgenmüdigkeit und anderen Unannehmlichkeiten befreien konnte.

»Nimm, mein Lieber. Es ist auch noch was für dich drin«, sagte ich und reichte die Flasche an Lonely-Lokley weiter.

»Vielen Dank, Marilyn, aber das trinke ich nicht«, antwortete mein offizieller Freund und gegenwärtiger Ehemann.

»•Wie du willst, aber wir sind den ganzen Tag unterwegs.«

»»Es gibt Atemübungen, die schneller und effektiver von Müdigkeit befreien als dieses Gebräu«, sagte Lonely-Lokley.

»Kannst du mir die beibringen?«, fragte ich neidisch.

»Erst, wenn du alle Übungen gelernt hast, die ich dir gezeigt habe.«

»Die kann ich doch schon alle!«

»Denkst du! Wenn es gut läuft, beherrschst du sie in vierzig Jahren.«

»Oje! Aber wie unser Großer Magister Nuflin Moni Mach zu sagen pflegt: »Hoffentlich werde ich diesen Tag nicht erleben.- Na gut - gehen wir, mein Lieber.«

»Los, Leute«, sagte Juffin nickend. »Für Gespräche habt ihr Zeit genug, denn der Weg ist lang. Und bringt mir bitte etwas aus meiner Heimatstadt mit.«

Sir Lonely-Lokley setzte sich mit Schwung ans Steuer des A-Mobils.

»Vielleicht sollten wir die Plätze tauschen?«, meinte ich.