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Arachna lächelte zufrieden. Nicht übel, so verwöhnt zu werden, dachte sie, man braucht ja nur ein bißchen freundlich zu sein. Ich werde die Zwerge mit auf den Fliegenden Teppich nehmen und so weit fortsegeln, daß meine Mutter mich nicht mehr wiederfindet. Die Riesin konnte ja nicht wissen, daß Karena in die Staubschlucht gestürzt war.

Mit einer Handbewegung scheuchte sie ihre neuen Diener ins Haus, damit sie sich umziehen konnte. Dann rief sie, ohne noch Zeit mit unnützen Gesprächen und Verhandlungen zu vergeuden, mit lauter Stimme, so daß es in jedem Winkel der Mühle zu hören war:

»Also gut, ihr Zwerge! Ich habe geschworen, euch zu behüten und kein Leid anzutun, aber auch ihr habt einen Eid geleistet! Nun denn, ihr gefallt mir, und ich bin gewillt, euch in ein fernes Land mitzunehmen. Es geht eine Sage darüber, und obwohl niemand von uns je dort war, bin ich sicher, daß es existiert. In diesem Reich soll es eine freundliche Sonne, grüne Wälder, blaue Berge und saftige Wiesen geben. Es heißt Zauberland, und wenn wir es erreichen, erwartet uns ein glückliches Leben. Macht euch also bereit zum Aufbruch. Packt nur das Nötigste zusammen, auf dem Teppich ist nicht unbegrenzt Platz! In einer Stunde starten wir!«

Unterdessen hatte Arkado den Freunden von seinen Erlebnissen berichtet. Antreno und Kastao lobten ihn für seine List und Tapferkeit, doch mitten in ihr Gespräch hinein ertönte die Donnerstimme ihrer neuen Herrin. Die drei tauschten einen kurzen Blick und sagten seufzend:

»Was hilft’s, wir müssen tun, was sie verlangt. Schlimmer als hier kann es in diesem Zauberland nicht sein.«

Eine Stunde danach fanden sich alle Zwerge bei Arachna ein, die bereits auf ihrem Fliegenden Teppich thronte. Der wertvolle Vorleger erinnerte jetzt an die berühmte Arche Noah, denn die Taureker hatten ihr ganzes Vieh mitgebracht: Kühe und Pferde, Katzen und Hunde, Hühner und Enten.

»Auf ins Zauberland!« befahl Arachna dem Teppich, als die Zwerge sich eingerichtet hatten, so gut es eben ging.

Ein Zittern lief durch den Teppichkörper, er spannte sich und hob mit sichtlicher Mühe vom Boden ab. Die Zwerge atmeten erleichtert auf.

Arachna gab dem Teppich keine Befehle mehr, sie war selbst gespannt, ob er sie in das Land bringen würde, von dem manchmal die Alten gesprochen hatten und das sehr schön sein mußte. Sie wußte nicht mehr, daß sie selbst schon dort gelebt und seine Bewohner zu unterwerfen versucht hatte, denn sie war ja durch den Tunnel und den Stein des Hurrikap um mehrere Jahrtausende zurückgeworfen worden und hatte dabei ihr Gedächtnis verloren.

Der Teppich aber, eben ein Zauberteppich, fand den Weg in der Tat allein. Er landete auf der Talsohle, und die Zwerge machten sich sofort ans Werk. Die einen luden das Gepäck ab, die anderen nahmen bereits geeignete Bäume für den Hausbau in Augenschein. Während Antreno die Arbeiten leitete, rüstete Arkado schon zur ersten Jagd. Kastao aber machte sich auf die Suche nach einer Unterkunft für die Riesin und entdeckte auch bald eine große Höhle. Sie befand sich ganz in der Nähe in einer Schlucht, und Arachna erkor sie sofort zu ihrem neuen Domizil.

Kaum daß sie allein war, suchte sie sich eine Felsspalte als Geheimfach für ihren größten Schatz aus, das Zauberbuch.

Auf diese Weise kam Arachna also ins Zauberland und führte sich hier bald schlimmer auf als ihre Mutter Karena in der früheren Heimat. Zwar ließ sie, ihrem Schwur gemäß, die Zwerge in Ruhe, suchte dafür aber die Käuer, Zwinkerer und wie die Bewohner noch hießen, mit ihrer Bosheit heim. Nachdem der Große Zauberer Hurrikap sie deswegen mit einem fünf Jahrtausende währenden Schlaf bestraft hatte, war sie kein bißchen besser geworden, und es kam zu den Kämpfen mit dem Weisen Scheuch, dem Eisernen Holzfäller und dem Tapferen Löwen, in die schließlich das Mädchen Ann Smith, der Junge Tim O’Kelly und der Einbeinige Seemann Charlie Black eingriffen.

Vom scheinbaren Ende Arachnas an der Todesklippe und ihrer Rettung durch die Große Glua habe ich schon erzählt, von ihrer Begegnung mit dem Uidenmädchen Ah und dem Säbelzahntiger Achr ebenfalls. Durch den Schwarzen Zauberstein und den Zeitentunnel kam die Riesin dann in ihre Kindheit zurück. So schloß sich der Kreis, dem Arachna nicht entgehen konnte. Wenn sie in der Vergangenheit war, hatte sie die Zukunft vergessen, und umgekehrt. Deshalb würden all ihre Abenteuer immer wieder von vorn beginnen.

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Die defekten Tunnel

EIN MERKWÜRDIGER VORFALL

Während Arachna all diese Ereignisse durchlebte, während der Säbelzahntiger Achr und das Mädchen Ah weiter durch einen Tunnel stürzten, der sie in eine unbekannte Welt schleuderte, geschahen mit den Freunden des Zauberlandes neue, aufregende Dinge.

Das betraf vor allem Ol, den Raum- und Zeitflieger vom Planeten Irena, der noch vor kurzem Chris Tall aus Kansas, dem Seemann Charlie Black und dem Piloten Kau-Ruck aus der Klemme geholfen hatte. Nach seiner Rückkehr von der Irena war Charlie auf ein geheimnisvolles Korallenriff geraten, das ihn einfach nicht mehr freigab. Chris Tall und seine Freunde hatten sich mit einem Katamaran auf die Suche nach ihm gemacht, ihn schließlich auch gefunden, saßen am Ende aber selber fest, und wäre ihnen nicht der Irener Ol zu Hilfe gekommen, hätten sie ihr geliebtes Amerika vielleicht nie wiedergesehen.

Ol, seine Tochter Viola, die lange im Elmenland gewesen war, wo die Menschen zu durchscheinenden körperlosen Wesen wurden, und seine Frau Vi saßen an diesem Abend im Wohnzimmer ihres Hauses auf der Irena beisammen. Viola hatte das kleine Sofa vor dem Kamin mit Beschlag belegt, die Mutter gab Robby, einem lustigen Küchenroboter, letzte Anweisungen für die Zubereitung des Abendbrots, und Ol unterhielt sich mit zwei Jungs, die bei ihnen wohnten. Es waren Mo und No, vor langer Zeit von der Erde gekommen und, wie später auch das Mädchen Viola, zu Elmen geworden.

Die beiden hatten ein eigenartiges Schicksal. Sie stammten von der sagenumwobenen Insel Atlantis, die einst im Meer untergegangen war. Noch heute träumten sie von ihrer Heimat und erzählten gern davon. Vor kurzem hatten sie wieder ihre menschliche Gestalt erlangt, und Ol hatte sie bei sich aufgenommen. Im Augenblick erklärte er ihnen gerade eine noch recht neue Erfindung, mit der man Raum und Zeit überbrücken konnte: die Kristallskaphander. Mo und No waren technisch sehr interessiert, deshalb hörten sie aufmerksam zu.

Viola war ein wenig eifersüchtig auf die beiden Jungen: nicht nur, daß sie dauernd mit dem Vater zusammen waren, sie nahmen ihr auch ihre Lieblingsplätze im Haus weg. Zum Beispiel den auf dem Sofa. Ständig fläzten sie darauf herum. Deshalb machte sie sich jetzt dort so richtig breit. Sollten die beiden sich doch auf die harte Bank setzen oder auf den Teppich.

Doch den Jungs schien das nichts auszumachen, sie rückten die Bank an den warmen Kamin heran und unterhielten sich weiter mit Ol. Inzwischen ging es um den Elming, den Ausgang jenes Tunnels, der die Irena mit der Erde verband. Die Massaren, die den Planeten beherrschten, hatten ihn mit einem elektrischen Schutzschild versehen, damit nicht plötzlich unliebsame Gäste in ihrem Reich auftauchten. Dabei waren sie es, die im Gegensatz zu Ol und seinen Freunden diese Tunnel mißbrauchten. Die Massaren wollten mit ihrer Hilfe auf die Erde gelangen, sie ausspähen und eines Tages sogar unterwerfen.

No erzählte gerade von einem Vorfall, den er sich nicht erklären konnte. Er, der sich im Elming auskannte wie kein zweiter, hatte sich vorhin auf unbegreifliche Weise darin verirrt.

»Es war sehr merkwürdig«, sagte er, »denn zuerst verlief alles normal. Ich ließ den Schutzschild hinter mir, der ja auf uns nicht wirkt, weil wir sowieso nicht in die Heimat zurück können, und suchte nach unbekannten Gegenständen – vielleicht waren welche neu von der Erde dorthin gelangt. Aber mit einem Mal war alles völlig anders als sonst. Die Luft trug mich plötzlich, sie war ganz leicht, und ich hatte das Gefühl, fliegen zu können.«