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»Hm — ja.«

»Und letztendlich wirst du deine Heimatwelten auf jeden Fall wiedersehen. In tausend Jahren wird das bekannte Universum die Puppetiers so gut wie vergessen haben. Inzwischen sind für dich nur Jahrzehnte vergangen, da du dich mit der Flotte der Puppetier-Welten fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegst.«

»Ich brauche Bedenkzeit. Ich werde Chmeee deine Offerte übermitteln, wenn ich Gelegenheit dazu bekomme.« Louis blickte hinter sich. Die Städtebauer beobachteten ihn. Zu schade, daß er sich mit ihnen nicht beraten konnte, weil er auch ihr Schicksal besiegeln würde.

Aber er mußte sich entscheiden. »Was ich jetzt gerne täte«, fing Louis wieder an, »ist ein Sprung zum Großen Ozean. Wir könnten den Weg durch den Krater der ›Faust Gottes‹ nehmen und dann ganz langsam weiter.«

»Ich habe nicht die Absicht, die Heiße Nadel vom Fleck zu bewegen. Vermutlich gibt es auf der Ringwelt noch andere Gefahren als die Meteor-Abwehranlage. Schon sie reicht aus, um unsere Pläne zum Scheitern zu bringen!«

»Ich wette, ich kann dich umstimmen, Hinterster. Erinnerst du dich noch daran, daß du eine Hebevorrichtung auf der Ringmauer entdecktest, mit der man eine Bussard-Rammdüse bewegen kann? Schau dir diese Hebevorrichtung genauer an.«

Einen Moment lang war der Puppetier so starr, als hätte ihn der Schlag getroffen. Dann wirbelte er herum und verschwand hinter der undurchsichtigen Wand seiner Privatkabine.

Dort würde er vermutlich so lange bleiben, bis Louis seine Pläne verwirklicht hatte.

Louis konnte sich Zeit lassen. Er ging zu der Stelle, wo er gestern seine Kleider und seine Ausrüstung auf den Boden geworfen hatte. Er bückte sich und zog den Handscheinwerfer-Laser aus seiner Weste. Schade, daß sein Autodock sich im Landungsboot befand, hundert Millionen Meilen von ihm entfernt. Vielleicht brauchte er ihn bald.

Selbstverständlich war die Außenhaut des Rumpfes mit einer Schutzschicht gegen zu intensive Lichtquellen ausgestattet. Jedes Raumschiff hatte so eine Schutzschicht, vielleicht nicht überall, aber ganz bestimmt auf den Bullaugen und Fenstern. Wenn das Raumschiff mit einer zu hohen Lichtenergie überschüttet wurde, verwandelte Sich die Schutzschicht in einen Spiegel und rettete dadurch das Sehvermögen des Piloten.

Diese Schutzschicht hielt solare Fackeln ab und auch Laserstrahlen. Wenn der Hinterste eine undurchdringliche Wand zwischen sich und seine gefangene Raumschiffbesatzung aufgerichtet hatte, hatte er sicherlich das gesamte Kommandodeck mit einer Strahlen-Schutzschicht überzogen.

Aber wie stand es mit dem Boden des Rumpfes?

Louis kniete sich nieder. Der Hyperdrive-Motor nahm die ganze Länge des Raumschiffes ein; er war bronzefarben, zeigte hier und da Kupfer- und Rumpfmetall-Abdeckungen. Es war eine Puppetier-Maschine ohne Ecken und scharfe Winkel, so daß sie einer halbgeschmolzenen Riesenkerze glich. Louis richtete den Handscheinwerfer-Laser auf die Maschine und schoß durch den durchsichtigen Boden.

Licht wurde gleißend von dem bronzefarbenen Gehäuse des Antriebes reflektiert. Metall löste sich in Dampf auf. Flüssige Metallbäche rannen über den Boden des Maschinenraumes.

Louis schnitt mit dem Laserstrahl tief in die Eingeweide des Antriebs hinein und bewegte dann den Strahl hin und her, um alles zu verbrennen oder zu zerschmelzen, das eine wichtige Funktion auszuüben schien. Schade, daß er sich niemals in seinem Leben mit Hyperraum-Aggregaten beschäftigt hatte.

Der Laser wurde heiß in seiner Hand. Er hatte ihn schon mehrere Minuten lang eingeschaltet. Er lenkte jetzt den Strahl auf eine der sechs Halterungen, die den Motor in seiner Vakuumkammer festhielten. Die Halterung schmolz nicht, sie wurde nur weich und zog sich auseinander. Er zielte jetzt mit dem Laser auf eine andere Halterung. Die schwere Masse des Motors sackte nach unten und verbog sich.

Der nadelscharfe Strahl flackerte und erlosch. Die Batterie war leer. Louis warf den Handscheinwerfer-Laser in eine Ecke. Er erinnerte sich daran, daß der Puppetier ihm sagte, er könne ihn in der Hand explodieren lassen.

Dann ging er zum Achterschott seines Käfigs. Der Puppetier war nicht in Sicht, aber alsbald hörte Louis das Geräusch einer Dampforgel, die offenbar in den letzten Zügen lag.

Und dann kam der Puppetier um die grüngestrichene Schutzwand herum und blickte ihn an. Alle Muskeln bewegten sich unter seiner Haut wie Gelatine.

»Komm«, sagte Louis Wu, »wir wollen jetzt tacheles miteinander reden.«

Der Puppetier steckte beide Köpfe unter seine Vorderbeine und sank zusammen wie ein Klappstuhl.

24. Gegenvorschlag

Louis Wu wachte diesmal mit klarem Kopf und großem Appetit auf. Er blieb noch ein paar Minuten im freien Fall, streckte dann die Hand zum Schalter aus und löschte das Schlaffeld. Seine Uhr sagte ihm, daß er sieben Stunden geschlafen hatte.

Die Gäste der Heißen Nadel schliefen unter einer der gewaltigen Kammern, die das Landungsboot während des Raumfluges an der Wand festhielten. Die weißhaarige Frau wälzte sich ruhelos hin und her. Ein nackter Fuß schaute aus dem Poncho heraus, in den sie sich eingewickelt hatte. Der Junge mit dem braunen Haarflaum schlief wie ein Baby.

Es gab für Louis keine Möglichkeit, die beiden zu wecken, und das hätte auch keinen Sinn gehabt. Die Wand schluckte jeden Schall, und der Übersetzer war abgeschaltet. Die Transportscheiben-Verbindung trug nur eine Last von wenigen Pfunden. Hatte der Puppetier tatsächlich eine allgemeine Verschwörung erwartet? Louis lächelte. Seine Meuterei war so simpel gewesen wie nur etwas.

Er wählte sich einen Käsetoast und verzehrte ihn, während er auf nackten Füßen zum Achterschott seiner Zelle ging.

In Ruhestellung glich der Hinterste einem glatten Ei, das mit Haut überzogen war. Nur am dickeren Ende schaute ein Büschel weißer Haare heraus. Seine Beine und seine Köpfe waren unter ihm versteckt. Er hatte sich seit sieben Stunden nicht mehr von der Stelle bewegt.

Louis hatte Nessus auch in dieser Stellung kennengelernt. Es war die Antwort eines Puppetiers auf einen Schock: dann steckte er die Köpfe in seinen Nabel und ließ das ganze Universum verschwinden. Gut und schön, aber neun Stunden waren die äußerste Grenze für so einen Zustand. Wenn der Puppetier durch Louis' Schockbehandlung in Katatonie versetzt worden war, konnte das für sie alle das Ende bedeuten.

Die Ohren des Puppetiers befanden sich in seinen Köpfen. Louis Worte mußten durch einen Berg von Fleisch und Knochen hindurch. Er schrie: »Ich möchte ein paar Anregungen zum Nachdenken geben!«

Der Puppetier bewegte sich nicht. Louis hob die Stimme zu einem schrillen Diskant: »Diese Welt stürzt ihrer Sonne entgegen. Wir könnten etwas dagegen unternehmen, aber solange du deinen Bauchnabel bespiegelst, ist das unmöglich. Niemand außer dir kann die Instrumente der Heißen Nadel bedienen — die Sensoren, die Antriebe et cetera. Das war auch deine Absicht gewesen. Wenn du also noch länger einen Klappstuhl kopieren willst, dann wirst du, ich und Chmeee mit jeder Minute näher an eine Katastrophe herankommen, die sich kein Astrophysiker entgehen lassen würde.«

Er schlang den Rest seines Toasts hinunter und wartete. Puppetiers waren hervorragende Linguisten und Meister in fast allen Fremdsprachen. Würde ein Puppetier den sprachlichen Köder annehmen, den Louis ihm hinwarf?

Tatsächlich brachte der Hinterste einen Kopf lange genug zum Vorschein, um zu fragen: »Was für eine Gelegenheit würde sich ein Astrophysiker nicht entgehen lassen?« »Die Chance, Sonnenflecken von unten zu betrachten.«

Der Kopf verschwand wieder unter dem Bauch des Puppetiers.

Louis brüllte: »Der Reparaturtrupp kommt auf uns zu!«

Ein Kopf und ein Hals kamen wieder zum Vorschein und brüllten als Antwort zurück: »Was hast du uns angetan? Was hast du mir, dir selbst, den beiden Eingeborenen angetan, die sich vor dem Untergang ins All hätten retten können! Hattest du einen vernünftigen Gedanken außer der Absicht, aus blinder Zerstörungswut den Antrieb zu ruinieren?«