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»Du hast es vor einiger Zeit selbst ausgesprochen. Eines Tages müssen wir uns entscheiden, wer diese Expedition leitet. Heute ist dieser Tag gekommen«, erwiderte Louis Wu. »Ich möchte dir jetzt erklären, warum du meine Befehle entgegennehmen sollst.«

»Ich hatte nie geahnt, daß ein Wonnestrom-Süchtiger auch Machtgelüste entwickelt.«

»Punkt eins, weshalb ich die Befehlsgewalt haben soll. Meine Vermutungen sind besser als deine.«

»Weiter.«

»Wir verlassen die Ringwelt nicht. Sogar die Flotte der Puppetier-Welten ist jetzt für uns unerreichbar, auch wenn sie langsamer als das Licht fliegt. Wenn die Ringwelt untergeht, gehen wir ebenfalls zugrunde. Wir müssen sie deshalb wieder in ihre richtige Lage bringen.

Drittens: Die Ringwelt-Ingenieure sind seit mindestens zweihundertfünfzigtausend Jahren tot«, fuhr Louis bedächtig fort.

»Chmeee nimmt sogar an, sie wären schon vor ein paar Millionen Jahren ausgestorben. Die Hominiden hätten sich nie entwickeln können, wenn die Ringwelt-Ingenieure noch am Leben wären. Auch Mutationen hätten sie niemals zugelassen. Die Ringwelt-Ingenieure waren Pak-Protekoren.«

Louis hatte eigentlich Schrecken, Entsetzen oder Überraschung bei dem Puppetier erwartet. Doch der Puppetier gab nur mit resignierter Stimme zurück: »Fremdenhasser, brutal, tückisch, tapfer und sehr intelligent.«

Er mußte es also bereits vermutet haben.

»Meine Vorfahren«, erwiderte Louis, »sie bauten die Ringwelt und auch alle Systeme, die diesen Artefakten in seiner richtigen Lage erhalten sollten. Wer von uns beiden hat nun eine bessere Chance, so zu denken wie ein Pak-Protektor? Einer von uns muß diesen Versuch wagen.«

»Deine Argumente bedeuteten gar nichts, wenn du uns die Chance zur Flucht gelassen hättest. Louis, ich vertraute dir.«

»Ich möchte nicht glauben, daß du so dumm sein konntest. Wir haben uns nicht freiwillig für diese Expedition gemeldet. Kzinti und Menschen eignen sich nicht zu Sklaven.«

»Hast du noch ein Argument?«

Louis schnitt eine Grimasse. »Chmeee ist von mir enttäuscht. Er wollte dich zwingen, seinem Willen zu gehorchen. Wenn ich ihm sage, daß du meine Befehle entgegennimmst, wird das Eindruck auf ihn machen. Und wir brauchen ihn.«

»Ja, das stimmt. Vielleicht ist seine Art zu denken jener eines Pak-Protektors sogar ähnlicher als deine.«

»Nun?«

»Deine Befehle?«

Louis sagte jetzt dem Hintersten, was er tun sollte.

Harkabeeparolyn hatte sich auf den Bauch gewälzt und stand auf beiden Beinen, ehe sie Louis aus der Ecke des Laderaumes herauskommen sah. Dann duckte sie sich, gab einen entsetzten Laut von sich und verschwand wieder unter den Ponchos.

Was für ein seltsames Betragen. Städtebauer, für die der nackte Körper tabu war? Hätte Louis sich lieber etwas anziehen sollen? Er tat, was er für taktvoll hielt: er drehte ihr den Rücken zu und ging zu dem Jungen.

Der Junge saß an der Wand des Laderaumes und blickte hinauf auf das große, ausgeschlachtete Stemenschiff. Der Poncho, den er trug, war viel zu groß für ihn. »Luweewu«, fragte er, »wurden die Schiffe dort draußen von uns gebaut?«

»Ja.«

Der Junge lächelte: »Haben deine Leute auch so große Schiffe gebaut?«

Louis versuchte sich zu erinnern. »Unsere langsamen Frachter hatten fast die gleiche Größe. Wir brauchten so große Schiffe, ehe wir die Barriere der Lichtgeschwindigkeit überwanden.«

»Ist das Schiff, in dem wir uns befinden, dein Eigentum? Kann es schneller fliegen als das Licht?«

»Das konnte es. Jetzt nicht mehr. Ich glaube, daß die General-Products-Zellen Mark vier sogar noch größer waren als eure Schiffe. Aber wir haben nie solche Raumschiffe gebaut. Das waren die Erfindungen der Puppetiers.«

»War das ein Puppetier, mit dem wir gestern sprachen? Er erkundigte sich nach dir. Wir konnten ihm nicht viel von dir sagen.«

Harkabeeparolyn trat jetzt ebenfalls hinzu. Offenbar hatte sie mit ihrer blauen Bibliothekarsrobe ihre Fassung wiedergewonnen. Sie fragte: »Hat sich unser Status geändert, Luweewu? Gestern sagte man uns, daß du uns nicht besuchen dürftest.« Es kostete sie einige Mühe, ihm offen ins Gesicht zu sehen.

»Ich habe das Kommando übernommen«, sagte Louis.

»Einfach so?«

»Ich bezahlte einen Preis dafür.«

Die Stimme des Jungen mischte sich jetzt im Lautsprecher ein: »Luweewu? Wir fliegen!«

»Das ist schon okay.«

»Könntest du das Licht hier abstellen?«

Louis schaltete das Licht mit den Schallwellen seiner Stimme ab. Auch er fühlte sich jetzt wohler. Die Dunkelheit verdeckte seine Nacktheit. Harkabeeparolyns Verhalten war ansteckend.

Die Heiße Nadel erhob sich drei Meter über die Raumhafenrampe. Rasch, fast verstohlen, ohne Lichterscheinungen trieb das Raumschiff über den Rand der Welt und hinunter.

»Wo fliegen wir hin?« forschte die Frau.

»Unter die Welt. Wir werden unter den Großen Ozean fliegen.«

Aber sie schienen im Vakuum stehenzubleiben, während die Rampe mit dem Raumhafen lautlos nach oben fiel. Der Hinterste ließ das Schiff mehrere Meilen tief in das Vakuum stürzen, ehe er die Steuerdüsen einschaltete: die Heiße Nadel verzögerte und schob sich dann an der Unterseite der Ringwelt entlang.

Die Außenschale des Artefakten schob sich vor ihre Sichtluken und wurde zum Himmel. Unter ihnen lag ein Meer von Sternen, die viel heller waren, als die Eingeborenen der Ringwelt sie durch die Schichten ihrer Atmosphäre und dem Licht des Himmelsbogens hatten sehen können. Doch der Himmel über ihnen war absolute Dunkelheit. Die Außenschicht der Ringwelt, die aus geschäumtem Scrith bestand, reflektierte das Sternenlicht nicht.

Louis fühlte sich immer noch unbehaglich in seiner Nacktheit. »Ich gehe jetzt in meine Kabine zurück«, sagte er. »Warum kommt ihr nicht mit? Ich habe dort Kleider zum Wechseln, Essen in Hülle und Fülle und auch bessere Betten, wenn euch danach verlangt.«

Harkabeeparolyn kam als letzte mit der Transportscheibe in die Kabine und zuckte heftig zusammen. Louis lachte laut. Sie versuchte ihn wütend anzublicken, aber ihre Augen glitten zur Seite. Nackt!

Louis wählte sich einen Overall und bedeckte sich damit. »Ist es jetzt besser?«

»Ja, besser. Glaubst du vielleicht, ich sei übertrieben prüde? »Nein, ich glaube, daß ihr auf eurer Welt keine Klima-Steueranlage besitzt. Ihr könnt euch nicht überall im Freien nackt bewegen, also seid ihr nicht an den Anblick eines nackten Körpers gewohnt. Aber ich kann mich auch irren.«

»Du könntest recht haben«, erwiderte sie überrascht.

»Ihr habt gestern beide auf dem harten Boden geschlafen. Probiert mal das Wasserbett. Es ist groß genug für euch beide, und Chmeee benötigt es im Augenblick nicht.«

Kawaresksenjajok warf sich auf das mit Fellen überzogene Wasserbett. Er hüpfte darauf auf und ab, und die Wellen flossen unter dem Pelz nach außen. »Luweewu, das ist großartig! Als ob ich schwimmen würde, aber auf dem Trockenen!«

Harkabeeparolyn setzte sich mißtraurisch mit steifem Rücken auf das schwankende Bett. Mit fragendem Unterton sagte sie: »Chmeee?«

»Zwei Meter fünfzig groß und mit orangefarbenem Fell bedeckt. Er befindet sich im Augenblick auf einer. Mission im Großen Ozean. Wir holen ihn jetzt dort ab. Du könntest ihn dazu überreden, das Bett mit dir zu teilen.«

Der Junge lachte. Die Frau sagte: »Dein Freund muß sich einen anderen Spielgenossen suchen. Ich übe die Sitte des Rishathra nicht aus.«