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»Solche Frauen kann man in den Städten kaufen«, sagte ich.

Anerkennendes Gemurmel erhob sich, als sich die Männer an der vom Feuerschein erleuchteten Schönheit der nackten Sklavin erfreuten.

»Tanz!« befahl ich.

»Ja, Herr.«

Einer der Krieger fing an zu singen und klatschte dabei in die Hände.

Feiqa tanzte.

Die Männer stießen Begeisterungsrufe aus, viele stimmten in das Lied ein und gaben den Rhythmus mit den Händen vor. Ich war unglaublich stolz auf Feiqa. Wie oft kam es vor, daß die ungehobelten Viehtreiber der Alar solch eine willige Schönheit in ihrem Lager und ihren Armen hatten? Solche Frauen waren hier bestimmt nicht erlaubt. Dafür sorgten schon die freien Frauen. Vermutlich verbargen sie sie in den Wagen, bis sie verkauft oder getötet werden konnten. Wie schön Feiqa war! Welch unglaubliche Macht sie über die Männer ausübte! Wie sie sie erfreute und ihnen Beifallsstürme entlockte! Wie unglaublich lebendig und unverfälscht sie war.

»Das ist ekelhaft!« schrie plötzlich Boabissia, die zum Feuer zurückgekehrt war. Die freie Frau war noch immer in Fell und Leder gekleidet. Sie stürmte in den Kreis, eine kurze dicke Peitsche in der Hand. Sie schlug auf Feiqa ein, die schreiend auf die Knie fiel. »So etwas wie dich erlauben wir nicht im Lager der Alar!« schrie die freie Frau. Feiqa senkte den Kopf. Schläge regneten auf sie herab.

Mit einem Satz stand ich neben Boabissia, riß ihr die Peitsche aus der Hand und warf sie wütend fort. Die freie Frau starrte mich voller Zorn an, sie konnte nicht fassen, daß ich gewagt hatte, hier einzugreifen. »Mit welchem Recht mischst du dich ein?« verlangte sie zu wissen.

»Mit dem Recht eines Mannes, der über dein Benehmen nicht erfreut ist, Frau«, erwiderte ich.

»Frau?« brüllte sie wütend.

»Ja.«

Ihre Hand zuckte zu dem Dolch in ihrem Gürtel. Ich sah sie nur an. Ängstlich nahm sie die Hand vom Dolchgriff und machte ihrer Wut mit einem Schrei Luft. Dann hob sie die Fäuste, um auf mich einzuschlagen. Nur um erneut aufzuschreien, als ich mühelos ihre Handgelenke packte. Sie konnte nichts dagegen tun. »Halt!« schrie sie dann protestierend auf, als ich sie langsam auf die Knie zwang. Ich drehte sie um, warf sie auf den Bauch und setzte mich auf ihre Hüften. Dort entfernte ich den Dolch aus seiner Scheide. »Nein!« rief sie, als ich ihr mit ihrem eigenen Dolch die Kleider vom Leib schnitt.

»Ein Seil«, verlangte ich, ohne aufzusehen; ich streckte einfach nur die Hand aus. Jemand reichte es mir, und einen Augenblick später waren ihr die überkreuzten Hände sicher zusammengefesselt. Ich hatte sie wie eine Sklavin gebunden.

»Hilfe!« rief sie den Kriegern zu. »Hilfe!«

Aber keiner rührte sich, um Boabissia beizustehen. Ich verlagerte meine Position auf ihrem Körper, so daß ich jetzt in Richtung der Füße sah. Ich packte die Fußgelenke, zog sie heran, bis die Unterschenkel einen Winkel von etwa fünfzig Grad eingenommen hatten, überkreuzte sie und band sie mit dem Seilende, das von den Handgelenken herabbaumelte, fest zusammen. »Bitte!« wandte sie sich an die Krieger, aber niemand beachtete sie. Ich hob sie auf die Knie und drückte ihren Körper zurück, bis ihr Haar den Boden berührte, damit die Krieger die geschwungene Linie ihrer ganzen Schönheit bewundern konnten.

»Sie ist hübsch«, sagte ein Mann. »Ja«, sagte ein anderer. Es stimmte. Boabissia hatte einen wunderschönen Körper. Bis jetzt hatte die Männerkleidung ihn verborgen, obwohl Fell und Leder zumindest angedeutet hatten, welche schönen, aufregenden Formen sich darunter befanden. »Kommt her, seht euch Boabissia an, gebunden wie ein Tarsk!« rief ein Krieger. Leute kamen angelaufen, darunter sogar einige freie Frauen. Boabissia, die mittlerweile aufrecht knien durfte, kämpfte vergeblich gegen die Fesseln an. Sie war hilflos.

»Feiqa wird jetzt tanzen«, sagte ich. »Wenn du willst, wird man dir die Augen verbinden oder dir eine Kapuze über den Kopf ziehen.« Sie starrte mürrisch und wütend zu Boden, schüttelte dann den Kopf. »Solltest du etwas sagen, wirst du geknebelt. Hast du das verstanden?«

»Ja.«

Mein Blick fiel auf ihren Hals. Dort hing eine Lederschnur, an der eine kleine Kupferscheibe befestigt war. »Was ist das?« fragte ich sie. Boabissia antwortete nicht. Ich stieß sie auf den Rücken, beugte mich über sie und hob die Scheibe an, um sie im Feuerlicht besser betrachten zu können. Boabissia wehrte sich nicht. Gefesselt, wie sie war, konnte sie sowieso nichts unternehmen. Die in der Mitte durchstoßene Kupferscheibe war nicht besonders groß, der Durchmesser betrug etwa drei Zentimeter. Eingeprägt waren der Buchstabe ›Tau‹ sowie eine Zahl.

»Was ist das?« fragte ich Genserix und zeigte auf die Kupferscheibe.

»Das wissen wir nicht«, sagte er. »Es war um ihren Hals gebunden, als wir sie vor Jahren in die Decke gehüllt in den Trümmern der Karawane fanden.«

»Du hast dir darüber doch sicherlich deine Gedanken gemacht«, sagte ich zu Boabissia.

Sie sah wortlos weg.

»Es muß der Schlüssel zu deiner Herkunft sein«, sagte ich.

Sie schwieg.

Ich ließ die Kupferscheibe an dem Lederband los. Sie stellte nun ihre ganze Bekleidung dar, von den Fesseln einmal abgesehen.

Feiqa kniete noch immer an Ort und Stelle, auf ihrem Rücken zeichneten sich noch deutlich die Aufmerksamkeiten der freien Frau ab.

»Du darfst jetzt weitertanzen, Feiqa«, sagte ich.

»Ja, Herr.«

Die Männer gaben ihrer Begeisterung Ausdruck und schlugen sich auf die linke Schulter, die goreanische Art des Beifalls. Da Feiqa sich nicht länger vor der freien Frau zu fürchten brauchte, dauerte es nicht lange, bis sie wieder eine lebendige, sinnliche Vorstellung gab, zugleich wunderbar und unterwürfig, begierig und freudig, allein mit der Absicht, ihren Herrn zu erfreuen. Ich war so erregt, daß es schon weh tat. Ich konnte es kaum erwarten, sie zurück ins Lager der Kutscher zu führen. Gelegentlich warf ich Boabissia einen Blick zu. Sie lag zusammengeschnürt auf der Seite und sah Feiqa zu. In ihren Augen funkelte Ehrfurcht und das Begreifen, was eine Frau zustande bringen konnte.

Einige Ahn später – es war fast schon Morgen – kehrte ich ins Lager zurück. Feiqa ging langsam hinter mir her; sie war erschöpft und hatte die winzige Tunika über die linke Schulter geworfen. Kurz vor dem Lager drehte ich mich zu ihr um. »Bevor du dich zurückziehen darfst, kommst du noch unter meine Decke.«

Sie lächelte. »Ja, Herr.«

Dann hatten wir Mincons Wagen erreicht und zogen uns für den Rest der Nacht zurück.

5

»Was willst du?« fragte ich Hurtha.

»Ich komme mit dir«, sagte er. »Ich will die Welt sehen, mein Glück machen.«

»Du hast kein Tharlarion«, bemerkte ich.

»Du auch nicht.«

Ich mußte lächeln. »Das ist wahr.«

»Ich habe ihn im Lager verkauft. Es schien nicht praktisch, ihn mitzunehmen. Hier gibt es nur wenige Reittiere. Außerdem weiß ich nicht, wohin die Reise geht oder was wir tun werden.«

»Vor mir liegt ein schwerer Weg«, sagte ich. »Es könnte gefährlich werden.«

»Großartig.«

Ich sah ihn an.

»Ich langweile mich rasch.«

»Ach so.«

»Du hast doch nichts dagegen, daß ich dich begleite, oder?«

»Nein.«

»Dann ist die Angelegenheit damit erledigt«, verkündete er.

»Aber du darfst dich zu nichts verpflichtet fühlen, du kannst mich jederzeit wieder verlassen«, sagte ich. Ich hatte keine Lust, ihn in Gefahr zu bringen.

»Wenn du darauf bestehst.«

»Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl.«

»Ich nehme deine Bedingung an.«

»Gut.«

»Du bist ein harter Verhandlungspartner.«

»Danke.«

»Die Hälfte von meinem Geld gehört dir«, sagte er. »Nimm es ruhig.«

»Das ist sehr großzügig.«

»Dafür gehört dann die Hälfte deines Geldes mir.«

Ich sah ihn verblüfft an.

»Da wir doch zusammen reisen.«

»Wieviel Geld hast du?«

»Siebzehn Kupfertarsk und zwei Tarskstücke.«