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»Willst du uns begleiten?« fragte Hurtha.

»Ja.«

»Willst du uns als Frau begleiten?«

»Ja. Ich werde … als Frau mit euch kommen.«

Hurtha warf den Dolch mitsamt Scheide fort.

Sie sah ihm nach. Ich nahm sie beim Arm und führte sie zu der Stelle, an der Tula kniete. »Das ist eine freie Frau«, sagte ich zu Tula. »Sie wird uns begleiten.« Tula flüsterte: »Herrin.«

Dann führte ich Boabissia zu Feiqa, der ehemaligen Lady Charlotte von Samnium, einer hochrangigen Lady von adliger Geburt und Erziehung, die aus einer der besten Familien auf der Straße der Münzen stammte. »Herrin«, flüsterte Feiqa.

»Als einer freien Frau stehen dir die Sklavinnen zur Verfügung«, sagte ich Boabissia. »Andererseits, sie gehören nicht dir. Deshalb darfst du ihnen nichts antun, was einen körperlichen Schaden hinterläßt. Es sei denn, sie verweigern dir den Gehorsam.«

»Ich verstehe«, sagte Boabissia.

»Und selbst dann wird erwartet, daß du zuerst die Erlaubnis ihres Herrn einholst.«

»Das verlangt die übliche Höflichkeit«, bestätigte Boabissia. Dann rief sie: »Oh!«

Hurtha hatte sie einfach unter den Achseln gepackt und auf den Kutschbock gehoben.

»Gut«, sagte Mincon. »Wir müssen los.«

Die restlichen Wagen waren bereits mehr als eine Pasang entfernt.

»Die werden wir nie einholen«, sagte Mincon.

»Hoch mit euch!« befahl ich den Sklavinnen.

Tula und Feiqa sprangen auf.

»Darf ich sprechen, Herr?« fragte Feiqa.

»Ja.«

Sie berührte die Ohrringe. Ich sah, daß sie sehr erfreut war, sie zu besitzen. Die Schmuckstücke waren nicht nur schön, sondern bestätigten in goreanischen Augen ihren Status. Feiqas Begeisterung war unübersehbar. »Herr, bekomme ich Sklavenseide?«

Ich lächelte. Nur eine Sklavin würde es wagen, Sklavenseide zu tragen. Der Stoff ist so wunderschön und durchsichtig, daß er eine Frau noch nackter als nackt erscheinen läßt, er kann einen Mann so verrückt vor Leidenschaft machen, daß er sich kaum noch beherrschen kann. »Vielleicht«, sagte ich.

»Danke, Herr«, flüsterte sie glücklich.

Mir entging nicht, wie sich Boabissias Fäuste ballten.

»Stimmt etwas nicht?« fragte ich.

»Mach sie hinter dem Wagen fest, wo sie hingehört.«

»Höre ich ein Bitte?«

»Ja, bitte«, erwiderte Boabissia ärgerlich.

»Also gut.« Ich entschied, Boabissia den Wunsch zu erfüllen, zumindest diesmal. Schließlich war sie eine freie Frau. Vermutlich wollte sie neben sich keine schöne, leichtbekleidete Sklavin sehen.

»Herr?« fragte Feiqa.

»Sei still.«

»Ja, Herr.«

Ich machte sie los und führte sie zur Rückseite des Wagens. Dort waren drei Ringe angebracht; der mittlere Ring, an dem Tula befestigt war, wurde meistens dafür gebraucht, um Vieh anzubinden, während an den anderen beiden Ringen oft weitere Wagen befestigt wurden. Ich band Feiqa rechts an. Sie lächelte. Vermutlich genoß sie es, daß sie Boabissia störte.

»Wir sind soweit!« rief ich.

»Ho!« brüllte Mincon der Zugechse zu. Er schüttelte die Zügel und ließ die Peitsche knallen. Der Wagen fuhr an und rollte auf die Straße des Genesian. Hurtha und ich gingen nebenher. Boabissia saß auf dem Kutschbock und paßte sich den Bewegungen des Wagens an. Tula und Feiqa folgten hinten.

»Die holen wir nie ein«, brummte Mincon. Dann ließ er die Peitsche erneut knallen.

6

»Hurtha, was hast du da?« fragte ich.

»Obst, getrocknetes und frisches, Süßigkeiten, Nüsse, vier Sorten Fleisch, frisches Brot, ausgesuchte Kuchen, einen ausgezeichneten Paga und köstlichen Ka-la-na«, erwiderte er schwerbeladen.

»Wo hast du das alles her?«

»Es war für die Messe der hohen Offiziere bestimmt, ein Stück weiter die Straße entlang.«

»Offenbar sind sie nicht eingetroffen.«

»Keine Angst«, sagte er. »Ich habe alles ehrlich erworben.«

»Du hast es heimlich von Marketendern gekauft«, spekulierte ich.

»Es stimmt schon, die Verhandlungen fanden hinter einem Wagen statt. Andererseits steht es mir nicht zu, die Verkaufspraktiken solcher Burschen zu kritisieren oder wo und wie sie ihre Geschäfte abwickeln.«

»Ich verstehe.« Sollten diese Geschäfte auffliegen, konnte man nur hoffen, daß Strafen wie Foltern und Pfählen allein an den Marketendern und nicht auch an ihren Kunden vollzogen wurden. Und vor allen Dingen nicht an Leuten, die in Gesellschaft der Kunden reisten. Zugegebenermaßen wurden unerbittliche Strafen wie Verstümmelung oder Hinrichtung, die die Aufdeckung derartiger Tätigkeiten technisch gesehen zur Folge hatten, selten tatsächlich vollzogen; gewöhnlich schafften Geschenke oder Bestechungen solche Schwierigkeiten aus der Welt.

»Greif nur zu!« sagte Hurtha und lud seine Erwerbungen neben dem Lagerfeuer ab, wobei er die Hälfte einfach fallen ließ.

»Das hättest du nicht tun sollen«, sagte ich.

»Unsinn«, erwiderte er geringschätzig. Er lächelte dabei, ein deutliches Signal, daß er keine übertriebene Dankbarkeit erwartete – gleichgültig, wie gerechtfertigt auch immer sie sein mochte.

»Das ist ein Mahl für Generäle«, sagte ich.

»Es ist ausgezeichnet.«

»Das ist ein Mahl für Generäle«, wiederholte ich.

»Für die ist noch genug übriggeblieben«, versicherte mir Hurtha.

»Du hättest das nicht tun sollen.«

»Es ist Zeit, daß ich meinen Anteil zu unseren Ausgaben beisteure.«

»Ich verstehe.« Dagegen ließ sich nur schwerlich etwas sagen.

»Das da sind Ta-Trauben, von den Terrassen von Cos, wie man mir versichert hat.«

»Stimmt. Zumindest sind es Ta-Trauben.«

»Cos ist eine Insel.«

»Das habe ich auch schon gehört.« Ich sah mir alles an. »Das alles muß doch schrecklich kostspielig gewesen sein.«

»Stimmt. Aber Geld spielt keine Rolle.«

»Das ist erfreulich.«

»Ich bin ein Alar«, erklärte Hurtha. »Nimm dir einen gefüllten Pilz.«

Ich fragte mich, was gefüllte Pilze auf dem Schwarzmarkt in einem Kriegsgebiet kosteten, das von den organisierten Beutezügen requirierender Soldaten fast in eine Wüste verwandelt worden war. Das heißt, eigentlich dachte ich über den Preis gefüllter Pilze nach, die vermutlich unter großem Risiko von der Tafel cosischer Generäle abgezweigt worden waren.

»Nimm dir zwei«, forderte Hurtha mich auf.

Plötzlich beschleunigte sich mein Pulsschlag erheblich. »Soviel Essen kostet doch mehr als siebzehn Kupferstücke und zwei Tarskstücke.« Das war, wenn ich mich richtig entsann, das Ausmaß der Barschaft, die Hurtha mitgebracht hatte, und wenn nicht genau die Summe, dann zumindest doch in dieser Größenordnung.

»Oh, es war sogar viel teurer«, meinte Hurtha.

»Das dachte ich mir.«

»Nimm dir einen Pilz. Sie sind ganz gut.«

»Was hat das alles gekostet?«

»Weiß ich nicht mehr. Aber die Hälfte des Wechselgeldes gehört dir. Vierzehn Kupfertarsk.«

»Behalt sie.«

»Auch gut.«

»Ich bin ziemlich hungrig, Hurtha«, sagte Boabissia. »Darf ich mir etwas zu essen nehmen?«

»Würdest du darum betteln?«

»Nein.«

»Na gut, dann nicht.« Er reichte ihr den Teller mit den Pilzen. Sie bediente sich – etwas zu großzügig, wie ich fand. »Ah, Mincon, mein Freund«, sagte Hurtha. »Komm, bedien dich!«

Er würde sich bestimmt auch auf die Pilze stürzen. Doch konnte ich ihm eine gewisse Gier nicht übelnehmen, denn er war ein guter Kutscher und ein prächtiger Bursche. Wir waren seit vier Tagen Reisegefährten. An jedem dieser Tage waren wir spät aufgebrochen, jedesmal noch später als am Vortag. Mit Sklavinnen wie Tula und Feiqa unter den Decken fiel es schwer, früh aufzustehen. Als freie Frau mußte Boabissia natürlich auf uns warten, während wir uns mit den Sklavinnen vergnügten. Ich hatte den Eindruck, daß ihr das nicht gefiel. Jedenfalls schien sie manchmal etwas ungeduldig zu sein. Ihre Gereiztheit war für mich ein Hinweis, daß sie ziemlich unter ihren eigenen Bedürfnissen litt.