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»Name«, keuchte Tyrion. »Name

Der Maester blinzelte. »Nun, Ihr seid Tyrion Lennister, Mylord. Der Bruder der Königin. Erinnert Ihr Euch an die Schlacht? Manchmal gibt es bei Kopfwunden …«

»Euer Name.« Seine Kehle war rau, seine Zunge hatte vergessen, wie man Wörter bildet.

»Ich bin Maester Ballabar.«

»Ballabar«, wiederholte Tyrion. »Bringt mir. Spiegel.«

»Mylord«, antwortete der Maester, »ich würde Euch nicht raten … das wäre, äh, nicht weise, wenn Ihr … Eure Wunden …«

»Bringt ihn her«, musste er sagen. Sein Mund war steif und schmerzte, als hätte ihm ein Hieb die Lippe aufgeschlagen. »Und zu trinken. Wein. Keinen Mohn.«

Der Maester erhob sich mit rotem Gesicht und eilte davon. Er kehrte mit einer Karaffe bernsteinfarbenem Wein und einem kleinen Silberspiegel mit goldenem Schmuckrahmen zurück. Nachdem er sich auf die Bettkante gesetzt hatte, goss er einen Becher halb voll Wein und hielt ihn Tyrion an die geschwollenen Lippen. Kühl rann es dem die Kehle hinunter, obwohl er kaum etwas schmecken konnte. »Mehr«, sagte er, als der Becher leer war. Maester Ballabar schenkte erneut ein. Nach dem zweiten Becher fühlte sich Tyrion Lennister stark genug, sein Gesicht zu betrachten.

Er drehte den Spiegel um und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Die Wunde war lang und schief; sie begann knapp unter seinem linken Auge und endete auf der rechten Seite seines Kinns. Drei Viertel seiner Nase fehlten, ebenso wie ein Stück der Lippe. Jemand hatte das aufgerissene Fleisch mit Katzendarm zusammengenäht, und die unbeholfenen Stiche konnte man entlang der roten, halb verheilten Narbe gut erkennen. »Hübsch«, krächzte er und warf den Spiegel zur Seite.

Jetzt erinnerte er sich. Die Brücke aus Schiffen, Ser Mandon Moor, eine Hand, ein Schwert, das auf sein Gesicht zufuhr. Wenn ich den Kopf nicht zurückgezogen hätte, wäre mir von diesem Hieb der halbe Schädel abgeschlagen worden. Jaime hatte immer gesagt, Ser Mandon sei der gefährlichste Mann der Königsgarde, weil seine toten leeren Augen seine Absichten nicht verrieten. Ich hätte keinem von ihnen trauen dürfen. Natürlich hatte er gewusst, dass Ser Meryn und Ser Boros auf der Seite seiner Schwester standen, und später auch Ser Osmund, doch er hatte nicht glauben mögen, dass die anderen auch keine Ehre im Leib hatten. Cersei muss ihn bezahlt haben, damit ich aus der Schlacht nicht lebend zurückkehre. Warum sonst? Ich habe Ser Mandon meines Wissens nach nie ein Leid zugefügt. Tyrion berührte das geschwollene Fleisch mit seinen dicken Stummelfingern. Noch ein Geschenk von meiner lieben Schwester.

Der Maester stand neben ihm, fluchtbereit wie eine Gans. »Mylord, es … vermutlich wird eine Narbe zurückbleiben …«

»Vermutlich?« Er lachte schnaubend und zuckte vor Schmerz zusammen. Mit Sicherheit würde eine Narbe zurückbleiben. Vermutlich würde auch seine Nase in nächster Zeit nicht einfach nachwachsen. Gut, auch vorher war sein Gesicht kein hübscher Anblick gewesen. »Lehrt mich, nicht mit Äxten, zu spielen.« Sein Grinsen spannte die Haut. »Wo, sind wir? An, welchem Ort?« Das Sprechen tat weh, doch Tyrion hatte zu lange geschwiegen.

»Äh, Ihr seid in Maegors Feste, Mylord. In einer Kammer über dem Ballsaal der Königin. Ihre Gnaden wollten Euch in der Nähe wissen, damit sie selbst über Euch wachen kann.«

Ich wette, das hat sie auch getan. »Bringt mich zurück«, befahl Tyrion. »In mein eigenes Bett. In mein eigenes Zimmer.« Wo ich von meinen eigenen Männern umgeben bin und meinen eigenen Maester habe, wenn ich einen finde, dem ich vertrauen kann.

»Euer eigenes … Mylord, das wird wohl kaum möglich sein. Die Hand des Königs hat sich in Euren früheren Gemächern niedergelassen.«

»Ich. Bin. Die Hand. Des Königs.« Das Sprechen erschöpfte ihn, und was er hörte, verwirrte ihn nur.

Maester Ballabar wirkte betrübt. »Nein, Mylord, ich … Ihr wart verwundet, dem Tode nahe. Euer Hoher Vater hat diese Pflichten jetzt übernommen. Lord Tywin, er …«

»Hier?«

»Seit der Nacht der Schlacht. Lord Tywin hat uns alle gerettet. Das gemeine Volk behauptet, es sei König Renlys Geist gewesen, aber weisere Männer kennen die Wahrheit. Es waren Euer Vater und Lord Tyrell, zusammen mit dem Ritter der Blumen und Lord Kleinfinger. Sie sind durch die Asche geritten und dem Usurpator Stannis in den Rücken gefallen. Es war ein großer Sieg, und jetzt hat sich Lord Tywin im Turm der Hand niedergelassen, um Seiner Gnaden zu helfen, die Ordnung im Reich wiederherzustellen, die Götter mögen gepriesen sein.«

»Die Götter mögen gepriesen sein«, wiederholte Tyrion hohl. Sein verdammter Vater und der verdammte Kleinfinger und Renlys Geist? »Ich möchte …« Wen wollte er? Er konnte dem rosigen Ballabar doch nicht sagen, er solle Shae holen. Wen konnte er schicken, dem er vertraute? Varys? Bronn? Ser Jaslyn? »… meinen Knappen«, beendete er den Satz. »Pod. Payn.« Das war Pod auf der Brücke aus Schiffen. Der Junge hat mir das Leben gerettet.

»Den Jungen? Diesen seltsamen Jungen?«

»Den seltsamen Jungen. Podrick. Payn. Geht. Schickt ihn

»Wie Ihr wünscht, Mylord.« Maester Ballabar eilte nickend hinaus. Tyrion spürte, wie ihn während des Wartens die Kräfte verließen. Er fragte sich, wie lange er hier wohl geschlafen hatte. Cersei würde es gern sehen, wenn ich für immer schlafe, doch so entgegenkommend werde ich nicht sein.

Podrick Payn betrat ängstlich wie eine Maus das Zimmer. »Mylord?« Er kam zum Bett geschlichen. Wie kann ein Junge, der in der Schlacht so tapfer war, in einem Krankenzimmer so ängstlich sein?, fragte sich Tyrion. »Ich wollte bei Euch bleiben, aber der Maester hat mich fortgeschickt.«

»Jetzt schick du ihn fort. Hör mir zu. Reden ist schwer. Brauche Traumwein. Traumwein. Nicht Mohnblumensaft. Geh zu Frenken, nicht Ballabar. Sieh zu, wie er ihn mischt. Bring ihn her.« Pod warf verstohlen einen Blick auf Tyrions Gesicht und wandte sich sofort wieder ab. Gut, das kann ich ihm nicht verdenken. »Ich will«, fuhr er fort, »meine eigene. Wache. Bronn. Wo ist Bronn?«

»Er wurde zum Ritter geschlagen.«

Sogar das Stirnrunzeln schmerzte. »Such ihn. Bring ihn her.«

»Wie Ihr befehlt. Mylord. Bronn.«

Tyrion packte den Jungen am Arm. »Ser Mandon?«

Sein Knappe zuckte zusammen. »Ich w-wollte ihn nicht t-t-t-t…«

»Töten? Bist du sicher? Er ist tot?«

Der Junge trat verlegen von einem Bein auf das andere. »Ertrunken.«

»Gut. Erzähl nichts. Niemandem. Von ihm. Von mir. Nichts. Gar nichts.«

Als sein Knappe hinausging, waren Tyrions letzten Kräfte geschwunden. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Vielleicht würde er wieder von Tysha träumen. Wie ihr mein Gesicht wohl jetzt gefallen würde?, dachte er verbittert.

JON

Als Qhorin Halbhand ihm befahl, Holz für ein Feuer zu suchen, wusste er, dass das Ende nahte.

Es wird gut sein, ein wenig Wärme zu spüren, wenn auch nur für kurze Zeit, sagte er zu sich, während er kahle Zweige vom Stamm eines toten Baumes hackte. Geist saß schweigend wie immer auf den Hinterpfoten und beobachtete ihn. Wird er für mich heulen, wenn ich sterbe, so wie Brans Wolf geheult hat, als mein Bruder abgestürzt ist?, fragte sich Jon. Wird auch Struppel im fernen Winterfell heulen oder Grauwind und Nymeria, wo immer sie sein mögen?