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»Ihr bezahlt mich gut für diese Gerüchte, meine gnädigste Königin.«

»Wir bezahlen Euch für die Wahrheit, Lord Varys. Vergesst das nicht, oder dieser Kleine Rat wird sich noch weiter verkleinern. «

Varys kicherte nervös. »Wenn Ihr und Euer nobler Bruder so fortfahrt, wird Seine Gnaden am Ende gar keinen Rat mehr haben.«

»Ich wage die Voraussage, dass das Reich auch mit ein paar Ratsherren weniger überleben würde«, sagte Kleinfinger lächelnd.

»Lieber, lieber Petyr«, erwiderte Varys, »fürchtet Ihr nicht, der nächste Name auf der Liste der Hand könnte der Eure sein?«

»Vor Euch, Varys? Daran glaube ich im Traum nicht.«

»Möglicherweise sind wir eines Tages Brüder auf der Mauer, Ihr und ich.« Varys kicherte erneut.

»Früher, als es Euch lieb wäre, wenn Ihr nicht demnächst etwas Brauchbares von Euch gebt, Eunuch.« Ihrem Blick nach zu urteilen, hätte Cersei Varys am liebsten noch einmal kastriert.

»Könnte es sich um eine List handeln?«, fragte Kleinfinger.

»Falls ja, so ist es eine von unvergleichlicher Schläue«, sagte Varys. »Immerhin bin ich darauf hereingefallen.«

Tyrion hatte genug gehört. »Joff wird schrecklich enttäuscht sein«, wechselte er das Thema. »Er hat eine Zinne für Renlys Kopf frei gehalten. Aber wer immer den Mord begangen hat, wir müssen davon ausgehen, dass Stannis dahinter steckt. Den Gewinn trägt er davon.« Ihm gefiel die Nachricht nicht; er hatte gehofft, die Brüder Baratheon würden sich in der Schlacht gegeneinander selbst schwächen. An seinem Ellbogen pochte die Stelle, an der ihn der Morgenstern getroffen hatte. Das geschah manchmal bei feuchtem Wetter. Er massierte den Arm, doch es half nicht. »Was ist mit Renlys Heer?«

»Der größere Teil seiner Fußtruppen ist bei Bitterbrück zurückgeblieben. « Varys verließ das Kohlenbecken und kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück. »Die meisten Lords, die mit Renly nach Sturmkap geritten sind, haben sich mit ihren Rittern Stannis angeschlossen.«

»Und die Florents als Erste, möchte ich wetten«, sagte Kleinfinger.

Varys schenkte ihm ein gekünsteltes Lächeln. »Die Wette würdet Ihr gewinnen, Mylord. Lord Alester war in der Tat der Erste, der vor Stannis das Knie gebeugt hat. Viele andere sind seinem Beispiel gefolgt.«

»Viele«, hakte Tyrion nach, »aber nicht alle?«

»Nicht alle«, bejahte der Eunuch. »Weder Loras Tyrell noch Randyll Tarly oder Mathis Esch. Und Sturmkap hat sich ebenfalls noch nicht ergeben. Ser Cortnay Fünfrosen hält die Burg in Renlys Namen, weil er nicht an den Tod seines Lehnsherrn glauben will. Er verlangt, die sterblichen Überreste zu sehen, ehe er die Tore öffnet, aber Renlys Leiche ist anscheinend auf unerklärliche Weise verschwunden. Höchstwahrscheinlich ist sie fortgeschafft worden. Ein Fünftel von Renlys Rittern ist mit Ser Loras abgezogen, anstatt das Knie vor Stannis zu beugen. Es heißt, der Ritter der Blumen sei wahnsinnig geworden, als er den Leichnam seines Königs sah, und habe in seinem Zorn drei von Renlys Wachen erschlagen, darunter Emmon Cuy und Robar Rois.«

Leider nur drei, dachte Tyrion.

»Ser Loras ist vermutlich nach Bitterbrück unterwegs«, fuhr Varys fort. »Dort hält sich seine Schwester auf, Renlys Königin, und außerdem eine ganze Menge Soldaten, die plötzlich keinen König mehr haben. Auf welche Seite werden sie sich jetzt stellen? Eine heikle Frage. Viele dienen den Lords, die in Sturmkap geblieben sind und sich Stannis unterworfen haben.«

Tyrion beugte sich vor. »Trotzdem sehe ich dort eine Chance für uns. Wenn wir Loras Tyrell für unsere Sache gewinnen können, würden Lord Maes Tyrell und seine Gefolgsleute sich uns ebenfalls anschließen. Vielleicht haben sie zunächst Stannis die Treue geschworen, doch sie werden ihn vermutlich kaum lieben, sonst wären sie von vornherein bei ihm gewesen.«

»Ist ihre Liebe für uns größer?«, fragte Cersei.

»Kaum«, antwortete Tyrion. »Renly haben sie geliebt, aber Renly ist tot. Möglicherweise können wir ihnen gute und überzeugende Gründe geben, Joffrey Stannis vorzuziehen … wenn wir rasch handeln.«

»Was für Gründe wollt Ihr ihnen geben?«

»Goldene Gründe«, schlug Kleinfinger sofort vor.

Varys schnalzte nur mit der Zunge. »Süßer Petyr, gewiss glaubt Ihr nicht im Ernst, dass sich diese mächtigen Lords und edlen Ritter kaufen lassen wie Hühner auf dem Markt?«

»Wart Ihr in jüngster Zeit einmal auf dem Markt, Lord Varys?«, fragte Kleinfinger. »Einen Lord zu kaufen, ist zur Zeit einfacher, als ein Huhn, würde ich sagen. Natürlich glucken die Lords lauter, und sie nehmen es einem äußerst übel, wenn man ihnen Münzen anbietet wie ein Händler, doch selten nur lehnen sie ein Geschenk ab … Ehrentitel, Ländereien, Burgen …«

»Bestechungsgelder könnten ein paar der niedrigeren Lords überzeugen«, meinte Tyrion, »aber niemals Rosengarten. «

»Das stimmt«, räumte Kleinfinger ein. »Der Ritter der Blumen ist der Schlüssel. Maes Tyrell hat zwei ältere Söhne, aber Loras war stets sein Liebling. Wenn wir ihn gewinnen, gehört Rosengarten uns.«

Ja, dachte Tyrion. »Mir scheint, wir sollten bei dem verstorbenen Lord Renly in die Lehre gehen. Das Bündnis mit Tyrell können wir genauso besiegeln wie er. Mit einer Heirat.«

Varys begriff zuerst. »Ihr wollt König Joffrey mit Margaery Tyrell vermählen.«

»Genau.« Renlys junge Königin war etwa fünfzehn oder sechzehn, glaubte er sich zu erinnern … älter zwar als Joffrey, aber diese wenigen Jahre bedeuteten nichts.

»Joffrey ist mit Sansa Stark verlobt«, wandte Cersei ein.

»Heiratsverträge kann man brechen. Welchen Vorteil bringt es uns, den König mit der Tochter eines toten Hochverräters zu verheiraten?«

Kleinfinger ergriff das Wort. »Ihr könntet Seiner Gnaden sagen, die Tyrells seien wesentlich wohlhabender als die Starks, und Margaery sei von überaus großem Liebreiz … und zudem bereits in einem Alter, in dem sie ihm im Bett Gesellschaft leisten kann.«

»Ja«, sagte Tyrion, »das dürfte Joff gefallen.«

»Mein Sohn ist zu jung, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen.«

»Meinst du?«, fragte Tyrion. »Er ist dreizehn, Cersei. In dem Alter habe ich geheiratet.«

»Mit dieser erbärmlichen Geschichte hast du uns allen Schande bereitet. Joffrey ist aus feinerem Garn gewirkt.«

»So fein, dass er Ser Boros befohlen hat, Sansa das Kleid vom Leibe zu reißen.«

»Er war wütend auf das Mädchen.«

»Gestern Abend war er auch wütend auf den Küchenjungen, der die Suppe verschüttet hat, aber deshalb hat er ihn sich nicht gleich ausziehen lassen.«

»Bei dieser Angelegenheit ging es nicht um vergossene Suppe …«

Nein, es ging um zwei hübsche Titten. Nach dem Zwischenfall auf dem Hof hatte er mit Varys besprochen, wie man Joffrey zu Chataya bringen könnte. Ein wenig Honig könnte den Jungen besänftigen, hoffte er. Er wäre vielleicht sogar dankbar, die Götter mögen ihn bewahren, und Tyrion könnte ein wenig mehr Dankbarkeit von seinem Herrscher gut gebrauchen. Alles müsste natürlich geheim vonstatten gehen. Das Schwierigste wäre, ihn vom Bluthund fortzubekommen. »Der Hund ist niemals weit von seinem Herrn entfernt«, hatte er gegenüber Varys bemerkt, »aber alle Menschen schlafen. Und manche treiben Glücksspiele und huren und besuchen Weinschänken.«

»Der Bluthund tut das alles auch, wenn Ihr darauf hinauswollt. «

»Nein«, hatte Tyrion erwidert, »ich will auf Folgendes hinaus: wann

Varys hatte einen Finger an die Wange gelegt und rätselhaft gelächelt. »Mylord, ein misstrauischer Mann würde denken, Ihr sucht einen Zeitpunkt, an dem Sandor Clegane nicht über den König wacht, um dem Jungen ein Leid zufügen zu können.«

»Sicherlich kennt Ihr mich besser, Lord Varys«, entgegnete Tyrion. »Was denn, ich möchte doch nur, dass mein Neffe Joffrey mich liebt.«

Der Eunuch hatte versprochen, sich um diese Angelegenheit zu kümmern. Die Belange des Krieges gingen jedoch vor; Joffreys Einweihung in die Geheimnisse der Männlichkeit musste warten. »Ohne Zweifel kennst du deinen Sohn besser als ich«, zwang er sich, zu Cersei zu sagen, »aber trotzdem gibt es vieles, was für eine Verbindung mit den Tyrells spricht. Vielleicht ist dies die einzige Möglichkeit, dass Joffrey lange genug überlebt, um seine Hochzeitsnacht überhaupt feiern zu können.«