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Er ging mühsam an Louises Hand.

Ich war schon an der Pumpe, als sie hingefahren kamen. Mutter half Leroy aus dem Auto. Sie rieb seinen Schniepel ab, machte das Handtuch wieder nass, wischte ganz schnell den Sand weg.

Im Nu waren wir wieder im Auto, Louise fand eine Tankstelle, wo draußen ein Eisbereiter stand. Sie kaufte einen Beutel Eis, legte ihn in ihren Eimer und rannte wieder zum Auto.

«Nickel, hol ein kleines Handtuch aus dem Kofferraum.»

Ich holte es, die Schwestern legten ihm ein Handtuch unter, wickelten dann

Eiswürfel in das andere Tuch, das ich ihnen brachte.

«Du musst es auf dich draufhalten, auch wenn es nach einer Weile vor Kälte pumpert», sagte Louise in strengem Ton. «Wenn das Eis geschmolzen ist, tut Ni­ckel neues ins Handtuch. Mach, was ich dir sage, dann ist bald alles wieder gut.» Er nickte. Mutter reichte ihm das Handtuch. «Halt es genau da drauf, wo der Krebs dich gepackt hat.»

Als wir losfuhren, sah Mutter auf die Uhr. «Wir sind nicht mehr rechtzeitig zurück, um ihn noch zum Arzt zu bringen.»

«Ich hoffe, er braucht keinen, aber wenn's schlimm aussieht, werde ich Doktor Ferguson bitten vorbeizukommen. Bei so was darf man kein Risiko eingehen.» «Die Scheren sind scharf. Der verflixte kleine Krebs hätte glatt einen Hoden abzwicken können, wenn er richtig zugepackt hätte», stellte Mutter lakonisch fest.

«Tatsächlich?» Die schauerliche Vorstellung reizte mich.

«Geht's einigermaßen, Leroy?» Mutter schenkte meiner Bemerkung keine

Beachtung. «Tut weh.»

«Es wird noch eine Weile wehtun.» Mutter wandte sich an Louise. «Wir könnten ihm ein halbes Aspirin geben.»

«H-m-m, jetzt noch nicht. Ich geb Kindern so 'n Zeug nicht gerne.» «Wir könnten ihm ein Kinder-Aspirin geben.»

«Dann müsste ich ganz bis Leonardtown fahren, das würde uns eine Stunde kosten.» Louises Hände fassten das Steuerrad schräg links oben und rechts unten. «Es ist jetzt wichtiger, dass wir nach Hause kommen.» Mutter sprach die Zauberworte: «Du hast recht.» Kurz darauf sagte sie leise, aber ich strengte mich an, um es mitzukriegen: «Ich glaube, Adern sind keine verletzt. Es blutet ein bisschen, aber ich glaube nicht, dass sie eine Ader erwischt hat. Dann würde es stärker bluten.» «Wollen wir's hoffen.»

«Nach einer Verletzung werden sie krumm.»

«Ich weiß. Marie sagt, als Bill sich das Becken gebrochen hatte, ist sein gutes Stück nicht mehr gerade geworden. Wie kommt das? Warum hat ein Becken­bruch Folgen für sein gutes Stück?» Louise erinnerte sich an ein Gespräch mit einer Freundin.

Mutter sah aus dem Fenster hinüber zu einer schönen, kleinen weißen Kirche in der Ferne. «Ich weiß nicht. Wir meinen, die Männer sind unkompliziert, zumindest, was ihr gutes Stück betrifft, aber ich bin mir da nicht so sicher. Anscheinend gibt's da eine Menge Probleme in diesem Bereich. Bill ist nicht der Einzige. Weißt du noch, wie Tommy Lavery weggesackt ist, und dann ist er zu sich gekommen und musste kotzen? Wir dachten, es war Blinddarmentzündung, dabei hatte sich eine Röhre an seinen Hoden verdreht, aber die Schmerzen hatte er im ganzen Unterleib.» Mutter schüttelte den Kopf. «Muss einfach schrecklich gewesen sein.»

Ich tat, als hörte ich nicht zu. Das Eis war geschmolzen, ich wrang das Handtuch im Eiseimer aus, nahm neue Würfel, wickelte sie ein und gab Leroy das Handtuch.

«Meistens sieht man ja, wenn da unten was nicht stimmt», erwiderte Louise. «Aber manchmal sieht man's eben nicht, 'türlich, wenn wir Frauenprobleme haben, sieht man auch nichts.»

«Wir beide haben auf diesem Gebiet großes Glück gehabt, du und ich.» Sie wechselte das Thema. «Weißt du noch, wie wir Teenager waren, und alles passierte auf einmal? Wie du mit einem anderen Körper aufgewacht bist? Urplötzlich waren Brüste da.»

Louise lächelte. «Gott, ich möchte das nicht noch mal durchmachen müssen, nicht um alles in der Welt.»

«Aber hast du je daran gedacht, wie es bei den Jungs ist? Keine Kontrolle. Ihr gutes Stück steht zu den unmöglichsten Momenten. So was Peinliches.» «Aber wir haben uns alle köstlich darüber amüsiert, hab ich recht?» «Ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob sie es jemals voll unter Kontrolle haben. Ab einem bestimmten Alter funktioniert's nicht mehr richtig, oder es steht ihnen und erschlafft dann auf dir drauf.»

Louise hob eine Augenbraue. «Hat Chessy», das war Dads Name, «Probleme?»

«Nein. Aber man hört schon mal von so was.»

«Oh.»

Sie verfielen in ein Gespräch über ihre Freundinnen und deren Ehemänner. Ich schaltete ab. Leroy war eingeschlafen.

Die Stille auf dem Rücksitz schreckte Mutter auf. Sie drehte sich um. «Er schläft.»

«Das sehe ich.» Sie erhob sich halb, kniete sich auf den Sitz und lehnte sich zu uns. «Halt das Eis noch eine Weile auf ihn. Wenn alles geschmolzen ist, kannst du es wegnehmen. Das müsste helfen.» «Ich fass ihn nicht an.» «Nickel.»

Allein die Art, wie sie meinen Namen sagte, ließ mich das Gesicht verziehen. Ich langte hinüber, weil seine Hand weggerutscht war, legte das kleine Handtuch wieder an Ort und Stelle und hielt es dort eine Weile, während ich auf eine furchtbare zukünftige Rache sann.

Das Eis schien im Schneckentempo zu schmelzen. Mein linker Arm war ermattet

vom Gestreckthalten, und die ganze Prozedur war mir verhasst. Von Zeit zu Zeit

drehte Mutter sich um.

«Es ist fast geschmolzen», log ich.

«Warte, bis es ganz weg ist.»

Ich muss wohl etwas fester als nötig gedrückt haben, denn Leroy wachte

wimmernd auf. Ich zog meine Hand zurück, als hätte ich sie verbrannt.

«He.» Er war genauso erschrocken wie ich.

«Mutter hat gesagt, ich muss das machen», erklärte ich schnell.

Mutter drehte sich herum. «Jawohl. Leroy», es folgte eine lange Pause, «wir

wollen sichergehen, dass dir nichts fehlt. Dass alles in Ordnung ist. Du wirst es

uns danken, wenn du verheiratet bist.»

«Ich heirate nie.» Er legte seine Hand auf das Handtuch.

«Ich auch nicht.» Ich verschränkte die Arme. «Tut es noch weh?», fragte Louise,

ohne den Blick von der Straße zu nehmen. «Es ist kalt.»

«Pumpert es?», hakte Louise nach. «Weiß nicht.»

«Wie kannst du das nicht wissen?» Ich kicherte.

«Weil ich nichts fühlen kann. Es ist zu kalt. Die Kälte tut weh.»

«Dann tu das Handtuch für eine Weile weg, und wenn es anschwillt oder richtig

zu pumpern anfängt, legst du das Eis wieder drauf.» Zu mir sagte Mutter: «Pass

auf, dass er's tut, Nick.»

«Mom, ich will nicht...» Ich sprach nicht zu Ende.

«Ich mach's schon. Ich schlaf nicht ein.» Er beugte sich zu mir und flüsterte: «Wenn du meinen Pimmel anfasst, bist du tot.»

«Vorher mach ich dich tot. Ich will den blöden Wurm nicht anfassen, und außerdem war da ein Handtuch drauf. Ich hab dich nicht richtig angefasst, Leroy.»

«Das sagst du.»

Ich wollte ihm schon eine knallen, als mir einfiel, dass er irgendwie behindert war, deshalb verschränkte ich die Arme wieder und sah aus dem Fenster. «Hört mal, ihr zwei, wir haben eine lange Fahrt vor uns. Ich will keinen Mucks mehr hören.» Louise schüttelte den Kopf wie immer, wenn sie sich über uns ärgerte.

Endlich war das Eis geschmolzen, Leroy nahm das Handtuch weg und sah an sich

herunter. Er legte das Handtuch in den Eimer und bedeckte sich mit den Händen.

Mutter beobachtete die Bewegung. «Und?» «Geht schon wieder.»

«Ist es geschwollen?», setzte sie die Befragung fort. «Nein.»

«Leroy, wie sieht es aus?» Louise war mit ihrer Geduld am Ende.

«Ist ein bisschen geritzt, aber nicht geschwollen.» «Ist es verfärbt?», wollte

Louise wissen. «Ah.» Er wurde verlegen.

«Wheezie, er hatte das Eis drauf, drum ist es vielleicht ein bisschen blau.» Die Antwort, die Mutter ihrer Schwester gegeben hatte, veranlasste Leroy, auf seinen Schniepel zu gucken. «Farbe kommt wieder.»