Aber jetzt war es Richard, der Oba um seine rechtmäßige Stellung betrog, jene Stellung, in der sein Vater ihn gern gesehen hätte. Schließlich hatten Oba und Darken Rahl gewisse Qualitäten gemein, von denen Oba überzeugt war, daß sein Bruder sie nicht besaß.
Ein prüfender Blick ergab, daß auch der alte Ehemann der Sumpfhexe noch atmete. Oba nahm die unweit des Mannes liegende Geldbörse wieder an sich und schüttelte sie unmittelbar vor den blicklos starrenden Augen des Mannes, aber auch er zeigte keinerlei Reaktion. Jetzt, da die Stimme mit ihm fertig war, band Oba sich die Börse wieder um seinen Knöchel.
Oba war nicht gerade begeistert, daß sich die Stimme für diese Tricks seines Geldes bediente, aber nach allem, was die Stimme für ihn getan hatte – sie hatte ihn unbesiegbar gemacht und wer weiß, was noch –, konnte er ihr eine gelegentliche Gefälligkeit vermutlich schlecht verwehren. Es durfte nur nicht zur Gewohnheit werden.
Die Frau, die sie begleitete, hatte einen einzelnen, langen Zopf, der neben ihr auf dem grasigen Boden lag, und trug einen dieser merkwürdigen, mit einem Kettchen befestigten Stäbe an ihrem Handgelenk. Ihm dämmerte, daß sie eine Mord-Sith sein mußte. Er knetete ihre Brüste. Sie reagierte nicht. Grinsend nahm er sich die Zeit und wiederholte es. Wo sie gerade so willig war, überlegte er, was er sonst noch alles mit ihr anstellen könnte. Die Vorstellung hatte etwas erstaunlich Erregendes.
In diesem Moment wurde ihm bewußt, daß noch eine weitere Person zur Verfügung stand, die sogar noch besser wäre als eine Mord-Sith. Er schielte zu ihr hinüber. Die Frau seines Bruders, die Frau, die von allen Mutter Konfessor genannt wurde, lag ganz in der Nähe, er brauchte nur zuzugreifen. Was wäre gerechter, als sie sich zu nehmen?
Oba krabbelte zu ihr hinüber; als er sah, wie wunderschön sie war, erlosch sein Grinsen und wich einer ehrfürchtigen Scheu. Sie lag auf dem Rücken, einen Arm zur Seite geworfen, die Finger leicht geöffnet, so als wollte sie jemandem den Weg nach Süden weisen. Ihr anderer Arm lag ganz locker auf ihrem Bauch. Auch ihre Augen starrten ins Leere.
Oba streckte behutsam eine Hand aus und strich ihr mit dem Finger über die Wange; sie war zart wie das seidenweiche Blütenblatt einer Rose. Er strich ihr eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, um ihre Züge besser betrachten zu können. Ihre Lippen waren leicht geöffnet.
Oba beugte sich über sie, brachte seine Lippen ganz dicht über ihren Mund und schob seine Hand an ihrem Körper hinauf. Seine Hand glitt über die Wölbung ihrer Brust. Er streichelte sie sacht mit seiner großen Hand, nur um ihr zu zeigen, daß er auch zärtlich sein konnte. Dann wechselte er die Seite und knetete ihre andere Brust, aber noch immer weigerte sie sich ihm zu zeigen, wie sehr sie seine zarten, unwiderstehlichen Berührungen erregten.
Oba blies in ihren leicht geöffneten Mund. Sie zeigte keinerlei Reaktion. Vermutlich trieb sie ihr Spiel mit ihm, foppte ihn. Dieses arrogante Weibsstück.
Diesmal würde sie nirgendwohin gehen; weglaufen konnte sie nicht. Offenbar hatte ihm die Stimme eine Gabe mitgegeben. Oba warf den Kopf in den Nacken und lachte den Himmel an. Unter den wachsamen Blicken der Hunde weit hinter ihm im dunklen Schatten heulte Oba vor lauter Verzückung die Sterne an.
Grinsend beugte sich Oba wieder über die Gemahlin des Lord Rahl und sah ihr fest in die Augen. Wahrscheinlich war sie ihres Gemahls, dieses Lord Rahl, längst überdrüssig und bereit für ein kleines, verwegenes Techtelmechtel. Je länger Oba darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß diese Frau eigentlich ihm gehörte. Sie gehörte dem Lord Rahl. Eigentlich müßte Oba sie von Rechts wegen zu seiner Gemahlin machen, wenn er der neue Lord Rahl wurde.
Und das würde er werden; die Stimme hatte ihm versprochen, daß dies durchaus im Bereich seiner Möglichkeiten lag.
Oba betrachtete ihre feinen Gesichtszüge, die Rundungen ihres Körpers. Er begehrte diese Frau. Viel zu beschäftigt, der Stimme Gefälligkeiten zu erweisen, war er schon seit geraumer Zeit nicht mehr dazu gekommen, sich eine Frau zu nehmen. Die Stimme hatte ihn unablässig in halsbrecherischem Tempo vorangetrieben. Er ließ seine Hand sacht über den Körper der Mutter Konfessor hinwegwandern, während er sich in Gedanken die ungeheure Befriedigung ausmalte, die ihn erwartete.
Nur gefiel ihm nicht so recht, daß die anderen ihm dabei zuschauten. Sie wollten einfach nicht die Augen schließen, um ihm und der Dame ein wenig Privatheit zu gönnen. Arrogante Wichtigtuer, alle miteinander. Oba grinste. Vielleicht wäre es sogar ziemlich erregend, wenn er ihren Gemahl ihrem neuen Herrn und Meister zuschauen ließe? Das Grinsen erlosch. Was ging es diesen Richard überhaupt an, wenn es sie nach einem neuen Mann – einem besseren Mann – gelüstete?
Oba beugte sich über seinen Bruder und schloß dessen Lider. Das Gleiche wiederholte er bei dem alten Mann. Dann hielt er inne und beschloß, die zweite Frau zusehen zu lassen. Sicherlich war ein solch erregendes Erlebnis nur eine kleine Aufmerksamkeit, aber attraktiven Frauen gegenüber war Oba sich für solche Aufmerksamkeiten nie zu schade.
Bebend vor Vorfreude und absolut gewiß, ihr den ersehnten Schauder verschaffen zu können, beugte sich Oba vor, um der Mutter Konfessor die Kleider vom Körper zu reißen. Seine Finger hatten sie noch nicht berührt, als ein gewaltiger violetter Lichtblitz ihn zurückschleuderte. Verwirrt richtete Oba sich wieder auf und preßte sich die Hände auf die Ohren, denn die Stimme war im Begriff, seinen Verstand mit unfaßbaren Qualen zu zermalmen. Die Schmerzen ließen erst nach, als Oba sich im Krebsgang von der Mutter Konfessor entfernte. Nach dem kurzen Anfall sackte er vor Erschöpfung keuchend in sich zusammen. Es betrübte ihn zutiefst, daß die Stimme ihn so hart bestrafte, er fand es deprimierend, daß die Stimme so grausam sein konnte, ihm eine so simple Freude zu verwehren, noch dazu, nachdem er so viel Gutes getan hatte.
Schließlich schlug die Stimme einen anderen Ton an, becircte ihn und erzählte ihm ganz leise von der wichtigen Aufgabe, die sie für ihn bereit hielt – von wichtigen Arbeiten, die auszuführen allein Oba die nötige Qualifikation besaß. Er lauschte trübsinnig.
Oba war wichtig, sonst würde ihm die Stimme nicht vertrauen. Wer außer Oba wäre im Stande, die Dinge zu vollbringen, die die Stimme von ihm verlangte? Auf wen sonst konnte die Stimme zählen, die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken?
Die Stimme machte ihm in der Stille dieser friedlichen Nacht unmißverständlich klar, was sie von ihm erwartete. Wenn er tat, wie ihm befohlen, würde der entsprechende Lohn nicht ausbleiben. Grinsend vernahm Oba die Versprechungen. Zuerst mußte er die Gefälligkeit erweisen, dann gehörte die Mutter Konfessor ihm. Das war nicht übermäßig schwierig. Und wenn sie erst einmal ihm gehörte, konnte er – mit dem Segen der Stimme – mit ihr machen, was immer ihm beliebte, ohne daß sich jemand einmischte. Bilder kamen ihm in den Sinn, dazu die Gerüche, die Stimmung, ihre lustvollen Schreie – die Aussicht auf diese Wonnen hätte ihn beinahe um den Verstand gebracht. Für eine Begegnung, wie diese es zu werden versprach, war Oba bereit, einen gewissen Aufschub in Kauf zu nehmen.
Er sah hinüber zu der Mord-Sith. Bis dahin konnte er sich ein wenig mit ihr die Zeit vertreiben. Ein Mann wie er, ein Mann der Tat, von überragendem Geist, der große Verantwortung zu tragen hatte, brauchte gelegentlich etwas Entspannung. Für einen Mann von Obas Bedeutung waren solche Zerstreuungen ein notwendiges Ventil.
Er beugte sich über die Mord-Sith und blickte grinsend in ihre offenen Augen. Ihr würde die Ehre zuteil werden, ihn als Erste zu bekommen. Die Mutter Konfessor würde eben warten müssen, bis sie an der Reihe war. Er streckte die Hand aus, um ihr die Kleider vom Leib zu streifen.