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Durch ihn.

Mit ihm angefangen.

Und diese Tatsache gab ihm die einzige Wahl, die ihm blieb, jene, die zu treffen Quickening von ihm gewollt hatte – die Wahl, wer er sein würde. Wenn es stimmte, daß Paranor wiederhergestellt werden konnte und er der erste Druide sein mußte, der die Festung übernahm, dann mußte er dafür sorgen, daß er sich in dem Prozeß nicht selbst verlor. Er mußte dafür sorgen, daß Walker Boh überlebte – sein Herz, seine Ideen, seine Überzeugungen, seine Zweifel – alles, was er war und glaubte. Er mußte alles tun, nicht genau zu dem zu werden, dem zu entrinnen er so hart gekämpft hatte. Mit anderen Worten, er durfte nicht ein Allanon werden. Er durfte nicht wie die Druiden der alten Zeit werden – Manipulatoren, Ausbeuter, finstere, heimlichtuerische Verschwörer und Verschleierer von Wahrheiten. Wenn die Druiden zurückkommen mußten, um die Rassen zu erhalten, um ihr Überleben gegen die finsteren Mächte der Welt, Schattenwesen oder was immer, zu gewährleisten, dann mußte er sie zu dem machen, was sie sein sollten – eine bessere Sorte von Menschen, Lehrer und Verteiler der Macht der Magie.

Diese Wahl konnte er noch immer treffen – eine Wahl, die er treffen mußte, wenn er seinen gesunden Verstand bewahren wollte.

Sie brauchten fast zwei Wochen bis Rampling Steep, wählten die längeren, aber sichereren Wege, vermieden alle Risiken, verkrochen sich, wenn es dunkel wurde, und zogen weiter, wenn es wieder hell war. Sie erreichten die Gebirgsstadt gegen Mittag. Der Himmel war von grauen Wolkenschleiern überdeckt, die ein Sommerregen zurückgelassen hatte und die an hastig zerzupfte Baumwollflocken denken ließen. Es war ein warmer, feuchter Tag, und die Häuser der Stadt glänzten wie nasse, fette Kröten, die zwischen den Steinen hockten. Die drei Reisenden näherten sich der Stadt wie Fremde, sahen sie mit neuen Augen, die erste Stadt seit Eldwist. Gleichzeitig verlangsamten sie alle drei ihre Schritte, als sie die Hauptstraße erreichten, die zwischen den Tavernen, Scheunen und Läden entlangführte. Sie blieben stehen und schauten noch einmal auf die Berge zurück, von denen sie gekommen waren, und beobachteten für ein Weilchen, wie das Wasser des Gewitterregens in Sturzbächen von den Felsen plätscherte, und lauschten auf das ferne Rauschen.

»Zeit zum Abschied«, verkündete Horner Dees unvermittelt und streckte Morgan seine Hand hin.

Morgan riß die Augen auf. Kein Wort war bisher darüber gefallen, daß er sich von ihnen trennen würde. »Du kommst nicht mit?«

Der alte Fährtensucher schnaubte. »Ich bin froh, daß ich noch lebe, Hochländer. Jetzt willst du, daß ich mit nach Süden gehe? Wie weit erwartest du, daß ich die Dinge treiben soll?«

»Ich meine nicht …«, stammelte Morgan.

»Die Sache ist«, unterbrach ihn der andere mit einer kurzen Bewegung seiner großen Hand, »ich hätte gar nicht mitgehen sollen. Es war das Mädchen, das mich überredet hat. Konnte es ihr nicht abschlagen. Und vielleicht war es auch das Gefühl, daß ich was zurückgelassen hatte, als ich vor zehn Jahren vor dem Steinkönig und seinen Monstern davongerannt bin. Ich mußte noch mal hingehen und es wiederfinden. Und da bin ich nun. Der einzige Mensch, der Eldwist und Uhl Belk zweimal entkommen ist. Mir scheint, das ist genug für einen alten Mann.«

»Du wärest herzlich willkommen, wenn du mit uns gehen wolltest, Horner Dees«, versicherte ihm an Morgans Statt Walker Boh. »Du bist weniger alt, als du behauptest, und doppelt so fähig. Der Hochländer und seine Freunde könnten deine Erfahrungen brauchen.«

»Ja, Horner«, stimmte Morgan eilig zu. »Wie ist das mit den Schattenwesen? Wir brauchen deine Hilfe, um gegen sie zu kämpfen. Komm doch mit.«

Aber der alte Fährtensucher schüttelte starrsinnig seinen Bärenkopf. »Ich werde dich vermissen, Hochländer. Ich verdanke dir mein Leben. Ich schaue dich an und sehe den Sohn, den ich unter anderen Umständen vielleicht hätte haben können. Na, ist das nicht ein Geständnis? Aber ich habe in meinem Leben genug Aufregung gehabt, und ich bin nicht scharf auf mehr. Ich sehne mich nach der Ruhe und der Dunkelheit der Bierhäuser. Ich brauche die Annehmlichkeiten meines eigenen Heims.« Er streckte wieder die Hand aus. »Aber wer sagt denn, daß sich das nicht wieder ändern kann? Also, ein andermal vielleicht.«

Morgan ergriff die Hand. »Jederzeit, Horner.« Dann ließ er die Hand los und umarmte den alten Mann. Horner Dees drückte ihn an sich.

Danach ging die Reise schnell, die Zeit verstrich fast magisch, die Tage und Nächte verflossen wie Quecksilber. Walker und Morgan gelangten aus den Charnalbergen in das Vorgebirge im Süden und folgten ihnen dann westwärts zum Rabb. Sie überquerten den Nordarm des Flusses und gelangten in das offene Grasland, das sich bis zu den fernen Gipfeln der Drachenzähne erstreckte. Die Tage waren lang und heiß, die Sonne brannte aus einem wolkenlosen Himmel, kaum hatten sie das unbeständige Wetter des Gebirges hinter sich gelassen. Die Sonne ging früh auf und ging spät unter. Selbst die Nächte waren warm und hell. Die beiden begegneten nur wenigen Reisenden und keiner einzigen Föderationspatrouille. Das Land war zunehmend von der Schattenwesenkrankheit befallen, dunkle Flecken, die die Verbreitung der Krankheit andeuteten, aber es gab keine Zeichen der Überträger.

Am Ende der Woche erreichten der Dunkle Onkel und der Hochländer den südlichen Zugang zum Jannissonpaß. Es war schon fast Mittag, und der Paß erstreckte sich vor ihnen durch die Verbindung der felsigen Drachenzähne mit dem Charnalgebirge, ein breiter, leerer Korridor, der nordwärts nach Streleheim führte. Hier hatte Padishar Creel gehofft, die Truppen der Südlandbewegung, des Zwergenwiderstandes und der Trolle von Axhind und seines Kelctischen Vogels Rock zu vereinigen, um die Armeen der Föderation zu bekämpfen und zu besiegen. Der Wind wehte sanft über die Ebene und über den Paß; sonst regte sich nichts.

Morgan schaute sich trübsinnig und resigniert um. Walker stand schweigend eine Weile neben ihm, dann legte er ihm die Hand auf die Schulter. »Wohin nun, Hochländer?« fragte er leise.

Morgan zuckte mit den Schultern und lächelte tapfer. »Nach Süden, denke ich, nach Varfleet. Ich werde versuchen, Kontakt mit Padishar aufzunehmen. Ich hoffe, daß er Par und Coll gefunden hat. Wenn das nicht der Fall ist, werde ich selber nach den Talbewohnern suchen gehen.« Er hielt inne und musterte das harte, bleiche Gesicht des anderen. »Ich kann mir denken, wo du hingehen wirst.«

Walker nickte. »Paranor suchen.«

Morgan holte tief Luft. »Ich weiß, daß du genau das nicht tun wolltest, Walker.«

»Allerdings.«

»Ich kann mitgehen, wenn du willst.«

»Nein, Hochländer, du hast genug für andere getan. Es ist Zeit, daß du etwas für dich selbst tust.«

Morgan nickte. »Nun, ich habe keine Angst, falls du das denkst. Ich habe die Magie des Schwertes von Leah wieder. Ich könnte etwas nützen.«

Walkers Finger drückten Morgans Schulter kräftig und ließen dann los. »Ich glaube nicht, daß irgendwer mir helfen kann, wo ich hingehe. Ich glaube, ich werde mir selbst helfen müssen, so gut ich kann. Der Elfenstein wird vermutlich mein bester Schutz sein.« Er seufzte. »Seltsam, wie die Dinge sich entwickeln. Ohne Quickening würde keiner von uns tun, was er tut, oder sein, was er ist, nicht wahr? Sie hat uns beiden ein neues Ziel, ein neues Gesicht und vielleicht sogar neue Kraft gegeben. Vergiß nicht, was sie für dich aufgegeben hat, Morgan. Sie liebte dich. Und ich glaube, daß sie dich – in welcher Weise auch immer sie kann – immer lieben wird.«