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›Du hattest das Recht, weil ich es dir gab, und ich hatte das Recht, weil die Menschheit mich gebaut hat, um die gesamte Spezies zu schützen, und der Tod dieses Mannes war für die Erhaltung der Menschheit auf dieser Welt notwendige Ja, ich weiß, das sagst du mir immer wieder.

›Und immer wieder weist du die Wahrheit zurück und bestehst darauf, dich der bedeutungslosen Qual der Schuld hinzugeben.‹

Ich habe dem Leben eines hilflosen Betrunkenen ein Ende gemacht. In dieser Tat war kein Ruhm. Kein Anstand. Keine Klugheit. Als ich dies tat, war ich kein guter Mensch.

›Du warst meine Hände, Nafai. Du hast für mich getan, was ich tun mußte.‹

Es waren meine Hände, Überseele. Ich hätte nein sagen können. Wie ich jetzt nein sage, wenn du andeutest, daß ich Elemak und Mebbekew töten soll. Ich werde für dich keine weiteren Menschenleben mehr nehmen.

›Ich werde daran denken, wenn ich Pläne für die Zukunft mache. Aber du kannst die Führerschaft begründen. Du mußt es. Dein Vater ist zu alt und müde und verläßt sich zu sehr auf Elemak. Er wird deinem Bruder zu oft nachgeben, sich ihm immer wieder unterwerfen, bis er schließlich keinen Willen mehr hat.‹

Und es wäre besser, wenn er sich mir unterwirft?

›Du wirst ihn nicht zur Unterwerfung zwingen. Du wirst immer durch ihn führen und großen Respekt vor ihm haben. Wenn du führst, wird dein Vater ein stolzer und mächtiger Mann bleiben. Ich habe dir dies gesagt. Und jetzt richte dich auf und nimm deinen Platz ein.‹

Noch nicht. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Elemak herauszufordern. Wir brauchen ihn. Er muß uns durch die Wüste führen.

›Und ich sage dir, er hat keine solche Skrupel. Obwohl er in diesem Augenblick mit Eiadh schläft, stellt er sich gerade vor, wie er dich gefesselt in der Wüste zurückläßt. Und dann wirst du schnell feststellen, Nafai, daß ich zwar Banditen beeinflussen kann, aber keine Tiere und Raubvögel oder Insekten, die alles, was nicht geht oder fliegt oder davongleitet, für ihre nächste Mahlzeit halten. Sie hören nicht auf mich, sie tun einfach, was ihre Gene von ihnen verlangen, und du wirst sterben, und was werde ich dann ohne dich machen?‹

Heißt das, er will handeln, bevor wir Vaters Lager erreichen?

›Endlich hörst du mir zu.‹

Und was für einen Plan hat er?

›Ich weiß es nicht. Er denkt nie deutlich daran. Ich suche, so gut ich kann, aber es ist schwer. Weißt du, ich kann nicht einfach das Gedächtnis eines Menschen durchstöbern. Er fürchtet sein mörderisches Herz selbst so sehr, daß er nicht offen an seinen Plan denkt.‹

Vielleicht, wenn er nicht vom Bumsen abgelenkt wird.

›Abgelenkt? Er macht sogar das wegen dir. Er glaubt, daß du noch immer Eiadh haben willst, und hofft, daß du die Bewegungen im Zelt bemerken wirst. Und die Geräusche, die sie macht.‹

Das bewirkt nur, daß ich mich nach dem Ende meiner Wache sehne, damit ich zu Luet zurückkehren kann.

›Elemak kann sich nicht vorstellen, daß ein Mann die Frau, die er selbst begehrt, nicht auch begehrte Ich schon. Ich habe mir eingebildet, Eiadh sei genau das, was ich wollte und brauchte. Aber damals habe ich nichts begriffen. Luet glaubt, sie ist bereits schwanger. Luet und ich können über alles sprechen. Wir sind erst seit ein paar Tagen verheiratet, und doch kennt sie mein Herz bereits besser, als selbst du es kennst, und ich kann ihre Gedanken fast aussprechen, bevor sie sie denkt. Bildet Elemak sich ein, ich könne eine Frau begehren, wenn Luet meine Ehefrau ist?

›Er weiß, daß Eiadh sich von dir angezogen fühlt. Er erinnert sich daran, daß du einmal von ihr angezogen wurdest. Er weiß auch, daß ich dich zur Führung ausersehen habe. Er ist verrückt vor Eifersucht. Er hungert nach deinem Tod. Es verzehrt ihn so sehr, daß er sogar eine Art Mord begeht, wenn er mit ihr schläft.‹

Begreifst du nicht, daß dies das Schrecklichste überhaupt ist? Wenn ich etwas gern möchte, dann, daß Elemak mich liebt und respektiert. Was habe ich getan, daß er sich so von mir abwendet?

›Du hast dich geweigert, ihm deinen Willen zu überlassen‹

Liebe und Respekt haben nichts damit zu tun, andere Leute zu beherrschen.

›Bei Elemak ist es anders. Wenn er dich nicht beherrschen kann, existierst du entweder nicht, oder du bist sein Feind. Viele Jahre lang hast du nicht existiert. Dann hat er dich bemerkt, und du warst nicht so leicht zu manipulieren oder einzuschüchtern wie Mebbekew, und so wurdest du zu einem Rivalen.‹

Ist das wirklich so einfach?

›Ich habe die schwierigen Stellen beschönigt.«

Sein Zelt wackelt nicht mehr hin und her. Heißt das, er wird bald herauskommen?

›Er zieht sich an. Er denkt an dich. Und Eiadh auch.‹

Wenigstens will sie mich nicht umbringen.

›Sollte sie jemals bekommen, was sie sich wünscht, liefe es auf dasselbe hinaus. Du würdest sterben.‹

Erzähle Luet nicht, daß Elemak mich töten will.

›Ich werde Luet alles erzählen, genau, wie ich es dir erzähle. Ich belüge die Menschen nicht, die meiner Sache dienen.‹

Du belügst uns, wann immer du es für nötig hältst. Und ich will auch nicht, daß du sie belügst — ich will nur nicht, daß sie sich Sorgen macht.

›Ich will, daß sie sich Sorgen macht, da du dich weigerst, dir welche zu machen. Manchmal glaube ich, du möchtest gern sterben.‹

In dieser Hinsicht kann ich dich beruhigen. Ich lebe gern und möchte auch weiterleben.

›Ich glaube, manchmal freust du dich auf den Tod. Du glaubst, ihn verdient zu haben, weil du Gaballufix getötet hast.‹

Da kommt er.

›Achte darauf, wie er darauf bedacht ist, daß du seine Hände riechst.‹

Nafai war es nicht besonders angenehm, daß die Überseele ihn darauf aufmerksam machte — ansonsten hätte er es vielleicht nicht bemerkt. Doch um die Wahrheit zu sagen, war dies unwahrscheinlich, denn Elemak legte umständlich beide Hände auf seine Schultern und ließ sogar die Finger über Nafais Wangen gleiten, als er sagte: »Also bist du doch wach geblieben. Vielleicht bringst du es in der Wüste ja doch noch zu etwas.«

»Du hast mich ja gar nicht so lange Wache halten lassen«, er widerte Nafai.

Der Frauengeruch war sehr deutlich. Es war irgendwie widerwärtig, daß Elemak die Intimität mit seiner eigenen Frau auf diese Art und Weise für seine Manipulationen benutzte. Es war, als würde sie ihm nichts mehr bedeuten. Ein Werkzeug. Keine Ehefrau, sondern nur ein Ding, das er benutzte.

Aber wenn die Überseele recht hatte, erfuhr Elemak Liebe genau auf diese Art und Weise — als Besitz.

»Hast du etwas gesehen?« fragte Elemak.

»Dunkelheit«, sagte Nafai. Er erzählte Elemak nichts von den Banditen, die nur ein paar hundert Meter entfernt waren. Erstens würde es ihn nur wütend machen, daß Nafai von der Überseele Informationen bekam. Und zweitens würde es ihn erniedrigen, daß er das Lager an einer Stelle hatte aufschlagen lassen, in deren Nähe Banditen sich erfolgreich verbergen konnten. Er würde wahrscheinlich darauf bestehen, nach ihnen zu suchen, was zu einem Kampf und Blutvergießen führen würde. Oder er würde alle aufwecken und weiterziehen lassen, was sinnlos war, da die Überseele keine Schwierigkeiten hatte, diese rückgratlose Gruppe von Halsabschneidern unter Kontrolle zu halten.

»Wenn du einmal aufgeschaut hättest, hättest du festgestellt, daß es auch Sterne gibt«, sagte Elemak.

Elemak wollte ihn natürlich ködern, und Nafai wußte, er hätte ihn einfach ignorieren sollen, aber er war sowieso schon wütend, nachdem er herausgefunden hatte, daß Elemak seinen Tod plante und trotzdem noch so tat, als wäre er sein Bruder. Also konnte Nafai sich nicht im Zaum halten. Er riß eine Hand hoch. »Und dieser da ist Sol, die Sonne. Kaum sichtbar, aber wenn man weiß, wo man suchen muß, findet man sie immer. Dorthin reisen wir.«