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»Ich habe die Barriere zerstört?«

›Nein, das war ich. Als du sie vollständig überwunden hattest, informierten die Perimeter-Systeme mich, daß ein Mensch eingedrungen war. Augenblicklich wurden mir eigene Bestandteile bewußt, die man mir vierzig Millionen Jahren lang verborgen hatte. Ich konnte alle Barrieren sehen, kannte sofort ihre Geschichte, verstand ihren Zweck und wußte, wie ich sie kontrollieren kann. Wärest du ein außergewöhnlich halsstarriger Eindringling gewesen, der nicht hierher gehörte, hätte ich den Perimeter-Systemen befohlen, dich sterben zu lassen, und sie wären daraufhin sofort wieder vor mir verborgen worden. Dies ist in all diesen Jahren zweimal geschehen. Doch du warst derjenige, den ich hierher führen wollte, und daher hatte der Zweck der Barriere sich überlebt. Ich ordnete ihren Zusammenbruch an, um dir und damit auch dem Rest dieses Ortes Sauerstoff zu geben.‹

»Ich weiß diese Entscheidung zu schätzen«, sagte Nafai.

›Das bedeutet, daß der Verfall zu diesem Ort zurückgekehrt ist. Nicht, daß er völlig ausgeschlossen worden wäre. Die Barriere hielt die schädlichste Strahlung ab, aber nicht vollständig. Es hat Schäden gegeben. Hier befindet sich nichts, das vierzig Millionen Jahre überdauern sollte. Doch nun, da ich wieder Zugang zu mir selbst habe, statt in die Blockaden des Perimeter-Systems zu laufen, bekomme ich vielleicht heraus, warum ich in einer Programmschleife gefangen war.

Oder Issib und Zdorab finden es heraus — sie arbeiten mit dem Index, und in dem Augenblick, da du die Perimeter-Systeme überwunden hattest, brachen die Blockaden auch für sie zusammen. Ich habe ihnen alles gezeigt, was du getan hast, und in diesem Moment durchsuchen sie schon die neuen Speicher, die ihnen geöffnet wurden.‹

»Dann habe ich es geschafft«, sagte Nafai. »Ich habe es geschafft! Ich habe mein Ziel erreicht.«

›Mach dich nicht lächerlich. Du bist durch die Barriere gekommen. Das ist erst der Anfang. Viel Arbeit wartet noch auf dich. Komm zu mir, Nafai.‹

»Zu dir?«

›Dorthin, wo ich bin. Ich habe mich endlich gefunden, obwohl ich bis jetzt nicht einmal den Gedanken fassen konnte, nach mir zu suchen. Komm zu mir — ich bin hinter diesen Hügeln.‹

Nafai suchte nach seiner Kleidung und stellte fest, daß sie verstreut worden war — ein Wind, der ihn durch die Luft schleudern konnte, konnte auch die Kleider unter den Steinen hervorzerren. Er brauchte natürlich unbedingt die Schuhe, um über den steinigen Boden gehen zu können. Aber er wollte auch die anderen Kleidungsstücke einsammeln — irgendwann würde er ja nach Hause zurückkehren.

›Dort wartet Kleidung auf dich. Komm zu mir.‹

»Ich komme ja schon«, sagte Nafai. »Aber ich ziehe meine Schuhe an, ob du nun der Ansicht bist, daß ich sie brauche, oder nicht.« Und er schlüpfte auch in seine Kniehosen und zog sich beim Gehen den Umhang über den Kopf. Und der Bogen — er suchte nach seinem Bogen und gab nicht auf, bis er ein Stück davon fand und begriff, daß er vom Wind zerbrochen worden war. Er konnte von Glück sprechen, daß es seinen Knochen nicht genauso ergangen war.

Schließlich ging er in die Richtung, die die Überseele ihm in seinem Kopf zeigte. Der Marsch dauerte vielleicht eine halbe Stunde — er kam nur langsam voran, so wund und geschunden war sein Körper. Schließlich überquerte er jedoch den letzten Hügel und sah in eine völlig kugelförmige Vertiefung in der Erde hinab, die einen Durchmesser von vielleicht zwei Kilometern hatte. In ihrer Mitte erhoben sich sechs gewaltige Türme aus dem Boden.

Er begriff fast augenblicklich: die Sternenschiffe.

Er wußte, daß diese Information von der Überseele kam, die ihm gleichzeitig noch zahlreiche Fakten lieferte. Er sah in Wirklichkeit nur die Schutzkuppeln über den Spitzen der Schiffe, denn nur ein Viertel eines jeden Schiffes erhob sich über den Boden. Der Rest befand sich unter der Erde, wo er besser geschützt und darüber hinaus mit den Systemen Vusadkas verbunden war. Er wußte, ohne darüber nachdenken zu müssen, daß der Rest Vusadkas ebenfalls unterirdisch angelegt war, eine riesige Stadt der Elektronik, die fast ausschließlich dem Zweck diente, die Überseele selbst zu warten. Von der Überseele waren nur die kugelförmigen Geräte zu sehen, die in den Himmel ragten und mit den Satelliten kommunizierten, die über Harmonie ihre Augen und Ohren, ihre Hände und Finger bildeten.

›A11 diese Jahre wußte ich nicht, wie ich mich selbst sehen kann; hatte ich vergessen, wo ich war und wie ich aussah. Ich erinnerte mich nur an soviel, daß ich gewisse Aufgaben in Gang setzen und euch hierher in die Nähe von Dostatok führen konnte. Als ich dann in die Programmschleife geriet, konnte ich mir nicht helfen, weil ich nicht wußte, wo ich nach der Ursache suchen sollte. Nun haben Zdorab, Issib und ich diesen Ort gesehen. Meine Speicher haben Schäden genommen — vierzig Millionen Jahre des Atomzerfalls und der kosmischen Strahlung haben mich vernarbt. Die Redundanz meiner Systeme hat das meiste davon ausgeglichen, doch nicht die Schäden innerhalb der primitiven Systeme, die ich nicht einmal untersuchen konnte, weil sie mir verborgen blieben. Ich habe die Fähigkeit verloren, meine Roboter zu kontrollieren. Sie waren nicht dafür geschaffen, so lange zu überdauern, nicht einmal an einem Ort ohne Sauerstoff. Meine Roboter meldeten mir, sie hätten alle Sicherheitsüberprüfungen der Systeme innerhalb der Barriere durch gerührt, doch als ich versuchte, den Perimeter zu öffnen, weigerte das System sich, weil die Sicherheitsüberprüfungen nicht abgeschlossen waren. Also initiierte ich die Überprüfungen erneut, und die Roboter meldeten erneut, alles sei erledigt, und so weiter, und so fort. Und ich fand die Programmschleife nicht, weil sich all dies auf einer Ebene abspielte, die für mich ein bloßer Reflex ist — wie dein Herzschlag für dich. Nein, nicht einmal so offensichtlich. Eher wie die Produktion von Hormonen durch die Drüsen in deinem Körper.‹

»Was wäre geschehen, wenn du aus der Schleife hättest ausbrechen können?« fragte Nafai.

›Hätte ich mich selbst gefunden, hätte ich das Problem erkannt und euch sofort hierher geführte »Du meinst, du hättest die Barriere ausschalten können?«

›Das wäre nicht nötig gewesen. Das stand von Anfang an in eurer Macht. Dafür war der Index bestimmte »Der Index!«

›Hättest du den Index mitgebracht, wärst du nirgendwo auf Widerstand gestoßen. Kein geistiger Widerwille. Und wenn du den Index an die körperliche Barriere gehalten hättest, hätte sie sich langsam aufgelöst — ohne die Winde, die wirklich nicht hilfreich waren, da sie Staub in die Luft aufgewirbelt haben.‹

»Aber du hast uns nie gesagt, daß der Index dazu imstande ist.«

›Ich habe es selbst nicht gewußt. Ich konnte es nicht wissen. Ich wußte nur, daß derjenige, der zu den Sternenschiffen kommt, den Index braucht. Wären die Sicherheitsüberprüfungen dann abgeschlossen gewesen, hätte das Perimeter-System mir alles zugänglich gemacht, und ich hätte gewußt, was ihr tun müßt, und es euch gesagt.‹

»Also war es keine dumme Verschwendung einer erstklassigen Panik, daß ich fast erstickt wäre und dann von dem Sturm grün und blau geschlagen worden bin?«

›Ich konnte nur aus meiner Programmschleife ausbrechen, indem du dich durch die Barriere gekämpft hast. Ich habe die Speicher des Perimeter-Systems gelesen und bin erfreut darüber, wie du die Paviane benutzt hast, um hindurch zu kommen.‹

»Hast du mir das nicht in meinem Traum gezeigt? Daß ich einem Pavian durch die Barriere folgen mußte?«

›Traum? Ah ja, jetzt erinnere ich mich, du hast geträumt. Nein, dieser Traum kam nicht von mir.‹

»Dann kam er also vom Hüter?«

›Warum mußt du immer nach einer äußeren Quelle suchen? Bist du nicht der Ansicht, daß dein Unterbewußtsein dir ab und zu auch einen wahren Traum bescheren kann? Willst du dir nicht eingestehen, daß vielleicht dein eigener Verstand dieses Problem gelöst hat?‹