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Der Soldat am Steuer des Wagens kam endlich auf den richtigen Gedanken und legte den Rückwärtsgang ein, um Hartmann entgegenzufahren. Während Charity, Skudder und Kyle die Leiter unter Dauerfeuer hielten, näherte sich Hartmann taumelnd dem Wagen, lud seine reglose Last quer über Skudders, Nets und Helens Schoß ab und sprang keuchend wieder auf seinen Sitz. »Los!« befahl er.

Während sich der Wagen mit einem Ruck wieder in Bewegung setzte, steckte Kyle seine Waffe ein und beugte sich über den Verletzten. Skudder und Charity feuerten weiter.

»Lebt er?« fragte Charity abgehackt.

Kyle nickte. Seine Fingerspitzen glitten behutsam über das blutverschmierte Gesicht des Mannes, tasteten an seinem Hals und seinem Rücken entlang. »Ja«, antwortete er. »Aber er ist sehr schwer verletzt. Ich bin nicht sicher, daß er es durchsteht.«

Charity sah eine Bewegung am oberen Ende der Leiter, hob ihren Strahler ein wenig und drückte ab. Ein schrilles Pfeifen und das dumpfe Geräusch eines schweren Körpers, der auf dem stählernen Boden aufschlug, verrieten ihr, daß sie getroffen hatte. Aber sie waren jetzt schon zu weit von der Treppe entfernt, als daß sie noch sicher zielen konnte. Trotzdem gaben Skudder und sie noch ein Dutzend weiterer Schüsse ab, ehe sie ihre Waffe wieder senkte und sich vollends in den Sitz zurückfallen ließ.

Der Techniker atmete schwer. Er war bei Bewußtsein und mußte große Schmerzen haben. Seine Hand hatte sich in Nets Oberschenkel gekrampft, und die junge Wasteländerin verzog schmerzhaft die Lippen, machte aber keine Anstalten, seine Finger beiseite zu schieben. Schließlich fanden Kyles Finger den Nervenknoten in seinem Nacken, nach dem sie gesucht hatten. Er drückte kurz und kräftig zu, und ein Zittern ging durch den Körper des Verletzten. Dann schloß er die Augen und atmete plötzlich ruhiger.

»So hat er wenigstens keine Schmerzen mehr«, sagte Kyle. »Aber ich bin nicht sicher, daß er wieder aufwacht.« Er wandte sich an Hartmann. »Gibt es dort, wohin wir fahren, einen Arzt?«

Hartmann zögerte, dann nickte er. »Ja. Wenn wir ihn lebend hinbringen, dann kommt er auch durch.«

Kyle sah den Leutnant einen Moment lang nachdenklich an. Hartmanns Gesicht und Hände waren mit Schrammen und Kratzern und Blut übersät, und über seiner linken Schulter färbte sich die Jacke allmählich dunkelrot. Auch er war verletzt. Kyle wollte die Hand nach ihm ausstrecken, aber Hartmann schob seinen Arm grob beiseite und schüttelte den Kopf.

»Lassen Sie das!« sagte er.

Kyle ließ sich gehorsam wieder zurücksinken. »Ich verstehe Sie nicht«, sagte er.

Hartmann warf ihm einen schrägen Blick zu. »So?«

»Sie scheinen Ihre Männer zu verachten«, sagte Kyle. »Sie lassen keine Gelegenheit verstreichen, sie zu beschimpfen und zu erniedrigen. Und trotzdem riskieren Sie, ohne zu zögern, Ihr Leben für sie.«

Hartmann schürzte zornig die Lippen. Der Blick, mit dem er Kyle maß, war voller Verachtung. »Wäre es Ihnen lieber, ich würde sie loben - und verrecken lassen?«

Kyle schüttelte ruhig den Kopf. »Das meine ich nicht«, sagte er. »Ich...«

»Es interessiert mich nicht im geringsten, was Sie meinen«, unterbrach ihn Hartmann grob. »Halten Sie lieber die Augen offen. Sie kommen uns garantiert nach. Und diese Karre hier ist leider kein Rennwagen.« Bei diesen Worten warf er dem Mann am Steuer einen Blick zu, als gäbe er ganz allein ihm die Schuld an der geringen Geschwindigkeit des Fahrzeuges.

»Wohin fahren wir?« fragte Charity.

»Zu einem Ort, an dem Sie sicher sein werden«, antwortete Hartmann.

Seine Antwort erfüllte Charity mit einem leisen Gefühl von Ärger; nach allem, was geschehen war.

»Was soll der Unsinn?« fragte sie scharf. »Möglicherweise macht es Ihnen ja Spaß, den Geheimnisvollen zu spielen, Hartmann. Aber in kurzer Zeit sehen wir es ja doch.«

Hartmann blickte sie auf sehr sonderbare Weise an. »Sind Sie sicher?« fragte er.

»Sollte ich nicht?«

»Ich weiß es nicht«, gestand Hartmann. »Es ist nicht meine Entscheidung.«

»Wessen dann?«

Diesmal bekam sie gar keine Antwort.

8

Der Gang war mit toten Kriegern übersät. Es war ihnen nicht schwergefallen, das Rebellenversteck ausfindig zu machen, obwohl der Finder keine telepathischen Impulse mehr ausgestrahlt hatte. Aber sie hatten jeden Fußbreit Boden, den sie sich ihm näherten, im wahrsten Sinne des Wortes mit Blut bezahlen müssen.

Stone hatte nur die letzten Minuten des Kampfes mitbekommen, aber das, was er auf dem Weg hier herab gesehen hatte, sprach Bände: Der Kadaver, den er oben in der Stadt entdeckt hatte, war der einer Ratte gewesen, einer Ratte von der Größe eines ausgewachsenen Schäferhundes. Es mußten Hunderte dieser Bestien gewesen sein, die über seine Krieger hergefallen waren.

Natürlich hatten sie am Ende verloren, denn auch die größte Tapferkeit und Wildheit nutzte wenig gegen Strahlenpistolen, aber Stone hatte fast ein Drittel seiner Krieger eingebüßt, ehe es ihnen gelungen war, die tobenden Bestien zurückzuschlagen.

Und dann hatten sie noch einmal fast eine halbe Stunde gebraucht, um das System von Fallen und computergesteuerten Maschinenpistolen und Laserwaffen zu überwinden, hinter dem sich die Rebellen verbarrikadiert hatten.

Aber jetzt lag der Eingang der Basis vor ihnen.

Was Stone durch die schmale Sichtscheibe seines gepanzerten Anzuges hindurch sah, überraschte ihn. Er hatte Hunderte solcher Rebellennester ausheben lassen und Dutzende selbst inspiziert. Meistens handelte es sich um primitive Verstecke; leere Kanalisationsschächte, Tiefgaragen, manchmal ein alter Bunker oder einfach nur ein Keller, und ganz selten irgendeine alte Militärstation, in der die selbsternannten Rebellen hausten, ohne wirklich zu wissen, was sie mit all dem angehäuften Machtpotential rings um sie herum anfangen sollten.

Diese Anlage hier war anders. Sie war sehr klein - im Grunde nur ein einziger Korridor, von dem eine Handvoll Türen abzweigten -, aber sie war erstaunlich gut ausgerüstet, und jedes einzelne Gerät schien noch intakt zu sein. Hätten die Techniker in den Gleitern, die an ihren Geräten saßen und das Gelände im Umkreis von mehreren Meilen durchleuchteten, nicht das Gegenteil behauptet, dann hätte Stone geschworen, daß es nur Teil einer viel größeren, gewaltigen unterirdischen Anlage war.

Abgesehen davon war der Keller vollkommen leer.

Stone hatte Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Sie waren relativ schnell hier gewesen, aber nicht schnell genug. Während sich seine Krieger ihren Weg durch eine Armee tollwütiger Ratten und das Sperrfeuer der Verteidigungscomputer gebahnt hatten, waren Captain Laird und die anderen durch die Hintertür entwischt. Und obwohl Stone innerlich vor Zorn kochte, verspürte er ein fast widersinniges Gefühl der Erleichterung. Er hatte Captain Lairds Tod niemals wirklich gewollt.

Eine Ameise trat auf ihn zu und riß ihn aus seinen Gedanken.

»Die Station ist verlassen, Herr«, sagte sie. »Aber einer der Suchtrupps meldet, in ein Feuergefecht mit Rebellen verwickelt worden zu sein.«

»Wo?«

»Zwei Meilen westlich von hier. In einem Teil des Kanalisationssystems.«