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»Gut«, sagte Stone. »Sie sollen sie lebend einfangen.«

Die Ameise zögerte.

»Was ist denn noch?« fragte Stone.

»Wir haben ... den Kontakt verloren«, antwortete die Ameise zögernd. »Die letzte Meldung lautete, daß sie in ein heftiges Feuergefecht verwickelt waren. Seither haben wir nichts mehr gehört.«

Stone war nicht einmal überrascht. Charity Laird ließ sich nicht so leicht gefangennehmen.

»Also gut«, sagte er. »Dann schicke jeden erreichbaren Krieger dorthin. Und die Gleiter sollen im Umkreis von zehn Meilen über der Stadt kreisen. Irgendwo müssen sie ja schließlich herauskommen.«

Er wollte sich herumdrehen und die Rebellenbasis auf dem gleichen Weg verlassen, auf dem er gekommen war, als er eine Tür am Ende des Korridors bemerkte. Es war die einzige, die die Krieger nicht geöffnet hatten.

»Was ist das?« fragte er mit einer entsprechenden Geste.

Die Ameise zögerte erneut. »Wir wissen es nicht, Herr«, antwortete sie. »Die Tür ist elektronisch versiegelt. Die Meßgeräte zeigen ... menschliches Leben dahinter an. Und eine starke elektrische Aktivität.«

»Brecht sie auf!« befahl Stone.

»Das wäre nicht ratsam, Herr«, antwortete die Ameise. »Wir wissen nicht, was sich dahinter befindet. Aber irgend etwas geht dort vor. Es wäre sicherer, wenn wir damit warten, bis Sie wieder an Bord Ihres Schiffes sind.«

»Wenn dort jemand ist, der weiß, wo sich Captain Laird aufhält, dann will ich als erster mit ihm reden!« antwortete Stone barsch. »Bevor ihr ihn umbringt. Brecht diese verdammte Tür auf.«

Die Ameise starrte Stone einen Moment aus ihren ausdruckslosen Facettenaugen an, dann wandte sie sich ruckartig um. Auf einen zischelnden Befehl hin brachten zwei andere Krieger eine tragbare Laserkanone auf einem Dreibein in Stellung, richteten sie auf das Schloß der gepanzerten Tür und drückten ab.

Das letzte, was Stone wahrnahm, war der grellweiße Laserblitz, dem ein zweiter, noch grellerer Lichtblitz folgte, der den Raum hinter der Tür, die Ameisenkrieger mit ihrer Laserkanone, Stones gepanzerten Anzug, in Stücke riß.

*

Hinterher begriff Charity, daß die gespenstische Fahrt kaum länger als eine knappe halbe Stunde gedauert haben konnte. Aber während sie andauerte, kam es ihr vor, als vergingen Ewigkeiten. Hartmann hatte seinen Scheinwerfer ausgeschaltet, so daß sie in absoluter Dunkelheit durch die Pipeline rollten, aber Charitys Sinne arbeiteten mit nie gekannter Präzision und Schärfe. Sie spürte buchstäblich jeden Meter rostigen Stahls, über den die Vollgummireifen des Wagens hinwegrumpelten, hörte buchstäblich jeden Atemzug des halben Dutzends Menschen rings um sie herum. Und die völlige Dunkelheit, durch die der Wagen rollte, zerrte mehr an ihren Nerven, als sie zugeben wollte.

Sie waren etwa zehn Minuten dahingerollt - der Wagen war beständig schneller geworden und bewegte sich jetzt mit schätzungsweise vierzig oder fünfzig Meilen in der Stunde dahin, als hinter ihnen ein dumpfer, sonderbar trockener Schlag erklang. Eine Sekunde später folgte ihm ein lang anhaltendes, näherkommendes Grollen, und dann begann die ganze Pipeline zu zittern und zu beben. Charity konnte das uralte Metall über ihnen knirschen hören.

»Was war das?« fragte sie erschrocken.

Hartmann antwortete nicht gleich, aber sie konnte hören, wie er sich in der Dunkelheit neben ihr bewegte. Schließlich knurrte er: »Eine kleine Überraschung, die wir für Ihre Freunde zurückgelassen haben.«

Plötzlich regte sich Kyle neben ihr. »Wo ist ihr zweiter Mann, Leutnant Hartmann?« fragte er.

Als Hartmann nicht antwortete, fragte Kyle noch einmal. »Es waren zwei Techniker in der Zentrale, Leutnant Hartmann.«

»Schön, daß Sie bis zwei zählen können«, sagte Hartmann.

»Wo ist er?« beharrte Kyle.

»Wir konnten nicht auf ihn warten«, antwortete Hartmann ausweichend.

Er gab sich nicht einmal die Mühe, überzeugend zu lügen, dachte Charity entsetzt. »Sie ... haben ihn zurückgelassen«, murmelte sie.

Ein kalter, fast lähmender Schrecken machte sich in ihr breit. »Er ist zurückgeblieben, um sich ... zusammen mit der Station in die Luft zu sprengen!«

»Es ist nicht die erste Basis, die sie finden«, antwortete Hartmann gepreßt. »Wir haben ein paarmal versucht, Zeitbomben oder Sprengsätze mit Fernzünder zu verwenden. Aber irgendwie haben sie sie immer entschärft.«

»Und deshalb ... opfern Sie einen Ihrer Männer?« fragte Skudder empört.

»Er hat eine Chance«, antwortete Hartmann. Und auch das war eine Lüge, wie sie alle spürten. »Es ist eine mechanische Zündvorrichtung. Er setzt sie in Gang, sobald die Ameisen die automatische Verteidigung zu überrennen beginnen. Mit ein bißchen Glück kommt er noch raus.«

»Und mit ein bißchen Pech nicht, wie?« fragte Net scharf.

»Die Basis darf nicht in die Hände der Moroni fallen«, antwortete Hartmann in einem Ton, der jetzt nur noch trotzig klang. »Und außerdem ist er freiwillig zurückgeblieben.«

»So?« fragte Charity mit bösem Spott. »Haben Sie ihn freiwillig gemeldet?«

»Nein!« schnappte Hartmann. »Wir haben gelost. Die Chance, daß es ihn trifft, war genauso groß wie die, daß irgendeiner von uns zurückbleiben mußte. Übrigens habe auch ich ein Los gezogen.«

Der Rest der Fahrt verlief in bedrücktem, fast feindseligem Schweigen. Schließlich hielt der Wagen an, und Hartmann schaltete seinen Scheinwerfer wieder ein. Der grelle, im ersten Moment schmerzhafte Lichtstrahl zeigte die Umrisse einer weitläufigen, unterirdischen Kammer aus Stahl, in der drei oder vier der Pipelinerohre zusammenflössen. Unter der Decke gab es eine Klappe, die wie das Turmluk eines Unterseebootes geformt und mit einem Drehrad verschlossen war. Hartmann deutete schweigend darauf, stieg als erster aus dem Wagen und öffnete das Luk. Als der schwere Deckel herunterschwang, klappte automatisch eine Leiter zu ihnen herab.

Sie kletterten eine geraume Weile in völliger Finsternis in die Höhe, denn Hartmann hatte seinen Scheinwerfer wieder gelöscht, kaum daß der letzte begonnen hatte, die Leiter emporzusteigen. Die Öffnung, durch die sie schließlich ins Freie stiegen, war offensichtlich nachträglich und gewaltsam geschaffen worden. Anders als Helens Leute in Paris gaben sich die Bewohner dieser Ruinenstadt offensichtlich nicht damit zufrieden, zu nehmen, was sie fanden, sondern bauten es nach ihren Bedürfnissen um.

Charity trat von der Leiter zurück, um Net Platz zu machen, die hinter ihr heraufgestiegen kam, und sah sich unschlüssig um. Was sie im ersten Moment für einen Keller gehalten hatte, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als das Parkdeck einer Tiefgarage. Ein Teil der Betondecke war eingebrochen, so daß graues Tageslicht hereinfiel, und zwischen den Trümmern und dem gesammelten Unrat von fünfeinhalb Jahrzehnten erhoben sich die rostigen Wracks von Wagen, die am Tag X hier abgestellt und niemals wieder abgeholt worden waren. Erneut fragte sie sich, was hier wohl geschehen sein mochte. Die Stadt war vollkommen verwüstet; so gründlich, als hätten die Angreifer Haus für Haus, Straßenzug für Straßenzug überrannt und niedergewalzt. Dabei hatte Charity mit eigenen Augen gesehen, wie sie die Bevölkerung einer ganzen Stadt ausgelöscht hatten, ohne daß auch nur eine Fensterscheibe beschädigt worden war.

Hartmann gab einem der beiden Soldaten ein Zeichen, ihm zu helfen, und gemeinsam versuchten sie, einen zentnerschweren Betonbrocken über den Eingang des Schachtes zu schieben. Einige Sekunden lang mühten sie sich vergeblich ab, dann trat Kyle wortlos zwischen sie, schob die beiden Männer sanft, aber sehr bestimmt zur Seite und wälzte das Trümmerstück ohne sichtliche Anstrengung auf das Loch im Betonboden. Hartmann riß erstaunt die Augen auf, aber im Blick Lehmanns schienen plötzlich kleine Flammen zu lodern. Charity nahm sich vor, den jungen Soldaten im Auge zu behalten. Die Antipathie, die er Kyle entgegenbrachte, war ihr schon zuvor aufgefallen. Anders als Felss hatte es ihm Freude bereitet, sie als Gefangene zu behandeln; sie und vor allem Kyle.