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»Ich weiß«, sagte Krämer leise. »Glauben Sie, ich wäre blind? Aber was soll ich tun? Ich habe ein Dutzend Hubschrauber und Panzer, und noch zwei oder drei andere Überraschungen, mit denen Ihr Freund Stone wahrscheinlich nicht rechnet. Aber das ist zu wenig, um einen ganzen Planeten zu befreien, meinen Sie nicht auch?«

»Es wäre auch zu wenig, wenn Sie hundertmal so viele Waffen hätten«, erwiderte Charity. »Sie haben uns schon einmal besiegt, und damals haben uns alle Armeen der Welt nichts genutzt.«

»Ich weiß«, sagte Krämer. »Ich war dabei.«

Charity sah ihn eine Sekunde lang überrascht an, dann fiel ihr wieder ein, was Hartmann erzählt hatte. Aber bevor sie eine entsprechende Frage stellen konnte, meldete sich das altmodische Telefon auf Krämers Schreibtisch. Der General nahm ab, lauschte einen Moment schweigend und hängte dann wortlos wieder ein.

»Ihr Freund ist wach geworden«, sagte er. »Ich glaube, er wünscht Sie zu sehen.«

Charity stand auf. »So wie ich Skudder kenne, ist er gerade dabei, Ihre halbe Basis kaputtzuschlagen«, vermutete sie.

In Krämers Augen erschien ein flüchtiges Lächeln. »Sagen wir, er versucht es«, sagte er. »Aber vielleicht ist es wirklich besser, wenn Sie hingehen und mit ihm reden.« Er machte eine Bewegung auf seinen Schreibtisch. »Ich habe hier noch einige Kleinigkeiten zu erledigen, wie Sie sich vielleicht denken können. Aber danach stehe ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung. Bis dahin wird sich Leutnant Hartmann um Sie kümmern.«

Charity verließ in Hartmanns Begleitung die kleine Baracke. Krämers Hauptquartier war eines der kleinsten Gebäude der unterirdischen Stadt. Bei den meisten anderen handelte es sich um große, fensterlose Hallen, zwischen denen sich niedrige, aus Beton gegossene Kuppeln verbargen, einige von ihnen so klein, daß sie eigentlich nur der Einstieg zu anderen, tiefer gelegenen Ebenen der Bunkerfestung sein konnten.

Skudder und Net waren in einem dreistöckigen Gebäude nur wenige hundert Schritte entfernt untergebracht. Charity hörte die Stimme des Hopis schon, als sie in den Gang traten, an dessen Ende sich sein Zimmer befand. Das Gebäude diente offensichtlich als Krankenhaus, das im Moment aber so gut wie keine Patienten zu haben schien; fast alle Türen standen offen und gewährten Charity Einblick in kleine, aber freundlich eingerichtete Zimmer mit zwei, manchmal drei Betten.

Vor der Tür, durch die Skudders wütende Stimme drang, standen zwei Soldaten Wache. Als sie Hartmann erkannten, traten sie respektvoll einen Schritt zur Seite, und der Leutnant öffnete die Tür.

Skudder war ans Bett gefesselt. Er starrte sie ärgerlich an, und dann schlug der Ausdruck in seinem Blick in puren Zorn um, als er Hartmann erkannte, der vorsichtig hinter Charity das Krankenzimmer betrat. »Hartmann!« schnappte er. »Was soll das? Ist das Ihre Art, Verbündete zu behandeln?«

»Nein.« Hartmann drehte sich ärgerlich zu den beiden Soldaten draußen im Gang um und winkte sie herein. »Wer hat Befehl gegeben, diesen Mann zu fesseln?« fragte er zornig.

»Niemand, Herr Leutnant«, antwortete einer der beiden stockend. »Wir dachten nur ... nun, er ... er sah gefährlich aus, und wir...«

»Sie sollen nicht denken«, sagte Hartmann bissig. »Tun Sie einfach, was man Ihnen befielt. Und jetzt binden Sie ihn los!«

Der Soldat beeilte sich, seinen Befehl auszuführen, wobei er sich aber alle Mühe gab, Skudder nicht zu nahe zu kommen.

»Es tut mir leid«, sagte Hartmann, nachdem der Soldat zurückgetreten war. »Ich entschuldige mich für diese Idioten. Sie sind unser Gast, nicht unser Gefangener.«

Skudder rieb sich mit finsterem Gesichtsausdruck die Handgelenke, starrte abwechselnd ihn, die beiden Soldaten und Charity an und stand schließlich auf. »Wenn das so ist«, sagte er, »dann bringen Sie mich zu Ihrem Kommandanten. Ich habe ein paar Worte mit ihm zu reden.«

»Generalmajor Krämer wird in wenigen Minuten hier sein«, sagte Hartmann. »Ich habe Captain Laird bereits alles erklärt. Glauben Sie mir, was passiert ist, tut mir sehr leid.«

»Ja«, knurrte Skudder. »Man sieht es Ihnen direkt an.«

Bevor Hartmann eine ärgerliche Entgegnung machen konnte, trat Charity zwischen die beiden Männer und fragte: »Wo ist eigentlich Net?«

»Nebenan«, knurrte Skudder und wies zur Tür. »Sie duscht.«

»Duscht?« wiederholte Charity. Überrascht sah sie Hartmann an. »Sie haben eine Dusche hier und warmes Wasser?«

»Ja«, antwortete Hartmann spöttisch. »Sogar richtige Seife.«

Charity lachte überrascht auf. »Ich habe seit Monaten keinen Wasserhahn mehr gesehen, der funktioniert.«

Hartmann lächelte. »Ich verstehe Ihre Überraschung gut.«

Charity zögerte einen Moment, dann fragte sie: »Glauben Sie, daß noch Zeit genug ist, um auch...«

»Selbstverständlich«, unterbrach sie Hartmann, der zu spüren schien, daß ihr die Frage unangenehm war. »Und ehe Sie fragen - das Wasser ist nicht rationiert. Die Basis liegt unter einem unterirdischen Fluß.«

Mit einem sanften Lächeln wandte Charity sich zur Tür.

*

Nach Monaten, in denen sie nur selten aus ihrem Anzug herausgekommen war, tat das warme Wasser unendlich gut. Charity genoß die wechselnden heißen und eisigen Schauer, die über ihre Haut liefen. Sie blieb sehr lange in der Duschkabine, selbst als das Stück Seife, das sie vorgefunden hatte, schon längst aufgebraucht war. Dann klopfte jemand vorsichtig gegen die Milchglasscheibe.

Sie drehte das Wasser ab, fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht und erkannte einen verzerrten Umriß auf der anderen Seite der Tür. »Ja?«

»Bist du fertig?«

»Nein«, antwortete Charity fröhlich. »Komm in einer Woche wieder.«

Skudder bewegte sich unruhig auf der anderen Seite der Milchglastür. »Dieser komische General«, sagte er, »wartet schon eine ganze Weile.«

»Dann kann er auch noch zehn Minuten länger warten«, erwiderte Charity. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit und streckte den Arm hinaus. »Irgendwo dort draußen muß ein Handtuch liegen. Bis du so nett und bringst es mir?«

Skudder hantierte eine Zeitlang lautstark im Zimmer herum, dann drückte er ihr ein flauschiges Tuch in die Hand und verschwand blitzschnell wieder von der Tür. Charity trocknete sich sorgsam und übertrieben lange die Haare ab, dann wickelte sie sich in das Tuch und trat aus der Kabine heraus.

Einen Moment lang blickte Skudder sie durchdringend an, dann drehte er sich mit einem verlegenen Ruck um.

»Sei nicht albern«, sagte Charity. »Sieh lieber nach, ob du irgend etwas Sauberes zum Anziehen für mich findest.« Sie stieß mit dem Fuß nach ihrem Anzug, der unordentlich zusammengeknüllt auf dem Boden lag. »Das Zeug stinkt, als hätte eine ganze Ziegenherde darin überwintert.«

Während Skudder rasch und ohne Erfolg die beiden Schränke in der Wand neben der Tür durchsuchte und dann den Raum verließ, begann sie, die Taschen ihrer Uniform zu leeren und den breiten Instrumentengürtel zu entfernen. Nach wenigen Augenblicken schon kehrte der Hopi zurück, eine saubere Uniform über dem linken Arm und ihre beiden Gewehre unter den rechten geklemmt.

»Glaubst du, daß wir die brauchen?« fragte Charity ihn mit einer Geste auf die Waffen, während sie die Kleidungsstücke an sich nahm.

Skudder zuckte mit den Achseln und lehnte die Gewehre an die Wand neben die Tür. »Ich weiß nicht«, murmelte er. »Ich fühle mich einfach sicherer so.«

»Du scheinst dich sowieso nicht besonders wohl zu fühlen, wie?«

»Ich war noch nie gern eingesperrt«, antwortete er mit einer wegwerfenden Handbewegung.

»Krämer hat mir versichert, daß wir alles tun und lassen können, was wir wollen.«