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Sie versuchte, dieses zusammengeballte Toben tief im Bauch sich auflösen zu lassen. Aber es wurde nicht still. Im Liegen und sich in diese Tiefe in sich denkend. Die Unruhe zerstob in den ganzen Körper. Bis in die Fingerspitzen, und sie hätte schreien können über das Klingeln in den Händen, und im Bauch die Ballung nicht weniger.

Cindy kam zurück. Sie hatte sich aufsetzen müssen und sah Cindy zu, wie sie zu den Ruhebetten um den pool ging. Cindy hatte noch eine Flasche Wasser in der Hand und lächelte ihr entgegen. Sie lächelte zurück. Wieder so weich vor Dankbarkeit. Cindy war eine wunderbar freundliche Person. Sie griff nach der Flasche. Hielt ihre Arme ausgestreckt Cindy entgegen. Cindy blieb stehen. Sah auf sie hinunter. Streng. Das Lächeln weg. Sie musste die Arme sinken lassen und sah zu, wie Cindy wartete, bis die Arme auf ihren Oberschenkeln lagen und nichts mehr erwarteten. Sie selber sah ihren Armen zu. Den Händen. Wie sie sich noch kurz zu einer Faust ballten und dann weich wurden. Aufglitten. Ihr Kopf sank nach vorne und baumelte über den Händen. Aus dem Bauch stieg ein Elend auf. Ein noch nie gekanntes Elend. Sie spürte sich sitzen mit dem hängenden Kopf und die Hände kraftlos im Schoß. Und wie sie nicht einmal schluchzen konnte und sich ihr etwas abringen wollte. Dass sie es nicht wert war. Dass sie nichts wert war. Dass sie nichts. Dass es. Dass es sie nicht. Nicht geben sollte und dass es. Dass es.

Sie spürte die Flasche in den Händen. Cindy war ganz tief über sie gebeugt. Sie flüsterte ihr etwas zu. Cindy sagte etwas. Sie konnte es nicht verstehen. Aber sie wusste, sie durfte diese Flasche nicht nehmen. Unter keinen Umständen. Sie schaute auf. Sie schaute durch ihre langen Haare durch zum pool. Gregory schwamm. Er zog sich mit seinen Armbewegungen durch das Wasser. Sie war mit Cindy allein. Sie wollte dieses Wasser trinken. Sie wollte von Cindy versorgt werden. Bemuttert. Sie wollte Cindy ihr zulächeln haben. Sie wollte Cindy über sie sprechen hören. Cindys Urteil hören. Cindy sollte sagen, dass sie. Dass sie, die Amy, eine wunderbare Person sei. Und dass es ein Gewinn war, Amy zu kennen. Amy als Kollegin. Cindy sollte zu Gregory gehen und ihn anschreien, dass er Amy gefälligst freundlich behandeln sollte. Und achtungsvoll. Aber sie durfte dieses Wasser nicht trinken. Sie durfte die Flasche nicht einmal berühren. Sie blieb so hängend sitzen. Sie bewegte sich nicht. Cindy rüttelte sie an den Schultern. Sie hätte sich gegen Cindy lehnen wollen. Cindy sie umarmen haben. Die Flasche lag zwischen ihren Beinen. Ihre Arme hingen von den Schultern. Wie ein Affe, dachte sie. Sie saß da wie ein Affe. Sie blieb so sitzen. Cindy redete auf sie ein. Sie solle doch trinken. Sie bräuchte das. Das wäre dringend notwendig. Sie sei doch vollkommen dehydriert. Das könne auch ein gefährlicher Zustand sein. Sie hörte mit. Sie hörte Cindy zu. Dann rief Cindy Gregory zu, er solle doch kommen. Sie blieb über sich gebeugt sitzen und schaute die Flasche Vöslauer Mineralwasser an. Es war» leicht «aufgedruckt auf die Flasche. Es stand da» Vöslauer Mineralwasser«, und darunter war» leicht «geschrieben. Sie starrte auf das» leicht «und bewegte sich nicht.

Gregory kam angetappt. Sie konnte das Chlor an ihm riechen. Was los sei, fragte er. Knapp. Sachlich. Wie er mit Cindy sprach. Cindy war ungeduldig. Cindy wippte mit dem Knie und stieß das Ruhebett an. Tapp. Tapp. Tapp. Amy trinke nichts. Ob er sich keine Sorgen mache. Gregory stand am Bettende. Cindy solle sich nicht aufführen. Gregory sprach Englisch. Cindy sprach Englisch. Alle konnten plötzlich Englisch. Oder hatten alle schon immer Englisch gesprochen. Die Verwunderung darüber ließ sie schwanken. Ob die Dosis groß genug gewesen war, fragte Gregory. Cindy stieß gegen das Bett. Die Dosis hätte für einen Elefanten gereicht. Die Dosis. Die Dosis. Also. Cindy solle die Situation monitoren. Er wolle jetzt ins Casino, sagte Gregory. Cindy sagte, dass sie nicht dafür da wäre und dass sie auch Pläne habe. Aber sie mache sich Sorgen. Ja, dann, sagte Gregory. Dann solle man die kleine Trinkerin da sich selbst überlassen.»Leave her to herself and to her own fate. «sagte er. Das wäre doch eine gute Idee, sagte Cindy und nahm die Flasche wieder an sich. Sie griff ihr unter den Kopf und die langen Haare und holte die Flasche von ihren Oberschenkeln.»No way we overdosed. «sagte Gregory.»You can go wrong with the weight. «Cindy war am Bett stehen geblieben. Dann folgte sie Gregory.

«Overdosed. «dachte sie.»Overdosed?«

Ob sie auch Hunger hätte. Gino zog die weiße Jeans hinauf. Er hatte keine Unterwäsche an und stopfte sich vorsichtig hinter den Zippverschluss. Sie schaute ihm zu. Warum er diese Hose heute schon anziehe, fragte sie ihn. Erwarte er eines seiner Mädels früher. Ein Extratreffen. Gino drehte sich vom Spiegel um.»Nein. «sagte er. Nein. Es wäre ein ganz normaler Freitagabend, und er gähnte. Er ließ sich zu ihr aufs Bett fallen. Was sie denn machen wolle.

«Freitag. «sagte sie. Das könne nicht stimmen.»Doch. «sagte er und dass sie nicht so unschuldig tun solle. Sie solle ihm noch erzählen, was sie getrieben habe. Gestern Abend. Da wäre sie ja nicht aufgetaucht. Was hätte es denn Spannendes gegeben. Da. In ihrem Betrieb. Gino sagte das Wort» Betrieb «so, wie sie» Mädels «sagte.

Sie lag auf Ginos Doppelbett. Ginos Zimmer unter dem Dach. Das Bett unter die Dachschräge geschoben. Sie rollte ans Ende und setzte sich auf. Sie musste sich wieder hinlegen. Es war doch Donnerstag. Es musste Donnerstag sein. Gino war ein airhead. Dem konnte das passieren. Der konnte einen Tag verlieren. Oder verwechseln. Am besten sie ging an die Rezeption und schaute dort nach. Da wussten sie es genau. Gino sollte nur seine engen weißen Hosen anziehen.

«Du musst allein essen, mein Darling. «Gino frisierte seine Haare zu einem Schöpfchen über der Stirn hoch. Er zog mit dem Stylingwachs die Haare in die Höhe.»Die Angestellten müssen wieder hinter die Kulissen. «rief er aus dem Badezimmer und kam an die Tür. Sie lag da und schaute die Wandverkleidung an. Ginos Zimmer war mit Holz ausgekleidet. Wie in einer Sauna.

Was denn los sei. Mit ihr. Gino stand am Bett und zog das Wachs durch seine Haare. Er zupfte die Haare zu kleinen Büscheln wie Strahlen zusammen. Sie schaute ihm zu. Im Liegen. Wenn sie das wüsste, sagte sie. Wenn sie das nur wüsste. Gino setzte sich auf das Bett. Er saß mit dem Rücken zu ihr und begann die Haare am Hinterkopf zu stylen.

«Ich möchte mich ja nicht einmischen.«, sagte er.»Und du kannst natürlich machen, was du willst. Eh klar. Aber bist du sicher, dass da nicht etwas Komisches läuft. Ich meine. Ich habe ja auch nicht. Hier. Du weißt ja. Ich meine. Ich. Aber das ist reell. Verstehst du. Das ist alles klar. Die Gritschi kommt, und da ist alles klar. Und ich mag die Gritschi. Und die Petra. Und die Gitti. Das ist schon so. Aber bei dir. Da geht es um etwas anderes. Ich weiß auch nicht. Mit dir. Da ist das anders. Du kannst nicht so aufpassen auf dich wie die. Die wissen, was sie wollen. Die wissen, was sie kriegen können. Und die sind nicht traurig darüber. Ja. Ich weiß schon. Wir sind alle traurig. Aber dazwischen. Da läuft das so. Mit dir. Du kannst das nicht. Ich weiß ja auch nicht. Aber ist dir nicht aufgefallen. Dieser komische Kerl. Der hat so eine Phantasie mit dir. Ich schwöre dir. Ich habe denen zugesehen. Die haben dich. Das ist wie in dieser Serie. Weißt du, welche. Na die. Du weißt schon. Die war immer so spät am Abend. Du weißt schon. ›Alias.‹ Du schaust nur noch besser aus. Die hatte doch auch diesen Vater, der sie überallhin geschickt hat, und dann ist sie vergewaltigt worden, gestorben, gefoltert. Was weiß ich was. Ich sage dir. Die zwei. Das schaut genauso aus. ›Alias.‹ Ja. So hat die geheißen. Die hat auch nie gewusst, was passiert ist und wie sie wohin gekommen ist. Wie die dich heute hereingebracht haben. Das war richtig komisch. Richtig seltsam. Ich meine, diese Frau geht dann mit dir einfach in dein Zimmer, und du schaust so. Du hast mich nicht gesehen, und ich bin auch nicht in die Lobby gegangen. Das war so. Na du weißt schon. Der Jungeibi wollte mich mit dem Alteibi in den Weinkeller schicken. Stand machen. Nein. Da verzupf ich mich. Und grad, wie ich in den Lift steigen will, da kommt ihr daher. Das war wie so ein Auftritt von einem Filmstar. Die haben dich so herein. Geschoben haben die dich. Und du hast nur auf den Boden geschaut. Und dann hat der Papi noch dafür gesorgt, dass das normal ausschaut, und hat mit dem Alteibi geredet, und die dürre Ziege hat dich abgeschleppt. Aber du hättest nichts zu sagen gehabt. Die hat dich die ganze Zeit am Arm dahergezogen.«