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Kurtchen röstete Zwiebeln. Er stand am Herd und rührte in einem riesigen silbernen Topf. Der Dampf stieg senkrecht in die Abzugshaube. Kurtchens Gesicht glühte von der Hitze, und die Aknepickel saßen dunkelrot und prall auf den Wangen und um den Mund. Sie musste ihn anschreien. Sie stand auf der anderen Seite des Herds und formte mit den Händen einen Trichter. Die Abzugshaube schepperte so laut. Kurtchen schaute erschreckt auf und wollte etwas Strenges sagen. Es war natürlich niemandem erlaubt, sich in der Küche herumzutreiben. Der Jungeibi hatte dauernd Angst vor Kontrollen. Das sagte er jedenfalls. In Wahrheit wollte er nicht, dass der Kurtchen von der Arbeit abgehalten würde. Der Kurtchen glaubte, dass das hier seine Chance sein würde und dass er damit berühmt werden konnte. Kurt Kannegießer im» Bayrischen Hirschen«, und dass er zu einer dieser Wettkochsendungen eingeladen würde. Kurtchen hatte die Eibensteiners nicht durchschaut. Der glaubte denen noch, und vielleicht glaubte der Alteibi das alles ja auch. Für die Eibensteiners war es perfekt. Ein guter Koch, der sich die Seele aus dem Leib kochte für Leute, die das nicht verstanden, und der deshalb noch besser kochen musste. Und die Hautprobleme. Kurtchens Kochakne würde ihn in diesem Kaff hier halten. Niemand wollte wissen, dass Kochen solche Folgen haben konnte. Und ein erfolgreicher Koch stand ja auch nicht in der Nacht da und röstete Zwiebeln für das Gulasch, das bis 2 Uhr in der Früh in der Bar bestellt werden konnte und das einer der Renner war. Kurtchen kam aus Linz und wurde als Wiener in der Speisekarte geführt. Unser Koch aus Wien, stand da. Deshalb war das Gulasch ein Wiener Fiakergulasch, und das machte es noch interessanter.

Kurtchen sah sie fragend an. Sie machte Handbewegungen, als äße sie. Kurtchen nickte und hielt ihr den riesigen Kochlöffel hin. Sie ging um die Herdzeile und nahm ihn. Sie schaute nur kurz in das glasig glänzende Gemisch und rührte. Es war anstrengend. Am Grund zu rühren und diese Zwiebelmasse in Bewegung zu halten. Sie musste beide Hände nehmen. Der Geruch. Sie würde diesen Geruch. Sie musste Haare waschen. Dazu musste sie in ihr Zimmer. Das shampoo. Sie konnte nur mit diesem shampoo ihre Haare waschen. Alle anderen machten ihr Kopfjucken. Trockneten die Kopfhaut aus. Sie saß dann bei den Gruppensitzungen und hatte nur dieses Jucken im Sinn und wie sie sich kratzen konnte. Die Gruppensitzung fiel ihr ein. Was war nun mit Grotowski. Hatten sie den herausgeholt. Das war doch der Name gewesen. Wieder diese Unsicherheit. War das eine Erinnerung oder eine Erfindung von ihr. Hatte sie sich das nur vorgestellt, und in Wirklichkeit war sie gar nicht auf der Arbeit gewesen. Kurt tupfte sie an. Er hielt ihr ein Tablett hin. Käsebrote. Tomatensuppe. Kurt zuckte mit dem Achseln. Das wäre es. Oder wollte sie ein Gulasch. Das konnte er ihr natürlich machen. Sie verneinte. Sie küsste Kurtchen. Die Pickel spitz gegen ihre Wange im Streifen des Küsschens. Kurt nickte und nahm ihr den Kochlöffel aus der Hand. Er begann heftig zu rühren. Sie nahm das Tablett und ging durch die Gleittüren in den Speisesaal. Sie setzte sich an den hintersten Tisch.

Sie tauchte den Löffel in die Suppe und ließ dann alles abrinnen. Dann nahm sie den Löffel in den Mund. Der dünne Überzug mit Tomatensuppe war genug. Mehr wollte sie nicht im Mund haben. Sie saß da und löffelte. Bröselte die Rinde vom Brot und knabberte am Käsebrot. Von ihrem Tisch aus konnte sie in die Rezeption sehen. Heidi stand hinter der Rezeption und schrieb etwas auf einen Block. Der Jungeibi kam vorbei. Er trat hinter Heidi und umarmte sie von hinten. Sie konnte dann nur die Hände vom Jungeibi sehen, wie er von hinten in den Dirndlausschnitt von Heidi griff. Heidi schrieb weiter und sagte etwas. Der Jungeibi ging dann wieder davon. Zwei Paare kamen von der Poolhalle und gingen in die Bar. Sie hatten nasse Haare und schlenderten durch die Halle. Gino lief an ihnen vorbei in die Bar voraus. Ginos Haare waren auch nass an den Kopf geklatscht. Gino lachte. Alle verschwanden in der Bar. Heidi rief ihnen etwas nach. Nach langem legte sie den Block weg und versperrte die Laden. Sie ging hinter der Rezeption in Richtung Bar davon. Zwei Frauen wanderten in die Halle. Sie standen an der Rezeption. Dann setzten sie sich in die Fauteuils an der Seite. Dann standen sie wieder auf und wanderten wieder in Richtung Poolhalle. Ein Paar kam von der Bar und ging zum Lift nach hinten zu den guten Zimmern. Die Frau war wütend. Der Mann ging verdrossen hinter ihr. Gino lief durch die Halle der Rezeption zur Poolhalle.

Sie saß vor ihrem Essen. Sie holte sich eine große Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank in der Küche. Kurtchen rührte am Herd. Es roch nach Essig und geröstetem Fleisch. Sie setzte sich wieder zu ihrem Essen und schaute in die Halle. Gregory kam in die Halle und ging zum Lift nach hinten. Er hatte den schwarzen Mantel mit dem weißen Seidenschal an. Er ging schnell und sah sich nicht um. Sie träufelte Tomatensuppe auf den Käse. Im Speisesaal waren die großen Lüster ausgeschaltet. Es brannten nur die Wandleuchten. Es war ein rotes funzeliges Licht, und die Tomatensuppe sah graustichig aus. Sie schaute von ihrem Versuch auf, ein Muster auf das Käsebrot zu zeichnen. Gino küsste eine Frau. Es war Cindy. Sie standen ineinander verkeilt in der Mitte der Halle und küssten einander. Es sah technisch aus. Sie hielten immer wieder inne und grinsten einander an. Dann versenkten sie wieder ihre Zungen im Mund des anderen. Die Lifttür hinten ging auf. Gregory kam heraus. Er hatte es eilig und schritt weit aus. Dann sah er Cindy und Gino. Er schaute die beiden kurz an, dann ging er hinaus. Man konnte die große Eingangstür rauschen hören. Gino und Cindy hörten mit dem Küssen auf. Cindy sagte etwas, und sie gingen in Richtung Bar.